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Der Mann in dem Umhang ging ein paar Schritte weg und setzte es auf die Erde. „Nun, mein Kleiner, lass uns sehen, ob du für uns größer werden kannst.“

Einer der Kultisten trat vor und verneigte sich unterwürfig. Der Mensch streckte die Hände aus. In einer lag ein halb verdecktes Artefakt, das vor violetter Energie nur so leuchtete. Die Finger der anderen Hand bewegten sich beim Zaubern. Er sprach eine Beschwörung und ein Strahl weißer arkaner Energie schoss aus dem Artefakt hervor. Er wickelte sich um den Welpen und begann die goldene Lebensenergie aus dem kleinen Drachen herauszusaugen. Er kreischte vor Schmerz.

„Nein!“, schrie Kirygosa und stürzte vor. Der Mann zog fest an der Kette. Kirygosa fiel auf die Knie, keuchte vor Schmerz.

Der Welpe wuchs. Er öffnete das Maul und stieß einen kleinen quiekenden Schrei aus, während sein Körper zuckte. Thrall konnte fast die Knochen knacken hören und sah, wie die Haut sich spannte, während der Magier ihm Lebensenergie entzog und der Welpe schnell alterte. Plötzlich wurde das Quieken zu einem dunkleren Krächzen und dann zu einem spitzen Schrei. Ein Flügel schlug wild, der andere, der immer noch auf einer Seite eingedrückt war, zitterte nur.

Der chromatische Welpe brach zusammen.

Der Mensch seufzte. „Es war fast schon Drachengröße“, sagte er. Er trat vor und berührte den Leichnam mit dem Zeh. „Schon besser, Gahurg. Schon besser. Das Blut des Aspekts in ihr scheint die Kinder stärker zu machen als die anderen. Sie sind offensichtlich eher in der Lage, die Modifikationen zu ertragen. Aber es ist immer noch nicht perfekt. Nimm das weg. Präpariere es, lerne davon und mach es beim nächsten Mal eben besser.“

„Wie Ihr wünscht, Vater des Zwielichts“, sagte Gahurg. Vier andere Kultisten traten vor und trugen den chromatischen Drachen fort.

„Was machst du mit meinen Kindern?“ Kirygosas Stimme hatte tief begonnen, tief in ihrer Brust, und baute sich zu einem wilden Brüllen auf. Sie ignorierte den Schmerz, von dem sie gewusst haben musste, dass er kommen würde, und warf sich auf den Mann, den man Vater des Zwielichts nannte.

O mein Liebling“, flüsterte Alexstrasza.

Thrall wusste, auch sie sah die Striemen auf Kirygosas Körper, wo sie geblutet hatte, weil man mit ihr experimentierte. Merkwürdigerweise gab das Mitgefühl in Alexstraszas Stimme Thrall Hoffnung. Besser der Schmerz und der Schrecken als diese stumpfe Leere.

„Ich erschaffe nur perfekte Dinge“, erwiderte der Vater des Zwielichts und zog erneut an der Kette.

Kirygosa wimmerte, dann kam sie wieder zu Atem. „Ich bin froh, dass ich nur einmal beim Schlüpfen meiner Eier zusehen muss, die deiner Obszönität geopfert werden“, zischte Kirygosa. „Mein Gefährte ist tot. Ich gebe dir keine mehr.“

„Ah, aber du bist immer noch eine Tochter von Malygos“, erklärte der Vater des Zwielichts.

„Und wer weiß schon, ob das Schicksal... oder ich... nicht noch einen anderen Gefährten für dich finde, hm?“

Die Szene änderte sich. Thralls Augen waren immer noch geschlossen, die Vision spielte sich in seinem Geist ab. Er konnte Alexstraszas Hand fühlen, wie ihre Finger sich um seine legten. Doch das Gefühl war irgendwie fern, wie ein Geräusch, das man von weit her hörte. Er wusste, was sie als Nächstes sehen würde, und er wusste, dass es sie entweder vernichten würde oder es ihm ermöglichen, sie zu retten. Egal, wie und was passierte, er würde hier bei ihr sein.

Als Nächstes sah er ein Sanktum. Thrall hatte es augenblicklich erkannt, auch wenn er das Rubinsanktum niemals mit eigenen Augen gesehen hatte. Es war ganz offensichtlich noch vom letzten Angriff beschädigt. Doch der schöne Wald, mit hellen Wiesen und sanft raschelnden Bäumen, durch den Bäche liefen, heilte sich bereits selbst.

Ein großer männlicher Drache lag im Schatten eines Baums. Er wirkte in seiner Entspannung ein wenig unbeholfen, als gestatte er es sich nicht oft, dem Nichtstun zu frönen, während er die Dracheneier durch halb geschlossene Augen beobachtete.

Ihr Atemzug war schwer, voller Verlangen und Schmerz.

Korialstrasz“, flüsterte die Lebensbinderin. „O mein Lieber... Thrall, muss ich das sehen?“

Sie war dermaßen verstört, dass sie nicht befahl, sondern nur bat. Ob aus Verzweiflung oder Hoffnung, die große Lebensbinderin Alexstrasza hatte sich offenbar fest in Thralls Hand begeben. „Ja, Mylady“, sagte er und ließ seine tiefe Stimme so freundlich wie möglich klingen. „Haltet noch einen Moment aus und Euch wird alles enthüllt.“

Und dann, von einer Sekunde zur anderen, war Korialstrasz alarmiert und sprang auf alle vier Pfoten, schnüffelte in der Luft, die Ohren lauschten auf das leiseste Geräusch. Einen Herzschlag später war der rote Drache in der Luft, bewegte sich schnell und anmutig, seine Blicke suchten den Boden ab.

Seine Augen weiteten sich, dann verengten sie sich und mit einem wütenden Schrei faltete er die Flügel und stürzte hinab. Eine Sekunde später erblickten auch Thrall und Alexstrasza das, was Krasus bemerkt hatte: mehrere Eindringlinge aus allen Völkern, die sich nur darin glichen, dass sie die kastanienbraunen und schwarzen Roben des Schattenhammerkults trugen.

Korialstrasz spie weder Feuer noch setzte er Magie ein, da die Eindringlinge sich zwischen den wertvollen Eiern verteilt hatten. Stattdessen stürzte er, die riesigen Klauen vorgestreckt, hinunter und krachte so schnell und effektiv mitten in die Kultisten. Sie gaben keinen Schrei der Furcht von sich. Thrall sah wütend zu, wie sie lächelten, während der Tod sie umarmte.

Die Gefahr schien vorüber. Korialstrasz landete neben einigen Eiern, senkte den schuppigen roten Kopf und stupste sie so sanft wie möglich an. Eins von ihnen brach auf. Ein hässlicher ockerfarbener Nebel stieg aus dem Ei und Krasus’ Augen weiteten sich, als er vor dem Anblick des kleinen, deformierten Umrisses eines chromatischen Drachen zurückprallte.

Nein!“, schrie Alexstrasza.

Thrall fühlte mit ihr. Es war für die Lebensbinderin schmerzvoll genug gewesen, Kirygosas Folterung mitzuerleben. Zu wissen, dass dasselbe schreckliche Schicksal auch über ihre eigenen Kinder gekommen war...

Erschrocken stupste Korialstrasz die kleine Kreatur vorsichtig mit seiner Klaue an. Es gab ein sanftes Geräusch und immer mehr Eier begannen aufzuplatzen. All die Geschlüpften waren quiekende, deformierte chromatische Drachen.

Und dann keuchte Krasus, als er an sich selbst hinuntersah. Die Spitze seiner Vorderklaue begann sich schwarz zu färben. Langsam, aber unausweichlich breitete sich die Kontaminierung aus, kletterte von seinen Klauen über sein Vorderbein.

Ein tiefes Lachen, schwach, aber triumphierend, lenkte die Aufmerksamkeit des Drachen auf sich.

„Und so werden alle Kinder zu Kindern des Wahnsinnigen, des großen Todesschwinge“, murmelte einer der Kultisten. Es war ein Troll, seine Haut dunkelblau. Korialstrasz hatte seine Rippen zerquetscht, Blut tröpfelte aus seinem Mund und von den Hauern, doch er lebte noch. „Alle deines V-Volkes... werden ihm gehören...“

Krasus starrte den infizierten Körperteil an. Er ballte die Faust und hielt sie einen Moment lang an seine Brust. Seine Augen schließend senkte er den Kopf.

„Nein“, sagte er leise. „Ich werde nicht zulassen, dass das passiert. Ich werde mich selbst zerstören... und meine Kinder, statt zuzulassen, dass sie dermaßen mutieren.“

Der Kultist lachte erneut. Er begann zu husten, spie schaumiges Blut, das die Luft rosa färbte. „Wir ge-gewinnen trotzdem“, keuchte er.

Krasus starrte ihn an. Dann plötzlich erinnerte er sich an die genauen Worte, die der Troll benutzt hatte. „Was hast du mit ‚alle Kinder‘ gemeint?“ Der Kultist schwieg, grinste nur anzüglich, während er um Atem rang. „Wie viele sind infiziert? Sag es mir!“