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„Meine Brüder und Schwestern“, sagte sie, „wir stehen am Rande einer schrecklichen Schlacht gegen einen Feind, dessen Kraft furchtbar ist. Doch es gibt etwas, was ihr wissen müsst, bevor wir planen können. Etwas, was euch, so hoffe ich, noch mehr Gründe zum Kämpfen gibt, für euch selbst, für eure Schwärme und eure ungeschlüpften Welpen.“

Das wurde schweigend aufgenommen. Jemand bewegte sich unschlüssig. Es war, als hätten sich plötzlich alle daran erinnert, dass Alexstraszas Gefährte derjenige gewesen war, der ihre Eier zerstört hatte.

Kalecgos hob Thrall sanft auf seine Schulter. Der Orc machte den bereits vertrauten Sprung und landete sicher auf dem blauen Drachenaspekt, während Kalec sich erhob und flog, um neben Alexstrasza zu landen. Er bot ihr wortlos seine Solidarität, als sie den anderen Drachen von der Vision berichtete, die Thrall mit ihr geteilt hatte. Ysera segelte zu Alexstraszas linker Seite und unterstützte ihre Schwester ebenfalls.

Die einen, wohl jene, die Korialstrasz gut gekannt hatten, schienen Alexstrasza zu glauben. In ihren schuppigen Gesichtern und blitzenden Augen spiegelte sich tief empfundene Sympathie. Andere, obwohl sie nicht protestierten – Thrall vermutete, dass auch sie froh waren, dass die Lebensbinderin zurückgekehrt war, sodass sie ihre Geschichte nicht offen infrage stellten –, schienen jedoch skeptisch zu sein.

Thrall war zufrieden, wenn auch nicht übermäßig überrascht, dass Kalecgos unter denen war, die es sofort glaubten.

Er fühlte auch mit den blauen Drachen, als Alexstrasza beschrieb, was mit Kirygosa geschehen war. Viele der blauen Drachen reagierten wütend, doch Kalec sah einfach nur weg, sein Gesicht von Schmerz gezeichnet. Als Alexstrasza fertig war, war es Kalec, der die Stille durchbrach.

„So viel ist nun klar“, sagte er. „Wir wissen, dass ein chromatischer Drache existiert. Und obwohl ich bestürzt bin, dass Kirygosa... auf so eine schreckliche Art gefoltert wurde, bin ich zutiefst froh, dass sie noch lebt. Als die Sanktümer zerstört wurden, waren wir unwissend. Wir konnten uns keinen Grund vorstellen, warum Korialstrasz so gehandelt haben könnte. Doch nun kennen wir ihn. Wir verstehen es.“

„Wenn alles wirklich so war“, sagte einer der älteren blauen Drachen. Thrall erkannte ihn als Teralygos, einer, der fest zu Arygos gestanden hatte. „Alles, was wir kennen, ist eine sogenannte Vision. Es gibt keinen Beweis, dass es wirklich so gewesen ist.“

„Das ist Alexstrasza“, sagte Narygos. „Sie ist ein Aspekt... die Lebensbinderin!“

„Und es ist sehr praktisch, dass gerade sie diese Vision hatte. Nein, warte, dass ein Orc genau zur richtigen Zeit vorbeikam, um ihr von einer Vision zu berichten, die ihren Gefährten freispricht und Arygos verdammt“, fuhr der ältere blaue Drache fort. „Was sagst du, wenn ich eine Vision habe, bei der herauskommt, dass Alexstrasza das nur erfunden hat? Oder wahnsinnig geworden ist? Dass es vielleicht die verschwundene Kirygosa war, die...“

„Ich kann alles bestätigen, was die Lebensbinderin berichtet hat“, erklang eine dünne, raue Stimme. Ein weiterer blauer Drache landete und er trug ein Menschenmädchen auf dem Rücken.

Thrall erkannte sie sofort: Es war Kirygosa aus seiner Vision.

„Kiry!“, rief Kalec. Thrall glitt schnell von seiner Schulter und Kalec verwandelte sich in seine Halbelfengestalt, während Kirygosa unsicher abstieg. Er rannte zu ihr, fing sie in seinen Armen auf und drückte sie fest an sich. Sie lächelte ihm und den anderen, die zu ihnen eilten, schwach zu. Sie sah müde aus und war schrecklich dünn. Doch sie war offensichtlich erfreut, wieder bei ihrem Schwarm zu sein.

„Geht es dir gut?“, fragte Kalec besorgt. „Nach allem, was... sie dir angetan haben?“

„Ja, jetzt, da ich frei bin“, antwortete Kirygosa und lehnte sich gegen Kalecgos. „Wie ich sagte: Was Thrall in dieser Vision über mich sah, stimmt. Ich glaube, dass auch die Vision über Korialstrasz wahr ist.“ Sie sah zu dem großen roten Drachen hinüber, der wohlwollend auf sie herablächelte. „Alexstrasza, ich betrauere deinen Verlust.“

„Danke, Kirygosa“, erwiderte Alexstrasza. Ihre Stimme war schwer von Trauer, aber es lag keine Verzweiflung darin. Nicht mehr. „Und ich betrauere deinen Verlust.“

Kalecs gerunzeltes Gesicht schien noch besorgter. „Weißt du das von Arygos?“, fragte er Kiry leise.

Kirygosa nickte. „Ja. Er wurde vom Vater des Zwielichts betrogen und von einem Meuchelmörder namens Schwarzmoor getötet. Ich weiß, dass dieser Schwarzmoor auch Euch töten sollte, Thrall“, sagte sie und wandte sich an den einzigen anwesenden Orc. „Ich bin erleichtert, zu sehen, dass das nicht geglückt ist. Der Vater des Zwielichts und Todesschwinge fürchten Euch. Ich bin froh, dass Ihr auf unserer Seite steht.“

„Komm, setz dich und erhole dich“, drängte Kalecgos. „Iss etwas und berichte uns, was du weißt.“

„Die Kette...“ Kiry holte mit den Fingern eine schlanke Silberkette hervor, die um ihren Hals hing. Ein einfach aussehendes Ding. Kalec erkannte sofort, was es war. „Ich habe so versucht, sie zu zerreißen...“

„Das kann ich mir denken“, sagte Kalec sanft. „Dar’Khan hat einst so eine Kette um mich gelegt. Ich kenne deine Furcht und Frustration gut, werte Schwester. Einst musste ich gerettet werden... und nun befreie ich dich.“

Sanft nahm er die Kette zwischen Daumen und Zeigefinger. Mit schwachem Zug zerriss der Drachenaspekt die Kette, als wäre sie nicht mehr als ein normales Schmuckstück. Kirygosa schluchzte freudig. Die anderen traten zurück, lächelten, um ihr Platz zu geben, damit sie sich in ihre wahre Gestalt verwandeln konnte. Thrall lächelte, als er zusah, wie sie in die Luft aufstieg und zwar schwach, aber freudig herumflog – endlich wieder frei.

Dann kümmerte man sich um Kirygosa. Thrall half dabei, sie zu heilen, während Kalecgos Fleisch und Getränke für sie herbeizauberte. Alexstrasza und Ysera standen neben ihr in ihren menschlichen Gestalten und boten jeden Trost, den sie konnten. Thrall war überrascht, Yseras bevorzugte Gestalt zu sehen. Sie war ihm damals in Nachtelfengestalt erschienen. Jetzt hatte sie immer noch die lilafarbene Haut und die langen Ohren der Kaldorei. Doch die Krone aus wilden Hörnern, die auf ihrem grünen Haar thronte, zeigte ihre wahre Natur. Ein paar Drachen, einige in menschlicher Gestalt, andere in ihren Drachengestalten, traten hinzu, um Kirygosas schreckliche Erlebnisse anzuhören.

„Ich berichte euch alles, was ich weiß, und hoffe, dass euch etwas davon hilft“, sagte sie. „Und um ehrlich zu sein, gibt es so vieles, was mich meiner Hoffnungen beraubt.“

„Du bist entkommen, was doch eigentlich unmöglich war“, sagte Kalecgos. „Ich finde, dass gerade darin schon viel Hoffnung liegt.“

Sie versuchte zu lächeln, aber etwas beunruhigte sie zutiefst. „Ich danke dir dafür, doch... nun, du wirst verstehen, was ich meine.“

„Fang von vorn an“, bat Alexstrasza. „Wie wurdest du gefangen?“

„Nach dem Verlust von Jarygos... meinem Gefährten... hat Arygos mich dazu überredet, ihn zu begleiten. Er übergab mich dem Menschen. Und ich bin mir völlig sicher, dass es ein Mensch ist. Sie nennen ihn den Vater des Zwielichts. Dieser Vater des Zwielichts und Arygos arbeiteten mit dem Zwielichtdrachenschwarm zusammen – und mit Todesschwinge.“

Die drei Aspekte tauschten Blicke. „Beim ersten Angriff“, sagte Alexstrasza, „der, bei dem wir verspottet wurden – da nannte er sich selbst Vater des Zwielichts.“

„Berichte weiter, meine Liebe“, sagte Ysera sanft.

„Sie hielten mich in meiner Drachengestalt gefangen, bis ich die Eier gelegt hatte. Dann legten sie mir die Kette an.“ Kiry weinte, als sie sich daran erinnerte.

„Es war leichter, dich in Menschengestalt zu kontrollieren“, sagte Kalec.

Sie nickte. „Sie begannen Experimente... mit mir, mit meinen Kindern...“ Ihre Stimme brach.

Alexstrasza legte ihre Hand tröstend auf Kirys Schulter. Der blaue Drache warf ihr ein schwaches Lächeln zu und fuhr fort.