Выбрать главу

Er wartete nicht, bis er abgestiegen war, sondern wollte sofort die Berichte hören.

»Was ist geschehen?«, fragte er. Sein Gesicht war ausgezehrt, doch die Augen brannten vor Besorgnis.

»Hat man sie gefunden?«

Owen gab dem Stallmeister verstohlen das Zeichen, das Pferd fortzubringen, nachdem er dem cymrischen Herrscher aus dem Sattel geholfen hatte.

»Nein, Herr. Euer Onkel und der Sergeant-Major erwarten Euch in der Großen Halle.«

»Sergeant-Major? Was für ein S... Sergeant-Major?«, fragte Ashe brüsk und beachtete nicht einmal den Salut seiner Gardisten, als er an ihnen vorbeilief.

»Äh, der Freund der cymrischen Herrscherin. Aus Ylorc, Herr«, sagte Owen und versuchte, mit Ashe Schritt zu halten.

»Grunthor? Was macht er hier?«

»Er war es, der Anborn zurück nach Haguefort brachte, Herr.«

Ashe schüttelte den Kopf und eilte so schnell wie möglich in die Festung.

In der Großen Halle fand er den General und den Sergeant-Major, die über eine Karte des westlichen Kontinents gebeugt saßen. Beim Anblick seines Onkels kochte die Wut über, die bereits hinter seinen Augen gebrodelt hatte.

»Wo ist meine Frau?«

Die Soldaten schauten auf zu ihm.

»Wenn wir das wüssten, hätt ich nich’ nach dir geschickt, Herzbübchen«, sagte Grunthor schroff.

»Werd bloß nicht verdrießlich. Bringt nix.«

Asche blieb vor Anborn stehen. »Ich habe sie dir anvertraut, Onkel. Du hast geschworen, sie mit deinem Leben zu beschützen. Sie ist fort, aber du scheinst noch hier zu sein, es sei denn, du bist ein sehr kräftiger Geist. Was ist geschehen?«

Anborn senkte den Blick. Grunthor runzelte die Stirn und stellte sich zwischen den Herrn der Cymrer und den General.

»Ist mir klar, dass du sauer bist, Ashe«, sagte er gelassen, aber in eiskaltem Tonfall. »Da bist du nicht der Einzige, aber du bist der Einzige, der nicht durchs Feuer gegangen ist, um sie zu retten. Fang nicht an, dich wie deine Großeltern zu verhalten, denn sonst kannst du allein nach ihr suchen. Sag selbst – würde das Prinzesschen es wollen, dass du den General tyrannisierst? Er hat gute Arbeit geleistet, und zwar ohne deine Hilfe, vielen Dank.«

Ashe atmete tief durch und sah Grunthor durchdringend an. Dann stieß er langsam die Luft aus und versuchte die steigende Wut des Drachen in seinem Blut zu besänftigen. Der Drache verspürte Panik angesichts des Verlustes und drohte Amok zu laufen.

»Es tut mir Leid«, sagte er zu Anborn und bemerkte zum ersten Mal dessen frische Wunden und Verbände. »Ich weiß, dass du alles getan hast, was du konntest. Berichte mir, was geschehen ist.«

Lange sagte der General nichts. Als er es schließlich doch tat, bemerkte Ashe, dass seine Stimme älter als je klang.

»Wir waren kaum mehr als einen Tag vom Drachennest entfernt, als wir im Gwynwald nördlich des alten Außenpostens von Pennyg-Naral angegriffen wurden«, sagte er förmlich. »Es waren mindestens dreißig, und einige davon waren Meister an der Armbrust. Einer von ihnen hat Dorndreher getötet. Er war das erste Opfer, weil er in der Nachhut geritten ist.«

Ashe seufzte. »Es tut mir Leid, Onkel.«

Anborn machte eine heftige Handbewegung, als wolle er das Mitleid abwehren.

»Sie hat sich gut verteidigt. Sie haben Rhapsodys Wachen überwältigt, ihren Wagen in Brand gesetzt und sie in die Ecke getrieben. Obwohl sie krank war, hat sie gekämpft. Ich hatte sie beinahe dort herausgeholt, als sie mich vom Pferd geschossen haben. Wegen meiner verdammten nutzlosen Beine gab es für sie danach kein Entkommen mehr. Sie wusste es und hat mit mir die Waffen getauscht, denn es wäre für den ganzen Kontinent furchtbar gewesen, wenn ihnen die Tagessternfanfare in die Hände gefallen wäre.« Ashe nickte; seine Augen glühten. Anborns Stimme wurde heiserer. »Sie hat mich geheilt und mir aufgetragen, ich soll euch beiden und den Kindern sagen, dass sie euch liebt. Dann hat sie etwas über mich gesprochen, was mich in den Schlaf geschickt und so lange den Eindruck erweckt hat, ich sei tot, bis sie endlich fort waren.« Er hustete, um den Hals frei zu bekommen. »Aber wir haben den Körper eines der Bogenschützen in Sicherheit gebracht. Alle anderen – unsere und ihre Männer sowie Dorndreher – sind in dem darauf folgenden Feuer zu Asche verbrannt.

Der Mann, der sie entführt hat, ist im Besitz von Tysterisk, dem Elementarschwert der Luft. Ich bin mir sicher, auch wenn ich es nie zuvor gesehen habe. Er hat den Wind mit der Macht eines Gottes beherrscht. Er hat den ganzen nördlichen Wald in Brand gesetzt, Neffe. Der Fürbitter arbeitet möglicherweise immer noch daran, ihn zu löschen. Schade, dass sich dein Vater in den Äther zurückgezogen hat, um mit sich selbst zu spielen. Er hätte Regen herbeirufen oder die Flammen besänftigen können, bevor sie einen großen Teil des Kontinents verzehren.« Bei der Erwähnung Llaurons verdüsterte sich Ashes Blick.

»Hast du gesehen, wohin sie gebracht worden ist?«

»Nein, aber ich bin sicher, dass ihr Weg mitten ins Feuer geführt hat. Sie kamen von Westen, auch wenn wir zuerst von hinten, also von Osten angegriffen wurden. Ich bin der größte Narr der Welt, weil ich sie in eine solch einfache Falle haben laufen lassen.«

»Blödsinn«, meinte Grunthor schroff. »Unser Feind war schlimm genug, auch wenn du ihm keinen Freischuss in den Hintern erlaubt hättest.«

»Woher kamen sie?«

»Keine Ahnung. Hab sie nicht erkannt, und ihre Tracht War fremd.«

Ashe lief unruhig über den Steinboden der Großen Halle. »Dann haben sie sich vermutlich Richtung Meer auf den Weg gemacht, vielleicht nach Traeg oder Windswer oder sogar bis nach Port Fallon.«

»Falls sie Rhapsody überhaupt zum Meer gebracht haben«, sagte Grunthor. »Wer weiß?«

»Der Bogenschütze weiß es«, sagte Anborn eiskalt. »Deswegen haben wir seinen ekelhaften Leichnam mitgenommen. Wir müssen ihn zum Patriarchen nach Sepulvarta bringen. Er kann die Wahrheit aus der Leiche herauspressen, seinen Geist in die Gruft der Unterwelt jagen und alle Informationen von ihm bekommen. So heißt es jedenfalls.«

Ashe blieb stehen und schaute zweifelnd drein. »Vielleicht sind das nur Märchen, Onkel«, sagte er unsicher. »Ich habe diesen Ring selbst getragen, wenn auch nicht als Patriarch, und erinnere mich an nichts dergleichen. Ich fürchte, das sind nur wilde Legenden und Wunschdenken.«

Anborn schnaubte. »Vielleicht. Aber ich will die Reise trotzdem machen.«

»Das weiß ich«, meinte der Herr der Cymrer und fuhr mit der Hand über die Rücken der Stühle, die unter den größten Fenstern am Ende der Halle standen und auf denen er und Rhapsody in den letzten drei Jahren jeden Monat während der Bitttage Eingaben entgegengenommen und Gesuche um Hilfe angehört hatten. »Aber du wirst nicht gehen, denn ich brauche dich hier.«

Das Gesicht des Generals wurde zuerst bleich und nahm dann eine blass-purpurne Färbung an.

»Es braucht mehr Männer, als du in deinem Heer hast, Neffe, um mich daran zu hindern, wo doch die Herrscherin, der ich den Treueid geschworen habe ...«

»Anborn«, unterbrach Ashe ihn, in dessen Stimme die stille Autorität und der tiefere, bedrohlichere Ton des Drachen lagen, »ich stelle deine Bereitschaft dazu nicht in Frage und auch nicht deine Treue zu Rhapsody. Aber wir wissen noch sehr wenig über die Hintergründe dieser Tat. Zum Schutz Rhapsodys und zur Sicherheit des Kontinents ist es zwingend, dass wir keine Fehlentscheidungen treffen. Wir müssen Ruhe und Ordnung aufrechterhalten und alles Mögliche tun, um ihr Verschwinden zu verheimlichen. Sobald bekannt wird, dass man sie entführt hat, wird das Chaos ausbrechen. Der daraus folgende Aufruhr könnte ihre Rückkehr oder sogar ihr Leben gefährden.«

Er wandte sich an Gerald Owen, der sich still zurückgezogen hatte und nun in respektvoller Aufmerksamkeit neben der Tür stand.

»Wer außer den in diesem Raum Anwesenden weiß es in Haguefort noch?«

»Nur der junge Gwydion, Herr.«