»Na, der Dichter! Der mit dem Schildkrötengesicht, du weißt schon, der, vor dem du davongelaufen bist, damals in.«
»Ja, ja, schon gut!« Staubfinger legte ihm die Hand auf den Mund, als wollte er kein Wort mehr hören, und starrte dorthin, wo sich irgendwo in der Dunkelheit die Mauern von Ombra verbargen. »Himmel, das wird ja immer schöner.«, murmelte er.
»Ist das. auch schon wieder eine schlechte Nachricht?« Farid wagte kaum zu fragen.
Staubfinger wandte das Gesicht ab, aber Farid hatte sein Lächeln trotzdem gesehen. »Allerdings«, sagte er. »Vermutlich gab es noch nie einen Jungen, der so viele schlechte Nachrichten auf einmal überbracht hat. Und das auch noch mitten in der Nacht. Was macht man mit solchen Unglücksboten, Roxa-ne?«
Roxane. So hieß sie also. Für einen Moment dachte Farid, sie würde vorschlagen, ihn fortzujagen. Doch dann zuckte sie die Achseln. »Man gibt ihnen zu essen, was sonst?«, sagte sie. »Auch wenn der hier nicht allzu verhungert aussieht.«
Ein Geschenk für Capricorn
»Ist er meines Vaters Feind gewesen, so kann ich ihm noch weniger trauen!«, rief das nun wirklich erschrockene Mädchen. »Wollen Sie nicht mit ihm sprechen, Major Heyward, damit ich seine Stimme höre. Es mag töricht sein, aber Sie haben oft gehört, dass ich an die Bedeutung der menschlichen Stimme glaube.«
James Fenimore Cooper, Der letzte Mohikaner
Es wurde Abend, es wurde Nacht, und niemand kam, um Elinors Keller aufzuschließen. Stumm saßen sie da, zwischen Tomatenmark, Konservendosen mit Ravioli und was sonst sich an Vorräten auf den Regalen um sie her stapelte - und versuchten, die Angst auf den Gesichtern der anderen nicht zu sehen.
»Also, so groß ist mein Haus nun auch wieder nicht!«, sagte Elinor irgendwann in die Stille hinein. »Inzwischen müsste doch selbst dieser Dummkopf von Basta begriffen haben, dass Meggie wirklich nicht hier ist.«
Keiner sagte darauf etwas. Resa klammerte sich an Mortimer, als könnte sie ihn auf die Art vor Bastas Messer schützen, und Darius putzte zum hundertsten Mal seine blitzblanke Brille. Als sich schließlich Schritte der Kellertür näherten, war Elinors Uhr stehen geblieben. Erinnerungen überschwemmten ihren müden Verstand, während sie sich mühsam von dem Kanister Olivenöl erhob, auf dem sie gesessen hatte, Erinnerungen an fensterlose Wände und muffiges Stroh. Ihr Keller war ein komfortableres Gefängnis als Capricorns Verschlage, von der Gruft unter seiner Kirche ganz zu schweigen, aber der Mann, der die Tür aufstieß, war derselbe - und Basta machte Elinor in ihrem eigenen Haus nicht weniger Angst.
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er selbst ein Gefangener gewesen, von seinem heiß geliebten Herrn in einen Hundezwinger gesperrt. Hatte er das vergessen? Wie hatte Mortola ihn dazu gebracht, ihr dennoch erneut zu dienen? Elinor kam nicht auf die dumme Idee, Basta danach zu fragen. Sie gab sich die Antwort selber: weil ein Hund einen Herrn braucht.
Basta hatte den Schrankmann dabei, als er sie holte. Schließlich waren sie zu viert, und Basta erinnerte sich sicherlich noch allzu gut an den Tag, an dem Staubfinger ihm entkommen war. »Tja, tut mir Leid, Zauberzunge, es hat etwas länger gedauert«, sagte er mit seiner Katzenstimme, als er Mortimer den Flur zu Elinors Bibliothek hinunterstieß. »Aber Mortola konnte sich einfach nicht entscheiden, wie ihre Rache nun aussehen soll, nachdem deine Hexentochter sich offenbar wirklich davongemacht hat.«
»Und? Was hat sie sich einfallen lassen?« Elinor fragte, obwohl sie Angst vor der Antwort hatte. Und Basta war nur zu bereit, sie ihr zu geben.
»Na ja, zuerst hatte sie vor, euch alle zu erschießen und dann im See zu versenken, obwohl wir ihr gesagt haben, dass es auch reichen würde, euch einfach irgendwo da draußen unter den Büschen zu verscharren. Aber dann fand sie doch, dass es allzu gnädig wäre, euch im Bewusstsein sterben zu lassen, dass die kleine Hexe ihr entkommen ist. Ja, dieser Gedanke hat Mortola wirklich überhaupt nicht gefallen.«
»So, hat er nicht?« Die Angst machte Elinor die Beine so schwer, dass sie stehen blieb, bis der Schrankmann sie ungeduldig weiterstieß, aber bevor sie fragen konnte, was Mortola denn statt des Erschießens nun für sie geplant hatte, öffnete Basta auch schon die Tür ihrer Bibliothek und winkte sie mit einer spöttischen Verbeugung hinein.
Mortola thronte in Elinors Lieblingssessel. Kaum einen Schritt entfernt von ihr lag ein Hund mit triefenden Augen und einem Kopf, der breit genug war, einen Teller darauf abzustellen. Seine Vorderbeine waren bandagiert wie Mortolas Beine, auch um seinen Bauch schlang sich ein Verband. Ein Hund! In ihrer Bibliothek! Elinor presste die Lippen aufeinander. Vermutlich ist das im Moment deine geringste Sorge, Elinor!, sagte sie sich. Also übersieh ihn am besten einfach.
Mortolas Stock lehnte an einer der Glasvitrinen, in denen sie ihre wertvollsten Bücher aufbewahrte. Das Mondgesicht stand neben der Alten. Orpheus - was bildete der Dummkopf sich ein, einen solchen Namen für sich zu beanspruchen, oder hatten seine Eltern ihn allen Ernstes so genannt? Auf jeden Fall sah er aus, als hätte er eine ebenso schlaflose Nacht verbracht wie sie, was Elinor mit grimmiger Befriedigung erfüllte.
»Mein Sohn hat immer behauptet, die Rache sei ein Gericht, das kalt genossen am besten schmeckt«, stellte Mortola fest, während sie mit zufriedener Miene die erschöpften Gesichter ihrer Gefangenen musterte. »Ich gebe zu, gestern war ich nicht in der Stimmung, diesem Rat zu folgen. Ich hätte euch gern auf der Stelle tot gesehen, aber das Verschwinden der kleinen Hexe hat mir Zeit verschafft nachzudenken, und so bin ich zu dem Entschluss gelangt, meine Rache noch etwas aufzuschieben, um sie dann umso besser und kälter genießen zu können.«
»Hört, hört!«, murmelte Elinor, was ihr einen Stoß mit Bastas Kirche ganz zu schweigen, aber der Mann, der die Tür aufstieß, war derselbe - und Basta machte Elinor in ihrem eigenen Haus nicht weniger Angst.
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er selbst ein Gefangener gewesen, von seinem heiß geliebten Herrn in einen Hundezwinger gesperrt. Hatte er das vergessen? Wie hatte Mortola ihn dazu gebracht, ihr dennoch erneut zu dienen? Elinor kam nicht auf die dumme Idee, Basta danach zu fragen. Sie gab sich die Antwort selber: weil ein Hund einen Herrn braucht.
Basta hatte den Schrankmann dabei, als er sie holte. Schließlich waren sie zu viert, und Basta erinnerte sich sicherlich noch allzu gut an den Tag, an dem Staubfinger ihm entkommen war. »Tja, tut mir Leid, Zauberzunge, es hat etwas länger gedauert«, sagte er mit seiner Katzenstimme, als er Mortimer den Flur zu Elinors Bibliothek hinunterstieß. »Aber Mortola konnte sich einfach nicht entscheiden, wie ihre Rache nun aussehen soll, nachdem deine Hexentochter sich offenbar wirklich davongemacht hat.«
»Und? Was hat sie sich einfallen lassen?« Elinor fragte, obwohl sie Angst vor der Antwort hatte. Und Basta war nur zu bereit, sie ihr zu geben.
»Na ja, zuerst hatte sie vor, euch alle zu erschießen und dann im See zu versenken, obwohl wir ihr gesagt haben, dass es auch reichen würde, euch einfach irgendwo da draußen unter den Büschen zu verscharren. Aber dann fand sie doch, dass es allzu gnädig wäre, euch im Bewusstsein sterben zu lassen, dass die kleine Hexe ihr entkommen ist. Ja, dieser Gedanke hat Mortola wirklich überhaupt nicht gefallen.«
»So, hat er nicht?« Die Angst machte Elinor die Beine so schwer, dass sie stehen blieb, bis der Schrankmann sie ungeduldig weiterstieß, aber bevor sie fragen konnte, was Mortola denn statt des Erschießens nun für sie geplant hatte, öffnete Basta auch schon die Tür ihrer Bibliothek und winkte sie mit einer spöttischen Verbeugung hinein.