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»Du bist ja eine ganz Süße«, kokettiert der Governor grinsend. »Weißt du was? Bonnie Raitt ist nichts gegen dich.«

Sie senkt den Blick zu Boden. »Der Grund, warum ich bei dir vorbeigekommen bin …«

»Yeah?«

»Der Typ im Lebensmittellager hat mir gesagt, dass du vielleicht ein bisschen Weed oder ein paar Downer hast.«

»Duane?«

Sie nickt. »Hat behauptet, dass du gutes Zeug hättest.«

Der Governor nimmt einen Schluck. »Jetzt muss ich glatt überlegen, woher Duane so etwas wissen will.«

Megan zuckt die Achseln. »Wie auch immer. Die Sache ist nämlich die …«

»Und warum kommst du zu mir?« Der Governor hält sie mit seinem starren Blick fest. »Warum nicht bei deinem Kumpel Bob anklopfen? Der hat doch einen ganzen Medizinschrank in seinem Camper-Truck.«

Wieder Achselzucken. »Ich weiß nicht. Habe nur gedacht, du und ich, wir könnten … tauschen.«

Jetzt blickt sie zu ihm auf, beißt sich auf die Unterlippe, und der Governor spürt, wie ihm das Blut in die Lenden schießt.

Megan reitet ihn in im Mondlicht, das durch das Fenster des Nebenzimmers dringt. Völlig nackt, mit einem Film von kaltem Schweiß bedeckt, die Haare kleben ihr im Gesicht, fährt sie auf seiner Erektion mit der impotenten Wucht eines Spielpferdes auf einem Karussell auf und ab. Sie verspürt nichts außer Schmerz, keine Angst, keine Emotion, keine Reue, keine Scham. Nichts. Nur die mechanische Gymnastik von Sex.

Alle Lichter sind aus. Die einzige Lichtquelle kommt von hinter der Gardinenstange. Das silbrige Licht des Wintermondes erhellt die Staubmäuse, wird von der nackten Wand hinter dem abgewetzten Liegesessel reflektiert.

Der Mann hat sich auf den Sessel gelegt. Sein nackter, schlaksiger Körper krümmt und windet sich unter Megan. Sein Kopf schnellt zurück, die Venen in seinem Hals pulsieren, aber er macht kaum Geräusche, macht nicht den Eindruck, als ob es ihm großartigen Spaß machen würde. Megan kann lediglich das stete Rasseln seines Atems hören, während er immer wieder wütend in sie fährt.

Der Liegesessel steht so im Raum, dass Megans Aufmerksamkeit auf die Wand dahinter gezogen wird. Es ist ihr egal, dass der Governor sich zum Orgasmus hocharbeitet. Im Zimmer hängen keinerlei Bilder, steht kein Kaffeetisch, sind keine Lampen mit Schirmen – sie kann nur das blasse Schimmern irgendwelcher rechteckiger Kästen an der Wand ausmachen. Zuerst ist Megan sich nicht ganz sicher, um was es sich handelt. Vielleicht Fernseher? Es sieht aus wie so eine Fernsehwand, die früher in den großen Läden aufgestellt wurden. Aber was will der Typ mit zwei Dutzend Fernsehern anfangen? Schon bald hört sie ein leises Gurgeln oder Rauschen, das aus ihnen stammt.

»Was zum Teufel ist denn los?«, grunzt der Governor unter ihr.

Megan hat sich umgedreht. Ihre Augen gewöhnen sich an das Schimmern des Mondes. Sie sieht, wie sich etwas in den rechteckigen Kästen bewegt. Sie zuckt zusammen, kneift den Governor beinahe. »Nichts … Nichts … ’tschuldigung … Ich hab nur … «

»Verdammt, Frau!« Er lehnt sich zur Seite und schaltet eine batteriebetriebene Campinglampe auf einer Kiste neben dem Stuhl ein.

Im Licht sieht Megan endlich, um was für Kästen es sich handelt: Reihen von Aquarien stehen an der Wand, in denen abgehackte, menschliche Köpfe herumschwimmen.

Megan keucht, steht von ihm auf und stolpert zu Boden. Sie versucht, Luft zu holen, liegt mit dem Bauch auf dem Boden, Gänsehaut bedeckt ihren gesamten Körper. Sie starrt noch immer auf die Aquarien, die sauber gegen die Wand gestapelt sind. Zombiehafte Gesichter auf unterschiedlich langen Halsstumpen zucken in der Flüssigkeit. Münder schnappen auf und zu wie Fische auf Land, ihre milchig-weißen Augen rollen in ihren wässrigen Höhlen hin und her.

»Ich bin noch nicht fertig!« Der Governor wirft sich auf sie, reißt ihre Beine auseinander. Er ist noch immer hart und stößt mit Wucht in sie. Die schmerzvolle Reibung fährt ihr ins Rückenmark. »Jetzt halt endlich still, verdammt noch mal!«

Dann erkennt Megan eines der Gesichter im letzten Aquarium links in der zweiten Reihe von oben, und die Erkenntnis lässt sie erstarren. Sie liegt mit dem Rücken auf dem Boden, wie vom Blitz getroffen. Sie dreht den Kopf zur Seite und starrt entsetzt auf das, was da in dieser merkwürdigen Flüssigkeit in einem Aquarium schwimmt, während der Governor ohne Rücksicht auf Verluste weiter in sie hineinknallt. Sie erkennt das mit Wasserstoff gebleichte Haar, das wie eine Krone aus Seetang über seinen jungenhaften Gesichtszügen schwebt, seinen schlaffen Mund, die langen Wimpern und die spitze, kleine Nase.

Als sie endlich Gesicht und Namen zusammenfügt und merkt, dass sie Scott Moon anstarrt, kriegt der Governor endlich seinen Orgasmus.

Irgendetwas tief in Megan Lafferty geht für immer und unwiederbringlich kaputt – wie ein Sandschloss, das der Kraft einer Welle nachgibt.

Einen Augenblick später meint der Governor: »Du kannst jetzt aufstehen, dich sauber machen.«

Er sagt die Worte ohne Groll oder Hass in einer Stimme, wie ein Lehrer, der am Ende der Klassenarbeit verkündet, dass es Zeit ist, die Stifte abzulegen.

Dann erst merkt er, dass sie auf das Aquarium mit Scott Moons Kopf starrt, und er weiß, dass der Augenblick der Wahrheit gekommen ist: Es ist entweder eine Möglichkeit oder aber ein kritischer Augenblick. Als entscheidungsfähiger Mann weiß Philip Blake, wann er einer Möglichkeit begegnet. Er weiß, wie man einen Vorteil aus einer besseren Situation zieht. Er zögert nie, zieht sich nicht in eine Höhle zurück, ist sich nicht zu gut, die Drecksarbeit selbst zu machen.

Der Governor greift nach unten, findet den Gummi seiner Unterhose, die ihm noch immer um die Fesseln hängt, und zieht sie hoch. Er stellt sich aufrecht hin und schaut auf die Frau, die jetzt mit den Armen die angewinkelten Beine umklammert. »Los, Kleine … Jetzt machen wir dich erst mal schön sauber und dann unterhalten wie zwei uns ein wenig.«

Megan fleht und wimmert nur: »Bitte, bitte, bitte, tu mir nichts an.«

Der Governor beugt sich zu ihr hinab und kneift sie ins Genick, nicht gemein oder so, dass es wehtut, sondern nur, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und meint: »Ich werde dich nicht noch mal bitten … Jetzt beweg’ deinen Arsch ins Badezimmer.«

Sie rappelt sich auf die Beine, hält sich den Bauch, als ob er jeden Augenblick platzen könnte.

»Hier entlang, Schätzchen.« Er schnappt sie sich unsanft am Arm und führt sie durch das Zimmer, durch die Tür zum angrenzenden Badezimmer.

Als er so im Türrahmen steht und ihr zuschaut, verspürt der Governor auf einmal Reue. Er hätte sie nicht so grob behandeln sollen. Gleichzeitig weiß er aber, dass Philip Blake jetzt nicht nachlassen würde. Philip hat immer das gemacht, was getan werden musste. Er war stark und entschlossen; und der Teil des Governors, der früher einmal »Brian« geheißen hat, muss es jetzt zu Ende bringen.

Megan ist über das Waschbecken gebeugt und nimmt sich den Waschlappen mit zitternden Händen. Sie lässt das Wasser laufen, benetzt ihn und wischt sich dann zaghaft ab, noch immer bebend. »Ich schwöre bei Gott, ich werde niemandem etwas sagen«, murmelt sie inmitten von Tränen. »Ich will nur noch nach Hause … Ich will alleine sein.«

»Genau darüber möchte ich mit dir reden«, meint der Governor von unter dem Türrahmen.

»Ich werde niemandem …«

»Sieh mich an, Süße.«

»Ich werde niemandem …«

»Jetzt beruhige dich doch. Hol mal tief Luft und schau mir in die Augen. Megan, ich habe gesagt, du sollst mir in die Augen schauen!«

Sie gehorcht. Ihr Kinn bebt, die Tränen kullern ihr die Wangen hinab.