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Der gelbe Lichtschein wandert über zerstörte Reihen von Tennis- und Eishockeyschlägern, über ausgeschlachtete Fahrräder und Haufen von Sportkleidung und Baseballhandschuhen, die auf dem mit Blut besudelten Boden verstreut herumliegen. »Hey … Da, da war es Lilly«, meint Josh. »Schön drauf halten.«

»Scheiße«, hört Lilly Bob hinter ihr sagen. »Sieht ganz so aus, als ob wir zu spät dran sind.«

»Jep, jemand ist uns zuvorgekommen«, bestätigt Josh, als die Taschenlampe auf die zerborstene Glasvitrine links von den Angelrouten und dem Zubehör scheint. Die Vitrine ist leer, aber von den Halterungen her ist es offensichtlich, dass sie einmal eine Reihe von Gewehren, Pistolen und sonstigen Feuerwaffen beherbergt hat. Die Regale an der Wand sind auch leer geräumt. »Leuchte mal kurz auf den Boden, Honey.«

Im düsteren Lichtkegel sind einige Kugeln zu sehen.

Sie gehen zur Vitrine, um sie genauer zu untersuchen, und Josh setzt die beiden stabilen Taschen ab, ehe er sich mit Mühe hinter sie zwängt. Er nimmt die Taschenlampe und untersucht den Boden, findet einige Schachteln Munition, eine Flasche Waffenöl, ein Buch mit Quittungen und einen stumpfen, silbernen Gegenstand, der gerade so unter der Vitrine hervorlugt. »Einen Augenblick … Einen Augenblick!«

Josh kniet sich hin, fährt mit der Hand unter die Vitrine und ergreift das silberne Etwas.

»Na, das ist doch etwas«, verkündet er und hebt die Waffe hoch, so dass alle sie sehen können.

»Ist das eine Desert Eagle?«, will Bob wissen und tritt einen Schritt näher. »Ist das eine? .44er Kaliber?«

Josh hält die Waffe wie ein Kind sein Weihnachtsgeschenk. »Was auch immer es ist, das Ding ist verdammt schwer – mindestens fünf Kilo.«

»Darf ich?«, fragt Bob und nimmt die Waffe. »Heilige Scheiße … Ist das eine Haubitze oder eine Handfeuerwaffe?«

»Jetzt brauchen wir nur noch Munition.«

Bob schaut im Magazin nach. »Hergestellt von hartgesottenen Hebräern, mit Gas betrieben … die einzige halb automatische Waffe ihrer Art.« Bob durchsucht die oberen Regale. »Leuchte mal da drüben hin … Ich will sehen, ob sie die .50-Kaliber-Express-Munition auf Lager haben.«

Einen Bruchteil einer Sekunde später entdeckt Josh einen ganzen Stapel Kartons mit der Aufschrift »50-C-R«, geht hin, reckt und streckt sich und ergattert ein halbes Dutzend davon.

In der Zwischenzeit hat Bob das Magazin ausgeworfen. Es fällt in seine schmierige Hand. Er redet leise mit tiefer Stimme vor sich hin: »Niemand baut Waffen wie die Israelis … nicht einmal die Deutschen. Dieses Ding geht durch einen Panzer wie Butter.«

»Alter«, meldet sich Scott endlich. Er steht direkt hinter Bob mit einer Taschenlampe in der Hand. »Willst du mit dem Ding schießen oder damit Sex haben?«

Nach einer peinlichen Pause fangen alle an zu lachen – selbst Josh kann nicht anders, als zu glucksen –, und obwohl ihr Gelächter hohl und nervös klingt, hilft es doch, die Anspannung zu lockern, die sich inmitten des stillen Walmarts mit dem ganzen Blut und den leer geräumten Regalen aufgebaut hat. Ihr Tag ist nicht schlecht gewesen, und hier, im Tempel des Konsums, haben sie den Jackpot gelandet. Wichtiger noch, sie haben etwas gefunden, das noch viel wertvoller ist als nur Proviant. Sie haben einen Schimmer Hoffnung entdeckt, dass sie es durch den Winter schaffen können, dass sie vielleicht am anderen Ende dieses Albtraums noch am Leben sind.

Lilly hört es zuerst. Ihr Lachen verstummt. Sie blickt sich um, als ob sie aus einem Traum erwacht. »Was war denn das?«

Josh lauscht ebenfalls. »Was ist los?«

»Hast du das gehört?«

Bob blickt sie an. »Was denn, Kleines?«

»Ich habe etwas gehört«, antwortet sie mit leiser Stimme, in der die Panik mitschwingt.

Josh macht die Taschenlampe aus, schaut dann Scott an. »Aus damit, Scott!«

Scott tut, wie ihm geheißen, und schon stehen sie mitten im Dunkeln.

Lillys Herz pocht heftig, als sie im Schatten warten und lauschen. Der Laden ist in Stille getaucht. Dann ertönt es erneut: ein hässliches Knarzen.

Es kommt vom Eingangsbereich. Ein Geräusch, als ob rostiges Metall gegeneinander geschoben wird, aber es ist leise, so leise, dass sie es nicht wirklich ausmachen können.

Josh flüstert: »Bob, wo ist die Flinte?«

»Vorne links, bei den Schubkarren.«

»Na super.«

»Und was, wenn Megan sie hat?«

Josh denkt kurz nach. Er schaut zum Eingangsbereich. »Megan! Bist du das?«

Keine Antwort.

Lilly schluckt. Sie ist auf einmal ganz benommen. »Glaubst du, dass Zombies die Tür aufmachen können?«

»Da reicht schon ein Windstoß«, meint Josh und holt die .38er aus dem Gürtel. »Bob, wie gut kannst du mit der Kanone umgehen, die wir gefunden haben?«

Bob hat bereits eine Schachtel Munition geöffnet, fummelt mit seinen zitternden, dreckigen Händen nach den Patronen. »Bin schon dabei, Captain.«

»Alles klar, dann hört mal zu …«

Josh flüstert Befehle, als ein erneutes Geräusch die Stille unterbricht – gedämpft, aber eindeutig. Es sind die gefrorenen Scharniere der Türen. Jemand oder etwas versucht, in den Walmart einzudringen.

Bob schiebt unbeholfen mit bebenden Händen Patronen in das leere Magazin. Er lässt es fallen, so dass die Kugeln über den Boden kullern.

»Dude«, flucht Scott leise und schaut nervös zu, wie Bob auf Händen und Knien wie ein kleiner Junge umherkriecht, der seine Murmel verschüttet hat.

»Hört zu!«, zischt Josh. »Scott, du und Bob nehmt die linke Flanke und arbeitet euch durch die Lebensmittelabteilung zum Eingangsbereich vor. Kleine, du folgst mir. Wir nehmen uns Äxte aus der Gartenabteilung.«

Bob hat endlich sämtliche Patronen aufgelesen, endlich mit Erfolg ins Magazin gesteckt und ist schussbereit. »Alles klar. Los, Junior, komm.«

Sie teilen sich in zwei Gruppen auf und schleichen durch die Dunkelheit auf das blasse Licht zu.

Lilly folgt Josh dicht auf den Fersen. Sie arbeiten sich durch die Schatten der Autozubehörabteilung, vorbei an leer geräumten Regalen, über den mit Müll übersäten Boden. Sie lassen die Schreibwarenabteilung hinter sich, dann vorbei an den Bastel- und Heimwerkerabteilungen. Sie sind so leise wie möglich. Josh gibt Lilly Signale. In der einen Hand hält er die .38er. Plötzlich hebt er die andere. Lilly bleibt auf der Stelle stehen.

Aus dem Eingangsbereich dringt das Schlurfen von Füßen an ihre Ohren.

Josh deutet auf ein umgestürztes Regal in der Heimwerkerabteilung. Lilly schleicht um eine Auslage mit Leuchtmitteln, als sie vor sich auf dem Boden Harken, Baumscheren und langstielige Äxte liegen sieht. Sie schnappt sich eine davon und kriecht wieder um die Auslage mit Leuchtmitteln. Ihr Herz pocht heftig. Ihr ganzer Körper ist mit Gänsehaut bedeckt.

Sie kommen zum Eingangsbereich. Zu ihrer Linken kann Lilly ab und zu Scott und Bob ausmachen, die sich an der westlichen Seite bei der Lebensmittelabteilung zum Ausgang vorarbeiten. Mittlerweile sind die Geräusche verklungen. Was auch immer versucht hat, in den Walmart zu kommen, gibt keinen Pieps mehr von sich. Das Einzige, was Lilly noch hört, ist das Schlagen ihres eigenen Herzens.

Josh hält hinter der Apothekentheke inne, kniet sich auf den Boden. Lilly gesellt sich zu ihm. »Du bleibst schön hinter mir, und wenn eine dieser Kreaturen sich an mir vorbeischleicht, verpasst du ihr einen Schlag mit der Axt mitten auf den Schädel«, weist Josh sie flüsternd an.

»Josh, ich weiß, wie man einen Zombie umbringt«, erwidert Lilly genervt.

»Ich weiß, Kleine. Ich will doch nur … Achte einfach darauf, dass du sie gleich beim ersten Mal gut erwischst.«

Lilly nickt.

»Ich zähle bis drei«, flüstert er. »Bist du bereit?«

»Ja.«