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»Ha, ha«, erwidert Nick und lädt seine Waffe mit zwei Kugeln Kaliber zwanzig.

Oben angekommen, stehen sie vor einer Feuertür, die zum Flur im ersten Stock führt. Sie ist geschlossen. Brian fängt zu zittern an.

»Immer ruhig, Junge«, sagt Philip zu ihm, als er sieht, wie der Lauf des Gewehres durch die Luft schwingt. Er drückt den Lauf beiseite und fügt hinzu: »Pass auf, dass du nicht aus Versehen Nick oder mich mit einer Kugel beglückst.«

»Klar, wird gemacht«, antwortet Brian mit angestrengter Stimme, die seine Angst verrät.

»Also dann, los«, ruft Philip. »Und immer entschlossen und schnell auf sie zugehen.«

Ein harter Tritt mit der Sohle seines Stiefels stößt die Tür auf.

Elf

Für einen kurzen Augenblick stehen sie nur da, und ihre Herzen schlagen in einem Stakkato wie ein Hammerwerk. Außer einigen herumfliegenden Schokoriegelverpackungen, leeren Cola- und Limoflaschen und einem Haufen Staub ist der Flur leer. Er ist genauso geschnitten wie der darunterliegende. Trübes Tageslicht dringt durch die in der gegenüberliegenden Wand eingelassenen Fenster und erhellt Staubmäuse, die an den geschlossenen Wohnungstüren entlanggeblasen werden. 2A, 2C und 2E liegen auf der einen, 2B, 2D und 2F auf der anderen Seite.

Nick flüstert: »Die haben sich alle in ihren Löchern verkrochen.«

Philip nickt. »Scheint so schwierig, wie Fische aus einem Fass zu angeln.«

»Los, fangen wir an«, drängt Brian nicht besonders überzeugend. »Ich möchte es hinter mich bringen.«

Philip wirft seinem Bruder einen Blick zu, ehe er sich zu Nick wendet: »Anscheinend ist Rambo unter uns.«

Sie schleichen zur ersten Tür auf der rechten Seite – 2F – und heben die Waffen. Philip entsichert seine Achtundreißiger.

Dann tritt er die Tür ein.

Eine Stinkwolke schlägt ihnen entgegen. Das ist das Erste, was sie bemerken: ein fürchterlicher Gestank menschlicher Verwesung, Urin und Kot – Zombiegestank – kämpfen um die Vorherrschaft mit anderen üblen Gerüchen wie ranzigem Essen und verschimmelten Badezimmerfliesen und Kleidung. Der Gestank ist so überwältigend und unausstehlich, dass jeder der Männer einen halben Schritt zurückweicht.

»Da bricht ja sogar das Jesuskind in Tränen aus«, würgt Nick hervor und wendet das Gesicht ab.

»Und? Stinkt mein Furz immer noch so schlimm?«, fragt Philip und bewegt sich vorsichtig auf die stinkenden Schatten in der Wohnung zu. Er hebt seine Pistole.

Nick und Brian folgen ihm, die Gewehre gezückt und mit weit aufgerissenen Augen, die angespannt glänzen.

Einen Augenblick später entdecken sie vier Exemplare, die sich gerade auf dem Boden des verwüsteten Wohnzimmers auszuruhen scheinen. Jedes von ihnen hockt in einer Ecke, lethargisch, fast wie gelähmt. Beim Anblick der Neuankömmlinge knurren sie träge, sind aber zu dämlich oder zu krank, um sich zu bewegen – als ob sie sich an den Gedanken gewöhnt hätten, für immer in diesem höllischen Zustand zu verweilen. Sie scheinen sogar vergessen zu haben, wozu man Möbel hat. Im trüben Licht ist es schwer zu sagen, aber es sieht ganz so aus, als ob es sich um eine Familie handeln würde: Mutter, Vater und zwei beinahe erwachsene Kinder. An den Wänden gibt es Kratzspuren, die an ein abstraktes Gemälde denken lassen – ein Beweis, dass die Wesen doch irgendeinem Instinkt gefolgt sein müssen und versuchten, sich hier herauszukratzen.

Philip geht zu der ersten Gestalt, deren Augen schimmern, als sie den Lauf der Waffe erblicken. Der Knall kreiert im Handumdrehen einen großen Jackson Pollock auf der dahinterliegenden Wand. Der Zombie sackt zu Boden. In der Zwischenzeit hat sich Nick einen anderen vorgenommen, um auch ihn aus seinem Elend zu befreien. Der Widerhall des Jagdgewehrs klingt wie eine aufgeblasene Papiertüte, die man zerschlägt. Das Gehirn verteilt sich über der Wand. Philip kümmert sich bereits um den dritten Zombie, der sich langsam aufrafft, während sich Nick auf den vierten zubewegt und … KNALL! Das Geräusch der auf die Wände spritzenden Flüssigkeit geht durch das Dröhnen in ihren Ohren unter.

Brian steht zehn Schritte hinter ihnen, die Waffe erhoben. Doch sein Kampfgeist wird von einer Welle aus Ekel und Übelkeit verdrängt. »Das hier … Das ist nicht …«, beginnt er, aber eine Bewegung zu seiner Linken lässt ihn nicht zu Ende reden.

Der umherstreunende Zombie stolpert aus den Tiefen des Gangs auf Brian zu und wirft sich wie ein schrecklicher Clown mit schwarzer Perücke und Augen aus Zuckerguss auf ihn. Ehe Brian die Chance hat, sich den Untoten genauer anzuschauen und festzustellen, ob es sich um eine weitere Tochter oder eine Freundin handelt, die sich da in einem zerfetzten Bademantel und mit einer entblößten Brust wie ein angebissenes Schnitzel auf ihn werfen will, wirft sich das Ding mit der Wucht eines American-Football-Spielers auf ihn.

Brian geht zu Boden. Alles passiert so schnell, dass weder Nick noch Philip die Chance haben einzugreifen. Sie sind einfach zu weit weg.

Der wandelnde Kadaver landet auf Brian, fletscht seine schwarzen, schmierigen Zähne und öffnet in dem winzigen Augenblick, ehe Brian merkt, dass er noch immer das Gewehr in Händen hält, seinen Mund.

Brian wirft einen Blick in den fürchterlichen Schlund der Kreatur – ein nicht enden wollender schwarzer Schlauch, der direkt in die Hölle zu führen scheint –, ehe er instinktiv die Waffe hebt. Zufälligerweise endet der Lauf genau zwischen den Zähnen des Monsters. Brian stößt einen lauten Entsetzensschrei aus, als er abdrückt.

Der hintere Teil des Schädels explodiert und schickt eine Wolke aus Blut und feuchtem Gewebe in die Luft. Brian liegt noch immer wie vom Blitz getroffen auf dem Boden. Die Überreste des Kopfes wurden vom Lauf der Flinte aufgespießt. Brian blinzelt. Die silbrigen Augen der Tochter oder Freundin oder wer auch immer das gewesen sein mochte, fixieren Brian.

Er hustet und wendet sich ab, als der Kopf des Mädchens wie ein Stück Fleisch auf einem Spieß den Lauf herunterrutscht. Die toten Augen starren ihn unentwegt an. Er spürt den kalten, feuchten Schleim ihrer Fratze an seinen Händen und schaut weg. Er kann sich nicht bewegen. Sein rechter Zeigefinger ist noch immer um den Abzug gelegt, während die linke Hand am Schaft klebt. Unwillkürlich schneidet er eine Grimasse.

Gelächter befördert ihn wieder in die Gegenwart. »Sieh mal an, wer da gerade seine Unschuld verloren hat«, spottet Philip Blake, der in einer Wolke aus Korditpulver über seinem Bruder steht und ihn freudlos angrinst.

Nick findet eine Luke zum Dach, und Philip kommt auf die Idee, sämtliche Leichen dort zu verstauen, damit sie mit ihrem Gestank nicht noch alles schlimmer machen, als es sowieso schon ist.

Es dauert eine gute Stunde, bevor sie sämtliche Überreste der Toten den Treppenaufgang zum zweiten Stock und die engen Stufen bis zur Feuertür hinaufgeschleppt haben. Sie müssen das Schloss aufschießen und arbeiten dann als Kette, indem einer die stinkenden Leichen erst den Flur entlang und ein anderer die zwei Treppen zum Dach hochzerrt. Eine lange Spur aus Gedärmen und Blut bleibt auf dem rosa-grünen Teppich zurück.

Sie erwischen jede der Kreaturen – insgesamt sind es vierzehn – und verbrauchen dabei zwei Magazine Zweiundzwanziger-Kugeln und eine halbe Schachtel Munition für die Gewehre. Alle Leichen werden auf dem Dachboden deponiert.

»Schau dir das an«, bestaunt Nick ihr Werk, als er den letzten Körper auf den Boden an der östlichen Seite des Flachdachs legt, der mit Teerpappe abgedichtet ist. Der Wind fährt ihm in die Haare und lässt seine Jeans flattern. Die Überreste sind wie gespaltenes Holz für den Kachelofen aufgereiht. Brian steht am anderen Ende und mustert einen Toten nach dem anderen mit einer merkwürdig unerbittlichen Miene.

»Cool«, sagt Philip und geht zum Rand des Flachdachs.