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Bobs Hände zittern jetzt so schlimm, dass er die Patrone kaum noch vernünftig laden kann.

Niemand bemerkt die aufblitzenden Rücklichter auf der anderen Seite des Parkplatzes hinter den Autowracks. Niemand hört das Nageln des Motors oder das Quietschen der Reifen, als Josh aufs Gas tritt.

Der brennende Zombie hält auf Megan zu. Als sie sich umdreht und weglaufen will, rutscht sie auf dem losen Schotter aus und fällt hin. Scott schreit auf, und Lilly versucht, ihr wieder auf die Beine zu helfen, während Bob noch immer mit seiner Schrotflinte herumfuchtelt.

Der Untote steht nur noch wenige Zentimeter vor ihnen, als der Truck kommt.

Josh rammt rücklings direkt in den Zombie mit einer solchen Wucht, dass die hervorstehende Anhängerkupplung sich in ihn bohrt und den verkohlten Leichnam funkenstiebend durch die Luft wirbelt. Das Ding bricht in der Mitte auseinander. Der Oberkörper fliegt in die eine Richtung, während Beine und Becken in eine andere schwirren.

Eins der schwarzen, noch immer brutzelnden Organe trifft Megan in den Rücken, dass sie panisch aufkreischt.

Der Pick-up kommt mit quietschenden Reifen neben ihnen zum Stehen. Sie steigen ein, zerren die hysterische Megan in den Camper-Aufsatz, und Josh verschwendet keine Sekunde, sondern gibt sofort wieder Gas.

Der Truck schießt vom Parkplatz aus die gewundende Auffahrt hinab.

Alles in allem sind höchstens fünf Minuten vergangen, seitdem sie die ersten Motorengeräusche vernommen haben. Aber innerhalb dieser kurzen Zeit hat sich das Schicksal aller fünf Überlebenden für immer geändert.

Sie beschließen, Richtung Norden zu fahren, durch den Wald zur Zeltstadt. Vorsichtig und ohne Licht geht es voran. Sie müssen die Augen weit aufreißen, um überhaupt etwas zu sehen. Im Camper-Aufsatz starren Scott und Megan durch das Fensterchen, während Bob und Lilly, die neben Josh sitzen, die Landschaft mit fiebriger Konzentration nach weiteren Untoten absuchen. Niemand sagt ein Wort. Sie alle fürchten das, was ihnen jetzt bevorsteht: die Überreste des Zeltlagers durchsuchen und Vorräte sammeln, die so überlebenswichtig für sie sind.

Mittlerweile ist die Morgendämmerung angebrochen – ein blasses Blau deutet sich hinter den Bäumen an –, und Steine und Flussbett werfen bereits Schatten. Die Luft ist eisig und duftet nach gerade erst erloschenem Feuer. Josh greift das Lenkrad mit beiden Händen und führt den Pick-up durch die kühlen Schatten, die über der Zeltstadt ragen.

»STOPP! JOSH! STOPP!!«

Josh steigt auf die Bremsen, und sie halten auf der Kuppe eines Hügels, der die südliche Seite des Zeltlagers überblickt.

»Oh mein Gott!«

»Verdammt!«

»Lass uns umdrehen«, meint Lilly und kaut auf den Fingernägeln. Sie starrt durch das Geäst, kann die Überreste ihrer zeitweiligen Heimat in der Ferne ausmachen. Der Geruch verbrannten Fleischs hängt in der Luft, aber auch noch etwas anderes, Schlimmeres, etwas Tödliches, Verdorbenes, wie eine Masseninfektion. »Hier können wir nichts mehr tun.«

»Einen Augenblick.«

»Josh …«

»Was in Teufels Namen ist da unten passiert?«, murmelt Bob mehr zu sich als zu den anderen. Auch er kann die Augen nicht von dem Schauspiel nehmen, das sich ihm durch die Baumlücke in fünfzig Metern Entfernung bietet. Die frühmorgendliche Sonne scheint durch die aufsteigenden Rauchschwaden und lässt die Verwüstung nicht ganz echt aussehen, eher wie in einem Stummfilm. »Sieht beinahe so aus, als wäre Godzilla zu Besuch gewesen.«

»Glaubst du, dass da jemand durchgedreht ist?«, will Lilly wissen, starrt aber immer noch auf das Gemetzel.

»Glaube nicht«, antwortet Josh.

»Sollen das etwa die Zombies angerichtet haben?«

»Ich bin mir nicht sicher, aber vielleicht war es ja ein riesiger Schwarm. Und Feuer hat es sicherlich schon gegeben, es hat sich nur ausgebreitet.«

An den Rändern der Lichtung unter ihnen stehen etliche noch immer lodernde Autos. Die meisten der kleinen Zelte brennen noch und schicken ätzende schwarze Rauschschwaden gen Himmel. Vom Zirkuszelt in der Mitte des Zeltplatzes ist nicht mehr viel übrig geblieben, nur noch ein schwelendes Skelett aus Metallstangen und dicken Drähten. Selbst der stark verdichtete Lehmboden brennt an mehreren Stellen, als ob jemand mit einem gigantischen Löffel Brennpaste hingekleckert hat.

»Josh …«

Der große Mann dreht sich um und schaut Lilly an, aber sie hat sich abgewendet, um den Wald links und rechts vom Truck abzusuchen. Ihre Stimme senkt sich um eine Oktave, und sie klingt vor Entsetzen beinahe benommen. »Josh … äh … wir müssen hier weg.«

»Was ist los?«

»Um Himmels willen!« Jetzt sieht Bob es auch, und die Luft in der Fahrerkabine knistert vor Anspannung. »Captain, nichts wie weg!«

»Was ist …«

Und erst dann bemerkt Josh es auch: Unzählige schattige Gestalten kommen zwischen den Bäumen hervor – beinahe im Gleichschritt – wie ein riesiger Fischschwarm, der aus der Tiefe empor steigt. Einige von ihnen glimmen noch, und kleine Feuerherde flammen vereinzelt an ihren leblosen Körpern auf. Andere, angetrieben durch die unheimliche Fresslust, stolpern wie Roboter mit ausgestreckten Armen direkt auf sie zu. Hunderte milchig weiße Augen reflektieren das fahle Licht der Morgendämmerung, als sie den einsamen Truck anpeilen. Die Haare in Joshs Nacken stellen sich auf.

»JOSH! FAHR LOS!!«

Er reißt am Steuer und tritt auf das Gaspedal, so dass der große Motor aufheult. Der Truck macht eine Kehrtwende, mäht einen Haufen Zombies, aber auch eine unschuldige kleine Kiefer auf seinem Weg um. Der Lärm ist kaum fassbar, das nasse Schnappen toter Glieder, das Zerbersten jungen Holzes. Ihre Überreste vermischt mit schwarzem Blut fliegen quer über die Front des Trucks. Das Heck schwingt aus, schlittert zur Seite und reißt eine weitere Anzahl Untoter mit sich. Megan und Scott wirbeln durch den Camper-Aufsatz. Josh rast auf die Straße und fährt, so schnell es geht, in die Richtung, aus der sie gerade gekommen sind.

Sie schaffen es bis zur Hauptstraße am Fuß des Hügels, als sie merken, dass mindestens drei Zombies wie Kletten am Truck kleben.

»Scheiße!« Josh sieht einen im Seitenspiegel. Der Zombie krallt sich hinten an der Fahrerseite fest und hat die Füße auf dem Trittbrett. Teile seiner Kleiderfetzen haben sich in der metallenen Schiene verfangen, die den Camper-Aufsatz umgibt. »Jetzt bitte nicht die Nerven verlieren, aber wir haben ein paar blinde Passagiere an Bord.«

»Was?« Lilly dreht sich zum Beifahrerfenster. Plötzlich erscheint ein totes Gesicht, das wie ein Springteufel auf einmal aus dem Nichts erscheint. Es starrt sie an, zuckt, knurrt. Schwarzer schleimiger Speichel wird vom Fahrtwind herumgewirbelt. Lilly entfährt ein überraschtes Keuchen.

Josh konzentriert sich währenddessen weiter auf die Straße, biegt mit quietschenden Reifen von der Hauptstraße ab und rast dann mit siebzig Sachen weiter Richtung Norden. Sein Ziel ist die zweispurige Straße. Immer wieder versucht er durch provozierte Schlenker Zombies abzuwerfen.

Zwei der Untoten haben sich an die Fahrerseite gekrallt, einer an die Beifahrerseite. Sie sind widerspenstiger als der Rest, und Josh kann sie einfach nicht abschütteln. Entweder stecken sie fest, oder ihre gewaltige Gier verleiht ihnen die Kraft, sich festzuhalten. »Bob! Hast du noch mehr Munition hier?«

»Die ist hinten im Camper-Aufsatz.«

»Scheiße!«

Bob wirf Lilly einen Blick zu. »Kleines, ich glaube, da liegt ein Ziegenfuß auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz …«