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Er sah seinem Freund nach, wie er die Bank betrat und auf einen Schalterbeamten zuging. Dann traute er seinen Augen nicht: George zog eine dicke Rolle Pfundnoten aus einer Innentasche seiner Jacke und reichte sie zusammen mit einem Sparbuch über den Tresen. Was hatte das zu bedeuten? Warum trug George eine solche Menge Bargeld mit sich herum?

Wenn George merkt, dass ich hier immer noch sitze und ihn beobachte, denkt er sicher, ich spioniere ihm nach, ging es ihm durch den Kopf und er fuhr eilig los.

In Gedanken immer noch beim merkwürdigen Verhalten seines Freundes, verfranste er sich nach kürzester Zeit im System der Einbahnstraßen. Erst nach über einer halben Stunde und etlichen für ihn untypischen Flüchen erreichte er wieder die Parkgarage. Mit neu bestärkter Entschlossenheit, auf ein eigenes Auto zu verzichten, steuerte er mit langen Schritten auf einen Seiteneingang des Towers zu, den ausschließlich die Bewohner des Towers benutzten.

Dort empfing ihn eine ganze Schar von Reportern, die Kameras auf ihn richteten und ihm Mikrofone unter die Nase hielten. Sie bombardierten ihn mit Fragen. John zog den Kopf ein, setzte ein Lächeln auf und schlängelte sich durch die Meute. Als er einen seiner Kollegen passierte, der mit Hilfe einiger Beamter der Metropolitan Police das Tor bewachte, seufzte der gequält auf.

„Seit gestern geht das schon so. Diese Typen sind wie die Geier. Hoffentlich wird dieser Fall bald gelöst und die Belagerung hier hört auf.“ John stimmte ihm aus vollem Herzen zu und machte sich sogleich zum Büro von Chief Mullins auf.

Kapitel 7

„Herein, herein, Mackenzie. Was haben Sie Neues herausgefunden?“, empfing der Kommandant ihn. John zog die Tabelle aus der Tasche, in die er seine bisherigen Erkenntnisse eingetragen hatte.

„Beeindruckend. Sie gehen sehr methodisch vor.“, lobte Mullins.

„Danke, Sir. Aber auch, wenn ich schon feststellen konnte, dass eine ganze Reihe von Leuten mit dem Mord nichts zu tun haben können, ist noch viel zu tun. Es sind noch sechsundzwanzig unserer Männer, drei Frauen und die Besuchergruppe mit Richard Campbell zu überprüfen.“

„Hm, dann lassen Sie mal sehen…“ Stirnrunzelnd starrte Mullins auf die Auflistung. Dann ging er zur Tür, riss sie auf und gab Bonnie Sedgwick den Auftrag, die Wachbücher des Towers zu besorgen. Während sie warteten, fiel ihm ein, „Ach ja, Conners hat unsere Daten über die Besucher der Schlüsselzeremonie überprüft. Keiner von denen, die an dem fraglichen Abend da waren, hatte die Zeremonie vorher schon einmal miterlebt. Wir erfassen alle Angaben der Besucher seit rund fünfzehn Jahren im Computer, daher ging die Überprüfung recht schnell. Ich denke nicht, dass es einen Sinn macht, auch noch die Listen zu durchwühlen, die aus den Jahren davor noch existieren. Das wäre ein ungeheurer Aufwand.“ John stimmte ihm zu.

Als die Aufzeichnungen des diensthabenden Offiziers auf seinem Tisch lagen, deutete Mullins triumphierend auf die Seite vom vergangenen Dienstag. „Da, sehen Sie. Anstruther: 21.53 Uhr, Morgan: 21.54 Uhr. Ihre beiden Wachkollegen der fraglichen Nacht waren also bereits vor ihrem Dienstbeginn um 22.00 Uhr und damit zum Zeitpunkt der Tat bei Dunders im zentralen Wachhaus. Damit können wir wieder drei Männer von unserer Liste streichen.“

Zufrieden lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.

„Gott sei Dank ist Dunders ein besonders pedantischer Offizier, der wirklich über alles Buch führt.“ Grinsend deutete auf einen weiteren Eintrag: Mackenzie: 22.00 Uhr (Ermahnung betreffs Kleiderordnung!).

„Meine Mütze saß schief.“, gestand John unter dem Gelächter seines Kommandanten. „Du liebe Güte, Dunders ist tatsächlich penibel. Aber immerhin können wir ihn, Anstruther und Morgan nun streichen. Andernfalls müssten alle drei zusammen unter einer Decke stecken und das halte ich für sehr unwahrscheinlich.“

Mullins nickte zustimmend und strich die drei Namen aus. Dann rieb er sich unternehmungslustig die Hände. „Gut, gut. Wo machen wir weiter?“

„Was ist mit den beiden Posten, die zusammen mit der Militärgarde die Kronjuwelen bewachen sollten? Ist es möglich, dass einer von ihnen seinen Platz zwischendurch verlassen hat? Ich hatte dort noch keinen Wachdienst und kenne daher die Gegebenheiten nicht.“ Mullins schüttelte entschieden den Kopf.

„Die Wachleute haben ihren Platz innerhalb des Hochsicherheitstrakts im Waterloo Block, also direkt in den Räumen, wo wir die Juwelen ausstellen. Dort erfassen unsere Kameras jeden Winkel und es wird automatisch aufgezeichnet, sobald sich die Tür zu dem Trakt öffnet. Nachdem ich unsere Aufzeichnungen vom Mordabend studiert habe, halte ich es für ausgeschlossen, dass jemand dort seinen Posten verlassen hat.“

Er sah in den Wachaufzeichnungen nach, stellte fest, wer dort Dienst gehabt hatte und strich sichtlich zufrieden zwei weitere Namen von der Liste.

„Wir kommen gut voran, Mackenzie. Dennoch bleiben noch einundzwanzig Mann übrig.“ John nickte.

„Adams im Byward Tower hatte allein Dienst. Da es keine Möglichkeit gibt, seine dauernde Anwesenheit in der Wachstube zu überprüfen, habe ich bei ihm ein Fragezeichen notiert. Auch über unsere Männer, die sich das Fußballspiel angesehen haben, konnte ich noch nichts Näheres herausfinden.“

„Aber natürlich, ich habe mir auch die erste Hälfte angesehen, bevor ich mich für die Schlüsselzeremonie vorbereitet habe. Arsenal gegen Manchester, ein absolutes Spitzenspiel. Allerdings war vorher schon klar, dass Arsenal ohne Dunnegan keine Chance haben würde, nicht wahr?“

Chief Mullins bemerkte Johns leicht verwirrten Blick.

„Interessieren Sie sich etwa nicht für Fußball, Mackenzie? Kommen Sie doch nächsten Dienstag auch vorbei. Was meinen Sie, wofür ich extra den Großbildschirm beim Schatzamt beantragt habe?“

Erstaunt sah John ihn an.

„Das Schatzamt hat uns für die Übertragung von Fußballspielen mit diesem High-Tech-Gerät ausgerüstet?“

Der Chief lachte schallend los.

„Manchmal sind Sie wirklich bemerkenswert naiv, Mackenzie. Selbstverständlich ist der Bildschirm ein unverzichtbarer Bestandteil unserer sicherheitsrelevanten Schulungen. Das habe ich diesen Sesselfurzern im Schatzamt klar gemacht und schon hatten wir unseren schönen Fernseher. Aber lassen wir das.“

Er sah John scharf an. „Sie haben also tatsächlich kein Interesse am Fußball? Hm….. Es geht mich ja eigentlich nichts an, aber wo waren Sie eigentlich letzten Dienstagabend, bevor Sie Dienst hatten?“

„Im Museum. Die Tate Gallery für Moderne Kunst hatte abends lange geöffnet.“

„Moderne Kunst, was? Nun ja, ich kann dem Zeug ja nichts abgewinnen. Aber jedem das Seine. Kommen wir zurück zu unseren Ermittlungen.“

Das war John sehr recht.

„Sir, können Sie sich erinnern, wer von unseren Leuten an dem Abend da war?“

Mullins knetete nachdenklich seine Unterlippe und schüttelte dann den Kopf.

„Es waren während der ersten Halbzeit sicher fast alle da. Aber ich musste ja gegen halb zehn gehen und daher wissen wir für den fraglichen Zeitraum nichts. Als ich den Raum verließ, hatte gerade die Halbzeitpause begonnen. Da gehen viele vor die Tür, um zu rauchen. Falls jemand zur zweiten Halbzeit nicht zurückkam, oder später für ein paar Minuten hinausgegangen ist, wäre das wohl kaum jemandem aufgefallen, vor allem da das Spiel beim Stand von Vier zu Eins ohnehin schon entschieden war.“

Die beiden Männer sahen sich enttäuscht an.

„Nun gut, hier kommen wir momentan nicht weiter.“, stellte John schließlich fest. „Sehen wir uns die anderen an. Da wären noch die drei Frauen, die nicht bei der Handarbeitsgruppe waren.“

„Mrs. Burns und Mrs. Armstrong können wir vergessen. Beiden geht es gar nicht gut, sie könnten in ihrem gesundheitlichen Zustand mit Sicherheit keine junge Frau erwürgen. Marcia Campbell…“