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Anborn trieb sein Pferd an.

Achmed zielte auf das prismatische Auge, das so blau wie das Feuer im Herzen der Erde war. Er brachte die Waffe in Anschlag, bedachte die Geschwindigkeit, mit der die Drachin flog, und sprach ein kleines Gebet zu allem, was heilig sein mochte.

Dann schoss er.

Seine Schulter knackte vom Rückstoß der Cwellan; Schmerzwellen strömten durch seinen Körper.

Sogar aus der Ferne spürte er das Durchschneiden der Luft und das Reißen des Augengewebes.

Er sah, wie die Drachin sich aufbäumte und vor Qualen brüllte.

Sah das flammende Schwert in fernen Händen, winzig vor dem schwarzen Rauch im Himmel. Es verschwand, als Rhapsody die Tagessternfanfare wieder in die Bestie stieß, diesmal unterhalb des ausgestreckten Flügels. Die große Klaue öffnete sich, und Rhapsody fiel heraus. Sie rollte über den gepanzerten Bauch des Ungeheuers und zog das Schwert während ihres Sturzes durch den ganzen Echsenkörper. Dann schoss sie auf die Erde zu. Das Schwert fiel weit von ihr entfernt wie ein brennendes Holzscheit aus dem Himmel nieder.

Anborn trieb sein Pferd wieder gnadenlos an. Mann und Tier waren in einem Todesrennen verbunden, in einem verzweifelten Vorpreschen, um den stürzenden Körper aufzufangen. Manwyns Worte hallten ihm in den Ohren wider. Die Seherin der Zukunft hatte sie vor langer Zeit auf dem Konzil ausgesprochen. Sie wurden wiederholt in der Stimme Rhonwyns, als die Zukunft zur Gegenwart wurde.

Wenn du den Riss heilen willst, General, achte auf den Himmel, damit er nicht herabfällt.

Achte auf den Himmel, damit er nicht herabfällt.

Damit er nicht herabfällt.

Er sah, wie Rhapsody fast innerhalb seiner Reichweite auf die Erde zustürzte. Der Bolg-König hatte seinen Schuss gut gesetzt. Mit einem letzten Tritt zwang er das Pferd nach vorn. Rhapsody fiel ihm in die Arme. Er packte sie, riss sie aus der Luft, taumelte mit ihr und dem Pferd zu Boden. Etwas knackte, und einen Moment später ging die Schockwelle in Schmerz über, der ihn blendete und die süße Erleichterung der Bewusstlosigkeit mit sich brachte. Von fern hörte Rhapsody, wie Grunthor ihren Namen brüllte. Benommen versuchte sie sich zu bewegen, aber sie war gefangen. Sie lag auf Händen und Knien, und über ihrem Rücken und den Schultern hockte ein schweres Gewicht, unter dem sie kaum zu atmen und das sie keineswegs zu heben vermochte.

Die Stimme wurde lauter und kam näher. Rhapsody spürte, wie sich das Gewicht verlagerte und die Last von ihr fiel. Dann wurde sie von warmen und freundlichen Armen in die Luft gehoben. Sie öffnete die Augen und blickte in das große, grüne Gesicht ihres Freundes, der sie entsetzt anschaute.

»Euer Liebden? Alles in Ordnung? Lebst du noch?«

Sie nickte; es war ihr nicht möglich, Luft zu holen. Als sie den Kopf bewegte, schmerzte ihr ganzer Körper.

»Den Göttern sei Dank«, murmelte Grunthor und drückte seine Stirn gegen ihre.

Ein Feuerstoß explodierte hinter ihnen. Der Riese warf sich mit Rhapsody hinter einen aufgeworfenen Erdhügel. Die wütende, verletzte Drachin flog nun weite Kreise. Ihr ätzendes Blut tropfte auf die Erde, und ihr Feueratem regnete auf sie herab.

Rhapsodys Blut kochte.

936

»Es reicht«, sagte sie und wischte sich wütend Erde und Brombeerranken vom zerfetzten Kleid. »Wo ist Achmed?«

»Hinter dir«, ertönte die sandige Stimme. »Wie immer.«

Rhapsody drehte sich um und sah, wie der Fir-Bolg-König neben sie trat. Sie breitete die Arme aus und umfing ihn rasch; dann deutete sie auf einen Hügel am Rande des Gerichtshofes.

»Kommt«, sagte sie zu ihren beiden Freunden und suchte dabei zornig den Himmel ab. »Wir müssen noch mehr verdammte Prophezeiungen erfüllen.«

»Hrekin«, meinte Achmed. »Ich wünschte, wir hätten es hinter uns.«

86

Der Schlachtenlärm zerriss die Luft, als die Drei über die Spalten und Risse kletterten, die früher einmal die sanften grünen Wiesen gewesen waren, die zu den Krevensfeldern geführt hatten. Leichen, die sich schon lange in diesem Zustand befanden, und solche, die erst kürzlich in ihn geraten waren, lagen überall herum. Das Sonnenlicht war nun verschwunden, ausgelöscht durch den Einbruch von Nacht und Tod, der wie bittere Erde in der Luft und dem Wind über dem Schlachtfeld hing.

Rhapsody hatte ihr Schwert nicht weit von der Stelle gefunden, wo sie aufgeprallt war; sein Leuchten hatte ihr den Weg gewiesen. Sie steckte es in die Scheide. Nun krochen die Drei in der Dunkelheit durch die Ruinen des Großen Gerichtshofes, des zerstörten Symbols von Gwylliams Friedenstraum.

An diesem Ort hatte sich die einst große Nation zum Konzil getroffen und ein neues Reich geplant und errichtet, das nur kurz Bestand haben sollte. Es warf ein helles Licht auf die Menschheitsgeschichte, doch es war wie Sand unter der selbstsüchtigen Gier nach Macht und Beherrschung zerbröckelt.

Im Gerichtshof blieb Ashe still stehen. Er wehrte die Toten ab und hielt sie zurück, während sein Volk entkam. Er war umzingelt und allein wie auf den Krevensfeldern, als er Dorndreher verteidigt hatte.

Achmed nahm die Cwellan ab und richtete sie auf die schrecklichen Überreste der Soldaten, die den Herrn der Cymrer angriffen.

»Ashe!«, rief er durch die Senke.

Ashe drehte sich um und sah ihn an.

»Willst du diesmal Hilfe haben?«

Zwischen zwei Schwerthieben nickte der Herrscher ihm zu.

Achmed feuerte. Die hellen Scheiben wirbelten wie Funken durch die Luft, schnitten durch den Wind und gruben sich in die zerfetzten Hälse der Leichname, die sich auf Ashe gestürzt hatten. Im Handumdrehen hatte Achmed mehrfach nachgeladen, und ein Hagel von Cwellanscheiben umwirbelte Ashe. Die Feinde fielen wie Spreu zu Boden.

Dann eilten die Drei hinter einen Felsvorsprung, als die blutende und taumelnde Drachin im Tiefflug heranschoss. Unter ihrem Wutgebrüll erzitterten die Berge in ihrem Innersten. Der Himmel füllte sich mit blendendem, orangefarbenem Licht, als das Feuer ihres Atems den Boden traf und Felsbrocken und Staub in den Himmel wirbelte. Rhapsody trat auf Grunthors Umhang, der Feuer gefangen hatte.

»Ashe!«, rief sie, als sie auf den Rufersims zukletterten. »Raus aus der Senke!«

Sie folgte den Bolg über die Felsen und den Schutt, der noch vor kurzem in den Stein gemeißelte Sitzreihen gewesen war. Ihr Kleid trug weitere Risse davon, und sie schlug sich die bloßen Knie an den Gesteinsblöcken auf, die noch immer den langen, flachen Granitsims trugen, von dem aus sie das Konzil einberufen hatte.

Als sie die Spitze erreichten, starrte Rhapsody entsetzt auf die fernen Felder, auf denen noch immer der Kampf wogte. Das Firbolg-Heer hatte sich mit den rolandischen Soldaten zusammengeschlossen; sie bekämpften mit jeder lebenden cymrischen Seele den Zorn der Drachin und hielten auf dem Land, mit dem sie seit Jahrhunderten verbunden waren, die Stellung gegen die Nachtmahre der Vergangenheit.

Rhapsody blickte hinunter auf den Gerichtshof, der durch die Auferstehung der Gefallenen entzweigeborsten war. Eine große Spalte teilte den Boden des Versammlungsplatzes in zwei Hälften, wo noch am Morgen die Cymrer den Beginn eines neuen Zeitalters gefeiert hatten. Sie wandte sich an Achmed und Grunthor.

»Dort?«, fragte sie.

Die beiden Bolg nickten.

Hinter ihr hörte sie das Knirschen von Steinen und rasselndes Atmen. Achmed schwang die Cwellan herum und zielte in die Schatten. Einen Moment später erschien Ashe blutig, abgerissen und von der schwarzen Erde des Grabes verschmiert. Rhapsodys Augen füllten sich mit Tränen. Auch wenn er stark mitgenommen aussah, war er doch mit jedem Zoll der Herrscher, zu dem man ihn ernannt hatte.

Er nahm sie in die Arme, doch sie drückte ihn rasch von sich, denn sie suchte noch immer den Himmel nach der Drachin ab. Nun sah sie, wie Anwyn in der Ferne ihre Kreise drehte und feurigen Tod auf die Bolg herabschickte, während sie nach Rhapsody suchte. Zorn loderte hinter den Augen der Sängerin auf.