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»Leg dich niemals mit einer Frau an«, murmelt Bob und öffnet die Beifahrertür. Er steigt aus in den windigen, kalten Spätherbstnachmittag.

Sie gehen um den Truck herum zur Hintertür, ermahnen Megan und Scott, bloß im Truck zu bleiben und den Motor laufen zu lassen, bis sie ein Signal der Entwarnung kriegen. Und falls sie irgendwelche Anzeichen von drohendem Unheil bemerken, sollen sie auf die Hupe drücken und nicht mehr loslassen. Megan und Scott nicken gehorsam und versprechen, sich an die Abmachung zu halten.

Lilly schnappt sich eine der Schaufeln und folgt Josh und Bob über den geteerten Eingangsbereich. Das Geräusch ihrer Schritte auf den Glasscherben wird vom Wind übertönt.

Josh öffnet eine der automatischen Türen, und sie betreten den finsteren Supermarkt.

Auf dem verdreckten Parkettboden in der Nähe des Eingangs sehen sie einen alten Mann ohne Kopf in einer getrockneten, mittlerweile schwarzen Blutlache liegen. An seiner blauen Weste hängt noch immer sein Namensschild, wenn auch etwas schief. Unter dem allgegenwärtigen WALMART steht ELMER K. Ein großer gelber Smiley auf dem Schild ist mit Blut besudelt. Lilly starrt eine ganze Weile auf den armen, kopflosen Elmer K., ehe sie sich tiefer in den Laden vorarbeiten.

Die Luft hier drin ist beinahe so kalt wie draußen. Es riecht nach kupfrigem Schimmel, Verwesung und ekelhaft ranzigem Allerlei. Unzählige Schusslöcher schmücken das Schild über der Haarpflegestation zu ihrer Linken, während Tintenklecksmuster aus Blut den Eingang zum Vision-Center zu ihrer Rechten schmücken. Die Regale sind leer – alles ist bereits geplündert – oder liegt umgeworfen auf dem Boden.

Josh hebt eine Flosse und weist seine Kumpels an, stehen zu bleiben, um einen Augenblick lang zu lauschen. Er lässt den Blick über die schier endlose Einkaufsfläche wandern, die mit kopflosen Leichen, nicht identifizierbaren Überresten des Massakers und umgestürzten Einkaufswagen vollgemüllt ist. Die Reihen über Reihen von Kassen zu ihrer Rechten stehen leer, sind voller Blut. Die Apothekenecke, die Kosmetikabteilung und Health & Beauty sind mit Einschusslöchern übersät.

Dann signalisiert er den anderen, vorsichtig weiterzugehen. Die Waffe stets angehoben, dringt Josh immer tiefer in die stinkenden Schatten des Walmarts vor, seine Schuhe knirschen bei jedem Schritt auf den Glasscherben und dem Unrat auf dem Boden.

Je weiter sie sich vom Eingang entfernen, desto dunkler wird es. Das blasse Tageslicht dringt kaum bis zu den Reihen mit den Lebensmitteln zu ihrer Rechten vor. Hier ist der Boden mit kaputten Flaschen und menschlichen Überresten übersät. Auf der anderen Seite ist die Schreibwaren-, gefolgt von der Modeabteilung. Beide sind völlig verwüstet. In der letzteren liegen auseinandergenommene Schaufensterpuppen wild in der Gegend herum. Die Abteilungen im hinteren Teil des Ladens – Spielzeug, Sport und Schuhe – sind in tiefste Dunkelheit getaucht.

Nur die trockenen, silbernen Strahlen der batteriebetriebenen Notlichter erhellen noch immer die schattigen Tiefen der hinteren Gänge.

In der Eisenwarenhandlung finden sie Taschenlampen, und mit ihrer Hilfe können sie etwas tiefer in die »Gedärme« des Walmart eindringen. Auf dem Weg finden sie eine ganze Reihe nützlicher Werkzeuge und Vorräte, nehmen aber noch nichts mit. Je mehr sie sich umschauen, desto aufgeregter werden sie. Als sie endlich die mehr als tausend Quadratmeter Verkaufsfläche durchforstet haben, sind sie davon überzeugt, dass sie sich in Sicherheit befinden. Das Einzige, über das sie gestolpert sind, sind einige menschliche Überreste im Anfangsstadium der Verwesung, unzählige umgeworfene Verkaufsregale und Ratten, die sich sofort aus dem Staub machten, als sie ihnen näher kamen. Alles deutet darauf hin, dass sie nicht die Ersten hier sind, aber zumindest sind sie jetzt allein.

Noch.

»Bin mir recht sicher, dass wir hier ein hübsches Örtchen gefunden haben«, verlautet Josh schließlich, als die drei wieder in das Licht des Eingangsbereichs kommen.

Sie senken die Waffen und Taschenlampen. »Sieht ganz so aus, als ob drinnen ganz schön was abgegangen ist«, meint Bob.

»Ich bin zwar kein Detektiv«, beginnt Josh und blickt sich um, sucht die Wände und den Boden ab, die voller Blutflecken sind und wie Jackson-Pollock-Bilder aussehen, »aber ich würde behaupten, dass manche Leute hier drinnen zu Zombies geworden sind, und dann kam ein Schub nach dem anderen, um sich zu bedienen.«

Lilly schaut Josh an, ihre Nervosität steht ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, und ihr Blick wandert zu dem kopflosen Leichnam. »Glaubst du, dass wir hier etwas Zeit verbringen können? Vielleicht sogar aufräumen?«

Josh schüttelt den Kopf. Wir wären nichts anderes als Lockenten. Der Laden ist viel zu reizvoll.«

»Reizvoll, da hast du etwas Wahres gesagt. Wir sind auf eine verdammte Goldmine gestoßen«, gibt Bob zu bedenken. »Da liegt so viel Zeug in den Regalen, vielleicht gibt es noch mehr im Lager. Ich bin mir sicher, dass wir das eine oder andere nützliche Mitbringsel finden werden.« Seine Augen blitzen auf, und Josh weiß genau, dass der alte Mann die Flaschen Schnaps und Whiskey in der Lebensmittelabteilung ganz genau durchgegangen ist.

»Ich habe ein paar Schubkarren und Sackkarren in der Gartenabteilung gesehen«, meint Josh und wirft zuerst Bob und dann Lilly einen Blick zu und lächelt. »Ich glaube, unsere Pechsträhne hat fürs Erste ein Ende genommen.«

Aus der Modeabteilung laden sie drei Schubkarren voll mit Daunenjacken, Winterstiefeln, Thermounterkleidung, Mützen und Handschuhen. Dazu kommen Handsprechfunkgeräte, Schneeketten, Abschleppseile, Steckschlüsselsätze, Leuchtraketen, Motoröl und Frostschutzmittel. Sie holen Scott zu Hilfe, während Megan im Truck bleibt, um weiterhin nach Zombies Ausschau zu halten.

In der Lebensmittelabteilung – Fleisch, Gemüse und Milchprodukte sind längst verdorben – finden sie Haferflocken, Rosinen, Müsliriegel, asiatische Nudeln, Erdnussbutter, getrocknetes Rindfleisch, Dosensuppen, Spaghettisoße, Obstsaft, Pasta, Dosenfleisch, Sardinen, Kaffee und Tee.

Bob räumt das leer, was noch von der Apothekenecke übrig ist. Die meisten Barbiturate, Schmerz- und Beruhigungsmittel sind zwar schon längst geplündert, aber er findet noch genügend Überbleibsel, um eine kleine Privatpraxis auszustatten. Zudem findet er Lokalanästhetika für Erste-Hilfe-Fälle, Penizillin für Infektionen, Adrenalin, um stillstehende Herzen wieder zum Leben zu erwecken, Aufputschmittel, um wach zu bleiben, Lorazepam, um die Nerven zu beruhigen, Mittel zur Blutgerinnung, Naproxen gegen Schmerzen, Loratadin, um Luftröhren frei zu halten … und ein breit gefächertes Angebot an Vitaminen.

Aus anderen Abteilungen lassen sie Luxusgüter mitgehen, denen sie nicht widerstehen können – Sachen, die sie nicht unbedingt zum Überleben brauchen, die sie aber kurzzeitig von der trostlosen Aufgabe ablenken, am Leben zu bleiben. Lilly wählt einen Stapel gebundener Bücher aus – hauptsächlich Romane, während Josh eine Kollektion von Hand gerollter Zigarren aus Costa Rica mitgehen lässt. Scott findet einen batteriebetriebenen DVD-Spieler und ein Dutzend Filme. Zudem lassen sie eine Handvoll Brettspiele, Karten, ein Teleskop und ein kleines digitales Diktiergerät mitgehen.

Sie kehren zum Truck zurück und stopfen den Camper-Aufsatz voll mit den gefundenen Sachen, ehe sie zurück in den Walmart gehen und sich an dem Schatz voller nützlicher Sachen im hinteren Teil des Ladens zu schaffen machen.

»Weiter nach links mit der Taschenlampe, Kleine«, bittet Josh Lilly vor dem Gang, der zur Sportabteilung führt. Josh hält zwei große, extrem stabil aussehende Taschen in die Höhe.