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Der Truck schert aus. Einer der Zombies kann sich nicht mehr halten, schlägt auf der Straße auf und purzelt dann die Böschung hinab. Unterdrückte Schreie ertönen aus dem Camper-Aufsatz. Plötzlich hört man zerberstendes Glas. Lilly findet den mit Öl verschmierten, neunzig Zentimeter langen Ziegenfuß aus Stahl. »Hab ihn!«

»Her damit!«

Josh wirft erneut einen Blick in den Seitenspiegel und sieht, wie ein zweiter Zombie ausrutscht und auf dem Teer unter ihnen aufprallt. Holpernd fährt der Truck über seine Überreste.

Bob brüllt mit schnaufender Stimme: »Zurück, Lilly! Halt dir die Hände vors Gesicht, damit du keine Splitter in die Augen kriegst!« Dann hebt er den Ziegenfuß in die Höhe und holt aus, so weit er kann.

Lilly kauert sich nieder und tut, wie ihr geheißen, als Bob mit aller Wucht auf den Zombie im Fenster schlägt.

Das gekrümmte Ende des Ziegenfußes trifft auf das Sicherheitsglas, verrichtet aber nichts weiter als einen kleinen Kratzer. Der Zombie knurrt weiter tonlos und monoton, lechzt nach frischem Fleisch.

Bob holt erneut aus, stößt einen Urschrei aus und haut immer und immer wieder auf das Fenster ein – so hart er kann –, bis das gekrümmte Ende durch das Glas und in das tote Gesicht rauscht. Lilly wendet sich ab.

Der Ziegenfuß spießt den Kadaver durch die Mundhöhle auf und bleibt stecken. Bob reißt die Augen vor Ekel auf. Hinter dem Mosaik von kaputtem Glas hängt der aufgespießte Kopf eine Weile leblos im Wind. Das dumpfe Glühen seiner fischartigen Augen verrät, dass er noch nicht am Ende ist, genau wie der Mund, der sich um den Ziegenfuß öffnet und schließt, als ob er die metallene Stange zerkauen wollte.

Lilly kann das nicht mit ansehen. Sie kauert in der hintersten Ecke der Fahrerkabine und zittert. Sie scheint keinerlei Kontrolle mehr über ihren Körper zu haben.

Josh schert erneut aus, und der Zombie lässt endlich los, kracht auf die Straße und verschwindet unter den Rädern. Der Rest des Fensters wird herausgerissen, ein Teil der Glassplitter landet mit einem Knall in der Fahrerkabine. Bob zuckt zusammen. Er ist mit Adrenalin vollgepumpt, während Josh weiter seine siebzig Sachen fährt und Lilly, noch immer vor Furcht bebend, in der Ecke hockt.

Endlich kommen sie an die Kreuzung, und Josh biegt ab. Jetzt gibt er richtig Gas und brüllt, so laut er kann: »Alle festhalten!«

Er umklammert das Lenkrad und bahnt sich schlingernd seinen Weg durch die kilometerlange Kolonne aus unzähligen verlassenen Autos. Zwischendurch wirft er immer wieder einen Blick in den Seitenspiegel, um sicherzustellen, dass sie den Schwarm endlich hinter sich gelassen haben.

Nachdem sie knappe zehn Kilometer zwischen sich und die Katastrophe gebracht haben, bremst Josh ab und hält auf dem Seitenstreifen inmitten der ländlichen Einöde an. Die Stille, die sich über den Truck legt, wird nur von dem hohen, einsamen Pfeifen des Windes übertönt.

Josh wirft einen Blick über die Schulter zu Lilly. Ihr Gesicht spiegelt wider, wie sehr sie das Ganze mitgenommen hat. Sie hockt noch immer zusammengekauert in der Ecke, hat die Arme um die Beine geschlungen und zittert, als ob sie unterkühlt sei. Besorgt fragt er: »Bei dir alles okay, Kleine?«

Lilly schafft es gerade noch, das Grauen, das sich in ihrem Hals wie ein Klumpen festgesetzt hat, runterzuschlucken. Sie erwidert seinen Blick und antwortet: »Alles wunderbar.«

Josh nickt ihr zu und brüllt dann erneut: »Hinten alles klar bei euch?«

Megans Gesicht am Fenster sagt mehr als tausend Worte. Ihre Miene ist vor Anspannung ganz verzerrt, aber sie hebt den Daumen und gibt ihnen zu verstehen, dass auch bei ihnen alles in Ordnung sei.

Josh wendet sich wieder nach vorne und schaut durch die Windschutzscheibe. Er atmet heftig, als ob er sich nach einem Sprint erholen müsse. »Die Scheißviecher werden auf jeden Fall immer mehr.«

Bob reibt sich das Gesicht, keucht ebenfalls und kämpft gegen das Zittern an. »Und werden immer unverschämter obendrauf, wenn du mich fragst.«

Nach einer kurzen Pause meint Josh: »Der Angriff muss so schnell über das Lager hereingebrochen sein, dass sie gar nicht wussten, wie ihnen geschieht.«

»Yeah.«

»Sie hatten keine Chance.«

»Yeah.« Bob wischt sich den Mund. »Vielleicht sollten wir zurückfahren und versuchen, die restlichen Zombies vom Camp wegzulocken.«

»Wozu?«

Bob schürzt die Lippen. »Keine Ahnung … Vielleicht gibt es Überlebende.«

Wieder Stille, bis Lilly sich endlich zu Wort meldet: »Unwahrscheinlich, Bob.«

»Vielleicht gibt es noch Vorräte, die wie gebrauchen können«, gibt Bob zu bedenken.

»Zu gefährlich«, erwidert Josh und lässt den Blick über die Landschaft gleiten. »Wo zum Teufel sind wir hier eigentlich?«

Bob holt eine Karte aus der zerbeulten Türablage, faltet sie mit bebenden Händen auseinander und verfolgt die winzigen Pfade mit dem Fingernagel. Er keucht noch immer. »Soweit ich es ausmachen kann, befinden wir uns irgendwo südlich von Oakland – Tabak-Land.« Er versucht, die Karte ruhig zu halten. »Aber diese Straße hier ist gar nicht eingezeichnet – zumindest nicht auf dieser Karte.«

Josh blickt in die Ferne. Die Morgensonne scheint auf die schmale, zweispurige Straße, die von Unkraut gesäumt und ungefähr alle zwanzig Meter mit liegen gebliebenen Autos übersät ist. Sie windet sich durch zwei Tabakfelder, die links wie rechts mit Unkraut überwachsen sind. Ranken überwuchern die vom Wetter verwitterten Leitplanken aus Holz. Die heruntergekommenen Felder lassen ahnen, wie viel Zeit seit dem Ausbruch der Plage vergangen ist.

Bob faltet die Karte wieder zusammen. »Und was jetzt?«

Josh zuckt die Achseln. »Habe schon seit Ewigkeiten keine Farm mehr gesehen. Sieht ganz so aus, als ob wir so weit draußen, so am Arsch der Welt sind, dass sich die Schwärme nicht um uns kümmern werden.«

Lilly klettert auf die Rückbank. »Josh, was überlegst du?«

Er legt einen Gang ein. »Ich bin der Meinung, dass wir nach Süden fahren sollen.«

»Warum Süden?«

»Erstens gibt es im Süden keine Ballungszentren.«

»Und …?«

»Und vielleicht, wenn wir weiter gut unterwegs sind … können wir die Kälte im Rückspiegel lassen.«

Er tritt erneut aufs Gas und lenkt das Fahrzeug auf die Straße, als Bob ihn am Arm ergreift.

»Nicht so hastig, Captain.«

Josh hält an. »Was nun schon wieder?«

»Ich will ja nicht der Überbringer schlechter Nachrichten sein …« Bob deutet auf die Tankanzeige. »Aber ich habe gestern Abend die letzten Reste Sprit in die Kiste gekippt.«

Die Nadel ist bereits unter die rote Markierung gesunken.

Sieben

Sie suchen die Straße nach Fahrzeugen ab, die noch genügend Sprit im Tank haben, damit sich das Umfüllen lohnt, werden aber nicht fündig. Die meisten Wracks auf dieser gottverlassenen, trostlosen Straße sind entweder völlig ausgebrannt oder haben knochentrockene Tanks. In der Ferne erkennen sie den einen oder anderen Untoten – einzelne Kadaver, die völlig orientierungslos umherirren, weit weg genug, um sie nicht zu bemerken.

Sie beschließen, die Nacht im Truck zu verbringen und abwechselnd Wache zu halten. Jeder kriegt seine Ration Essen und Frischwasser zugeteilt. Mitten am Arsch der Welt zu sein ist sowohl ein Fluch als auch ein Segen. Die Tatsache, dass hier kein Stückchen Proviant oder Benzin zu finden ist, wird durch die beinahe völlige Abwesenheit von Zombies wiedergutgemacht.

Josh ermahnt alle, schön ruhig zu bleiben und so wenig Lärm wie möglich zu machen, während sie in diesem desolaten Hinterland gefangen sind.

Als die Dunkelheit hereinbricht und die Temperaturen fallen, lässt Josh so lange wie möglich den Motor laufen, ehe er die Heizung über die Batterie betreibt. Er weiß, dass es nicht lange gut gehen wird.