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Es war MacQuieths Herzschlag.

Und er pulste unmittelbar über ihm, beinahe durch die eigenen Unterarme, auf denen der alte Mann kniete.

Er hätte beinahe aufgekeucht und lauschte noch angestrengter, denn wenn der alte Held ihn als den Bruder erkannt hatte, den Meistermörder aus der alten Welt, dann würde dies erklären, warum er nun ertränkt zu werden drohte.

Im Widerhall der Wellen, unendlich fern und schwach, hörte er einen weiteren vertrauten Ton. Bevor er ihn wirklich erfassen konnte, wurde er genauso schnell nach oben gezogen, wie er untergetaucht worden war. Ashes Gesicht erschien vor ihm.

Für kurze Zeit gab es nichts anderes auf der Welt als das Schweigen des Strandes, die gedämpfte Brandung gegen die Felsen, das Tropfen der nassen Kleidung. Achmed hustete, während Ashe mit seinen Drachensinnen eine Verwandlung spürte. Die bereits große Gestalt, die nun das Wasserschwert hielt, wurde noch größer. Sie gewann nicht an Höhe, sondern schien sich wie ein Schwamm oder eine ausgetrocknete Pflanze oder Frucht mit Leben voll zu saugen.

Als Leben und Kraft in die treibholzgraue Haut und die Augen strömten, kehrten sie auch in die Stimme zurück. Sie war noch etwas rau, doch durchdringend, während sie vorher nur geflüstert hatte. Nun war Fleisch, wo vorhin bloß ein Skelett gewesen war.

»Woher hast du das Schwert meines Sohnes?« Die unerschütterliche Klinge troff ein wenig und leuchtete in einem heftigen Blau. »Wenn du mehr als fünf Worte sagst, wirst du sterben.«

Ashes Gedanken rasten umher. Er überlegte, was er sagen sollte.

»Wir jagen Michael«, brummte Achmed und spuckte dabei Seewasser aus. »Er lebt.«

48

Verschiedene Regungen zeichneten sich auf Mac-Quieths Zügen in rascher Folge ab, als ob heftige Windstöße große Wolkenberge über sein Gesicht bliesen. Der Besitz des Schwertes, das Wiedererkennen eines alten Feindes, Ashes Beleidigung und dieser Name waren zu einer einzigen Masse zusammengedrückt worden, die nun ein Verstand zu durchdringen versuchte, der die meiste Zeit haltlos umhertrieb.

»Das ist unmöglich«, war alles, was der alte Held hervorbringen konnte.

Diesmal fand Ashe die richtigen Worte.

»Doch, Herr. Er trägt Tysterisk. Er hat meine Frau entführt und den Wald sowie die Küste in Brand gesetzt. Er ist zum Wirt eines F’dor geworden.«

Der alte Mann zog das Schwert an sich und packte es mit beiden Händen. Zum ersten Mal schien er dessen Schwere zu spüren. Langsam hockte er sich hin, bis er beinahe wieder in der Brandung saß. Kirsdarkes Spitze tanzte auf den Wellen; sein Blick ruhte auf dem Schwert, und gleichzeitig schien er in die Ferne gerichtet, als könne er nicht sagen, ob er die Waffe wirklich in den Händen hielt.

»Wer bist du?«, fragte er leise. »Ich kenne dich nicht. Geh fort.« Er fuhr mit der Hand über die schimmernde Klinge, die nun in tieferem Blau erstrahlte, als es jemals in Ashes Händen zu sehen gewesen war. »Wenn dich der Tyrann gesandt hat, geh zurück zu ihm und sage ihm, ich werde ihn im Nachleben treffen. Er soll sein Schwert mitbringen.«

»Der Tyrann?«, fragte Achmed.

»Gwylliam ist tot«, sagte Ashe.

»Gut«, meinte der alte Soldat und beachtete nicht die Gischt, die auf seine Haut einprasselte. »Ich hatte geglaubt, er würde niemals sterben, wegen all seiner Elixiere und Maschinen und Apparate. In tausend Jahren wird nichts außer seinem Selbst geblieben sein. Keine Ahnung, was dann von mir noch übrig sein wird und womit ich es bekämpfen kann. Nicht einmal genug, auf das man spucken könnte. Hier!«

Er hielt das Schwert Ashe entgegen.

»Du trägst es inzwischen«, sagte er verächtlich. »Gib dein Bestes.« Er erhob sich steif und stand nun knietief im Wasser, das abwechselnd den Sand unter seinen Füßen anspülte und fortschwemmte. Als er nun mit klarem Blick und Geist dastand und sein Körper nicht mehr so zerbrechlich wirkte, hatten Ashe und Achmed endlich ein deutlicheres Bild von ihm. Obwohl er nicht annähernd so groß wie Grunthor war oder wie die Legenden berichteten, war MacQuieth außergewöhnlich stämmig für einen Halb-Lirin. Was sie zunächst als Schichten abgerissener Kleidung angesehen hatten, war in Wirklichkeit sein Körper, der sowohl breiter als auch größer als der von Ashe war. Einstmals mussten Augen und Haar schwarz gewesen sein, doch nun war beides grau. Die Hände waren ein wenig verkrampft, und die Beine waren entweder stark genug, um der Brandung zu widerstehen, oder er konnte dem Meer gebieten, sodass ihn die Wellen nicht umwarfen.

Achmed stand auf und trat zurück. Er schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er. Es war ihm nicht entgangen, dass der alte Soldat sie heimlich in tieferes Wasser geführt hatte und der Strand nun näher an ihm selbst war. Da er das Schwert hielt, gab es keine Möglichkeit, ihm zu entkommen. Sie mussten sich mit MacQuieth, dessen Herz noch immer wie eine große Glocke schlug, so einigen, wie es ihm gefiel.

Ashe erhaschte einen Teil des Schwertgriffes, sodass ihm die Peinlichkeit erspart blieb, im knietiefen Wasser danach zu fischen. Er stand ebenfalls auf und sagte: »Nein, Herr.« Dann wischte er vorsichtig die Klinge am oberen Teil seines Mantels ab und steckte die Waffe wieder in die Scheide.

»Deswegen sind wir nicht hergekommen. Wir sind gekommen, weil wir Michael finden müssen. Wir müssen ihn aufhalten und jemanden retten, den er entführt hat. Wir wissen nur, dass er hier in der Nähe an Land gegangen ist, aber wir können seine Spur nicht finden ...«

»Und ihr könnt ihn nicht töten, falls ihr zufällig auf ihn stoßen solltet. Ihr wisst nicht, wie er zu töten ist, wie er es verdient, getötet zu werden, wie er getötet werden muss, falls er tot bleiben soll.« Als MacQuieth Ashe die Worte aus dem Mund genommen hatte, sah er ihn schließlich ohne Kampfeslust in den Augen an. »Bist du sowohl Merithyns als auch Gwylliams Nachfahre?«

»Ja, Herr. Und der Eure.«

Der alte Krieger runzelte die Stirn. »Keineswegs. Niemand aus meiner Linie würde je sein Blut mit der Brut dieses Halunken vermischen.«

»Cynron ap Talthea hat es getan. Sie war meine Mutter. Ich bin viele Generationen von Euch entfernt, stamme aber unzweifelhaft von Euch ab.«

»Wie enttäuschend für uns beide. Und aufgrund welcher Ermächtigung jagt ihr diese Kreatur und stört meine Ruhe?«

»Aufgrund unserer eigenen«, antwortete Achmed. »Nur wenige andere wissen, dass er hier ist.«

Während Achmed in der zurückweichenden Strömung stand, hatte es für ihn den Anschein, als ob die Flut MacQuieth mitnehme. Mit jedem Atemzug wirkte er erschöpfter und ferner vom Rausch der Schlacht und vom Griff des Schwertes.

MacQuieth richtete den Blick unmittelbar auf den Firbolg-König, doch er sprach den Herrn der Cymrer an.

»Du weißt, dass du mit dem Bruder reist, dem großen Mörder, der zu seiner Zeit und auf seine Weise schrecklicher als der Mann war, den ihr jetzt sucht?«

»Ja«, antwortete Ashe, »aber von seinem früheren Selbst ist er eine ganze Welt weit entfernt.«

MacQuieth drehte sich wieder in Richtung Strand. Anscheinend war er der Tide und der Fragen müde.

»Eine ganze Welt weit entfernt? Nein. Die Welt folgt uns auf unseren Reisen. Wie weit wir auch fortgelaufen sind, wir sind immer noch wir selbst, glaube mir.« Er stapfte langsam auf den Strand zu. Die beiden jüngeren Männer schössen hinter ihm aus den Wellen. Er drehte sich um und schaute sie böse an.

»Was wollt ihr denn noch?«

Die beiden Herrscher hatten keine Zeit gehabt, sich zu bereden, daher sagten sie eine Minute lang gar nichts. Schließlich machte Achmed ein Zeichen, Ashe solle sprechen.

»Michael ist in der Nähe dieses Strandes an Land gegangen. Er ist die Küste hinauf und hinunter gezogen und hat die meisten Dörfer in Brand gesetzt. Wir müssen ihm vorauseilen und irgendwo eine Falle stellen.«