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Miss Delvert blieb weiter auf Johnston konzentriert. »Und für Ihre Sponsorengelder, Professor Johnston, wieviel Kontakt müssen Sie da mit ITC halten?«

»So gut wie keinen.«

»So gut wie keinen? Wirklich?«

»Der Präsident, Robert Doniger, war vor zwei Jahren hier. Er ist ein Geschichtsfanatiker, und er war sehr begeistert, wie ein kleiner Junge. Und ungefähr einmal pro Monat schickt ITC uns einen Vizepräsidenten. Gerade jetzt haben wir einen hier, eine Dame. Aber im großen und ganzen lassen sie uns in Ruhe.« »Und was wissen Sie über ITC selbst?«

Johnston zuckte die Achseln. »Sie forschen im Bereich der Quantenphysik. Sie fertigen Komponenten, die in Kernspintomographen, anderen medizinischen Geräten und so weiter verwendet werden. Und sie entwickeln Datierungstechniken, die auf Quan-teneffekten beruhen und mit denen man das Alter jedes Artefakts präzise bestimmen kann. Dabei helfen wir ihnen.«

»Verstehe. Und diese Techniken, funktionieren sie?« »Wir haben Prototypen dieser Geräte in unserem Hauptquartier in dem Bauernhof. Bis jetzt haben sie sich als zu empfindlich für die Arbeit vor Ort erwiesen. Sie gehen immer kaputt.«

»Aber ist das der Grund, warum ITC Sie sponsert - damit Sie ihre Geräte testen?«

»Nein«, sagte Johnston. »Es ist genau andersherum. ITC baut diese Datierungsgeräte aus demselben Grund, warum ITC uns sponsert - weil Bob Doniger sich für Geschichte begeistert. Wir sind sein Hobby.« »Ein teures Hobby.«

»Für ihn nicht«, sagte Johnston. »Er ist Milliardär. Er hat sich eine Gutenberg-Bibel für drei Millionen gekauft. Er hat bei einer Auktion für siebzehn Millionen den Wandteppich von Rouen ersteigert. Unser Projekt ist für ihn nur Kleingeld.«

»Das mag schon sein. Aber Mr. Doniger ist auch ein taffer Geschäftsmann.«

»Ja.«

»Glauben Sie wirklich, daß er sie nur aus rein persönlichem Interesse unterstützt?« fragte sie leichthin, fast schnippisch.

Johnston sah sie direkt an. »Die wahren Motive eines Menschen, Miss

Delvert, kennt man nie.«

Auch er ist argwöhnisch, dachte Chris.

Delvert schien das ebenfalls zu spüren und kehrte sofort wieder zu einem verbindlicheren Tonfall zurück. »Natürlich, ja. Aber ich frage das aus einem bestimmten Grund. Trifft es nicht zu, daß die Ergebnisse Ihrer Forschung nicht Ihnen gehören? Daß alles, was Sie finden, alles, was Sie entdecken, ITC gehört?« »Ja, das stimmt.« »Stört Sie das nicht?«

»Wenn ich für Microsoft arbeiten würde, würden die Ergebnisse meiner Arbeit Bill Gates gehören. Alles, was ich finden oder entdecken würde, würde Bill Gates gehören.« »Schon. Aber das ist wohl kaum dasselbe.«

»Warum nicht? ITC ist eine Technikfirma, und Doniger hat diesen Unterstützungsfond eingerichtet, wie Technikfirmen das eben tun. Das Arrangement stört mich nicht. Wir haben das Recht, unsere Forschungsergebnisse zu veröffentlichen — die Firma zahlt sogar für die Publikation.«

»Nachdem sie sie gutgeheißen hat.«

»Ja. Wir schicken unsere Berichte zuerst an sie. Haben aber noch nie einen Kommentar zurückbekommen.«

»Sie sehen also keinen größeren ITC-Plan hinter dem Ganzen?« »Sehen Sie einen?« entgegnete Johnston.

»Ich weiß nicht so recht«, sagte sie. »Deshalb frage ich ja Sie. Weil es natürlich einige sehr verwirrende Aspekte im Verhalten von ITC als Firma gibt.« »Was für Aspekte?«

»Zum Beispiel«, sagte sie, »ist die Firma einer der weltgrößten Verbraucher von Xenon.«

»Xenon? Sie meinen das Gas?«

»Ja. Es wird in Lasern und Elektronenröhren benutzt.«

Johnstons zuckte die Achseln. »Von mir aus können sie so viel Xenon haben, wie sie brauchen. Ich verstehe nicht, was das mich angehen soll.«

»Was ist mit dem Interesse der Firma an exotischen Metallen? ITC hat vor kurzem eine nigerianische Firma aufgekauft, um ihren Bedarf an Niob decken zu können.«

»Niob.« Johnston schüttelte den Kopf. »Was ist Niob?« »Es ist ein dem Titan ähnliches Metall.« »Wozu braucht man es?«

»Für supraleitende Magneten und Atomreaktoren.«

»Und Sie wollen wissen, wozu ITC es braucht?« Johnston schüttelte den Kopf. »Das müssen Sie die Firma fragen, Miss Delvert.«

»Das habe ich. Und die Antwort war: für Forschungen im Bereich fortschrittlicher magnetischer Anwendungen.«

»Da sehen Sie. Gibt es einen Grund, ihnen nicht zu glauben?«

»Nein«, entgegnete sie. »Aber wie Sie selbst gesagt haben, ist ITC eine Forschungseinrichtung. In ihrer Zentrale in einem Ort namens Black Rock in New Mexico beschäftigt sie zweihundert Physiker. Sie ist offensichtlich und unbestreitbar eine High-Tech-Firma.«

»Ja.«

»Deshalb frage ich mich: Wozu braucht eine High-Tech-Firma so viel Land?«

»Land?«

»ITC hat in abgelegenen Gegenden auf der ganzen Welt umfangreiche Landkäufe getätigt: in den Bergen von Sumatra, im nördlichen Kambodscha, im südöstlichen Pakistan, in den Dschungeln von Zentralguatemala, im Hochland von Peru.« Johnston runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher?«

»Ja. Sie haben auch in Europa Land aufgekauft. Westlich von Rom fünfhundert Hektar. In Deutschland in der Nähe von Heidelberg siebenhundert Hektar. In Frankreich tausend Hektar in den Kalksteinhügeln über dem Fluß Lot. Und schließlich hier.« »Hier?«

»Ja. Unter Benutzung britischer und schwedischer Holdings haben sie um Ihr Grabungsgelände herum fünfhundert Hektar erworben. Es ist vorwiegend Wald- und Ackerland, im Augenblick zumindest.« »Holdings?« fragte er.

»Das macht es sehr schwer, den eigentlichen Käufer zu ermitteln.

Was immer ITC' tut, es erfordert auf jeden Fall Verschwiegenheit. Aber warum sponsert diese Firma Ihre Forschungen und kauft gleichzeitig alles Land um Ihre Grabungsstätte herum auf?«

»Keine Ahnung«, entgegnete Johnston. »Vor allem, da ITC" das Gelände seihst nicht gehört. Sie werden sich erinnern, daß sie das ganze Gebiet — Castelgard, Sainte-Mere und La Roque — letztes Jahr der französischen Regierung geschenkt hat.« »Natürlich. Für eine Steuerbefreiung.«

»Dennoch, ITC besitzt das Gelände nicht. Warum sollte die Firma dann das Land drumherum kaufen?«

»Ich zeige Ihnen sehr gern alles, was ich habe.«

»Vielleicht«, sagte Johnston, »sollten Sie das tun.«

»Meine Rechercheergebnisse liegen im Auto.«

Gemeinsam gingen die beiden auf den Landrover zu. Bellin schnalzte mit der Zunge. »O Gott. Es ist heutzutage so schwer, jemandem zu vertrauen.«

Chris wollte eben etwas sagen, als sein Funkgerät klickte. »Chris?« Es war David Stern, der technische Leiter des Projekts. »Chris, ist der Professor bei dir? Frag ihn, ob er jemanden mit dem Namen James Wauneka kennt.«

Chris drückte den Antwortknopf an seinem Gerät. »Der Professor ist gerade beschäftigt. Worum geht's?«

»Das ist irgendein Kerl aus Gallup. Hat schon zweimal angerufen. Will uns ein Foto von unserem Kloster schicken, das er angeblich in der Wüste gefunden hat.« »Was? In der Wüste?«

»Er ist vielleicht nicht ganz richtig im Kopf. Behauptet, ein Polizist zu sein, und quasselt dauernd von einem toten ITC-Angestell-ten.« »Er soll es an unsere E-Mail-Adresse schicken«, sagte Chris. »Schau's dir mal an.«

Er schaltete das Funkgerät ab. Bellin sah auf seine Uhr, schnalzte noch einmal mit der Zunge und schaute dann zum Auto hinüber, wo Johnston und Delvert ihre Köpfe in Unterlagen steckten. »Ich habe noch Termine«, sagte er betrübt. »Wer weiß, wie lange das hier noch dauert.«

»Ich glaube«, entgegnete Chris, »nicht sehr lange.«

Zwanzig Minuten später fuhr Bellin mit Miss Delvert davon, und Chris und der Professor standen da und winkten zum Abschied. »Ich glaube, das lief ziemlich gut«, sagte Johnston. »Was hat sie dir gezeigt?«