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Alle“, krähte der Troll triumphierend. Seine Augen leuchteten und sein Lächeln war breit. „Alle Eier! Alle Sanktümer! Du kommst zu spät! Sie alle schlüpfen jetzt. Du kannst es nicht aufhalten.“

Krasus wurde sehr nachdenklich. Er zog die Augen zusammen und neigte den Kopf.

„Doch“, sagte er dann leise. „Doch, das kann ich.“

„Alle Eier“, flüsterte Alexstrasza. „Alle... von uns...“

„Es war eine schreckliche Entscheidung“, sagte Thrall ruhig. „Er wusste, dass niemand jemals erfahren würde, was wirklich geschehen war. Dass andere ihn als Verräter brandmarken würden. Dass selbst Ihr das vielleicht glauben würdet.“

Er hörte sie keuchen und wimmern und drückte ihre Hand.

„Er hat uns gerettet... Er hat uns niemals verraten... er hat uns gerettet...“ Sie beobachteten still und mit geschlossenen Augen, wie Korialstrasz seine ganze Energie und Magie auf sich selbst versammelte. Er atmete tief ein und aus und flüsterte nur ein einziges Wort: „Geliebte.“

Dann wurde es dunkel.

Thrall öffnete die Augen, Alexstraszas’ standen bereits weit offen. Sie blickte ins Leere, alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen, ihre Hand umklammerte so fest Thralls, dass es wehtat. „Er... er nutzte seine Lebensenergie, um die Portale zu verbinden“, flüsterte Alexstrasza. „Um all die kontaminierten Eier zu zerstören, bevor irgendjemand sonst infiziert wurde. Ich konnte nicht verstehen, warum so viel Grün geblieben war... Jetzt weiß ich es. Irgendwie verstehe ich es. Er brachte Tod mit Leben... um andere Leben zu retten.“

„Der Geist des Lebens zeigt Euch Dinge, die im Verborgenen ruhen“, sagte Thrall leise. „Deshalb musste ich kommen. Korialstrasz war kein Verräter. Er war ein Held. Und er starb gut und willentlich, rettete nicht nur seinen eigenen Schwarm, sondern alle Schwärme, mit Euch in seinem Herzen.“

„Er war der Beste von uns“, flüsterte sie. „Er hat nie versagt. Ich... ich habe versagt und gewankt, aber nicht er. Nicht mein Korialstrasz.“ Sie hob das Gesicht zu Thralls. „Ich bin froh, dass ich weiß, wie tapfer er war. Ich bin so stolz auf ihn. Wie kann ich nur ohne ihn weiterleben? Könnt Ihr, so kurzlebig Ihr seid, vielleicht verstehen, was ich verloren habe?“

Thrall dachte an Aggra. „Vielleicht habe ich nur eine kurze Lebensspanne zur Verfügung, aber ja, ich kenne die Liebe. Und ich weiß, wie ich mich fühlen würde, wenn ich meine Geliebte so verloren hätte wie Ihr.“

„Wie könntet Ihr dann ohne diese Liebe weiterleben? Wozu soll man weitermachen?“

Er starrte sie an, sein Kopf war auf einmal leer. All die Bilder, die Ideen, die pathetischen Worte und Klischees, die ihm auf den Lippen lagen, schienen so abgedroschen und ohne Bedeutung. Welchen Grund gäbe es, als Überlebender weiterzumachen, wenn man solch eine Liebe verloren hatte?

Und dann dachte er an sie.

Er hielt immer noch die Hand der Lebensbinderin in seiner rechten. Mit der Linken griff er in seinen Beutel und holte ein kleines, unscheinbares Objekt hervor.

Es war die Eichel, die ihm die Urtume geschenkt hatten. Desharins Worte fielen ihm wieder ein: Passt gut darauf auf. Diese Eichel enthält all das Wissen seines Elternbaums und all das Wissen von dessen Elternbaum... und so weiter und so weiter, zurück bis zum Anfang aller Dinge. Ihr sollt sie pflanzen, wo es Euch richtig erscheint.

Krasus hatte gewusst, dass sie nicht für ihn bestimmt war, obwohl es ihn danach verlangt hatte. Thrall fragte sich, ob der rote Drache geglaubt hatte, dass sie für seine Gefährtin gedacht war. Thrall hoffte es.

Der Orc nahm Alexstraszas Hand, legte die Eichel auf ihre Handfläche und schloss sanft ihre Finger darum.

„Ich habe Euch von Träumersruh in Feralas erzählt“, sagte Thrall leise. „Von den Urtumen, die dort in Not waren. Aber ich habe Euch nicht gesagt, wie herrlich sie wirklich sind. Ich sagte Euch nichts von ihrer... Präsenz. Die einfache Macht von Alter und Weisheit, die sie durchströmte. Wie klein und ehrfürchtig ich mich fühlte, als ich von ihnen umgeben war.“

„Ich... habe die Urtume gekannt“, sagte Alexstrasza, ihre Stimme klang zaghaft. Sie hielt ihre Faust eine Sekunde lang fest um die Eichel geschlossen, dann öffnete sie sie.

Die Eichel bewegte sich in ihrer Hand. Die Bewegung war so schwach, dass Thrall zunächst dachte, sie würde nur über die Berge und Täler ihrer Hand rollen. Dann erschien ein kleiner Riss in dem hellbraunen Boden. Der Riss erweiterte sich und etwas kleines Grünes spross hervor, das nur einen Bruchteil eines Zentimeters lang war.

Alexstrasza stieß ein heulendes Keuchen aus. Ihre andere Hand flog zu ihrem Herzen, drückte sich fest auf die schlanke Brust, die sich plötzlich hob, einmal, zweimal, dreimal, begleitet von gequälten Schluchzern. Sie presste sie weiter an ihr Herz, als würde es schmerzen. Eine Sekunde lang war Thrall besorgt, ob das alles nicht zu viel war – dass es sie vielleicht tötete.

Und dann verstand er. Das Herz der Lebensbinderin hatte sich verschlossen – verschlossen vor dem Schmerz, den die Sorgen mit sich brachten. Vor der Qual, jemand wirklich Geliebten zu verlieren. Vor dem Schmerz des Mitleids.

Und nun platzte ihr Herz auf wie die Schale der Eichel, wie Eis während des Frühlingstauwetters.

„Ich bin die, die ich bin“, flüsterte sie und starrte immer noch auf die keimende Eichel. „Egal, ob in Freude oder Schmerz. Ich bin die, die ich bin.“

Ein weiterer Schluchzer folgte und dann noch einer. Tränen strömten aus ihren Augen, während sie um ihre verlorene Liebe trauerte. Schließlich weinte sie die heilenden Tränen, die in ihrem erschütterten Herzen gefangen gewesen waren.

Thrall legte einen Arm um ihre Schulter und sie lehnte sich an seine breite Brust. Sie, die einst gefoltert und von Orcs versklavt worden war, weinte hemmungslos an seiner Seite.

Ihre Tränen schienen endlos, wie es die Tränen der Lebensbinderin sein sollten. Es war mehr als der Verlust von Krasus, vermutete Thrall. Er spürte, dass sie um all die Dinge weinte, die gefallen waren. Die Unschuldigen und die Schuldigen. Um Malygos und Todesschwinge und um alle, die sie verletzt hatten. Um die korrumpierten Kinder, die niemals die Chance hatten, wirklich zu leben. Um die Toten und die Lebenden, um alle, die gelitten und den salzigen Geschmack ihres Schmerzes auf ihren Wangen geschmeckt hatten.

Sie kamen nun frei, ihr Weinen war so natürlich und rein wie das Atmen. Tränen rollten ihr Gesicht hinunter und fielen auf die Eichel, die sie hielt, und auf die Erde darunter, wo sie saß.

Als die erste Träne sanft zu Boden getropft war, begann eine Blume sich ihren Weg durch die Kruste der Erde zu bahnen.

Thrall sah ungläubig zu. Vor seinen Augen, zehntausend Mal schneller, als es hätte passieren sollen, beobachtete er, wie Pflanzen sprossen: Blumen aller Schattierungen, kleine Triebe, die zu Schösslingen wurden und zu dichtem grünem Gras. Er konnte sogar das Geräusch der wachsenden Dinge hören, ein lebendiges, freudiges Streben und Knistern.

Er erinnerte sich daran, wie hart die Druiden gearbeitet hatten, um das Leben an diesen Ort zurückzubringen. Ihre Bemühungen waren von Zeit zu Zeit erfolgreich, aber stets nur vorübergehend. Tief in seinem Innern wusste er, dass das neue blühende Leben, das er sah, mit der Zeit nicht schwinden würde. Nicht, wenn es aus den Tränen des neu erwachten Mitgefühls und der Liebe der Lebensbinderin geboren war.

Alexstrasza rührte sich neben ihm und zog sich sanft zurück. Er nahm den Arm von ihren Schultern. Sie atmete tief und zitternd ein und versuchte etwas unsicher, sich auf die Erde zu knien. Thrall half ihr nicht, er spürte, dass sie das nicht wollte. Sanft grub Alexstrasza in der neu ergrünten Erde, drückte die Eichel tief hinein und bedeckte sie ehrfürchtig. Sie erhob sich und sah ihn an.

„Ich bin... bestürzt“, sagte sie leise. Ihre Stimme war immer noch belegt von Schmerz, aber darin lag auch eine Ruhe, die vorher nicht da gewesen war. „Ihr habt mich an Dinge erinnert, die ich in meinem Schmerz vergessen hatte, Dinge... von denen er nicht wollte, dass ich sie jemals vergesse.“ Sie lächelte, und obwohl sie traurig war, war ihr Lächeln ehrlich und süß. Ihre Augen waren rot vom Weinen, aber es lag eine Klarheit darin, und Thrall wusste, dass es ihr gut ging.