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»Prima gemacht, Jungs, ihr seid sehr gut«, sagte sie besänftigend. Die Augen der Kinder, das einzig deutlich Sichtbare in den Feuerschatten der offenen Öfen, leuchteten in den dunkelroten Gesichtern.

Sie schlenderte hinüber zu dem Beutel, den sie neben der Tür abgestellt hatte, ergriff ihn und kehrte zu der Gruppe zurück. Beinahe jedes dünne Glied zuckte zurück, denn die Jungen drückten sich bei ihrem Herannahen noch enger gegen die Wand. Esten öffnete den Sack, kramte darin herum, holte eine Hand voll Süßigkeiten heraus und warf sie in die zitternde Menge. Sofort erhob sich tosender Lärm, und sie lachte zufrieden.

»Sind sie nicht süß?«, sagte sie zu den Gesellen und kniete sich, um die einzelnen Mitglieder der Gruppe besser betrachten zu können. »Omet, wo ist Tidd?«

Omet spürte, wie seine Kehle trockener als die Entudenin wurde. »Tot, Mutter«, sagte er. Die Worte kamen in einem Krächzen heraus.

»Tidd tot? O je.« Das Lächeln verschwand, und Esten betrachtete die Gruppe eingehender.

»Welch eine Schande. Er hatte einen guten Richtungssinn. Hm, wen sollen wir jetzt zum Anführer machen?«

Ein ganzer Wald von Armschösslingen ging hoch und winkte verzweifelt, begleitet von dünnen Rufen. Estens Lächeln kehrte zurück. Sie stand wieder auf.

»Das sind meine Jungen. Welch eine eifrige Bande. Mal sehen. Haverill, Avery, nein, ihr seid blind wie eine Fledermaus, nicht wahr, meine Lieben? Iyn, Collin, nein. Gume, hm, du auch nicht. Du machst immer die Arbeit der anderen und hast ein zu weiches Herz. Hallo, Vincane, wen haben wir denn hier?« Sie blieb vor einem kleinen, gelbhaarigen Jungen mit großen Augen und kantigem Gesicht stehen, der heftig zitterte und die Arme um die gebeugten, spindeldürren Knie geschlungen hatte.

»Das ist Arie«, krähte Vincane wichtigtuerisch. »Er ist neu Ersatz für Tidd.«

»Kein guter Tausch, nicht wahr, mein Knabe?« Esten drehte sich wieder um und lächelte einen großen Jungen an, dessen Haare früher weißblond gewesen, nun aber genauso schmutzig rot wie die der anderen waren. »Ernst, was ist mit dir? Würdest du gern Anführer sein?«

Der große Junge grinste breit und zeigte dabei die Zähne, die ihm noch verblieben waren. »Ja, Mutter.«

»Gut, gut. Dann komm, Junge. Wir gehen zurück in den Tunnel und unterhalten uns über die Richtung, in der ihr diesen Monat graben sollt.«

Nachdem Esten aus dem Schacht zurückgekehrt war und sich die Kinder wieder unten befanden, trat sie zur Tür und nahm ihren Mantel vom Kleiderhaken. Dann ging sie durch die Doppeltür hinaus, ohne einen Blick zurück zu werfen. Omet schnappte einige Worte auf, die sie zu dem Gesellen im Vorzimmer sagte.

»Hast du gesehen, wie groß Ernst geworden ist? Womit füttert ihr ihn?«

»Mit demselben wie die anderen. Sie prügeln sich drum, ’s gibt keine milden Extragaben.«

»Hm. Das könnte bald zum Problem werden. Sag den Lehrlingen, sie sollen den Schacht gut bewachen und die Ohren offen halten. Wir werden nächsten Monat entscheiden, wie es weitergehen soll falls wir bis dahin noch nicht durchgestoßen sind.« Ihr Lächeln glitzerte in den dunklen Schatten der Brennkammer. »Ich vermute, wir müssen dann eine Versammlung einberufen. Die Gesellen sollen mich sofort rufen, wenn die Zeit gekommen ist.«

»Ja, Mutter.«

Von fern hörte Omet, wie sich die Tür öffnete; das Heulen des Winterwindes lag noch immer in der Luft, als die Tür bereits geschlossen war. Nach einer Weile erkannte er jedoch, dass das leise Jammern nicht mehr die Stimme des Windes war, sondern aus dem Schacht heraufdrang. Dann war es verschwunden.

6

Aus der Ferne war schwer zu sagen, ob die Ziegelbrennerei arbeitete oder verlassen war. Zwar quoll Rauch aus den offenen Kaminen in der Mitte des Gebäudes, doch nach einer Beobachtung von zwei Stunden hatte niemand den Komplex betreten oder verlassen. Als sich die Nacht herabsenkte, brannten die Öfen weiter, doch immer noch kam niemand.

»Sehr seltsam«, meinte Rhapsody hinter der zerfallenen Mauer, an der sie ihren Beobachtungsposten errichtet hatten. »Glaubst du, dass diese Brennerei von Geistern betrieben wird?«

Achmed gebot ihr mit einer Handbewegung zu schweigen und versuchte dem Muster des besudelten Herzschlages innerhalb des Bauwerks aus Ziegeln und Mörtel zu folgen. Obwohl er ihn bisweilen spürte, hatte er den Eindruck, er verlangsame sich, als bereitete er seinen Körper auf den Schlaf vor.

Der dunkle Himmel befand sich fest im Griff des Winters; mit der herannahenden Nacht war der Wind kalt geworden. Rhapsody zog den Saum ihres Ghodin enger, damit das Kleidungsstück nicht in der starken Brise flatterte.

Der Rauch von den Feuern rollte noch immer schwer durch die Luft, doch der beharrliche Wind jagte und zerstreute ihn ein wenig. Der wolkenverhangene Himmel warf das Licht der Feuer zurück, das nun hinter den fernen, inneren Fenstern flackerte.

Achmed erhob sich aus seiner gebückten Stellung und machte die Cwellan einsatzbereit.

»Warte hier. Ich suche die Umgebung ab. Pass auf.« Nachdem Rhapsody zustimmend genickt hatte, verschwand er in den zuckenden Schatten.

Im vorderen Teil des Gebäudes war es still und dunkel. Achmed schlich an der südöstlichen Mauer vorbei. An diesen Teil des Bauwerks grenzten keine größeren Seitenflügel. Schlierige Fenster, die nur zur Belüftung dienten, waren die einzigen Öffnungen in der langen Ziegelmauer.

Es gab eine kleine Lieferantentür auf der anderen Seite des Gebäudes, näher an den langen Seitenflügeln. Achmed schlüpfte leise hindurch und schloss sie rasch hinter sich. Das Vorzimmer der Ziegelei war leer. Zwei erkaltete große Öfen standen offen und enthielten Bretter mit gebrannten Steinguttöpfen und Schüsseln. Lange Tische mit einer dicken keramischen Staubschicht trugen weitere Töpferwaren in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Farbtöpfe und abgedeckte Fässer mit Lack erfüllten den Raum mit einem ungesunden Gestank. Achmed war sofort klar, dass die Waren in diesem Raum keinesfalls der gesamte Ertrag der andauernd brennenden Öfen waren.

Vorsichtig umrundete er die schweren Tische und achtete darauf, keine Fußabdrücke im Staub auf dem Boden zu hinterlassen. Er schlängelte sich zu der schweren Tür mit den Messingbeschlägen, die er bereits von den Schatten des hinteren Vorzimmers aus bemerkt hatte. Die Tür war fest verschlossen. Achmed legte die Hand auf das roh gezimmerte Holz und spürte die Hitze dahinter. Licht flackerte durch die Ritzen.

Langsam zog er einen seiner Handschuhe aus. In der Dunkelheit fuhr er mit den Fingern über die schweren Eisenangeln und stellte fest, dass sie mit einer dicken Rostschicht überzogen waren. Zweifellos werden sie beim Öffnen knarren, dachte er. Er lehnte sich gegen die Tür und stieß die Luft aus.

Das Gespür für den richtigen Pfad, das er beim Kriechen durch die Eingeweide der Erde erworben hatte, hatte ihm so etwas wie das zweite Gesicht gegeben eine Vision der Richtung, die er suchte. Bisher hatte er diese Gabe noch nicht eingesetzt, um einen Herzschlag ausfindig zu machen.

Achmed schloss die Augen und ließ seinem zweiten Gesicht freien Lauf. Vor seinem geistigen Auge erschien der Raum, in dem er stand, dann mit Töpferwaren bestandene Tische, das gebrannte Steingut und die Farbtöpfe, die schwach in der Finsternis leuchteten. Der Herzschlag der Dämonenbrut schwoll in seinen Ohren an und prickelte auf der Haut. Sein Magen krampfte sich zusammen und bereitete sich auf einen Schlag vor. Übelkeit quoll in ihm auf, als die Vision plötzlich forthuschte, aus dem Raum floh und in einem seltsamen Winkel durch die Tür raste. Die Suche dauerte nicht lange.