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»Das ist das Projekt. In die Decke müssen sieben farbige Glasscheiben von gleicher Größe eingelassen werden. Der Kreis muss in acht Teile untergliedert werden; jeder Abschnitt beinhaltet ein Achtel der Gesamtfläche. Das letzte Achtel wird gebildet aus den Bleieinfassungen und Stützen, die die einzelnen Farben voneinander trennen.« Die Panjeri nickte.

»Die Brennöfen, die dir hier zur Verfügung stehen, sind so gut wie alles, was du bisher gesehen hast – nein, sie sind sogar noch besser. Es gibt vier Öfen von der Größe dreier hintereinander stehender Ochsenkarren, einen Schmelzofen, einen Ofen zur Bearbeitung des Glases, einen Kühlofen und einen, um die Glasscheiben auszulegen. Wenn du noch einen oder weitere Werkzeuge brauchst, werden sie für dich angefertigt.

Und jetzt kommt die Herausforderung«, fuhr Achmed fort. »Jedes Teil muss genau die richtige Farbe haben. Ich habe ein Muster, das ich dir zeigen werde. Außerdem müssen die Scheiben stark genug sein, der dünnen Luft und den heftigen Winden auf diesem Gipfel zu widerstehen, gleichzeitig aber makellos, ohne jede Blase oder andere Unvollkommenheit. Und das Glas muss durchscheinend genug sein, um das Licht bis auf den Boden dieses Raumes fallen zu lassen. Zu den verschiedenen Tageszeiten werden verschiedene Farben aufleuchten, was vom Sonnenstand abhängt. Wenn es richtig gemacht wurde, wird sich am Mittag ein Regenbogen über den Boden wölben.«

»Hast du ein Schema für die einzelnen Farben?«, fragte die Bleiglasmeisterin.

»Ja. Vermutlich hat Rhur es im Augenblick.« Shaene schüttelte den Kopf. »Wohl eher Sandy.«

Achmed seufzte und erinnerte sich an den besorgten Ausdruck auf Rhapsodys Gesicht, als sie widerstrebend die jeweiligen Farben in das Diagramm eingemalt hatte.

»Ich werde dafür sorgen, dass du die Pläne erhältst«, sagte er zu Theophila. Er hob eine der in Leinwand eingewickelten Scheiben auf und zog das Tuch davon. In seiner Hand lag eine kleine Scheibe aus schimmernd grünem Glas, die so dick wie sein Daumen lang war.

»Das sollte das richtige Grün sein. Es gibt für jede Farbe ein Glas«, sagte er und übergab es Theophila.

»Außerdem kannst du die Durchsichtigkeit prüfen, indem du sie gegen das Sonnenlicht hältst. Wenn das Glas die richtige Transparenz hat, erscheint angeblich eine Art Rune darin, eine Schrift, die nur zu sehen ist, wenn es weder zu dick noch zu dünn ist.«

»Daraus schließe ich, dass du die Rune noch nie gesehen hast«, sagte Theophila und fuhr in Gedanken mit dem Finger über die vielfarbigen Scherben auf dem Tisch.

»Nein.«

»Das überrascht mich nicht. Du verwendest die falschen Materialien.«

»Ach? Und welche sollten wir verwenden?« Sie hob eine der Scherben auf, betastete sie vorsichtig und hielt sie gegen das Licht.

»Du hast das falsche Holz für die Asche. Welches Verhältnis von Asche zu Sand nimmst du?«

»Anderthalb Teile Asche zu einem Teil Sand.« Die Meisterin schüttelte den Kopf. »Nein. Zwei zu eins. Außerdem brauchst du ein feineres Sieb; deines ist noch zu grob. Und du musst unterschiedliches Holz nehmen. Das hier hat eine zu hohe Konzentration von Pottasche.«

Ashe schluckte und dachte nach. Sie hatten dasselbe Holz wie Gwylliam genommen; es kam aus den tiefen Wäldern des Versteckten Reiches und aus dem östlichen Canrif, noch hinter der trockenen Schlucht. »Als der ursprüngliche Turm errichtet wurde, haben sie dasselbe Holz wie wir benutzt«, sagte er und nahm ein fleckiges gelbes Stück auf.

Die Künstlerin hob eine Augenbraue. »Bist du sicher?«, fragte sie und schaute wieder durch das Glas.

»Hier in der Gegend gibt es alle möglichen Arten von Bäumen. Du hast das weiche Holz aus den Wäldern im Osten genommen, nicht wahr?«

»Ja.«

Sie kicherte. »Du solltest nicht nach Osten, sondern nach Westen schauen. Das Vorgebirge am westlichen Rand deines Reiches ist voller Kischbäume und, besser noch, voller Buchen, die mehr Natrium haben, was vorteilhafter für die Glasherstellung ist. Außerdem findet man überall in der Steppe Wermut und Nesseln. Wir sind an so viel davon vorbeigekommen, dass man jeden Berggipfel der Zahnfelsen mit Bleiglas ausstatten könnte. Außerdem kann man die Szeksos abernten.«

»Szeksos?«

Die Künstlerin nickte. »Salzkrusten, die man in Trockengebieten wie dem zwischen hier und der sorboldischen Grenze findet. Sie sind in der Steppe sehr oft anzutreffen. Bei ihnen handelt es sich möglicherweise um Überreste alter Salzwasserteiche. Sobald wir Panjeri sie antreffen, ernten wir sie ab. Sie ergeben ein wunderbares Zusatzmittel.«

Achmed hatte ihr in beinahe grenzenloser Bewunderung zugehört. Als er die Sicherheit in ihrer Stimme bemerkte, fasste er nach so vielen Monaten der Fehlschläge endlich wieder Hoffnung, sein Plan könne doch noch gelingen.

»Ich habe viele Fässer mit Mineralien herbeischaffen lassen, die man als Färbemittel einsetzen kann«, sagte er rasch, trat über das zerbrochene Glas und nickte Rhur zu, der soeben den Turm betrat. »Ich vermute, du brauchst Mangan für Purpur, Kupfer für Rot, Eisen für Gelb, Kobalt für Blau ...«

»Vielleicht ...« Theophila zuckte die Achseln. »Ich kann herkömmliche Metalloxide nehmen, aber ich habe auch meine eigenen Rezepte.« »Was sind die Zutaten?«

Die Panjeri-Frau lächelte nicht. »Mit deinen zweihunderttausend Goldsonnen kaufst du meine Zeit und meine Arbeit«, sagte sie sanft. »Aber nicht meine Geheimnisse.«

Rhur bedeutete dem Bolg-König, er wolle gehen. Als Achmed ihn entließ, räusperte sich der Firbolg-Handwerker und sprach. Das war ein so seltenes Ereignis, dass sowohl der König als auch Shaene beim Klang seiner Stimme zusammenzuckten.

»Majestät.« Er gab wieder ein Handzeichen. Achmed warf die Scherbe auf den Haufen und eilte quer durch den Raum. Er ergriff ein kleines Stück Öltuch, das Rhur ihm entgegenhielt. Es war eine Botschaft, die vom Vogelhaus gekommen war. Sie trug Grunthors Handschrift.

Er starrte sie lange an und versuchte, einen Sinn in den Worten zu erkennen, dann schaute er plötzlich die drei Kunsthandwerker an.

»Ich muss gehen«, sagte er unaufgeregt zu Rhur. »Ich weiß nicht, wann ich zurückkehre. Kümmere dich darum, dass sie alles bekommt, was sie haben will. Alles. Die Werkzeugmacher sollen alles herstellen, was sie benötigt. Kümmere dich darum, dass sie bequem in den Botschaftsgemächern untergebracht wird. Doch sie soll sich nur in diesem Teil der Halle aufhalten. Ich will nicht, dass sie sich im Kessel verirrt, wenn ich weg bin.« Rhur nickte. »Geh jetzt zum Quartiermeister. Sag ihm, er soll mich sofort wieder für die Reise ausstatten. Ich muss unverzüglich nach Sepulvarta aufbrechen.«

Er drehte sich um und begegnete den erstaunten Blicken der Frau und der Männer.

»Ich muss gehen, Theophila.« Er sah sich rasch um. wird sich um all deine Bedürfnisse kümmern. Ich ... ch werde sofort zu dir kommen, wenn ich zurück bin. Du kannst unabhängig arbeiten, ohne meine Aufsicht, und hast alles gesehen, was du sehen musstest, nicht wahr?«

»Sobald ich die Pläne habe, ja.«

»Gut. Shaene, stell sicher, dass sie sie bekommt.«

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lief der König aus dem Zimmer.

Er rannte durch die Korridore des inneren Kessels, an Hallen und Wachen vorbei, die ihn anblinzelten, aber kein Wort sagten. Firbolg-Arbeiter und Einwohner drückten sich rasch gegen die Wand, um ihn vorbeizulassen. Sein Gesichtsausdruck verriet ihnen, dass sie sich ihm bloß nicht in den Weg stellen sollten.

Achmed schlüpfte in einen kleinen Tunnel, der als Belüftungsöffnung für das Heizungssystem diente, das den Berg im Winter erwärmte, nun aber abgeschaltet war, und folgte ihm bis zu einem nach Osten blickenden Felssims, von dem aus man die Krevensfelder überblicken konnte. Er versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen, und holte tief Luft, bis er seinen eigenen Mittelpunkt spürte und sich auf seinen Herzschlag konzentrieren konnte.