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Die Vergangenheit ist unbestreitbar authentisch. Die Vergangenheit ist eine Welt, die bereits vor Disney und Murdoch, Nissan und Sony, IBM und all den anderen Gestaltern unserer Gegenwart existierte. Die Vergangenheit gab es, bevor es sie gab. Die Vergangenheit entwickelte sich ohne ihre Einmischung, ihre Gestaltung und ihre Verkaufsstrategien. Die Vergangenheit ist echt. Sie ist authentisch. Und genau das macht die Vergangenheit unglaublich attraktiv. Das ist der Grund, warum ich sage, daß die Zukunft die Vergangenheit ist. Die Vergangenheit ist die einzige wirkliche Alternative zu — Ja? Diane, was ist denn?« Er drehte sich zur Tür um, als sie den Raum betrat. »Es gibt ein Problem im Transitraum. Wie es aussieht, hat die Explosion die noch verbliebenen Wasserschilde beschädigt. Gordon hat eine Computersimulation laufen lassen, die zeigt, daß vier Schilde brechen, wenn man sie mit Wasser füllt.«

»Diane, was ist denn das für eine hirnrissige Aussage«, sagte Doniger und zupfte an seiner Krawatte. »Soll das heißen, daß sie möglicherweise ohne Abschirmung zurückkommen?« »Ja.«

»Nun, das können wir nicht riskieren.« »Es ist nicht ganz so einfach...«

»Doch, das ist es«, erwiderte er. »Wir können es nicht riskieren. Mir ist es lieber, wenn sie gar nicht zurückkommen als mit schweren Schädigungen.« »Aber -«

»Was aber? Warum macht Gordon bei dem Ergebnis seiner Simulation trotzdem weiter?«

»Weil er der Simulation nicht traut. Er sagt, sie ist grob und schlampig, und er glaubt, daß der Transit gut über die Bühne geht.« »Wir können es nicht riskieren«, sagte Doniger mit einem Kopfschütteln. »Ohne Schilde können sie nicht zurückkommen. Punkt.« Sie zögerte kurz und biß sich auf die Unterlippe. »Bob, ich glaube -« »He«, sagte er, »hast du dein Kurzzeitgedächtnis verloren? Du warst doch diejenige, die Stern nicht reisen lassen wollte, wegen des Risikos von Transkriptionsfehlern. Und jetzt willst du die ganze Truppe ohne Abschirmung zurückkommen lassen? Nein, Diane.«

»Okay«, sagte sie sehr widerstrebend. »Ich rede mit —« »Nein. Kein Reden mehr. Brich das Projekt ab. Zieh ihnen den Stecker raus, wenn's sein muß. Aber laß diese Leute nicht zurückkommen. Ich habe recht, und du weißt es.«

Im Kontrollraum fragte Gordon: »Er hat was gesagt?«

»Sie dürfen nicht zurückkommen. Auf keinen Fall. Bob hat sich da sehr klar ausgedrückt.«

»Aber sie müssen zurückkommen«, sagte Stern. »Sie müssen sie zurückkommen lassen.«

»Nein, das muß ich nicht«, erwiderte Kramer.

»Aber —«

»John«, sagte Kramer, an Gordon gewandt. »Hat er Wellsey gesehen?

Hast du ihm Wellsey schon gezeigt?«

»Wer ist Wellsey?«

»Wellsey ist ein Kater«, sagte Gordon.

»Wellsey ist gespalten«, sagte Kramer zu Stern. »Er war eins der ersten Testtiere, die wir zurückgeschickt haben. Bevor wir wußten, daß man bei einem Transit Wasserschilde benutzen muß. Und er ist bös gespalten.« »Gespalten?«

Kramer wandte sich an Gordon. »Du hast ihm wohl noch gar nichts gesagt.«

»Ich habe ihm schon einiges gesagt«, erwiderte Gordon und wandte sich dann an Stern. »Gespalten heißt, daß er schwere Transkriptionsfehler hat.« Zu Kramer sagte er: »Aber das ist vor Jahren passiert, Diane, und damals hatten wir außerdem noch Computerprobleme —«

»Zeig ihm den Kater«, sagte Kramer. »Und dann wollen wir mal sehen, ob er immer noch so gierig darauf ist, seine Freunde zurückzuholen. Aber das Wesentliche ist: Bob hat seine Entscheidung gefallt, und die Antwort ist nein. Wenn wir keine sichere Abschirmung haben, kann niemand zurückkommen. Unter keinen Umständen.« In diesem Moment sagte einer der Techniker: »Wir haben eine Feldanomalie.«

Sie drängten sich um den Monitor und starrten die schwankenden

Feldlinien und die Zacken darin an.

»Wie lange noch, bis sie zurückkommen?« fragte Stern.

»Nach dem Signal zu urteilen, ungefähr eine Stunde.«

»Können Sie feststellen, wie viele?«

»Noch nicht, aber... auf jeden Fall mehr als einer. Vielleicht vier oder fünf.«

»Dann sind es alle«, sagte Gordon. »Offensichtlich haben sie den Professor gefunden, und jetzt kommen sie alle nach Hause. Sie haben getan, was wir von ihnen wollten, und jetzt kommen sie zurück.« Er drehte sich zu Kramer um.

»Tut mir leid«, sagte sie. »Ohne Schilde kommt niemand zurück. Das ist endgültig.«

Kate kauerte neben der Falltür und richtete sich jetzt langsam auf. Sie stand in einem schmalen Raum, nur gut einen Meter breit, mit hohen Steinmauern zu beiden Seiten. Durch eine Öffnung links von ihr fiel Feuerschein herein. Im gelben Licht sah sie direkt vor sich eine Tür. Und hinter ihr befand sich eine Treppe, die steil in die Höhe führte. Aber wo war sie?

Chris spähte über den Rand der Falltür und deutete zu dem Feuerschein. Er flüsterte: »Ich glaube, jetzt wissen wir, warum sie die Tür zu diesem Gang nie gefunden haben.« »Warum?«

»Weil sie hinter dem Kamin liegt.«

»Hinter dem Kamin?« flüsterte sie. Und dann erkannte sie, daß er recht hatte. Der schmale Raum gehörte zu einem der Geheimgänge im Inneren von La Roque, der hinter dem Kamin im Festsaal vorbeiführte. Vorsichtig schob Kate sich an der linken Wand entlang - und blickte plötzlich von der Rückseite des Kamins direkt in den Festsaal. Der Kamin war fast drei Meter hoch. Durch die lodernden Flammen sah sie Olivers Tisch, an dem seine Ritter, mit dem Rücken zum Feuer sitzend, aßen. Sie war nicht mehr als fünf Meter von ihnen entfernt. »Du hast recht«, flüsterte sie. »Wir sind hinter dem Kamin.« Sie drehte sich zu Chris um und winkte ihn zu sich. Gerade wollte sie zur Tür weitergehen, als Sir Guy sich umdrehte, um einen Hühnerknochen in die Flammen zu werfen, und dabei kurz ins Feuer sah. Er wandte sich wieder zum Tisch um und aß weiter.

Nichts wie weg von hier, dachte sie.

Aber es war zu spät. Guys Schultern zuckten, er drehte sich noch einmal um. Er sah Kate deutlich, ihre Blicke trafen sich, und er rief: »Mylord.« Dann sprang er vom Tisch auf und zog sein Schwert. Kate rannte zur Tür und zog heftig daran, aber sie war versperrt oder klemmte. Sie stürzte zur Treppe auf der anderen Seite. Dabei sah sie Sir Guy, der zögernd auf der anderen Seite der Flammen stand. Im nächsten Augenblick stürmte er durch das Feuer auf sie zu. Sie sah Chris aus der Falltür kommen und rief: »Runter!« Er duckte sich wieder in das Loch, als sie die Stufen hochkletterte.

Sir Guy schlug mit dem Schwert nach ihren Beinen und verfehlte sie nur knapp, die Klinge klirrte auf den Stein. Er fluchte und schaute dann kurz in die Öffnung, die zu dem unterirdischen Gang führte. Doch Chris sah er offensichtlich nicht, denn unmittelbar danach hörte Kate ihn hinter ihr her die Treppe hochkommen.

Sie hatte keine Waffe, sie hatte nichts.

Sie rannte.

Am oberen Ende der Treppe, zehn Meter über dem Boden, befand sich ein schmaler Absatz, und als sie ihn erreichte, spürte sie, wie Spinnweben sich um ihr Gesicht legten. Sie wischte sie ungehalten weg. Der Absatz war kaum größer als einen halben Meter im Quadrat. Es war gefährlich, aber sie war eine erfahrene Klettererin, und es machte ihr nichts aus.