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Emily nahm seinen Kopf zwischen die Hände und gab ihm einen Kuss wie zur wortlosen, liebevollen Aufmunterung; dann schlang sie ein Bein um seine Hüften und stemmte sich ihm langsam von unten entgegen.

Von den Zehenspitzen aus fühlte Gwydion eine wohlige Hitze in sich aufsteigen und mit ihr den Impuls zu einer Bewegung, die der ihren folgte. Das Feuer, das er in sich spürte, wurde zu einem Inferno angefacht, das sich über den ganzen Körper ausbreitete. Er verlor den Zugriff auf seine Gedanken, die mit der lauen Luft davonschwebten, und achtete nur noch auf ihren Herzschlag und die kleinen Laute, die sie von sich gab.

Sie hauchte seinen Namen oder das, was sie für seinen Namen hielt, immer und immer wieder, seufzend vor Entzücken, was seine Erregung nur noch mehr steigerte. Ihre Stimme drang bis tief in sein Herz und stieß ihn durch die Schranken der Selbstkontrolle, und als es kein Halten mehr gab, hörte er ihren Aufschrei und spürte sich von ihr umklammert, als suchte sie Halt, wo doch beide von derselben Woge mitgerissen wurden.

Die Zeit setzte aus. Wie lange sie sich liebten, war aus Mangel an Vergleich oder Anhaltspunkten weder für sie noch für ihn nachzuvollziehen. Es schien jedenfalls ewig anzudauern, und Gwydion spürte, dass seine Liebe für sie stetig zunahm, bis sein Körper schließlich als Gefäß für all diese Liebe nicht mehr ausreichte. Er hatte mit einer solchen Erfahrung erst zu einem viel späteren Zeitpunkt in seinem Leben gerechnet und nicht gedacht, dass sie derart bedeutungsvoll sein würde; und so war er nicht darauf gefasst und selbst überrascht von dem heftigen Schluchzen, das ihn plötzlich ergriff. »Sam?«, fragte Emily alarmiert.

»Himmel, ich hab dir doch nicht wehgetan, Emily, oder? Geht es dir gut?«

Sie küsste ihn zärtlich und sah ihm in die Augen. »Papperlapapp. Wie kommst du darauf, dass es mir wehgetan haben könnte?« Sie lachte, und unvermittelt durchfuhr es ihn, als zuckte ein heißer Blitzstrahl die Wirbelsäule entlang und bis in die Stirn. Ermattet senkte er den Kopf auf ihre Schulter.

»Emily, ich würde dir nie, nie willentlich wehtun. Das musst du mir glauben.« »Natürlich. Wieso solltest du auch dem wehtun, was allein dir gehört? Ja, so ist es, Sam, ich gehöre dir.« Er seufzte.

»Den Göttern sei Dank dafür.« »Nein«, entgegnete sie. »Dank den Sternen. Sie waren es, die dich zu mir geführt haben.«

Gwydion hob den Kopf und schaute zum Himmel empor, der übersät war mit diamanten funkelnden Sternen.

»Dank euch!«, rief er. Emily kicherte und seufzte dann, als er von ihr abrückte und nach seinen Sachen langte. Auch sie machte sich wieder zurecht, und als beide angezogen waren, zeigte sie sich betrübt. Sie warf einen Blick in Richtung Dorf und schaute wieder zu ihm.

»Das ist der Lorana-Walzer. Wir sollten jetzt besser umkehren; das Fest geht zu Ende.«

Gwydion seufzte. Am liebsten wäre er für immer auf diesem Feld geblieben. »Nun gut«, sagte er. Mit ausgestreckter Hand half ihr auf, nahm sie in die Arme und küsste sie. In ihrem Gesicht war keine Spur von Bedauern oder Zweifel zu entdecken, nur selige Zufriedenheit.

Er warf sich seinen Umhang über, hob Emily vom Boden auf und trug sie über den Bach zurück, über die Schwelle zu ihrem Lieblingsplatz, dem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlte. Es schmerzte ihn, daran zu denken, dass es in Anbetracht der gebotenen Eile wohl das letzte Mal war, dass er sie über diese Schwelle trug.

Hand in Hand wanderten sie über die Felder, langsamer als auf dem Hinweg. Als sie die Hügelkuppe erreichten, drückte Emily mit ihrer Hand plötzlich fester zu.

Er wandte sich ihr zu. »Alles in Ordnung?«

»Ja, aber ich muss mich einen Moment hinsetzen.«

Gwydion half ihr, auf dem Boden Platz zu nehmen, und setzte sich besorgt an ihre Seite. »Was ist los, Emily?«

Sie lächelte beruhigend. »Nichts. Ich will mich nur ein bisschen ausruhen.«

»Bist du sicher?«

»Ja. Darf ich dich etwas fragen?«

»Natürlich. Alles.«

»Wie alt bist du?«

»Vierzehn. Und wie alt bist du?«

Sie ließ mit der Antwort eine Weile auf sich warten. »Was meinst du, wie spät es ist?«

»Ungefähr elf, würde ich sagen.«

»Dann bin ich dreizehn.«

Gwydion sah sie irritiert an. »Was meinst du damit?«

»In einer Stunde werde ich vierzehn sein, so alt wie du.«

Jetzt verstand er. »Du hast Geburtstag?«

»Ja, morgen.«

Er umarmte sie. »Alles Gute, Emily.«

»Danke.« Sie war plötzlich ganz aufgeregt. »Warte, ich habe eine Idee. Wie wär’s, wenn du morgen Abend zum Essen zu uns kommen würdest?«

Gwydion drückte sie fest an sich. »Das wäre schön.«

Sie löste sich aus seiner Umarmung und zeigte einen so eifrigen Ausdruck im Gesicht, dass er schmunzeln musste. »Du wirst meine Eltern und Brüder kennen lernen. Wenn mein Vater sieht, wie glücklich ich an deiner Seite bin, wird er uns vielleicht seinen Segen geben.«

»Wann soll ich kommen?«

»So gegen fünf. Wir essen immer um sechs.«

Er blickte auf seine verstaubten Sachen und legte die Stirn in Falten. »Etwas anderes hab ich leider nicht anzuziehen.«

Emily fühlte prüfend den Stoff seines Hemdes, ein Gewebe aus Fasern, die feiner gesponnen waren als alles, was sie je in dieser Art gesehen hatte. Auch die übrigen Kleidungsstücke waren von feinster Machart; selbst die besten Näherinnen im Dorf wären dazu nicht in der Lage gewesen. »An deinen Sachen ist nichts auszusetzen«, sagte sie. »Auf dem Rückweg zeige ich dir, wo wir wohnen.«

Gwydion kramte in seinen Taschen, zog den Beutel hervor und warf einen Blick hinein. Ein geeignetes Geschenk war nicht darin zu finden, und dass es im Dorf einen Händler gab, bei dem er ein Geschenk hätte kaufen können, stand auch nicht zu erwarten. Er nahm die fünf Goldmünzen heraus, die er auf dem Weg zum Markt eingesteckt hatte, und legte sie ihr in die Hand.

»Das ist alles, was ich habe, nicht viel, aber ich will dir etwas schenken.« Morgen würde er auf den Wiesen die schönsten Blumen für sie pflücken.

Vor Verwunderung riss Emily die Augen auf; sie machte einen Aufgeschreckten Eindruck.

»Das kann ich nicht annehmen, Sam. Das ist mehr als die Hälfte meiner Mitgift.« Sie drehte eine der Münzen in der Hand und musterte sie mit starrem Blick. Auf einer Seite war der Kopf von Prinz Roland abgebildet, der erst sieben Jahrhunderte später in die Geschichte eintreten sollte. Sie nahm seine Hand, öffnete sie und gab ihm die Münzen zurück. »Und überhaupt, wenn ich damit nach Hause käme, würden meine Eltern annehmen, dass ich etwas schrecklich Schlimmes getan hätte.«

Gwydion lief rot an im Gesicht. Dann kam ihm ein anderer Einfall. Erneut kramte er in seinem Beutel und entnahm ihm wiederum eine Münze, eine kupferne diesmal. Sie war klein und seltsam geformt, mit dreizehn Kanten. Er drückte sie ihr in die Hand und holte eine zweite, ebensolche Münze zum Vorschein.

»Soweit ich weiß, gibt es davon auf der ganzen Welt nur diese beiden Exemplare. Eigentlich haben sie keinen Wert, aber für mich sind sie etwas Besonderes, und ich wüsste niemanden, mit dem ich sie lieber teilen würde als mit dir.«

Sie sah sich die Münze aufmerksam an. Dann lächelte sie und zog ihn an sich. »Danke, Sam. Ich werde sie wie einen Schatz hüten. Komm jetzt, wir müssen uns beeilen.«

Er half ihr vom Boden auf und zupfte Grasspelzen vom Rücken ihres samtenen Kleides. »Ich wünschte, ich hätte ein schöneres Geschenk für dich.« Sie eilten den Hügel hinunter, auf das Dorf und die Festhalle zu.

»Du hättest mir gar kein schöneres Geschenk machen können. Du bist als Erfüllung meines größten Wunsches von weither gekommen. Was sollte ich mir noch wünschen?«

Er legte den Arm um sie. »Aber du hast schließlich Geburtstag.«

»Willst du mir wirklich noch etwas schenken?«

»Liebend gern.«

Lächelnd schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch und nahm ihn bei der Hand. »Erzähl mir von den Ländern, die du bereist hast.« Ihr Augen leuchteten voller Erwartung. »Und sag mir, wo wir als Nächstes hingehen und was wir dort sehen werden.«