Выбрать главу

Donennach machte eine gleichgültige Handbewegung. »Du gibst also zu, daß du mir eine Erklärung schuldig bist?«

»Wir geben zu«, erwiderte Colgü vorsichtig, »daß einer der beiden Männer, die Gionga tötete, das Kreuz des Ordens von Cashel trug. Das bedeutet jedoch nicht, daß er in meinem Dienst stand. Wie meine Schwester bereits sagte, ist es leicht, einem Mann etwas anzuhängen, um andere zu täuschen.«

Donennach wirkte plötzlich verlegen, er sah Gion-ga an.

»Woher weiß ich, daß dies nicht ein Versuch Cas-hels ist, die Ui Fidgente zu vernichten?« fragte er.

Das ließ Donndubhain im Zorn hochfahren. Er sprang auf, die Hand an der Hüfte, wo sonst die Schwertscheide hing. Aber es gab eine Vorschrift, daß niemand die Große Halle bewaffnet betreten durfte.

»Das ist eine Beleidigung Cashels!« schrie er. »Das muß der Ui Fidgente zurücknehmen!«

Gionga hatte sich vor seinen Fürsten gestellt, auch seine Hand am leeren Schwertgurt.

Mit einer Handbewegung hielt Colgü seinen Tanist zurück.

»Beruhige dich, Donndubhain«, befahl er. »Donennach, schicke deinen Mann zurück. Niemand tastet dich an, solange du in Cashel bist, das schwöre ich beim heiligen Kreuz.«

Donndubhain sank auf seinen Stuhl zurück, und auf eine Handbewegung Donennachs hin stellte sich Gionga wieder hinter ihn.

Ein eisiges Schweigen trat ein.

Colgü hatte den Blick fest auf das Gesicht des Fürsten der Ui Fidgente gerichtet. »Du sagst, du weißt nicht, ob das, was geschehen ist, nicht ein Versuch

Cashels war, dich umzubringen? Kann ich denn sicher sein, daß es nicht eine Verschwörung einiger Ui Fid-gente gegen mein Leben war?« fragte er ruhig.

»Eine Verschwörung von mir? Hier in Cashel? Ich wurde doch von dem Pfeil des Attentäters beinahe getötet.« Donennach klang zunehmend gereizt.

»Anstatt uns gegenseitig zu beschuldigen, sollten wir uns gemeinsam bemühen, festzustellen, wer die Schuldigen waren«, wiederholte Colgü und unterdrückte mühsam den Ärger über seinen Gast.

Donennach antwortete mit einem spöttischen Lachen.

Fidelma erhob sich plötzlich und stellte sich zwischen die beiden, jedem in symbolischer Haltung eine Handfläche zukehrend.

Beide verstummten, denn auf diese Art konnte ein dalaigh selbst Königen Schweigen gebieten.

»Es gibt hier einen Streitfall«, sagte sie ruhig. »Doch beide Streitenden besitzen nicht genügend Beweise, um ihre Argumente logisch und überzeugend zu begründen. Wir brauchen ein Schiedsgericht. Wir müssen das Geheimnis dessen, was hier geschehen ist, aufdecken und feststellen, wer dafür verantwortlich ist. Stimmt ihr dem zu?«

Sie schaute Donennach an.

Mit zusammengepreßten Lippen erwiderte der Fürst ihren Blick. Dann zuckte er die Achseln. »Ich will weiter nichts, als daß die Tatsachen untersucht werden.«

Fidelma sah nun ihren Bruder fragend an.

»Ich bin für ein Schiedsgericht. Wie soll das vor sich gehen?«

»Das Bretha Crolige genannte Gesetz legt die Bedingungen fest«, antwortete Fidelma. »Es sind drei Richter erforderlich, einer aus Cashel, einer von den Ui Fidgente und einer, der nicht aus diesem Königreich kommt. Ich würde einen Richter aus Laigin vorschlagen, denn das ist weit genug entfernt, so daß er nicht befangen wäre. Die Richter sollen laut Gesetz in neun Tagen zusammentreten. Dann werden ihnen die Tatsachen vorgelegt, und wir alle haben uns nach ihrem Spruch zu richten.«

Donennach wechselte einen Blick mit Gionga, bevor er sich Fidelma zuwandte und sie mißtrauisch ansah. »Wirst du der Richter von Cashel sein?« fragte er spöttisch. »Du bist die Schwester des Königs und solltest hier nicht zu Gericht sitzen.«

»Wenn du damit sagen willst, daß ich befangen bin, so weise ich das zurück. Ich werde jedoch nicht der Richter von Cashel sein. Es gibt Berufenere als mich. Ich ersuche darum, daß Brehon Dathal gebeten wird, als Richter zu amtieren. Allerdings erbiete ich mich, die Erlaubnis des Königs vorausgesetzt, die Beweise für Cashel zu sammeln und als sein Anwalt zu fungieren. In gleicher Weise kannst du, Donennach, einen dalaigh benennen, der die Beweise für deine Behauptungen erbringt.«

Der Fürst der Ui Fidgente überlegte; er fürchtete anscheinend eine Falle.

»Also dann in neun Tagen. Das Gericht tritt am Feiertag des heiligen Matthäus zusammen. Ich werde meinen dalaigh und meinen Richter holen lassen. Wenn du willst, Colgü, kannst du deine Schwester als deine Anwältin nehmen.«

Colgü lächelte Fidelma zu. »Es soll so sein, wie es meine Schwester sagt. Sie ist die Anwältin für Cashel.«

»So sei es denn«, pflichtete Donennach ihm bei und fügte nachdenklich hinzu: »Aber welcher Richter aus Laigin soll kommen?«

»Denkst du an einen bestimmten?« fragte Colgü.

»An den Brehon Rumann«, antwortete Donennach sofort, »Rumann von Fearna.«

Colgü kannte ihn nicht. »Hast du schon von einem Richter namens Rumann gehört, Fidelma?« erkundigte er sich.

»Ja, er hat einen guten Ruf. Ich habe nichts dagegen, wenn er gebeten wird, als dritter Richter den Vorsitz zu führen.«

Mit Giongas Hilfe erhob sich Donennach.

»Das ist gut. Als unseren Richter benenne ich den Brehon Fachtna. Er ist schon in Cashel, er kam in meinem Gefolge her. Unser dalaigh wird Solam sein. Ich werde ihn gleich holen lassen. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit, wenn er hier ist und unsere Beweise vorträgt.«

»Darauf kannst du dich verlassen«, erwiderte Colgü kühl. »Du hast unsere volle Unterstützung, wenn es darum geht, dieser Angelegenheit auf den Grund zu kommen. Unsere Schreiber werden ein Protokoll über das Verfahren aufsetzen, wir werden es unterschrei-ben und dafür Sorge tragen, daß am festgelegten Tag alle hier versammelt sind.«

Als der Fürst der Ui Fidgente gegangen war, lehnte sich Colgü sichtlich beunruhigt zurück. »Ich weiß, dein Vorschlag war korrekt, Fidelma, aber wie du schon sagtest, die Beweise sprechen gegen Cashel.«

Donndubhain schüttelte den Kopf. »Keine gute Taktik, Kusine.«

Fidelma lächelte dünn. »Zweifelst du an meinen Fähigkeiten als Anwältin?«

»Nicht an deinen Fähigkeiten, Fidelma«, warf Colgü ein. »Aber ein Anwalt ist gewöhnlich nur so gut wie das Beweis material, das ihm zur Verfügung steht. Kennst du den Anwalt der Ui Fidgente, diesen ... wie heißt er doch?«

»Solam. Ich habe von ihm gehört. Er soll tüchtig, aber von reizbarem Temperament sein.«

»Wie wirst du Cashel verteidigen?« erkundigte sich Donndubhain.

»Ich weiß, daß dies kein Versuch von Cashel war, Donennach zu ermorden. Bleiben also drei Möglichkeiten«, erwiderte Fidelma.

»Nur drei?« fragte Donndubhain düster.

»Nur drei, die eine gewisse Logik besitzen. Erstens könnten die Ui Fidgente einen Plan gegen Cashel geschmiedet haben und dies eine raffinierte Täuschung gewesen sein, um uns die Schuld zuzuschieben. Zweitens wäre es möglich, daß die Attentäter Blutrache üben wollten und es darum auf Colgü oder Donen-nach abgesehen hatten. Drittens könnten die Attentäter allein gehandelt haben mit dem einzigen Ziel, den bevorstehenden Friedensschluß zwischen den Ui Fid-gente und Cashel zu verhindern.«

»Bevorzugst du eine dieser Theorien, Fidelma?« fragte Colgü.

»Ich bin für alle offen, würde aber sagen, daß die erste Möglichkeit unwahrscheinlich ist.«

»Die Möglichkeit, daß die Ui Fidgente hinter den Attentätern stecken? Warum? Weil auch auf Donen-nach geschossen wurde?« erkundigte sich Colgü.

»Weil ich zwar Donennach nicht mag, er aber das Schiedsgericht anerkannt und ohne Zögern den Brehon Rumann benannt hat. Ich kenne Rumann und seinen Ruf. Er ist fair und nicht bestechlich. Wenn es eine Verschwörung wäre, hätten die Ui Fidgente versucht, sich Vorteile zu verschaffen, denn auf den Spruch dieses dritten, unabhängigen Richters wird es sehr ankommen.«