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Ein Dutzend MI5-Agenten posierten als Londoner Taxifahrer und patrouillierten in den umliegenden Straßen, während andere als harmlose Passanten unterwegs waren, sich die diversen Schaufensterauslagen ansahen oder in Restaurants saßen. Im Hotel, dem Apartmenthaus gegenüber, bevölkerten mehrere Agenten das Foyer, waren meist in Zeitungen vertieft und warteten darauf, dass etwas geschah.

Truitt stand von seinem Platz hinter dem Fahrer auf, als der Bus vor dem Eingang des Savoy Hotels stoppte. Er hatte Cabrillo über sein Mobiltelefon benachrichtigt. Bob Meadows und Eddie Seng warteten bereits vor der Tür. Truitt stieg aus dem Bus, gefolgt vom Rest des Teams, und überquerte den Bürgersteig zum Hotel.

»Wir sollen gleich zu Juans Zimmer rauffahren«, erklärte Meadows und öffnete die Tür.

Während die einzelnen Mitglieder des Teams an ihm vorbeigingen, händigte Seng jedem seinen Zimmerschlüssel aus. Wenige Minuten später standen sie in Cabrillos Zimmer. Nachdem alle einen Sitzplatz gefunden hatten, ergriff Juan das Wort.

»Der MI5 hat entschieden, dass kein Versuch unternommen werden soll, das Objekt abzufangen, ehe die Gegenseite aktiv wird«, sagte er. »Wir sollen uns als eine Art Rückversicherung für den unwahrscheinlichen Fall bereit halten, dass die Waffe tatsächlich in die Nähe des Konzertortes gelangen sollte.«

»Was treibt unser Hauptdarsteller zur Zeit?«, fragte Mark Murphy.

»Wir überwachen seine Wohnung mit allen möglichen Abhörgeräten«, beantwortete Juan Cabrillo die Frage, »und im Augenblick schlafen sie.«

»Was genau werden wir tun?«, fragte Linda Ross.

»Jeder von uns ist darin ausgebildet, das Objekt außer Betrieb zu setzen, daher werdet ihr entlang der möglichen Routen zum Konzertort postiert. Dort warten wir für den Fall, dass wir gebraucht werden.«

Cabrillo trat an eine Pinnwand aus Kork, die auf einer Staffelei stand. Ein großer Stadtplan von London war mit Heftzwecken auf dem Brett befestigt, und eine Reihe von Strecken war mit einem leuchtend gelben Marker hervorgehoben worden.

»Davon ausgehend, wo sich die Wohnung befindet, sind dies die wahrscheinlichsten Routen«, erklärte Cabrillo. »Wir glauben, dass, ganz gleich, wo sich die Bombe im Augenblick befindet, derjenige, der sie unter Kontrolle hat, vorbeikommen und Lababiti und den anderen Mann abholen wird, damit sie die Atombombe gemeinsam am Konzertort verstecken können.«

»Demnach nimmst du an, dass sie das Objekt verstecken, den Zeitzünder aktivieren und verschwinden?«, fragte Kasim.

»Wir hoffen, dass es so abläuft«, gab Cabrillo zu. »Diese Art von Waffe verfügt über eine Sicherheitsschaltung, die ein zeitliches Polster von zehn Minuten — vom Scharfmachen bis zur Detonation — vorsieht, um unerwünschte Explosionen zu vermeiden.«

»Demnach ist es nicht damit getan, einen Schalter zu betätigen, und schon beginnt der Spaltungsprozess?«, fragte Julia Huxley.

»Nein«, antwortete Cabrillo, »die russischen Modelle sind den unseren in dieser Hinsicht sehr ähnlich — in beiden Fällen sind mehrere Schritte erforderlich, ehe die Waffe eingesetzt werden kann. Wir glauben, dass sie eine so genannte ›Babybombe‹ erworben haben, die speziell für den Einsatz gegen ausgewählte Ziele vorgesehen ist. Das gesamte Objekt passt wahrscheinlich in eine Kiste von eins fünfzig Länge und je einen Meter Breite und Tiefe.«

»Und wie schwer ist das Ding?«, fragte Franklin Lincoln.

»Weniger als vierhundert Pfund.«

»Demnach wissen wir, dass sie den Apparat nicht einfach tragen oder zum Beispiel mit einem Fahrrad transportieren können«, stellte Pete Jones fest.

»Sie brauchen irgendein Fahrzeug«, bestätigte Cabrillo, »also kann man wohl davon ausgehen, dass sie auf die Benutzung von Straßen angewiesen sind.«

Cabrillo deutete auf eine Markierung auf der Karte, mit der die Adresse Lababitis gekennzeichnet wurde.

»Von der Wohnung aus«, sagte er, »gibt es zwei Routen, denen sie folgen können. Die erste befindet sich gleich hinter uns. Vom Strand abbiegen in die Savoy Street zur Themse, dann ins Victoria Embankment und nach Süden. Auf dem Victoria Embankment haben sie mehrere Möglichkeiten. In die Northumberland Avenue und die Mall hinunter, oder weiter durch die Bridge Street und die Great George Street bis zum Birdcage Walk. Die zweite Möglichkeit wäre den Strand hinunter bis zur Mall, aber dann müsste er durch Charing Cross fahren und über den Trafalgar Square, wo meistens sehr dichter Verkehr herrscht. Als dritte Möglichkeit könnten sie auch noch einen Weg durch die zahlreichen Seitenstraßen suchen. Es wäre zwar keine direkte Route, allerdings wären sie dort nicht so leicht zu verfolgen. Aber das sind bis jetzt nichts als Vermutungen.«

»Was sagt dir dein Bauch, Juan?«, fragte Truitt.

»Ich glaube nicht, dass sie die Bombe aus irgendeinem anderen Teil Londons holen müssen«, meinte Cabrillo nachdenklich. »Wenn du mich fragst, so befindet sie sich irgendwo in Lababitis Nähe. Gestartet wird in seiner Wohnung oder irgendwo ganz nah, und wenn ich der Fahrer wäre, würde ich die Angelegenheit so schnell wie möglich hinter mich bringen wollen und schnellstens aus der Explosionszone verschwinden. Ich würde das Victoria Embankment hinunterfahren, dann weiter zum Park, wo das Konzert stattfindet, den Zeitzünder einschalten und die Beine in die Hand nehmen. Dabei würde ich die Uhr im Auge behalten und mich neun Minuten später nach irgendeinem möglichst stabilen Gebäude umschauen und mich dort verstecken.«

»Wie weit reicht die Explosionszone?«, wollte Truitt wissen.

Cabrillo zeichnete mit dem Marker einen Kreis auf die Karte. Im Norden reichte er bis zur A 40 und bis Paddington, das südliche Ende befand sich in Chelsea und berührte fast die Themse. Die östliche Grenze war der Piccadilly Circus, im Westen waren es die äußeren Bezirke von Kensington und Notting Hill.

»Innerhalb dieses Kreises dürfte alles völlig vernichtet werden. Innerhalb einer Zone von knapp zwei Kilometern rund um das Explosionszentrum, wo sich auch die meisten Regierungsstellen befinden, kommt es zu erheblichen Schäden, und in einem Umkreis von acht Kilometern werden zahlreiche Gebäude in Mitleidenschaft gezogen. Außerdem ist dort mit starker Strahlung zu rechnen.«

Alle starrten wie gebannt auf die Karte.

»Das ist ja fast ganz London«, sagte Murphy schließlich.

Cabrillo nickte nur.

»Und wir werden ebenfalls gegrillt«, merkte Julia Huxley an, die für die medizinische Versorgung der gesamten Truppe zuständig war.

»›Gegrillt‹«, sagte Jones, »ist das ein medizinischer Begriff?«

Larry King, der Scharfschütze der Corporation, hatte geduldig gewartet, bis George Adams mit seinem Hubschrauber auf einem freien Feld in der Nähe der Oregongelandet war. Jetzt lief er geduckt unter den Rotorflügeln auf die Maschine zu, öffnete die hintere Tür, legte den Koffer mit seinem Gewehr und mehrere kleine Kartons auf den Rücksitz und schloss die Tür wieder. Dann ging er nach vorne und schwang sich auf den Passagiersitz. Er setze den Helm auf, schloss die vordere Tür und verriegelte sie. Erst dann drehte er sich zum Piloten um.

»Guten Morgen, George«, sagte er lakonisch.

»Hallo, Larry«, antwortete Adams, zog den Steuerknüppel zurück und ließ den Robinson aufsteigen. »Wie geht’s?«

Adams flog eine enge Kehre und brachte den Helikopter auf Kurs.

»Ein Tag wie geschaffen für die Jagd«, sagte King, während er aus dem Seitenfenster schaute und die Szenerie betrachtete.

Hanley hatte dafür gesorgt, dass der Robinson auf dem Dach einer Bank landen konnte, die wegen des Feiertags geschlossen war. Der Hubschrauberlandeplatz wurde in der Woche gewöhnlich von Kuriermaschinen für diverse nächtliche Eiltransporte benutzt.

Aber vorher mussten sie noch einen Abstecher zum Battersea Park machen.