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Von seinem Vater hatte er sehr viel über die richtige Behandlung dieser mächtigen Tiere gelernt, auch von Tars Tarkas, wenn er den berühmten Jeddak bei seiner Horde grüner Krieger besuchte. Jetzt bot er also alles auf, was er gelernt hatte und aus eigener Erfahrung wußte, denn er hatte Thoats schon sehr oft geritten und manches besonders störrische Tier gezähmt.

Diese Thoats schienen besonders nervös und widerspenstig zu sein, viel mehr noch als die übellaunigen Verwandten bei den Tharks und Warhoons, und eine ganze Weile schien er den wütenden Angriffen einiger Bullen, die ihn gereizt umkreisten, nicht mehr entkommen zu können. Aber schließlich kam er einem von ihnen so nahe, daß er ihn berühren konnte. Als das Tier die Hand an seiner Flanke spürte, quiekte es schrill, beruhigte sich dann aber sofort, denn es fühlte den telepathischen Befehl des Roten Mannes und sank auf die Knie.

Einen Moment später saß Carthoris ihm auf dem Rücken und führte es zum großen Tor, das vom Hof aus durch ein riesiges Gebäude führte, an dessen anderem Ausgang die breite Avenue sein mußte.

Der andere Bulle, den sich Carthoris ausgesucht hatte, quiekte und wütete noch immer, folgte aber seinem Gefährten. Beide Tiere trugen keinerlei Zaumzeug, denn sie werden ausschließlich durch Gedankenübertragung geleitet, falls sie sich überhaupt leiten lassen.

Selbst in den Händen der riesigen grünen Krieger wären Zaumzeug und Zügel völlig nutzlos gewesen, denn die Thoats hatten die Größe und Stärke eines Mastodons und mehr als dessen Wildheit. Deshalb wurden sie nur mit den seltsamen telepathischen Kräften gelenkt, die auf dem Mars seit langem allgemein angewandt werden, um sich mit den niedrigeren Lebensformen zu verständigen.

Es war noch ein bißchen schwierig, die beiden Tiere durch den Torbogen zu führen, denn dort mußte er sich hinunterbeugen, um den Riegel zu öffnen; dann stemmte sein Reittier eine mächtige Schulter gegen die Tür, drückte sie auf, und wenig später schwang das solide Tor aus Skeelholz wieder zu. Der Mann hatte mit den beiden Tieren die Avenue erreicht, die zum Hauptplatz führte.

Dort wartete Kar Komak in seinem Versteck.

Hier machte der zweite Thoatbulle einige Schwierigkeiten, und es war eine fast unlösbare Aufgabe, Kar Komak auf den Rücken des Tieres zu bringen, da dieser niemals vorher ein Thoat geritten hatte. Schließlich gelang es ihm dann doch. Der Bogenschütze hockte auf dem schmalen Rücken, und dann tappten die beiden Tiere auf weichen, großen Pfoten die moosgepolsterten Avenuen entlang, die zu den toten Seegründen jenseits der Stadt führten.

Sie ritten die Nacht hindurch, den folgenden und den übernächsten Tag nach Nordosten. Nichts deutete auf eine Verfolgung hin, und bei Einbruch der Dämmerung des zweiten Tages sah Carthoris in der Ferne das Band großer Bäume, die einen der großen Wasserwege des Mars markierten.

Hier ließen sie ihre Thoats stehen und machten sich zu Fuß auf, um das kultivierte Land zu erkunden. Carthoris entfernte auch das Metall von seinem Harnisch, da es ihn als Heliumiten identifizieren würde. Er nahm auch alles ab, was auf seine königliche Abstammung hinwies, denn er wußte nicht, welche Nation an diesem Wasserweg wohnte. Auf dem Mars ist es immer ratsam, in jedem Mann und jeder Nation einen Feind zu sehen, bis man sich vom Gegenteil überzeugen konnte.

Es war noch nicht Mittag, als die beiden Männer eine der Straßen erreichten, die in regelmäßigen Abständen den ganzen kultivierten Bezirk durchschneiden. Diese Straßen berühren alle die große, breite Hauptstraße, welche von einem Ende des unendlich langen, wenn auch schmalen Farmlandes zum anderen führt; die Querstraßen enden alle am dürren Wüstengürtel.

Die hohen um das Kulturland gezogenen Mauern schützten es vor Überfällen der grünen Horden und hielten auch wilde Banths und andere Raubtiere von den Menschen und den Haustieren auf den Farmen fern.

Carthoris blieb vor dem ersten Tor, das sie sahen, stehen und klopfte. Der junge Mann, der ihnen öffnete, grüßte die beiden sehr freundlich, obwohl er den weißhäutigen Mann mit dem honigfarbenen Haar ein wenig mißtrauisch musterte.

Carthoris erklärte ihm, daß sie den Torquasianern entkommen seien, und der junge Mann lauschte aufmerksam. Dann lud er die beiden ins Haus ein und befahl den Dienern, eine Mahlzeit vorzubereiten.

Sie saßen in einem niedrigen, behaglichen Wohnraum des Farmhauses und warteten auf die Mahlzeit. Carthoris unterhielt sich mit seinem Gastgeber, um von ihm dessen Nationalität zu erfahren. Es war ja sehr wichtig, zu wissen, auf wessen Staatsgebiet der Wasserweg lag, in dessen Nähe ihn das Schicksal geworfen hatte.

»Ich bin Hal Vas«, sagte der junge Mann, »Sohn von Vas Kor von Dusar, der ein Edler im Gefolge von Astok, Prinz von Dusar ist. Im Augenblick bin ich Dwar der Straße dieses Distrikts.«

Carthoris war sehr froh, daß er seine Identität nicht enthüllt hatte, denn er hatte ja nicht die geringste Ahnung, was während der Zeit seiner Abwesenheit in Helium vorgegangen war. Auch wußte er nicht, daß Astok die Ursache all seines Unglückes war, doch es war ihm bekannt, daß der Dusarianer ihn nicht mochte.

Er konnte also auf dem Staatsgebiet von Dusar keine Hilfe erwarten.

»Und wer bist du?« fragte Hal Vas. »Du siehst aus wie ein Kämpfer, aber an deinem Harnisch erkenne ich keine Insignien.

Kann es denn sein, daß du ein Panthan bist?«

Nun, diese wandernden Glücksritter sind auf Barsoom, wo jeder Mann ein Kämpfer ist, überall bekannt. Sie verkaufen ihre Dienste dem, der sie haben will, und in einer der gelegentlichen Kampfpausen, also wenn es keinen ordentlichen Krieg auf dem Mars gibt, stoßen sie zu jenen zahlreichen Expeditionen, die zum Schutz der Wasserwege, die alle wilderen Teile dieser Welt durchziehen, gegen die grünen Horden ausgesandt werden.

Ist dieser Dienst dann wieder zu Ende, werfen sie das Metall der Nation weg, der sie zuletzt gedient haben, und dann suchen sie sich einen neuen Herrn. In der Zwischenzeit tragen sie keinerlei Insignien, und ihre abgenützten Harnische und grimmigen Waffen reichen aus, ihren Beruf zu kennzeichnen.

Die Frage des jungen Hal Vas kam Carthoris sehr gelegen, denn wenn er sie bejahte, war das eine zufriedenstellende Erklärung für sich selbst. Dabei gab es nur eine einzige kleine Schwierigkeit. Solange sich in Kriegszeiten ein solcher Panthan auf dem Staatsgebiet einer am Krieg beteiligten oder interessierten Nation aufhielt, mußte er die Insignien dieser Nation tragen und mit ihren Kriegern kämpfen.

Soviel Carthoris wußte, lag Dusar mit keiner anderen Nation im Krieg, aber den Roten Völkern konnte man nie vorhersagen, wann es einem einfiel, dem Nachbarn an die Kehle zu fahren.

Nicht einmal der großen, mächtigen Allianz, die sein Vater, John Carter, ins Leben gerufen hatte und befehligte, war es bisher gelungen, den Frieden unter den großen Nationen Barsooms zu erhalten. Hal Vas lächelte erfreut, als Carthoris seine Frage bejahte. »Das ist gut«, sagte der junge Mann. »Hier findest du nämlich sehr bald lohnenden Dienst. Mein Vater Vas Kor ist gerade hier, um eine Streitmacht gegen Helium aufzustellen.«

12

Zu Dusars Rettung

Thuvia von Ptarth, die gegen Javs ungezügelte Lust um mehr als ihr Leben kämpfte, warf einen raschen Blick über die Schulter zum Wald hinüber, aus dem wütendes Brüllen zu hören war. Auch Jav schaute auf.

Was sie sahen, erfüllte ihre Herzen mit schauerlichen Ahnungen. Es war Komal, der Banth-Goot, der ihnen mit weit aufgerissenem Maul entgegenrannte. Wen hatte er sich für seine nächste Mahlzeit ausgesucht? Oder wollte er beide auffressen?

Sie brauchten nicht lange auf die Beantwortung dieser Frage zu warten. Obwohl der Lotharianer immer versuchte, das Mädchen zwischen sich und den Banth zu bringen, fand das große Tier schließlich doch ihn.

Kreischend versuchte er nach Lothar zu fliehen, aber vorher nahm er Thuvia und warf sie buchstäblich dem riesigen Menschenfresser vor die Fänge. Er kam jedoch nicht weit auf seiner Flucht. Mit ein paar Sprüngen hatte Komal ihn erwischt und an Brust und Kehle gepackt, und so schüttelte er ihn voll dämonischer Wut.