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»Unsinn. Man muss sie schlagen, sonst beißen sie dich! Deshalb mögen sie den Feuerfresser, weil er genauso ist wie sie, winselnd, hinterhältig und bissig.« Einer der Hunde legte sich ins Gras und leckte sich die Pfoten. Wütend gab Basta ihm einen Tritt in die Seite und riss ihn hoch. »Du kannst ja ins Dorf zurückgehen!«, fuhr er Flachnase an. »Aber ich werde mir den Feuerfresser greifen und ihm jeden Finger einzeln abschneiden. Mal sehen, ob er dann immer noch so geschickt mit seinen Bällen spielt. Ich hab immer gesagt, dass man ihm nicht trauen kann, aber der Boss fand seine Feuerspielchen ja sooo unterhaltsam.«

»Ja, ja, schon gut. Jeder weiß, dass du ihn noch nie ausstehen konntest.« Flachnases Stimme klang gelangweilt. »Aber vielleicht hat er mit dem Verschwinden der anderen ja auch gar nichts zu tun. Du weißt doch, er ist immer schon gekommen und gegangen, wie es ihm gerade einfiel, vielleicht taucht er morgen wieder auf und weiß von nichts.«

»Ja, das wäre ihm zuzutrauen«, knurrte Basta. Er ging weiter. Jeder Schritt brachte ihn den Bäumen näher, hinter denen Mo und Staubfinger sich versteckten. »Und den Autoschlüssel von der Dicken hat Zauberzunge unter meinem Kissen hervorgelesen, was? Nein. Diesmal wird ihm die schönste Ausrede nichts nutzen. Weil er nämlich noch etwas mitgenommen hat, etwas, das mir gehört.«

Staubfinger legte unwillkürlich die Hand an seinen Gürtel, als fürchtete er, Bastas Messer könnte seinen Herrn herbeirufen. Einer der Hunde hob schnuppernd den Kopf und zerrte Basta weiter auf die Bäume zu.

»Er wittert was!« Basta senkte die Stimme. Sie klang heiser vor Erregung. »Das dumme Vieh hat tatsächlich was gerochen!«

Vielleicht zehn, vielleicht weniger Schritte noch und er würde zwischen den Bäumen stehen. Was sollten sie tun? Was sollten sie nur tun?

Flachnase stapfte Basta mit misstrauischer Miene hinterher. »Wahrscheinlich haben sie ein Wildschwein gewittert«, hörte Meggie ihn sagen. »Vor den Biestern muss man sich hüten, die rennen einen glatt über den Haufen. O verflucht, ich glaub, da ist eine Schlange. Eine von diesen schwarzen. Du hast doch das Gegengift im Auto, oder?«

Stocksteif stand er da, rührte sich nicht mehr von der Stelle, starrte nur vor seine Füße. Basta beachtete ihn nicht. Er folgte dem schnuppernden Hund. Ein paar Schritte noch, und Mo hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um ihn zu berühren. Basta zog die Flinte von der Schulter, blieb stehen und lauschte. Die Hunde zerrten nach links und sprangen jaulend an einem der Baumstämme hoch.

Gwin hing zwischen den Zweigen.

»Was hab ich gesagt?«, rief Flachnase. »Sie haben einen Marder gerochen! Die Viecher stinken so sehr, dass selbst ich sie aufspüren könnte.«

»Das ist kein gewöhnlicher Marder!«, zischte Basta. »Erkennst du ihn nicht?« Er starrte die verfallene Hütte an. Er sah nichts anderes mehr.

Das nutzte Mo. Er sprang hinter dem Baum hervor, packte Basta und versuchte, ihm die Flinte aus den Händen zu winden.

»Fasst! Fasst ihn, ihr verfluchten Köter!«, brüllte Basta, und offenbar wollten die Hunde ihm diesmal tatsächlich gehorchen. Sie sprangen auf Mo zu, die gelben Zähne gebleckt.

Bevor Meggie auf ihn zulaufen konnte, um ihm zu helfen, hielt Elinor sie fest, wie damals, in ihrem Haus, sosehr Meggie sich auch sträubte.

Aber diesmal kam Mo trotzdem jemand zu Hilfe. Bevor die Hunde zubeißen konnten, war Staubfinger da. Meggie dachte, sie würden ihn zerreißen, als er sie an ihren Halsbändern zurückriss, doch stattdessen leckten sie ihm die Hände, sprangen ihn an wie einen alten Freund und warfen ihn fast um, während Mo Basta die Hand auf den Mund presste, bevor er noch einmal nach ihnen rufen konnte.

Doch da war ja noch Flachnase. Zum Glück war er nicht allzu schnell von Begriff. Das rettete sie - dieser kurze Moment, in dem er einfach nur dastand und Basta anstarrte, der sich in Mos Armen wand.

Staubfinger hatte die Hunde zum nächsten Baum gezerrt, er schlang gerade die Leinen um das borkige Holz, als Flachnase aus seiner Erstarrung erwachte.

»Lass ihn los!«, brüllte er und richtete die Flinte auf Mo.

Staubfinger ließ mit einem unterdrückten Fluch die Hunde los, aber schneller als er war der Stein, den Farid warf. Mitten auf die Stirn traf er Flachnase, nur ein unscheinbares kleines Ding, doch der Riesenkerl fiel ins Gras wie ein gefällter Baum, Staubfinger genau vor die Füße.

»Halt mir die Hunde vom Leib!«, rief Mo, während Basta immer noch versuchte, seine Flinte zu gebrauchen. Einer der Hunde hatte sich in Mos Ärmel verbissen, hoffentlich war es nur der Ärmel.

Ehe Elinor sie wieder festhalten konnte, rannte Meggie auf das Untier zu und griff nach dem schartigen Halsband. Der Hund ließ nicht los, sosehr sie auch zerrte, sie sah Blut an Mos Ärmel und bekam Bastas Flintenlauf fast an den Kopf.

Staubfinger versuchte, die Hunde zurückzurufen, und zunächst gehorchten sie ihm auch, zumindest ließen sie Mo los, doch gleichzeitig gelang es Basta, sich zu befreien. »Fasst!«, schrie er, und die Hunde standen knurrend da, unschlüssig, ob sie Basta oder Staubfinger gehorchen sollten.

»Verdammte Köter!«, schrie Basta und richtete die Flinte auf Mos Brust, aber im selben Moment drückte Elinor ihm die Mündung von Flachnases Gewehr an den Kopf. Ihre Hände zitterten, und ihr Gesicht war übersät mit roten Flecken, wie immer, wenn sie sich aufregte, doch sie sah mehr als entschlossen aus, die Waffe auch zu benutzen.

»Flinte runter«, sagte sie mit bebender Stimme, »und wehe, du sagst noch ein falsches Wort zu den Hunden! Ich hatte vielleicht noch nie ein Gewehr in der Hand, aber den Abzug drücken, das schaff ich bestimmt.«

»Macht Platz!«, befahl Staubfinger den Hunden. Sie warfen Basta einen unsicheren Blick zu, aber als der schwieg, legten sie sich ins Gras und ließen sich von Staubfinger an den nächsten Baum binden.

Aus Mos Ärmel sickerte das Blut, Meggie spürte, wie ihr schwindelig wurde bei dem Anblick.

Staubfinger verband die Wunde mit einem roten Seidentuch, das das Blut schluckte und es verschwinden ließ. »Ist nicht halb so schlimm, wie es aussieht«, sagte er zu Meggie, als sie mit weichen Knien näher trat.

»Hast du in deinem Rucksack auch etwas, mit dem wir den verschnüren können?«, fragte Mo und wies mit dem Kopf auf den immer noch ohnmächtigen Flachnase.

»Der Messermann hier braucht auch noch eine Verpackung!«, sagte Elinor. Basta starrte sie mit hasserfülltem Gesicht an. »Starr mich nicht so an!«, sagte sie und stieß ihm den Flintenlauf vor die Brust. »So ein Gewehr kann bestimmt genauso viel Schaden anrichten wie ein Messer, und glaub mir, es bringt mich auf ein paar sehr böse Ideen.«

Basta verzog verächtlich den Mund, doch er ließ Elinors Zeigefinger, der immer noch am Abzug lag, nicht aus den Augen.

In Staubfingers Rucksack fand sich ein Strick, nicht besonders dick, aber haltbar. »Für beide wird er nicht reichen«, stellte Staubfinger fest.

»Wozu wollt ihr sie fesseln?«, fragte Farid. »Warum tötet ihr sie nicht? Das hatten sie mit uns doch auch vor! «

Meggie sah ihn entgeistert an, doch Basta lachte auf. »Na so was!«, spottete er. »Den Jungen hätten wir brauchen können! Aber wer sagt, dass wir euch töten wollten? Capricorn will euch lebend. Tote können nicht lesen.«

»Ach ja? Wolltest du mir nicht ein paar Finger abschneiden?«, fragte Staubfinger, während er Flachnase das Seil um die Beine schlang.

Basta zuckte die Achseln. »Seit wann stirbt man von so was?«

Dafür stieß Elinor ihm den Flintenlauf so heftig in die Rippen, dass er zurückstolperte. »Habt ihr das gehört? Ich finde, der Junge hat Recht. Vielleicht sollten wir die Kerle wirklich erschießen.«

Aber sie taten es nicht, natürlich nicht.

Sie fanden noch ein Seil in dem Rucksack, den Flachnase dabeigehabt hatte, und Staubfinger machte sich mit sichtlichem Vergnügen daran, auch Basta zu verschnüren. Farid half ihm dabei, er verstand offenbar einiges vom Fesseln.