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In Farons Augen glimmerte es triumphierend, und er zog eine scheußliche Grimasse, die bei einem menschlichen Gesicht ein Grinsen hätte sein können.

Der anmaßende Blick des Ungeheuers bewirkte, dass sich Quinns Panik in Wut verwandelte.

»Verdammtes Biest«, sagte er böse, »bleib doch in deinem Mist sitzen und verrotte, du schwimmende Missgeburt.«

Das Lächeln des Geschöpfes wurde noch breiter.

Quinn schob den Eimer über den Rand des Teiches und eilte die Treppe hoch, wobei er versuchte, die entsetzlichen schmatzenden und blubbernden Laute hinter sich zu überhören.

Im nördlichen Gwynwald

»Erschießt mich doch«, sagte Rhapsody zu den Armbrustschützen, ohne den Blick von dem Seneschall abzuwenden. »Bis zum letzten Atemzug werde ich jeden töten, der sich mir nähert.«

Der Seneschall krähte vor Lachen; seine Finger arbeiteten an den Schnüren seiner Hose.

»O Rhapsody, wie ich dich in diesen vielen Jahrhunderten vermisst habe«, sagte er und streichelte sich selbst, während er in seiner Aufregung mit den Schnüren kämpfte. »Du weißt genau, wie du die Sache noch aufregender machen kannst.«

Nun redete die Herrin der Cymrer den Seneschall zum zweiten Mal direkt an.

»Genau wie du, Michael. Ich bin sicher, deine Männer schätzen diese Vorführung.«

Das Licht in den blauen Augen wurde vor Erregung noch heller. »Allerdings. Erinnerst du dich, wie ich dich oft im alten Land vor den Augen meiner Männer genommen habe, Rhapsody? Am liebsten auf dem Frühstückstisch oder auf einem Pferderücken, während ich meine Morgenbefehle gegeben habe. Was für ein Spaß wird es sein, es jetzt hier in diesem Wald zu treiben, umgeben von den Leichen deiner Wachen.«

Rhapsody grinste schief. »Na, zumindest für die da«, sagte sie hochmütig und nickte in Richtung der sieben Männer. »Ich bin sicher, diese Schurken sind nicht anders als deine üblichen Lakaien und würden ein großes Vergnügen daran haben, ihren Anführer so bloßgestellt und unfähig sehen, den Akt länger als ein paar Sekunden durchzuführen, und außerdem so kläglich und – klein. Ich hege keinen Zweifel daran, dass sie so viel Spaß wie diejenigen haben werden, die ihn in der anderen Welt auf deine Kosten hatten.«

Der Seneschall hielt inne. Er hatte die Hand noch in der Hose. Sein skelettartiges Gesicht erschlaffte vor Entsetzen.

»Spaß?«, zischte er. »Lügen! Meine Männer hätten es nie gewagt, sich einen Spaß auf meine Kosten zu leisten.«

Die Herrscherin der Cymrer lachte harsch. »Vielleicht nicht in aller Öffentlichkeit, Michael, Wind des Todes‹. Aber es waren deine eigenen Soldaten, die deinen Spitznamen geprägt haben: Michael, der Atemverschwender. Es waren nicht deine Feinde, auch wenn sie diesen Spitznamen oft benutzt und viele andere geprägt haben.«

»Du lügst«, sagte er kalt.

Rhapsody schenkte ihm ein gleichermaßen frostiges Lächeln. »Du erinnerst dich nicht so gut an mich, wie du glaubst, Michael«, sagte sie. »Ich lüge nie. Nicht einmal, wenn ich dazu gezwungen werde.«

Sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer, und als er sprach, mischte sich die raue Stimme des Dämons in seine Worte.

»Du hast mich angelogen«, sagte er mit beinahe greifbarem Hass. »Du hast mir deine Treue versprochen. Und was hast du aus diesem Eid gemacht?«

»Ich habe geschworen, ›keinen anderen Mann zu lieben, bis diese Welt an ihr Ende kommt‹«, sagte Rhapsody gelassen. »Ich habe nie gesagt, dass ich dich liebe, sondern nur, dass ich keinen anderen als den Mann lieben werde, dem mein Herz damals gehörte und auch heute noch gehört. Und falls du es nicht weißt, sage ich dir, dass die alte Welt tatsächlich an ihr Ende gekommen ist, ein recht schreckliches Ende im vulkanischen Feuer. Ich habe dich in die Irre geführt, weil du sonst ein kleines Kind vergewaltigt und ermordet hättest. Aber ich habe dich nicht belogen. Deine verletzten Gefühle dürfen von mir keine Barmherzigkeit erwarten.«

Der Körper des Seneschalls spannte sich an, und sein Gesicht verhärtete sich zu einem schrecklichen Anblick. Es war, als zöge ein Sturm herauf.

»Drückt sie auf den Boden«, sagte er zu seinen Wachen. »Wir werden gleich sehen, wer hier verletzt ist und ob du Reue empfindest oder nicht.«

Fergus warf einen besorgten Blick auf das Feuer, das sich bis zum Blätterdach des Waldes hochgefressen hatte.

»Herr, wir müssen zurück zum Schiff gehen«, sagte er ruhig und beobachtete, wie das Feuer in den Himmel schoss und die Luft mit dichtem Rauch erfüllte. »Die meisten unserer Soldaten sind tot, und Quinn hat gesagt, dass das hier ein heiliger Wald ist. Es muss Waldhüter oder Priester geben, die den Rauch bemerken und handeln werden.«

Mehr Flammen, forderte der Dämon. Mehr Flammen. Das Mädchen kannst du ein anderes Mal nehmen.

Der Seneschall legte eine Hand gegen die Stirn und versuchte, die Stimme zu ersticken, doch der F’dor-Geist war angesichts des heraufziehenden Infernos zu aufgeregt, um unterdrückt werden zu können.

Mehr Brände! Mehr Flammen!

»Entwaffnet sie wenigstens«, sagte er böse zu Fergus. »Fesselt ihre Hände, damit ich sie an den Haaren zu den Klippen ziehen kann.«

Langsam umkreisten Fergus und die anderen drei Schwertkämpfer Rhapsody.

»Leg die Waffe nieder, Mädchen«, sagte der Vogt besänftigend. »Sie ist sowieso viel zu groß für dich. Du wirst dich damit nur selbst verletzen. Wir wollen dir nichts antun.«

Zur Antwort hob Rhapsody mit festem Griff das Schwert ein wenig höher. Sie erinnerte sich an Achmeds Rat, den er ihr vor langer Zeit tief im Innern der Erde gegeben hatte, als Grunthor ihr Unterricht an der Waffe gegeben hatte.

Erstens: Gleich wie du die Waffe hältst, verändere deinen Griff ein wenig, damit dir bewusst wird, dass du eine Waffe in der Hand hast. Nimm deine Waffe niemals als selbstverständlich hin. Die zweite Regel ist noch wichtiger: Beiß, die Zähne zusammen. Sei darauf gefasst, verletzt zu werden.

Sie atmete tief ein und versuchte, ihren verschwommenen Blick vor den Feinden zu verbergen, als sie ihren Griff um das Schwert ein wenig verlagerte.

Es wird dir nicht gelingen, Schmerzen zu vermeiden. Du kannst sie allenfalls gering zu halten versuchen, das heißt, du solltest von vornherein darauf aus sein, die Ursache zu beseitigen. Hätte Grunthor sich nicht zurückgehalten, wäre es schon nach dem ersten Schlagabtausch um dich geschehen gewesen. Du musst akzeptieren, dass du nicht ohne Blessuren davonkommst, also sei entschlossen, dem Gegner heimzuzahlen, was er dir antut. Lerne zu hassen. So bleibst du am Leben.

Rhapsody hörte ihre eigene unschuldige und naive Stimme in der Dunkelheit des Tunnels, der an den Wurzeln des Weltenbaumes entlang führte.

Lieber wäre ich tot, als unter solchen Umständen leben zu müssen.

Tja, wenn du an deiner Einstellung festhalten willst, wirst du dich nicht lange quälen müssen.

Nein, dachte sie. Ihr Wille stählte sich wie das Erz in der Schmiede von Ylorc. Nein. Ich habe zu viel zu verlieren. Zu viel zu schützen. Ihre Augen verengten sich, als Hass in ihrer Seele wuchs. Es war der gerechte Abscheu einer Frau, die zu lange missbraucht worden war, einer Mutter, deren ungeborenes Kind in Gefahr schwebte, einer Königin, deren Freund und Beschützer im Koma auf dem brennenden Waldboden lag.

Ich werde nun verletzt werden, dachte sie; diese Erkenntnis entsetzte sie nicht. Und es besteht die Gefahr zu verlieren. Ich muss meinen Bauch schützen, Zeit gewinnen und auf den richtigen Augenblick warten. Langsam kam der Schwertkämpfer näher. Aber ich werde so viele von euch mitnehmen wie möglich, dachte sie und schaute von den Schwertkämpfern zu Michael, der sie in einem Zustand der Erregung beobachtete, den sie trotz ihres verschwommenen Blicks deutlich erkannte. Du wirst mich nicht mehr besitzen, du Stück Dämonendreck. Nicht, solange ich lebe.