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… um von einer Wand aus Untoten angeglotzt zu werden!

Er zuckt zusammen, Lilly schreit auf und weicht zurück, als die Batterie von ausgestreckten Armen und krallenartigen Fingern sich nach ihnen ausstreckt. Hinter den Armen ist ein Mosaik toter Gesichter zu sehen. Sie fauchen, knurren, geifern. Scheinen im Gegensatz zu ihrer aschfahlen Haut regelrecht zu glänzen. Eine Hand vergräbt sich in Lillys Jacke. Josh schlägt sie weg und brüllt: »FICKPACK!!« Vollgepumpt mit Adrenalin wirft Josh sich gegen die Tür.

Die Wucht zusammen mit der Beschaffenheit der Tür – immerhin solide Handwerksarbeit – durchtrennt jeden der sechs Arme, die noch in der Öffnung stecken.

Die abgetrennten Glieder liegen jetzt auf den teuren Terrakottafliesen vor ihnen und zucken noch immer wild vor sich hin.

Josh schnappt sich Lilly und will schon zurücklaufen, hält aber abrupt am Fuß der Treppe inne, als er den Flur vor sich voller Untoter sieht. Sie sind durch die Nebentür an der Ostseite gebrochen, haben sich an der Westseite durch die Hundeklappe gezwängt. An der Nordseite haben sie den Wintergarten vor der Küche zertrümmert. Jetzt starren sie Josh und Lilly von allen Seiten an, die Mäuler mahlend.

Josh ergreift Lilly am Kragen ihrer Jacke und zerrt sie die Stufen hinauf.

Noch während sie die breite Treppe hocheilen, zückt Josh seine .38er aus dem Gürtel und fängt zu schießen an. Der erste Schuss verfehlt sein Ziel bei Weitem und zertrümmert einen Mauerbogen im Flur. Mit Lilly im Schlepptau und drei Stufen auf einmal nehmend, fällt es Josh schwer, mit der Waffe auf die Zombies zu zielen, die ihnen zuckend, taumelnd und stolpernd folgen.

Einige Untote können die Stufen nicht bewältigen, fallen nach hinten und reißen andere mit sich, die auf allen vieren kriechend die Verfolgung wieder aufnehmen. Auf halbem Weg feuert Josh erneut und trifft einen toten Schädel, so dass das feuchte Gewebe das Geländer und den Kronleuchter besudelt. Manche Zombies fallen jetzt wie Kegel die Treppe hinab, aber mittlerweile klettern so viele der Verfolger übereinander, dass sie die Treppe Zentimeter um Zentimeter erklimmen. Josh drückt erneut ab, aber es nützt nichts. Es gibt viel zu viele von ihnen. Josh weiß es, und Lilly weiß es auch.

»HIER ENTLANG!«, brüllt Josh, sobald sie das erste Stockwerk erreicht haben.

Der Plan hat sich von ganz alleine entworfen, kommt Josh völlig ausgearbeitet in den Kopf. Er schleppt Lilly den Flur bis zur letzten Tür hinter sich her. Er weiß noch, wie er beim letzten Erkundungstrip im Elternschlafzimmer gestanden, die Aussicht vom Erkerfenster genossen und den Arzneimittelschrank bewundert hat. Und jetzt erinnert er sich an die riesige Eiche, die neben dem Haus steht.

»HIER ENTLANG!«

Die Zombies haben die Treppe bewältigt. Einer stößt gegen das Geländer, stolpert rückwärts und stößt mehr als ein halbes Dutzend Untote um. Drei davon fallen die Treppe wieder runter, hinterlassen Bäche von schwarzem, schmierigem Blut.

Josh hat bereits die Schlafzimmertür erreicht, reißt sie auf und zerrt Lilly in das große Zimmer. Er wirft die Tür hinter ihr ins Schloss. Die Stille und Ruhe im Schlafzimmer mit seinen Louis-XIV.-Möbeln, dem imposanten Himmelbett mit seiner luxuriösen Daunenbettdecke und Bergen von mit Spitzen bestückten Kopfkissen bilden einen surrealen Kontrast zu der stinkenden, dröhnenden Gefahr hinter der Tür am anderen Ende des Flurs. Die schlurfenden Schritte kommen näher, der Gestank dringt durch die Ritzen des Türrahmens.

»Komm rasch her, zum Fenster, Kleines! Ich bin gleich wieder da!!« Josh dreht sich um und eilt in das Badezimmer. Lilly tut währenddessen wie ihr geheißen und wartet bei dem riesigen Erkerfenster. Sie kauert auf dem Boden, ringt nach Luft.

Josh öffnet die Badezimmertür und stürzt in den opulenten, nach Seife duftenden Raum, der mit italienischen Kacheln, Chrom und Glas ausgestattet ist. Zwischen der Sauna und dem Whirlpool steht ein Schrank, in dem Josh eine riesige, braune Flasche voll Reinigungsalkohol findet.

Innerhalb von Sekundenbruchteilen hat er sie geöffnet und steht wieder im Elternschlafzimmer, schüttet den reinen Alkohol auf die Vorhänge, das Bett, den Teppich und das antike Mobiliar. Der Druck der Untoten gegen die Tür lässt das Holz knarzen – man kann ihr Zischen und Fauchen bereits hören –, so dass Josh noch schneller arbeitet.

Er wirft die leere Flasche zu Boden und springt mit einem Satz zum Fenster.

Vor dem wunderbar gearbeiteten Bleiglas, das in Samtvorhängen mit Quasten eingerahmt ist, steht eine riesige alte Eiche, die bis über das Dach hinausragt. Ihre knorrigen Äste haben bereits ihr Laub abgeschüttelt und erstrecken sich majestätisch in alle Himmelsrichtungen. Und einer von ihnen reicht bis auf wenige Zentimeter an das Erkerfenster heran.

Josh kämpft mit dem Fenster, aber die geschmiedeten Scharniere wollen sich zuerst nicht öffnen. Dann schafft er es und brüllt: »Los, meine Liebe! Zeit, das sinkende Schiff zu verlassen!« Er tritt gegen das Fliegengitter, reicht Lilly die Hand, zieht sie auf die Beine und über die Fensterbank hinaus in die Eiseskälte. »Klettere den Ast zum Stamm entlang!«

Lilly streckt sich ungeschickt nach dem Ast aus, der so dick wie ein Schinken und dessen Rinde so rau wie Elefantenhaut ist. Verzweifelt hält sie sich fest und beginnt zaghaft, Richtung Stamm zu robben. Der Wind pfeift. Die sechs Meter bis zum Boden scheinen so weit entfernt, als wenn man falsch herum durch ein Fernglas schaut. Das Dach der Remise ist nicht weit weg, sie könnte beinahe draufspringen, und Lilly arbeitet sich Zentimeter um Zentimeter näher zum Baumstamm vor.

Hinter ihr verschwindet Josh gerade wieder im Schlafzimmer, als die Tür endlich nachgibt.

Zombies strömen in den Raum, stolpern hinein, fallen wie trunken übereinander, strecken die Gliedmaßen nach Josh aus, zischen und knurren. Einer, ein Mann mit nur noch einem Arm und einer kraterähnlichen Augenhöhle, taumelt auf den großen schwarzen Mann zu. Josh steht noch immer am Fenster und fummelt krampfhaft in seiner Tasche herum. Die Luft bebt vor hungrigem Grunzen. Endlich findet Josh sein Zippo.

In dem Augenblick, als der Zombie sich auf ihn werfen will, zündet Josh das Feuerzeug und wirft es auf das mit Alkohol getränkte Bett. Es fängt sofort zu brennen an, und Josh wehrt den Zombie ab, tritt auf ihn ein.

Die Kreatur poltert auf das brennende Bett und wälzt sich über den mit Alkohol getränkten Boden. Die Flammen wandern bereits das Himmelbett hinauf. Mehr und immer mehr Untote drängen sich in das Schlafzimmer, angespornt durch das flackernde Licht, die Hitze und den Lärm.

Josh verschwendet keine Zeit, dreht sich um und springt durch das offene Fenster.

Es dauert keine Viertelstunde, ehe das obere Stockwerk der gläsernen Villa gänzlich den Flammen zum Opfer gefallen ist, und weitere fünf Minuten, bis das ganze Haus in einer gewaltigen Feuersbrunst in sich zusammenbricht. Die Horde Zombies im Haus fällt den züngelnden und emporschießenden Flammen zum Opfer, die von dem Methan ihrer verwesenden, untoten Körper nur noch weiter genährt werden. Nach rund zwanzig Minuten sind mehr als achtzig Prozent der Schar aus dem Canyon der Feuersbrunst erlegen und zu verkohlten, brutzelnden Überresten in der noch rauchenden Villa zusammengeschrumpft.

Während dieser zwanzig Minuten wird klar, dass die Architektur des Hauses mit seinen eindrucksvollen Eckfenstern als Schornstein fungiert und das Feuer derart anfacht, dass es alles im Haus innerhalb noch nicht einmal einer halben Stunde verschlingt. Im Zentrum herrschen die höchsten Temperaturen. Die Flammen sengen die Blätter der umliegenden Bäume an, verhindern aber auch gleichzeitig, dass das Feuer sich weiter ausbreitet. Die anderen Häuser in der Umgebung werden verschont, der Wind weht keinen einzigen Funken in die Nachbarschaft, und der eigentlich so auffällige Rauch bleibt hinter den Hügeln verdeckt, wird rasch verweht, so dass die Einwohner von Woodbury von dem Spektakel nichts mitbekommen.