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»Vorsicht, Sam«, warnte sie ernst. »Ein Name ist mächtig. Mein alter Name ist in dieser Welt noch nie ausgesprochen worden. Wenn es geschieht, dann sollte es von einer besonderen Zeremonie begleitet werden, die ihn mit Macht umgibt, damit er nicht von den Dämonen der alten Welt missbraucht werden kann. Wie zum Beispiel eine Hochzeit.«

Er nickte, ebenfalls wieder ernst. Rhapsody spürte den Umschwung und krabbelte auf seinen Schoß zurück.

»Aber«, sagte sie, und ihre Augen funkelten schalkhaft, »wenn ich ihn dir Stückchen für Stückchen sage, dann wäre das wahrscheinlich in Ordnung.«

»Nur wenn ...«

»Rhapsody ist eigentlich mein Mittelname«, unterbrach sie ihn, ehe er seinen Satz vollenden konnte. »Meine Mutter war eine Himmelssängerin, ihr Name war Allegra.«

»Ein schöner Name.«

»Ein guter Name für eine Tochter, nicht wahr?«

»0 ja, da hast du Recht«, antwortete er mit einem zärtlichen Lächeln.

»Jedenfalls hat mich mein Vater nach seiner Mutter genannt, und Mama war davon überhaupt nicht begeistert. Sie fand den Namen zu bieder und langweilig. Ich weiß das, weil sie es mir einmal erzählte, als wir allein vor dem Feuer saßen und sie mir die Haare bürstete. Sie wollte mir einen lirinschen Namen geben, einen musikalischen Namen, weil sie glaubte, das würde mir eine musikalische Seele verleihen.«

»Sie war eine kluge Frau.«

»So jedenfalls entstand Rhapsody. Das ist nicht nur ein musikalischer Begriff, sondern es steht auch für Unberechenbarkeit, Leidenschaft und wilde Romantik. Sie hoffte, damit ein Gegengewicht zu meinem ersten Namen zu schaffen.«

Er küsste sie auf die Stirn. »Er passt wunderbar zu dir.«

»Danke.«

»Und?«, fragte er, und jetzt glitzerte der Schalk auch in seinen Augen. »Wie hieß deine Großmutter?«

»Elienne.«

»Nicht deine Lirin-Großmutter, du freche Göre. Wie lautete der Name deiner Großmutter väterlicherseits?«

Rhapsodys Gesicht wurde noch rosiger, entweder aus Verlegenheit oder weil sie das Lachen unterdrücken musste. »Amelia.«

»Amelia? Das gefällt mir. Emily ist also eine Abkürzung für Amelia. Klingt nett.«

»Meine Familie hat mich Emmy genannt«, erklärte sie weiter. »Meine Freunde Emily. Die Einzige, die mich Amelia nannte, war ...«

»Lass mich raten deine Großmutter?« Wieder lachte Rhapsody. »Wie hast du das nur erraten?« »Und welchen Nachnamen hatten die Farmerfamilien in deinem Dorf für gewöhnlich?«

Sie spielte mit. »Nun, der bekannteste war Bauer, wie in Anbauer. Das deutete an, dass sie Pflanzen in der Erde anbauten. Nette Leute, ich mochte sie alle sehr gern. Aber wenn wir mit dem Geschichtsunterricht fertig sind, würde ich dir jetzt gern meine Frage stellen. Darf ich?«

»Aber sicher. Nur zu.«

»Ich möchte wissen, wer diese andere Frau ist, die du aufsuchen und heiraten wolltest, die Frau, die du entdeckt hast, nachdem der Ring seine volle Kraft entfaltet hatte.«

»Es gab nie eine andere Frau, Rhapsody; ich habe immer von dir gesprochen.«

Rhapsody schüttelte den Kopf. »Als du gesagt hast, du wüsstest, wer die richtige Frau ist, diese Cymrerin, der du zugetraut hättest, die Herrscherin ...« »Das warst du.«

»Aha. Und die Frau, von der du mir erzählt hast, du wärst in sie verliebt, damals im Wald, als wir ...« »Auch du.« »Was ist mit...«

»Alles du, Rhapsody. In meinem Leben gibt es keine andere, und es hat auch nie eine gegeben außer dir. Bis heute Nacht dachte ich, es wären zwei Frauen, aber da Emily und du in Wirklichkeit ein und dieselbe seid, wird alles erstaunlich einfach. Damals habe ich dich als Emily geliebt, jetzt liebe ich dich als Rhapsody, und das ist sowohl ganz anders und doch auch gleich. Du bist die einzige Frau, die ich jemals angefasst, jemals geküsst, jemals geliebt habe.«

Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Dann soll es so bleiben«, flüsterte sie und lächelte ihn an. »Ist dieser Wunsch egoistisch genug für dich?«

In dem Kuss, der nun folgte, ging seine Antwort unter; er umfasste ihr Gesicht, als sich ihre Lippen berührten, atmete sie ein wie den Frühlingswind und füllte seine Seele mit ihrer Essenz. Seine Hände glitten über ihren Rücken, streichelten die knittrige Seide ihres Kleides und begannen es vorsichtig aufzuknöpfen.

»Sam, bitte nicht.«

»Was ist los?«

Sie holte tief Luft und sah ihn fest an. »Angesichts der Tatsache, dass ich morgen keine Erinnerung daran haben werde, ist es keine gute Idee, sich heute Nacht zu verloben.«

Ashe machte ein enttäuschtes Gesicht. »Emily ...«

»Lass mich ausreden. Es hat keinen Sinn, wenn wir ein Ehegelübde ablegen. Ein solcher Schwur wird leicht gebrochen, und wenn man nicht einmal weiß, dass man ihn gemacht hat, ist er erst recht nutzlos. Nach allem, was du gehört hast, willst du mich immer noch heiraten?«

Seine Augen sprachen Bände. »Mehr denn je.«

»Angenommen, alles andere wäre unwichtig, würdest du dann, wenn du die Wahl hättest, morgen lieber als mein Verlobter aufbrechen oder als mein Ehemann?«

Allmählich dämmerte ihm, was sie meinte, und er lächelte. »Als dein Ehemann ohne jede Frage.«

Ihre Augen waren ein Spiegel von seinen. »Dann heirate mich, Sam. Heirate mich heute Nacht.«

Am nächsten Morgen erwachte Rhapsody, als das Licht durch die Vorhänge drang. Sie streckte sich in der wohligen Wärme des Betts, drehte sich um und stellte verblüfft fest, dass Ashe neben ihr lag. Sie erschrak; ihre Bewegung weckte ihn, und er schlug die Augen auf.

»Guten Morgen«, sagte er leise und lächelte sie an. In seinen Augen schimmerte unaussprechliches Glück.

»Guten Morgen«, antwortete sie verschlafen, erwiderte matt sein Lächeln und gähnte. »Ich muss schon sagen, ich wundere mich, dich noch hier zu sehen. Ich dachte, du hattest vor aufzubrechen, bevor ich erwache.« Als ihr Bewusstsein langsam zurückkehrte, wurde ihr peinlich klar, dass sie beide unter den Laken splitternackt waren.

»Wir haben uns noch bis spät in die Nacht unterhalten. Erinnerst du dich noch an etwas?«

Rhapsody ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. »Nein«, sagte sie, und ihre Stimme klang ein klein wenig traurig. »Nachdem wir in die Laube gegangen sind, weiß ich nichts mehr das ist meine letzte Erinnerung. Dann hat also alles geklappt?«

Sein Lächeln wurde breiter, während er die Hand ausstreckte, nach einer ihrer Locken griff und sie sich über den Hals legte. »Sehr gut sogar.«

Rhapsodys Gesicht wurde ernst, als die melancholischen Gedanken von gestern zurückkehrten. »Warum bist du geblieben?«

Ruhig antwortete Ashe: »Wir wollten vor dem Abschied noch möglichst viel Zeit zusammen verbringen. Du warst einverstanden, ehrlich.«

Rhapsody setzte sich auf und sah ihr Seidenkleid als zerknittertes Häufchen auf dem Boden am Fußende des Betts liegen, seine Seemannssachen überall im Zimmer verteilt. Ihr stieg die Röte in die Wangen; rasch kroch sie unter die Decke zurück und sah ihn an.

»Dann haben wir miteinander geschlafen?«, fragte sie leise.

»Ja. O ja.«

Rhapsody machte ein verlegenes Gesicht. »Du du wolltest es, nicht wahr? Ich habe dich nicht mit Schuldgefühlen unter Druck gesetzt oder dich angefleht oder etwas Ähnliches?«

»Aber nein, überhaupt nicht«, antwortete Ashe lachend. »Als wäre das jemals nötig.«

Sie wandte sich ab, damit er die Traurigkeit in ihren Augen nicht sah. »Ich wollte, ich könnte mich daran erinnern«, meinte sie betrübt.

Ashe fasste sie behutsam an den Schultern und drehte sie zu sich um, dann küsste er sie zärtlich. »Eines Tages wirst du dich erinnern«, sagte er. »Ich bewahre die Erinnerung für dich auf, Aria. Eines Tages werden wir sie wieder miteinander teilen können.«

In den Smaragdaugen standen Tränen. »Nein«, flüsterte sie. »Vielleicht gehört sie eines Tages wieder mir, aber für dich ist es Zeit, mit jemand anderem Erinnerungen zu beginnen.«

Ashe zog sie näher zu sich heran, um sein Lächeln zu verbergen. »Morgen«, sagte er. »Jetzt bin ich noch hier bei dir. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, den Verlust auszugleichen, bis die Erinnerung dir wieder gehört.« Er legte sie zurück aufs Kissen und küsste sie wieder, während seine Hände liebevoll ihre Brüste streichelten.