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»Hätte schlechter ausgehen können.«

»Ihr seid herzlich eingeladen, euch das zu nehmen, was ihr braucht – der Handel muss fair bleiben, versteht sich.«

»Handel?« Josh schaut Philip verwirrt an.

»Waren, Dienstleistungen … Was auch immer ihr habt, das uns weiterhelfen kann. Solange ihr eure Mitbürger respektiert, euch von Ärger fernhaltet, an die Regeln haltet, mit anpackt … dann könnt ihr so lange bleiben, wie ihr wollt.« Dann mustert er Josh. »Leute mit einem solchen … Körperbau … können wir hier immer gut gebrauchen.«

Josh überlegt. »Dann bist du … irgendwie … gewählt?«

Philip schaut seine beiden Wachhunde an, die zu grinsen angefangen haben. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus. Er wischt sich die freudlosen Augen und schüttelt mit dem Kopf. »Nein, ich würde mich eher – wie heißt das noch mal? – vorläufiger Präsident nennen.«

»Und was soll das genau heißen?«

Philip schmettert die Frage kurzerhand ab. »Um es kurz zu halten – vor nicht allzu langer Zeit haben hier machtgeile Arschlöcher geherrscht, die zu viel vom Kuchen für sich behalten wollten. Ich habe gemerkt, dass da eine Machtlücke gefüllt werden musste, und habe mich freiwillig gemeldet.«

»Freiwillig?«

Philips Lächeln verschwindet. »Ich habe mich gestellt, mein Freund. In Zeiten wie diesen müssen die Leute mit starker Hand geführt werden. Wir haben Familien hier, Frauen und Kinder, alte Leute. Da braucht man jemanden, der aufpasst, jemanden, der … handelt. Verstehst du, was ich damit sagen will?«

Josh nickt. »Klar doch.«

Hinter Philip lacht sich Gabe noch immer ins Fäustchen und murmelt: »Vorläufiger Präsident, das ist so cool!«

Plötzlich meldet sich Scott zu Wort, der sich an ein Fensterbrett gelehnt hat: »Kumpel, du machst schon was her … Mit diesen beiden Geheimdienst-Typen könnte man dir das mit dem Präsident fast abnehmen.«

Nachdem Scotts dünnes Lachen verhallt ist, bleibt ein betretenes Schweigen in der Luft hängen, und Philip dreht sich zu dem Kiffer um. »Und wie heißt du, Jungchen?«

»Scott Moon.«

»Tja, Scott. Mit dem Präsidenten bin ich mir da nicht so sicher, habe mich nie als Chef gesehen.« Er wirft ihm ein kaltes Lächeln zu. »Höchstens Governor oder so.«

Sie verbringen die Nacht in der Sporthalle der Highschool. Das alternde Ziegelsteingebäude außerhalb der ummauerten Sicherheitszone überblickt einen riesigen Sportplatz, der mit Gräbern übersät ist. Die Zäune weisen noch immer die Schäden der letzten Zombie-Attacke auf. Die Sporthalle ist mit behelfsmäßigen Feldbetten vollgestellt, und die Luft stinkt nach Urin, altem Schweiß und Desinfektionsmittel.

Die Nacht zieht sich hin, insbesondere für Lilly. Die übel riechenden Korridore und Gänge, welche die dunklen Gebäude miteinander verbinden, ächzen und knarzen im Wind, während Fremde sich in den Feldbetten in der düsteren Sporthalle hin und her wälzen, husten, keuchen und fiebrig im Schlaf murmeln. Alle paar Sekunden schreckt ein Kind auf.

Irgendwann blickt sie auf das Bett neben sich, in dem Josh ruhig zu schlafen scheint, ehe er schlagartig aus einem Albtraum erwacht.

Lilly streckt den Arm aus und reicht dem großen Mann die Hand, die er dankbar annimmt.

Am nächsten Morgen sitzen die fünf Neuankömmlinge um Joshs Bett. Das fahle Sonnenlicht scheint durch die staubigen Fenster auf die Kranken und Verletzten, die noch in ihren Klappbetten zwischen besudelten Laken und Decken liegen. Lilly kann nicht anders, als an Szenen aus dem Bürgerkrieg zu denken, an notdürftig zusammengeschusterte Feldhospizen und Leichenhallen. »Liegt es nur an mir«, beginnt sie leise, so dass nur ihre Gruppe sie hören kann, »oder kommt euch das Städtchen auch irgendwie komisch vor?«

»Nein, es liegt nicht nur an dir – und das ist noch gelinde ausgedrückt«, antwortet Josh.

Megan gähnt und streckt sich. »Aber immer noch besser als Bobs kleiner Kerker auf Rädern.«

»Da muss ich dir recht geben«, stimmt Scott ein. »Dann doch lieber so ein beschissenes Feldbett in einer stinkenden Sporthalle.«

Bob wirft Josh einen Blick zu. »Du musst schon zugeben, Captain … Allzu viel kann man nicht dagegen einwenden, dass wir uns hier ein wenig umsehen.«

Josh schnürt sich die Stiefel zu und zieht sich seine Holzfällerjacke über. »Also, ich fühle mich hier nicht besonders wohl.«

»Und woran liegt das?«

»Keine Ahnung. Aber ich finde, wir sollten das einen Tag nach dem anderen angehen.«

»Josh hat recht«, stimmt Lilly ihm zu. »Irgendetwas hier behagt mir auch nicht.«

»Was denn?« Megan fährt sich mit den Fingern durch die Haare und löst die Knoten in ihren Locken. »Was kann man hier nicht mögen? Es ist sicher, es gibt genug zu essen und zu trinken. Außerdem haben die Waffen wie Sand am Meer.«

Josh fasst sich nachdenklich an den Mund. »Passt auf. Ich kann euch nicht sagen, was ihr tun und lassen sollt. Aber seid vorsichtig und passt aufeinander auf.«

»Wird gemacht, Captain«, sagt Bob.

»Bob, ich finde, dass wir vorerst den Truck abschließen sollten.«

»Sowieso.«

»Behalte deine .44er immer griffbereit.«

»Okay.«

»Und wir sollten uns alle stets vergegenwärtigen, wo der Truck steht – nur für den Fall, dass …«

Alle stimmen zu und einigen sich dann, das Städtchen in Trupps auszukundschaften, um am helllichten Tag einen Eindruck zu gewinnen. Nachmittags treffen sie sich dann wieder und beraten darüber, was als Nächstes geschehen soll.

Die harsche Sonne scheint Lilly und Josh ins Gesicht, als sie die Sporthalle verlassen. Sie schlagen die Kragen gegen die Kälte hoch. Der Schneesturm hat aufgehört, aber es ist noch immer sehr windig. Lillys Magen beginnt zu knurren. »Was dagegen, wenn wir etwas frühstücken?«, fragt sie Josh.

»Wir können uns etwas von den Sachen aus dem Walmart im Truck machen. Aber nur wenn du nichts dagegen hast, zum hundertsten Mal getrocknetes Rindfleisch und Dosenspaghetti zu essen.«

Lilly zuckt bei dem Gedanken zusammen. »Ich glaube, ich kann diese Dosenpasta nicht mehr sehen.«

»Ich habe eine Idee.« Josh tastet die Brusttasche seines Flanellhemds ab. »Komm mit … Ich lade dich ein.«

Sie biegen nach Westen ab und gehen die Hauptstraße entlang. Das bittere graue Tageslicht eröffnet ihnen einen ganz anderen Blick auf die Stadt. Die meisten Läden stehen entweder leer oder sind verbarrikadiert oder mit Gittern versehen, die Bürgersteige voller Bremsspuren und Ölflecken. Fenster und Schilder weisen Einschusslöcher auf. Passanten grüßen kaum. Hier und da ist der dreckige weiße Sand entblößt – es scheint, als ob das ganze Städtchen auf Sand gebaut ist.

Auch als Lilly und Josh in die sichere Zone gelangen, werden sie nicht gegrüßt. Die meisten Menschen, die um diese Uhrzeit im Freien sind, tragen Baumaterialien oder Proviant und scheinen es extrem eilig zu haben. Überall herrscht eine düstere Atmosphäre, ähnlich wie in einem Gefängnis. Ganze Häuserblöcke sind mit riesigen, behelfsmäßigen Maschendrahtzäunen abgetrennt. Das Brummen von Bulldozern ist überall und jederzeit zu hören. Am östlichen Horizont sitzt ein Mann mit einem Maschinengewehr und patrouilliert auf dem Dach des Stadions, das um den inneren Teil der Rennstrecke gebaut ist.

»Guten Morgen, meine Herren«, grüßt Josh drei alte Männer, die auf Tonnen vor dem Lebensmittellager sitzen und Josh und Lilly neugierig beäugen.

Einer der Alten, ein runzeliger, bärtiger Troll in einem zerfetzten Mantel und Schlapphut, wirft ihnen ein Lächeln zu und entblößt dabei seine verfaulten Zähne. »Morgen, junger Mann. Ihr gehört doch zu den Neuankömmlingen, oder?«

»Gestern Nacht eingetroffen«, erwidert Josh.

»Ihr Glücklichen.«