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Es war eine scheußliche Übereinkunft.

Und dennoch hatte sie den Mann, den er als Einzigen unter allen Menschen der Welt liebte, die ganze Zeit über am Leben erhalten.

Und ihm eine unvorstellbare Macht verliehen.

Gemeinsam wären wir unbesiegbar, flüsterte die Stimme, die in ihren letzten Momenten leicht wie die Luft war. Ich kenne so viele Winkel der Welt und so viele Geheimnisse. Bitte, bitte, vertrau mir. Beherberge mich.

Wenn Faron ein Mann aus Fleisch und Blut gewesen wäre, hätte er ihre Stimme vielleicht als verführerisch empfunden. Obwohl der Dämon gerade im Äther verschwand, war die Stimme rau und auf eine Weise verlockend, welche das tiefste Drängen in ihm ansprach: das Verlangen nach Gemeinschaft und Macht.

Nach einer Identität, die darüber hinausging, Michaels Kind und Werkzeug und Talquists Seher und Spielzeug zu sein.

Also nickte der Titan zustimmend und beantwortete die Bitte mit einer innerlichen Hingabe. Dabei wusste er genau, dass die Kreatur, die er in die Hülle seines Körpers einlassen wollte, ihn ohne zu zögern vollständig beherrschen würde.

Ja, stimmte er zu. Komm in mich.

Plötzlich wurde es in dem Tal wärmer. Im selben Augenblick gewann die Luft an Hitze und Macht.

Zum zweiten Mal in der Geschichte der Welt ergab sich ein Wesen freiwillig einem Unausgesprochenen.

Die Luft knisterte beinahe, als sich die uranfängliche Erde mit dem dunklen Feuer des Dämons und dem Äther verband, der im Blut von Farons serenischer Mutter gewesen war. All dies verschmolz nun in der Statue aus Lebendigem Stein.

Der Dämon kreischte freudig hinter Farons Ohren auf, als er seinesgleichen erkannte – die Saat des befleckten Feuers, die er von seinem Vater erhalten hatte. Mit deinen und meinen Kräften sind wir wahrhaft gottgleich, flüsterte das Wesen und erfreute sich dabei an der Festigkeit des steinernen Fleisches sowie an dem Funken der ätherischen Magie. Wir allein haben die Macht, das Schlafende Kind zu finden und an uns zu bringen – und dann wird die Tiefe Kammer geöffnet werden.

Die Stimme wurde zu einem beinahe mütterlichen Gurren.

Und die ganze Welt wird unter deinen Füßen brennen – mein Kind.

Die Veränderlichkeit des Dämons und seine angeborene Macht, Gestalt und Aussehen zu verändern, kreisten durch den titanischen Körper und verfeinerten seine Erscheinung. Die milchigen Augen, die früher in dem grob behauenen Gesicht fehl am Platz gewirkt hatten, wurden schärfer, lebendiger und klarer, und es wuchsen ihnen Lider, die es ihm erlaubten, zu blinzeln und den Staub abzuwehren. Die Hände wurden länger, die rauen Kanten glatter, genau wie die Stelle in der Handfläche, aus der das Steinschwert abgerissen worden war und die nun wie schwielige Haut aussah. In jedem Finger bildeten sich Knöchel, und jeder Knöchel wurde von einer Reihe winziger Furchen in der glatten irdenen Haut eingerahmt. Die Wirbel aus Lehm, die einmal das Haar angedeutet hatten, wurden länger und schwerer, und bald war jede einzelne Strähne deutlich zu erkennen. Die Muskeln an Schultern, Oberkörper, Genitalien und Beinen traten hervor und wurden länger, bis sie wie menschliches Gewebe erschienen und pulsierten, als wären sie lebendig.

Faron hob die Hand hoch zum Mond, badete im Licht, schwelgte in dem Gefühl des Windes, der über die feinen irdenen Haare auf der glatten Haut seiner Steinarme blies.

Ein abgerissenes Keuchen auf der anderen Seite des kleinen Tals erregte seine Aufmerksamkeit.

Der Riese drehte sich zu der Stelle um, an welcher der Mann, den er fortgestoßen hatte, aufgeschlagen war. Er lag noch auf der Seite, hielt sich die Brust fest und hob eine zitternde, sehnige Hand in die Brise, welche die frischen Blätter und die Büsche des Unterholzes zum Rascheln brachte.

Er hörte, wie sich jemand hinter ihm näherte.

Es kommt jemand, warnte ihn die Stimme des Dämons. Bring den Dhrakier um; danach sollten wir von hier verschwinden.

Faron eilte durch das Tal.

Rath lag reglos da und rang nach Atem. Im hinteren Teil seiner Kehle spürte er das Zischen der Luft, die aus seiner durchstochenen Lunge aufstieg. Er kämpfte darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren, und sang leise in den Wind einen Bericht an die Jäger über das, was er gesehen hatte. Er wusste, dass während der ganzen Zeit ihres Lebens in der Oberwelt noch nie dringendere Nachrichten abgesandt worden waren.

Eine günstige Brise fing die Worte auf und trug sie nach oben in den Himmel, wo sie die ganze weite Welt umkreisen und ihre Schreckensbotschaft jedem übermitteln würde, der sie hören konnte.

Die vulkanblauen Augen des Titanen sahen ihn an. Ein Licht der Bösartigkeit brannte nun in ihnen, und sie erstrahlten im Widerschein des Mondes. Sie hatten einen roten Blutrand, der gelegentlich die dämonische Besessenheit anzeigte.

Und dann kam er auf Rath zu.

Rath streckte die zitternde Hand hoch.

Seit seiner Ankunft in den Wyrmlanden hatten die Luftströmungen ihn verwirrt, doch nun blies ein wohlwollender Wind durch das Tal; es war ein starker, warmer Aufwind, der eine noch heftigere Bö mit sich brachte. Vielen Dank, dachte er, während sich der Titan zu ihm niederbeugte.

Als er Rath beinahe erreicht hatte, verschwand dieser plötzlich.

Das Geräusch brechender Zweige und das Pulsieren blauen Lichtes erfüllten nun das Tal im Wald unter dem Mond.

Ashe erstarrte. Die Trockenheit der Luft war unverkennbar; wie statische Energie steckte sie in jeder Luftströmung. Große Macht war hier ausgeübt worden, uranfängliche, elementare Macht. Der Drache in seinem Blut spürte sie und wich vor ihrer Stärke zurück.

Doch es gab hier nichts zu sehen, keinen verbrannten Boden, keine versengten Bäume, keine Erdbewegungen oder Anzeichen von Zerstörung. Eine Brise blies sanft durch das Tal und brachte die jungen Blätter zum Rascheln, die in diesen frühen Frühlingstagen gerade groß genug waren, um an den Zweigen zu flattern.

Ashe verlangsamte seine Schritte. Es schien ihm, als habe diese unschuldige Szenerie etwas Besudeltes an sich, einen Geruch der Bösartigkeit oder der tödlichen Absichten, doch schließlich roch für ihn allmählich die ganze Welt so.

Ein Prickeln lief ihm den Nacken herunter und über die ganze Haut. Sein Drachensinn trieb ihn voran und warnte ihn vor dem, was er gleich entdecken würde.

Tiefer im Tal lag der Körper einer Frau. Sie war zusammengerollt, als schlafe sie.

Der cymrische Herrscher stieß bedrückt die Luft aus und trat an ihre Seite.

»Portia«, sagte er stoßweise. Er kauerte sich nieder und legte die Hand auf ihren Hals, doch das war nur ein Versuch, das nicht wahrhaben zu wollen, was er bereits wusste. Da war kein Atem mehr, kein Herzschlag, kein Anzeichen von Leben. Es war sogar, als hätte sie nie gelebt. Ihre Haut war so kalt wie Marmor, ihr Körper war im Todeskrampf erstarrt.

Auf ihrer Wange befand sich eine erfrorene blutige Träne.

»Herr …«

»Sei still, Owen. Erspare mir dein Mitleid; ich habe es nicht verdient. Der Fluch meiner Familie war schon immer ihr hitziges Temperament, ihr Mangel an Selbstbeherrschung, und ich bin nur der jüngste Spross, der unsere gemeinschaftliche Seele mit der Vernichtung eines unschuldigen Lebens noch mehr besudelt hat.« Ashe zog seinen Mantel aus und legte ihn sanft über sie, als wäre er ein Laken. »Mein Vater würde das zweifellos als eine Ironie des Schicksals ansehen. All die Jahre, während denen ich unerkannt über die Erde gewandert bin, mich vor den Augen der Menschen versteckt und keinerlei Macht oder Autorität gehabt habe, habe ich ihn wegen seiner Entscheidungen verdammt, denn er hat absichtlich anderen Menschen Leid zugefügt, nur weil er seine Ziele erreichen wollte, die wiederum der großen, guten Sache dienen sollten. Und nun, da ich es bin, der die Verantwortung für das Bündnis übernommen hat, habe ich den bevorstehenden grausamen und verheerenden Krieg damit begonnen, dass ich das Blut einer unschuldigen Untertanin vergossen habe.«