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Während sie aber die Nation von Dusar ausrotten, gehen viele Tausende der eigenen Krieger zugrunde, und alle müssen nur deshalb sterben, weil eine einzige Frau sich trotzig weigert, den Prinzen zu heiraten, der sie liebt.

Weigere dich, Thuvia von Ptarth, dann gibt es nur eine einzige Alternative – kein Mensch darf je von deinem Schicksal erfahren.

Nur mein königlicher Vater und eine Handvoll treuer Männer und ich selbst wissen es, daß du aus den Gärten deines Palastes in Ptarth entführt wurdest und da der Entführer kein anderer war als Astok, Prinz von Dusar. Und niemand weiß bis jetzt, daß du als Gefangene in meinem Palast bist.

Weigere dich, Thuvia von Ptarth, und du mußt sterben, um Dusar zu retten. Es gibt keine andere Möglichkeit. Nutus, der Jeddak, hat es bestimmt. Ich habe gesprochen, und du hast mich gehört.«

Lange ließ das Mädchen den Blick auf dem Gesicht von Astok, Prinz von Dusar ruhen. Dann sprach sie. Sie sagte nur wenige Worte und ihr leidenschaftsloser Ton verriet unmeßbare Tiefen kalter Verachtung.

»Besser als du bist, ist alles, was du mir angedroht hast.«

Dann drehte sie ihm den Rücken zu und schaute nun wieder zum Ostfenster hinaus in die Richtung, in der das ferne Ptarth lag.

Astok wirbelte herum und verließ den Raum, kam aber nach kurzer Zeit mit Essen und Trinken zurück.

»Hier«, sagte er. »Iß und trink bis ich wieder zurückkehre.

Der nächste Mensch, der diesen Raum betritt, wird dein Henker sein. Empfiehl dich also deinen Vorfahren, Thuvia von Ptarth, denn in wenigen Tagen wirst du bei ihnen sein.«

Dann verschwand er.

Eine halbe Stunde später sprach er mit einem hohen Offizier der Flotte von Dusar.

»Wohin ging Vas Kor?« fragte er. »Er ist nicht in seinem Palast.«

»Er ging nach Süden zu dem großen Wasserweg, der Torquas einschließt«, erwiderte der andere. »Sein Sohn Hai Vas ist Dwar der dortigen Straße, und dorthin ist Vas Kor gegangen, um unter den Farmarbeitern Rekruten zu werben.«

»Gut«, antwortete Astok, und eine weitere halbe Stunde später befand er sich in seinem schnellsten Flieger über Dusar.

13

Turjun, der Panthan

Das Gesicht des Prinzen von Helium ließ nichts von jenen Gefühlen ahnen, die in seiner Brust stürmten, als er von Hai Vas hörte, daß Helium Krieg gegen Dusar führte und daß das Schicksal ihn in den Dienst des Feindes geworfen hatte.

Daß er die Gelegenheit sicherlich benützen würde, um für Helium nach besten Kräften Gutes zu bewirken, minderte seinen Kummer darüber nur unwesentlich, daß er nicht an der Spitze seiner eigenen treuen Truppen gegen den Feind ziehen konnte.

Es wäre vermutlich ziemlich leicht gewesen, den Dusarianern zu entkommen, vielleicht aber auch nicht. Sollten sie seiner Loyalität nicht trauen – und bei einem Panthan war immer Mißtrauen angebracht – so würde es ihm vielleicht nicht gelingen, vor Ende des Krieges ihrer Wachsamkeit zu entrinnen. Dieses Kriegsende konnte nur wenige Tage entfernt sein, ebenso gut aber viele Jahre des Kummers und Blutvergießens.

Aus der Geschichte erinnerte er sich etlicher Kriege, die fünf-oder sechshundert Jahre andauerten, ohne daß das Blutvergießen dazwischen einmal aufgehört hätte. Auch jetzt gab es noch einige Nationen auf Barsoom, die seit Menschengedenken mit Helium im Krieg lagen und keine Lust hatten, endlich Frieden zu schließen.

Das waren keine erfreulichen Aussichten. Er konnte ja nicht ahnen, daß er in ein paar Stunden jenes Schicksal segnen würde, das ihn in den Dienst von Dusar geworfen hatte.

»Ah!« rief Hai Vas. »Da ist ja jetzt mein Vater. Kaor, Vas Kor. Hier ist einer, über den du dich freuen wirst, ein tüchtiger Panthan…« Er zögerte ein wenig.

»Turjun«, sagte Carthoris, denn ein anderer Name fiel ihm nicht gleich ein.

Während er noch sprach, huschten seine Augen zu dem großen Krieger, der eben den Raum betreten hatte. Diesen Riesen hatte er doch schon irgendwo gesehen? Er kannte doch diese ruhige, stolze Haltung und die Schwertnarbe, die von der Schläfe zum Mundwinkel lief?

Vas Kor, wiederholte Carthoris immer wieder in Gedanken.

Vas Kor… Wo hatte er den Mann nur schon gesehen?

Als dann der Edle zu sprechen begann, wußte er plötzlich alles. Das war doch dieser Diener auf der Landeplattform von Ptarth, der überall die Nase vorne dran gehabt hatte! Damals hatte er Thuvan Dihn die Besonderheiten und Vorzüge seines neuen Kompasses erklärt. Und genau dieser Sklave hatte seinen eigenen Hangar in jener Nacht bewacht, als er sich auf die Reise nach Ptarth machte, die ihn dann auf so merkwürdige Weise nach Aaanthor brachte.

»Vas Kor«, wiederholte er laut, »gesegnet und gepriesen seien deine Vorfahren für diese Begegnung.« Der Dusarianer ahnte natürlich nicht, welche Bedeutung in den Worten des jungen Mannes lag, die sonst nur die Antwort eines wohlerzogenen Barsoomianers auf eine Vorstellung war.

»Und gesegnet seien auch die deinen, Turjun«, erwiderte Vas Kor.

Jetzt mußte natürlich auch Kar Komak vorgestellt werden, und als Carthoris durch diese kleine Zeremonie ging, fand er die einzige Erklärung für die weiße Haut und das honigfarbene Haar des Mannes, die irgendwie glaubhaft klang; er fürchtete nämlich, niemand wurde ihm die Wahrheit abnehmen, so daß man von Anfang an gegen sie beide Mißtrauen hegen würde.

»Kar Komak«, erklärte er, »ist, wie du siehst, ein Thern. Er ist von seinen in ewiges Eis eingeschlossenen Tempeln im Süden gewandert, um Abenteuer zu suchen. Ich fand ihn in den Ruinen von Aaanthor. Ich kenne ihn zwar noch nicht sehr lange, kann aber seine Tapferkeit und Loyalität beschwören.«

Seit der Zerstörung des Lügengewebes einer falschen Religion durch John Carter hatte die große Mehrheit der Therns mit Freuden die neue Ordnung der Dinge akzeptiert, so daß es gar nicht mehr als ungewöhnlich galt, wenn sich einer von ihnen unter die Roten Menschen in eine der Städte mischte, und deshalb war Vas Kor auch gar nicht erstaunt.

Wie eine Katze beobachtete Carthoris während der Unterredung den Mann Vas Kor, um festzustellen, ob dieser in ihm den großartigen Prinzen von Helium erkannte oder auch nur ahnte. Die schlaflosen Nächte, die langen Tage eines anstrengenden Marsches, die zahlreichen Kämpfe, die Wunden und das getrocknete Blut schienen jedoch jede Ähnlichkeit mit dem Prinzen zu verwischen. Außerdem hatte Vas Kor ihn nur zweimal gesehen, und deshalb war es nicht sehr verwunderlich, da- er Carthoris nicht erkannte.

Im Lauf des Abends kündigte Vas Kor an, daß sie am folgenden Tag in nördlicher Richtung nach Dusar aufbrechen und an verschiedenen am Weg liegenden Stellen weitere Rekruten aufnehmen würden. Auf einem großen Feld hinter dem Haus lag ein Flieger, ein ziemlich großer Kreuzer-Transporter, der nicht nur viele Soldaten aufnehmen konnte, sondern auch sehr schnell und gut bewaffnet war. Hier schliefen Carthoris und Kar Komak mit anderen Rekruten unter der Aufsicht und Bewachung regulärer Krieger aus Dusar, die zur Besatzung des Schiffes gehörten.

Gegen Mitternacht kehrte Vas Kor vom Haus seines Sohnes zum Schiff zurück und begab sich sofort in seine Kabine.

Carthoris stand mit einem Soldaten aus Dusar Wache. Nur mühsam unterdrückte der junge Heliumite ein kaltes Lächeln, als der große schlanke Edle an ihm vorbeiging – in Reichweite des langen, scharfen Schwertes, das der junge Prinz am Wehrgehänge trug!

Wie leicht wäre es doch gewesen… Jetzt hätte er den schmutzigen Trick, den man gegen ihn angewandt hatte, rächen können; jetzt hätte er mit einem Streich Helium, Ptarth und Thuvia rächen können!

Aber seine Hand bewegte sich nicht zum Dolchgriff und nicht zum Schwertknauf. Vas Kor mußte zuerst einem besseren Zweck dienen. Vielleicht wußte oder ahnte er, wo Thuvia von Ptarth jetzt versteckt gehalten wurde, wenn es wirklich Dusarianer gewesen waren, die sie während des Kampfes vor Aaanthor weggeholt hatten.

Und dann war ja da noch der Initiator dieses faulen Komplotts, der seiner gerechten Strafe zugeführt werden mußte.