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Kinder …

»Wir könnten einfach weiterfahren, mit Vollgas durch sie durch«, schlägt Bob vor.

»Nein … Nein!«, widerspricht Lilly. »Bob, meinst du das im Ernst?«

»Dann könnten wir sie umfahren.«

»Ich weiß nicht.« Josh wirft die Zigarre aus dem Fenster. Sein Puls wird schneller. »Die Gräben zu beiden Seiten sind tief. Wir könnten umstürzen.«

»Was schlägst du dann vor?«

»Hast du noch Munition für das fette Gewehr hinten im Camper-Aufsatz?«

Bob atmet angespannt aus. »Hab noch eine Schachtel 25er-Korn, vielleicht eine Million Jahre alt. Wie sieht es bei dir aus?«

»Habe nur noch das, was im Zylinder steckt – glaube, das sind noch fünf Runden.«

Bob wirft einen Blick in den Rückspiegel. Lilly sieht seine rot umrandeten Augen, sieht die Panik in ihnen. Bob starrt Lilly an und fragt: »Vorschlag?«

»Okay, wir könnten die meisten von ihnen ausschalten, aber der Lärm wird nur noch mehr von ihnen auf uns aufmerksam machen. Wenn ihr mich fragt, sollten wir sie völlig meiden«, schlägt Lilly vor.

Genau in dem Augenblick erschreckt sie ein gedämpfter Schlag. Ihre Rippen bereiten ihr Höllenqualen, als sie sich umdreht. In dem winzigen Fenster zum Camper-Aufsatz an der Hinterwand kann sie Megans blasses, vor Furcht verzerrtes Gesicht sehen, wie sie die Worte Was zum Geier mit dem Mund formt.

»Ruhig! Es ist alles in Ordnung! Macht bloß keinen Stress!«, schreit Lilly in Richtung Fenster und wendet sich dann an Josh. »Was meinst du?«

Josh blickt aus dem Fenster in den langen, mit Rostflecken bedeckten Seitenspiegel. Im länglichen Spiegelbild sieht er die einsame Kreuzung circa dreihundert Meter hinter ihnen. Sie ist in der Dämmerung kaum noch zu erkennen. »Rückwärts«, sagt er.

Bob starrt ihn an. »Was?«

»Rückwärtsfahren … Schnell. Wir nehmen die Seitenstraße.«

Bob schaltet den Rückwärtsgang ein und steigt aufs Gas. Der Truck erwacht erneut zum Leben.

Der Motor heult auf, und die Trägheit der Masse wirft sie nach vorne.

Bob beißt sich auf die Unterlippe und kämpft mit dem Lenkrad. Ihm bleiben nur die beiden Seitenspiegel, im Rückspiegel sieht er lediglich den Camper-Aufsatz. Der Truck wird immer schneller, und Bob kommt ins Schleudern, als sie zur Kreuzung gelangen.

Er tritt mit aller Kraft auf die Bremse, so dass Josh gegen seine Rückenlehne prallt. Aber es ist zu spät, denn Bob kommt mit dem Heck von der Fahrbahn ab und versucht jetzt mit Vollgas, den Wagen von dem wild wachsenden Gestrüpp zu befreien. Die durchdrehenden Reifen werfen Staub und Laub in die Luft. Niemand hört das untote Schlurfen hinter den Sträuchern.

Auch bemerken sie das leise Kratzen toter Finger nicht, die aus dem Blattwerk kommen und sich an die hintere Stoßstange krallen. Zumindest nicht, bis es zu spät ist.

Hinten im Camper-Aufsatz stürzen Megan und Scott durch das wilde Hin- und Herruckeln zu Boden, kichern aber trotzdem hemmungslos. Keiner der beiden kriegt etwas von den Zombies mit, die sich hinten an den Truck klammern. Als die Hinterräder endlich Halt finden und der Wagen nach vorne schnellt, reißt Bob am Lenkrad, um in die Seitenstraße einzubiegen. Megan und Scott rappeln sich vom Boden auf und setzen sich wieder auf ihre behelfsmäßigen Sitze aus Obstkisten. Selbstvergessen kichern sie noch immer vor sich hin, haben keine Ahnung von der Gefahr, die auf sie lauert.

Die Luft im Camper-Aufsatz ist ganz blau vom Rauch. Scott hat zehn Minuten zuvor ein schönes Pfeifchen angezündet. Er hat gut auf seinen Vorrat aufgepasst, stets in der Angst vor dem Tag gelebt, an dem er auf einmal ohne etwas zum Rauchen dastehen könnte und er selbst auf dem sandigen Lehmboden anbauen müsste.

»Du hast gefurzt, als du umgefallen bist«, bringt Scott lachend hervor. Seine Augen sind von dem gewaltigen High bereits weggetreten, das sich in seinem Kopf ausbreitet.

»Ich? Nie und nimmer!«, protestiert Megan, erleidet einen neuen Lachanfall, während sie versucht, sich auf den Obstkisten aufrecht zu halten. »Das war mein verdammter Schuh auf dem Boden. Der hat das Geräusch gemacht.«

»Bullshit, Dude. Du hast so was von gefurzt!«

»Hab ich nicht.«

»Doch, hast du – der hat sich ja beinahe durch die Hose gebrannt. Auch wenn es nur ein Mädchen-Furz war.«

Megan kann kaum noch an sich halten. »Was zum Teufel soll denn ein Mädchen-Furz sein?«

Scott lacht schallend auf. »Das ist … Das ist wie ein kleines Pfeifen. Wie ein Zug. Der kleine Furz, der …«

Die beiden Kiffer klappen zusammen, wiehern vor Lachen, schlagen sich vor Begeisterung auf die Oberschenkel und ringen nach Luft, als eine fahle Visage mit milchig beschlagenen Augen wie ein kleiner Mond am Fenster des Camper-Aufsatzes erscheint. Ein Kerl mittleren Alters. Er hat kaum noch Haare, so dass man die großen blauen Venen zwischen den Strähnen schimmliger grauer Zotteln auf seinem Schädel sehen kann.

Weder Megan noch Scott bemerken ihn, sehen nicht, wie der eisige Wind durch die Überreste seiner bemoosten Haare fährt oder seine schmierigen Lippen beiseitebläst, um schwarze Zähne zu entblößen. Keiner der beiden kriegt mit, wie fummelnde, gefühllose Finger versuchen, die Tür zu öffnen.

»Oh shit!«, prustet Scott zwischen Lachanfällen heraus, die noch immer seinen Körper schütteln, als er den Zombie sieht. »OH SHIT!«

Megan krümmt sich erneut vor Lachen, als Scott mit dem Gesicht zuerst zu Boden fällt, ehe er wie wild durch den schmalen Camper-Aufsatz zu den Gartenwerkzeugen an der hinteren Wand krabbelt. Er lacht nicht mehr. Der Zombie hat sich bereits halb in den Camper gekämpft. Er fletscht die Zähne, knurrt wie eine Kreissäge, und sein Gestank nach Verwesung füllt den winzigen Raum. Endlich bemerkt auch Megan den Eindringling, und ihr Gelächter wandelt sich zu panischem Husten und Schnaufen.

Scott schnappt sich die Heugabel, als der Truck plötzlich zu schlittern beginnt. Der Zombie ist jetzt im Camper, verliert das Gleichgewicht und prallt gegen eine Seitenwand. Ein Stapel Kisten fliegt durch den Truck, als Scott die Heugabel nimmt und sich in Stellung wirft.

Megan wuselt rückwärts, rutscht auf dem Po in eine Ecke. Das Entsetzen in ihren Augen passt überhaupt nicht zu ihrem schrillen Kichern, das zwischen ihrem Schluckauf noch immer laut durch den Camper-Aufsatz hallt. Wie ein Motor, der im Leerlauf vor sich hin rattert, lacht sie weiter und weiter, kann nicht aufhören, während Scott sich auf seine wackeligen Beine stellt und sich mit der Heugabel in der Hand mit aller Wucht in die ungefähre Richtung der wandelnden Leiche vor ihm wirft.

Die rostigen Zacken treffen den Kopf des Zombies, der sich gerade umdreht. Eine von ihnen fährt mitten in die linke Augenhöhle, die anderen in den Kiefer und die Halsschlagader. Schwarzes Blut sprudelt durch den Truck. Scott stößt einen Kriegsschrei aus und reißt die Gabel wieder heraus. Der Zombie beginnt in Richtung der offenen Tür zu stolpern, die jetzt im Wind auf- und zuklappt. Er holt erneut aus, und aus einem unerklärlichen Grund wird sein zweiter Stoß von einem krampfhaften, verrückten Lachanfall Megans begleitet.

Die Zacken vergraben sich in dem verfaulenden Schädel.

Das ist alles so verdammt lustig, denkt Megan. Der lustige Tote beginnt zu zucken, als ob man ihn am Strom angeschlossen hätte. Mit der Heugabel im Kopf hebt und senkt er die Arme völlig unkontrolliert. Wie ein blöder Zirkusclown mit weißer Schminke und albernen schwarzen Zähnen taumelt der Zombie rückwärts, ehe der Wind ihn aus der offenen Tür zieht.