Выбрать главу

»Dem stimme ich zu«, meinte Ashe. Er stieß die Luft aus und überlegte, was als Nächstes zu tun sei.

»Ich dachte, Rhapsody, dass du dazu schweigen solltest«, meinte Anborn. »Es gibt noch vieles zu berichten. Außerdem glaube ich nicht, dass Seine Gnaden mit seiner Geschichte schon fertig ist, und ich muss auch noch Etliches mitteilen. Wir sollten damit weitermachen.«

»In der Tat«, stimmte Constantin ihm zu. »Eines muss ich noch über die Taten des anmaßenden Herrschers berichten. Vor einiger Zeit entkamen zwei Priester aus Sorbold, die im Pfarrhaus in der Nähe von Jierna Tal und der Erdbasilika von Terreanfor lebten, dem Feuer, das ihr Haus zerstörte und in dem alle Äbte, Diener und anderen Priester starben. Zwar wurde dieses Feuer als tragischer Unfall angesehen, aber diese beiden haben etwas anderes beobachtet. Zuerst hatten die Geistlichen im Palast von Jierna Tal an einem rauschenden Fest teilgenommen, wo ihr Essen mit einer Droge versetzt worden war, die sie einschläferte. Diejenigen, die sich im Griff des Schlafmittels befanden, erwachten nie wieder, was eine Gnade angesichts des schrecklichen Todes war, der sie erwartete. Die anderen wurden durch Pfeilfeuer von Talquists Garden in das Haus zurückgetrieben, als sie den Flammen zu entkommen versuchten.«

»Warum, um alles in der Welt, hat er so etwas getan?«, fragte Gwydion Navarne in Erstaunen und Entsetzen.

»Wegen dem, worum er sie früher an jenem Tag gebeten hatte«, erwiderte Constantin düster. »Diese beiden Männer waren dem Feuer entkommen und hatten es bis nach Sepulvarta geschafft, ohne dass Talquist es bemerkt hätte. Bevor sie neu benannt und irgendwo versteckt wurden, kamen sie zu mir und berichteten, was sie gesehen hatten. Sie teilten mir mit, dass Talquist den Lebendigen Stein in der Basilika von Terreanfor ernten ließ, wie ich Euch bereits vorhin erzählt habe. Sie haben mir alle Einzelheiten mitgeteilt. Es war eine schreckliche Geschichte, der zufolge die gewaltige Steinstatue eines Kriegers von ihrem Postament in der Krypta der Kathedrale geschnitten und im Schutz der Dunkelheit auf den Markplatz von Jierna Tal gebracht wurde. Dort stellte man sie auf eine der Waagschalen der Großen Waage von Sorbold, durch die auch ich und Talquist unsere Ämter erhalten haben.

Auf die andere Waagschale wurde eine Kreatur gelegt, eine schreckliche Missgeburt, eine arme, beklagenswerte Seele in einem völlig verwachsenen Körper. Dann begann das Wiegen. Die Priester berichteten, dass Talquist einige Tropfen seines eigenen Blutes und noch etwas anderes in die erste Waagschale mit der Statue gelegt hat.

Und dann wurde sie in einer Beleidigung gegen die Natur und den All-Gott belebt und konnte sich aus eigener Kraft bewegen.«

»Gütiger Einziger Gott«, murmelte Rial. »Und was ist danach geschehen?«

»Zum Glück lief die titanische Statue in die Wüste hinter dem Vorgebirge zwischen Sorbold und Sepulvarta, wo sie wieder zu Sand zerfiel«, sagte Constantin. »Das Schwert aus Lebendigem Stein, das ihr aus der Hand gerissen worden war, bevor sie in die Nacht hineinrannte, löste sich in den Straßen von Jierna’sid ebenfalls in Sand auf. Diese Tat war eine Abscheulichkeit, die Besudelung eines heiligen Schreins, die allein bereits Talquists Entfernung aus dem Amt und in meinen Augen sogar seine Hinrichtung rechtfertigen würde. Es war eine Vergewaltigung der Kathedrale von Terreanfor, eine unverzeihliche Entweihung. Aber ich frage mich, zu welchem Zweck er dieses Experiment durchgeführt hat. Glücklicherweise ist es am Ende gescheitert, sodass wir zwar möglicherweise nie erfahren werden, was er vorhatte, aber dafür müssen wir auch nicht unter den Auswirkungen leiden.«

»Erlaubt mir, meine traditionelle Rolle als Stinktier beim Gartenfest zu spielen«, meinte Anborn. »Ihr habt Unrecht mit Eurer Annahme, Euer Gnaden. Die Statue, die Ihr erwähntet, ist nicht in der gottverlassenen Wüste von Sorbold zu Staub zerfallen. Ich habe diesen Titan vor wenigen Wochen selbst beobachtet, als ich einen Erkundungsgang in den Straßen von Jierna’sid gemacht habe. Es war ein ungeheuerlicher Anblick. Das Ding ist durch die Hauptverkehrsstraße der Stadt gelaufen und hat geschwankt, als wäre es betrunken, obwohl das sicherlich nur seinem unnatürlichen Wesen zuzuschreiben war. Alles, was ihm im Weg stand, wurde zerstört: Ochsenkarren, Heuwagen, Straßenbuden, und auch die Soldaten von Sorbold, die es aufzuhalten versuchten, wurden nicht verschont. Es war schrecklich. Die Statue wirkte zwar ungelenk und unbeholfen, aber sie war gegen gewöhnliche Waffen unempfindlich und hatte nichts anderes als Vernichtung im Sinn. Als ich sie zuletzt gesehen habe, hat sie über achtzig Soldaten zerschmettert, unzählige Geschäfte und Wagen beschädigt und war auf dem Weg zum Palast. Ich habe es nicht bedauert, dass sie anscheinend auf der Suche nach dem Herrscher war, aber wenn er immer noch lebt und Sepulvarta bedroht, dann hatte die Statue wohl anderes im Sinn, als ich angenommen hatte.«

»Möglicherweise«, bemerkte Achmed. »Ich bin mir nicht sicher, was dies bedeutet, aber zumindest beweist es, dass Talquist zur Erreichung seiner Ziele alles zu tun bereit ist. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich nicht von mir.«

»Gut gesagt«, gab Anborn zurück. »Nun, Rhapsody, was meinst du dazu? Hast du unsere Berichte vernommen und mit deinen Überlieferungen abgeglichen?«

Ashe erhob sich rasch von seinem Stuhl. »Vergib mir, Onkel«, sagte er, »und ihr anderen bitte auch. Bevor wir fortfahren, möchte ich draußen kurz mit meiner Frau allein sprechen. Ich bitte um Nachsicht.«

Rhapsody hielt die Hand hoch.

»Bevor wir das tun«, sagte sie, »muss ich Achmed eine Frage stellen. Auch auf die Gefahr hin, unhöflich zu erscheinen, werde ich sie auf Bolgisch stellen. Bitte entschuldigt meine mangelhaften Manieren, aber die Zeit drängt.« Die übrigen Männer im Kreis nickten, und sie wandte sich an den Bolg-König, während sich das Kind in Ashes Armen allmählich regte und leise Laute des Hungers ausstieß.

»Wenn du bereit bist, ihnen zu sagen, was du mit dem Berg vorhast«, sagte sie in der rauen, beschränkten Sprache der Firbolg, »und warum du es tun willst, dann werde ich dir die Hilfe für dein Unternehmen gewähren, die ich dir bisher verweigert habe.«

Achmeds verschiedenfarbige Augen glänzten. Sie lagen so eng beieinander, dass sie den Anschein erweckten, als blickten sie unablässig an einer Waffe entlang auf ein Ziel.

»In welchem Umfang?«, gab er zurück. »Zu deinen Bedingungen oder zu meinen?«

»Bisher habe ich mit dir nur die Grundlagen geteilt, die ich aus der alten Schriftrolle erfahren habe, welche ich für dich übersetzen sollte«, antwortete Rhapsody. »Wenn du dein Vorhaben diesem Konzil mitteilst und ihnen sagst, was du tust, werde ich dir alles verraten, was ich weiß und dir auf jede erdenkliche Weise helfen. Ich muss meinem Gemahl sagen können, warum ich angesichts des kommenden Krieges und meiner anderen Verantwortlichkeiten so viel Zeit mit dieser Sache verbringe.«

Die beiden Bolg tauschten einen raschen Blick aus.

»In Ordnung«, sagte der Bolg-König.

Die cymrische Herrscherin erhob sich und streckte die Hände ihrem Kind entgegen, das Ashe noch immer hielt.

»Wir werden sofort zurück sein«, sagte sie zu den Versammelten. »Meridion muss gestillt werden. Vielen Dank für eure Nachsicht.«

»Ich werde Gerald Owen anweisen, eine kleine Mahlzeit zu bringen, damit ihr etwas essen und euch erfrischen könnt«, sagte Ashe. Ich selbst werde das nicht brauchen, dachte er. Was ich gleich tun werde, wird mir jeden Appetit nehmen.

9

Anborn spürte den kommenden Krieg, aber das war nicht ungewöhnlich.

Jeder, der an dem Treffen in der winzigen Kammer hinter dem Wandbehang teilgenommen hatte, fühlte dasselbe. Wenn es nicht so gewesen wäre, hätte es auf eine Dumpfheit schließen lassen, die sehr peinlich gewesen wäre. Was Anborn spürte, war nicht so sehr das Herannahen des Krieges, sondern seine eigene Rolle darin – oder zumindest das, was er als seine Rolle ansah.