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So standen sie da, verloren ineinander und in die Leidenschaft des Kusses, bis das Licht langsam verlöschte und die Musik verstummte, bis nur noch ein einzelner Ton zurücktrieb, der irgendwann leiser wurde und endlich ganz erstarb. Als die Wärme aus der Luft verschwand, zog sich Rhapsody von ihm zurück und blickte zu ihm auf. Inzwischen hatte sich das Feuer in ihren Augen beruhigt, doch eine stille Zufriedenheit lag nun in ihnen, die ihn erzittern ließ.

»Ja, ich bin sicher«, antwortete sie schlicht auf seine Frage. Nun nahm er sie wieder in die Arme und hielt sie so fest er konnte. Diesen Augenblick wollte er für immer in seinem Herzen bewahren, die Magie, die notwendig war, um das zu überleben, was er ihr nun zu sagen hatte.

52

Als Ashe sie endlich losließ, setzte Rhapsody sich wieder auf die Bank.

»Nun, das war wundervoll«, sagte sie und strich ihren Seidenrock glatt. »Ich kann es kaum erwarten, bis wir es wiederholen. Also, was hast du mir nun zu sagen?«

Ashe schauderte. Er wusste, wie unangenehm das, was er ihr mitzuteilen hatte, für sie sein würde, und er war noch nicht bereit, das Glück loszulassen, das sie gerade zusammen erlebt hatten. Noch nicht.

»Singst du etwas für mich, Rhapsody?«, fragte er und ließ sich zu ihren Füßen nieder.

»Du schindest Zeit«, schalt sie ihn. »Ich habe das Gefühl, dass wir eine lange Nacht vor uns haben; wir haben eine Menge zu besprechen und wollten uns auch noch dem Benennungsritual widmen. Ich muss morgen früh aufbrechen, deshalb mache ich dir einen Vorschlag: Du sagst mir, was notwendig ist, dann teile ich dir mein Anliegen mit, anschließend gebe ich dir deinen neuen Namen und singe danach etwas für dich. Ist das ein Angebot?«

Ashe seufzte. »Nun gut«, meinte er und versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Aber ich würde lieber in diesem Augenblick sterben, als dir das mitzuteilen, was ich dir mitteilen muss.«

Alarmiert blickte Rhapsody ihn an. »Warum?«

»Weil ich sicher bin, dass es dich verletzen wird, und wie du inzwischen wissen müsstest, versuche ich das zu vermeiden, so gut ich es nur kann.«

Rhapsodys Gesicht wurde wieder ruhig. »Keine Bange, Ashe. Sag es mir einfach.«

»In einer Weile wird mein Vater an dich herantreten mit der Bitte, ihn auf einer Reise zu begleiten. Das Ziel kenne ich nicht, es ist auch vollkommen ohne Bedeutung. Ihr werdet nie dorthin gelangen.«

»Was meinst du damit?«

Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke. »Bitte, Rhapsody, es ist so schon schwierig genug. Hör einfach zu, dann erkläre ich dir alles. Und falls du, nachdem ich fertig bin, deine Erlaubnis zurücknehmen willst, dass ich diese Erinnerung für dich aufbewahre, werde ich das verstehen und mich deiner Entscheidung beugen.«

Rhapsody drückte ermutigend seine Hand. »Erzähl es mir«, sagte sie sanft.

»Auf deiner Reise mit Llauron werden euch Lark und eine Bande ihrer abtrünnigen Anhänger entgegentreten. Sie wird meinen Vater zum tödlichen Zweikampf herausfordern, was durchaus zu den Gepflogenheiten in Llaurons Machtbereich gehört. Also hat er keine andere Wahl, als die Herausforderung anzunehmen, und Lark wird ihn im Kampf töten.«

Erschrocken sprang Rhapsody auf. »Was Nein. Das wird nicht geschehen, Ashe. Ich werde es nicht zulassen.«

»Du wirst es nicht verhindern können, Aria. Ein Schwur, den du meinem Vater geleistet hast, wird dich dazu verpflichten, unter keinen Umständen einzugreifen. Du wirst die Wahl haben, ihn entweder sterben zu sehen oder dein heiliges Wort zu brechen und die Tagessternfanfare zu verlieren. Es tut mir Leid, es tut mir so Leid«, fügte er mit stockender Stimme hinzu und sah, wie das Grauen sich über ihr Gesicht breitete, das noch vor wenigen Augenblicken so gestrahlt hatte.

Rhapsody wandte sich ab und schlang die Arme um sich, als wollte sie sich übergeben. Ashe spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht und ihren Händen wich, wie sie blass wurde und zu zittern begann. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihm um, mit einem Ausdruck des Unglaubens im Gesicht, der ihm im Herzen wehtat.

»Ich weigere mich zu glauben«, sagte sie langsam, »dass du mit Lark unter einer Decke steckst und mit ihr ein Komplott zur Ermordung deines eigenen Vaters schmiedest.«

Ashe ließ den Kopf hängen. »Du hast zur Hälfte Recht«, erwiderte er leise. »Aber ich stecke nicht mit Lark unter einer Decke.«

»Mit wem dann? Mit wem hast du dich verbündet?«

Ashe wandte sich ab, denn er konnte ihrem Blick nicht standhalten. »Mit meinem Vater.«

»Sieh mich an!«, befahl Rhapsody mit barscher Stimme. Ashe blickte auf, und sein Gesicht wirkte zutiefst beschämt. »Was meinst du damit?«

»Seit du hier angekommen bist, plant mein Vater, dich zu benutzen, um seine Ziele zu erreichen. Das erste war, den F’dor zu vertreiben, obwohl ich glaube, dass dieses Ziel neben dem zweiten unwichtig geworden ist.«

»Und das wäre?«

»Llauron ist es müde, sich den Grenzen einer Existenz in menschlicher Gestalt zu beugen«, antwortete Ashe mit hohler Stimme. »Sein Blut ist zum Teil das eines Drachen, aber diese Natur schlummert noch. Nun wird er alt und hat Schmerzen, er sieht sich mit seiner Sterblichkeit konfrontiert, die ihm näher ist, als man es vielleicht glauben mag. Doch er will seine Wyrm-Identität voll ausleben. Sollte er das schaffen, wäre er so gut wie unsterblich und hätte die elementaren Kräfte, die du, deine Firbolg-Kameraden und auch ich jetzt einsetzen, nur eben auf einem wesentlich höheren Niveau. Er wird eins werden mit den Elementen, Aria; wie du das Feuer beeinflusst oder über es befiehlst, so wird er Feuer werden. Oder Wasser oder Äther, ganz nach Belieben.«

»Wie Elynsynos?«

»Genau. Und ebenso wie Elynsynos muss er, um das zu erreichen, seiner sterblichen Gestalt abschwören und eine elementare Form annehmen, aber ohne zu sterben. Erst dann kann er zu der elementaren Existenz übergehen, die er sich ersehnt. Als er vor langer Zeit entdeckte, dass sich Lark gegen ihn verschwor, schmiedete er Pläne, wie er die Situation zu seinen Gunsten ausnutzen könnte. Dieser letzte Teil deiner nämlich ist der endgültige Schritt, sein Ziel zu erreichen.«

Rhapsody riss den Blick von ihm los und schaute hinüber in den Garten und zum See, während sie aufnahm, was er sagte. »Aber du hast doch gesagt, er würde getötet werden.«

Ashe zuckte zusammen. »Alle werden es glauben selbst du, Rhapsody. Denn Llauron wird Kräuter und Tränke mitnehmen, die ihn in einen todesähnlichen Zustand versetzen, und wenn ihr du und Lark seinen Körper untersucht, werdet ihr beide überzeugt sein, dass er wirklich tot ist.«

Rhapsody ging zum Rand der Laube und setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe, die in den Garten hinunter führte. So blickte sie über den See zum Wasserfall und versuchte, die Gedanken zu ordnen, die sich in ihrem Kopf überschlugen. »Und was soll der Sinn des Ganzen sein? Er überzeugt also Lark und mich, dass er tot ist, obwohl es nicht stimmt? Wozu soll das gut sein?«

»Lark ist mit dem F’dor verbündet, obgleich immer noch nicht ganz klar ist, wer er ist. Schon seit einiger Zeit weiß Llauron, dass der F’dor einen Komplizen in seinen Reihen hat, aber bis vor kurzem war er sich über dessen Identität noch nicht im Klaren. Wenn Lark glaubt, dass Llauron tot ist, wird sie irgendwann diese Information an den F’dor weitergeben, und ich werde auf der Lauer liegen, um ihr zu folgen. Natürlich könnten auch noch andere Überläufer bei ihr sein, und dann weiß ich, wen ich sonst noch töten muss.«

Rhapsody blickte sich über die Schulter um, und ihre Augen flammten wie ein Grasfeuer.

»Aber warum ich, Ashe? Warum muss Llauron ausgerechnet mich täuschen? Warum höre ich das von dir, wenn ich dazu verurteilt bin, die Erinnerung daran zu verlieren? Warum hast du mich nicht einfach um Hilfe gebeten? Ich habe die Wiedervereinigung der Cymrer unterstützt, bis Achmed und Grunthor mir gedroht haben, mich aus dem Berg zu werfen, wenn ich nicht damit aufhöre. Bei den Göttern, habe ich meine Freundschaft und meine Loyalität diesem Mann gegenüber nicht schon reichlich bewiesen?«