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Die Tarnung hatte Ackerman erfolgreich getäuscht.

Nun machte er kehrt, schob sich vorsichtig an der Öffnung im Felsboden vorbei und ließ ein Ende seines Seils auf den Boden fallen. Indem er es abwickelte, drang er in den Korridor vor, wobei er die Taschenlampe über den Kopf hielt.

Die Wände waren mit Zeichnungen von jagenden Männern, erlegten Wildtieren und Schiffen auf Reisen zu fernen Gestaden verziert. Es schien Ackerman offensichtlich, dass viele Menschen jahrelang in der Höhle geschuftet hatten. Der Gang erweiterte sich zu einem großen Raum, und das Licht streifte Öffnungen, in denen, von der Kälte konserviert, Pelze und Tierfelle auf übereinander angeordneten Schlafstätten lagen. Sie waren als Lager für die Bergleute aus dem Fels herausgehauen worden. Er folgte einem Gang entlang des Schlafbereichs, der über mehrere kurze Abzweigungen von der Haupthöhle hin bis zu einem Teil verfügte, dessen Wände von Kochfeuern rußgeschwärzt waren. Lange, roh behauene Tische, die in Einzelteilen in die Höhle gebracht und dort zusammenfügt worden waren, füllten einen Speisesaal mit hoher Decke. Ackerman ließ den Lichtstrahl seiner Taschenlampe herumwandern und entdeckte kleine Walölbecken mit langen Dochten, die offensichtlich in die Wände eingelassen waren, um Licht zu spenden.

Es waren genügend Plätze für etwa hundert Menschen vorhanden.

Ackerman sog prüfend die Luft ein und fand sie erstaunlich frisch. Tatsächlich konnte er sogar einen leichten Luftstrom wahrnehmen. Er kam zu der Vermutung, dass die Männer Eriks des Roten eine Technik entwickelt haben mussten, Luftschächte zu bohren und ein Belüftungssystem zu schaffen, um schlechte Luft und üble Gerüche aus der Höhle abzuleiten. Nicht allzu weit von dem Speisesaal entfernt befand sich ein kleinerer Raum mit schräg vor den Wänden stehenden Trögen. Diese waren mit dampfendem Wasser gefüllt. Er wusste, dass es sich dabei um primitive Toiletten handelte, aber während er sich ausrechnete, dass sie an die tausend Jahre alt sein mussten, tauchte Ackerman einen Finger ins Wasser. Es war heiß. Sie mussten eine geothermale unterirdische Wasserader gefunden und umgeleitet haben, dachte Ackerman. Ein paar Schritte weiter, gleich hinter dem Raum mit den Toiletten, stieß er auf einen erhöht angelegten Tümpel, aus dem sich Wasser in die Tröge ergoss. Die Bäder.

Nach den Bädern tastete er sich durch einen engen Gang, dessen Wände sorgfältig geglättet und mit geometrischen Symbolen versehen waren, die in den Fels graviert waren und im Licht der Taschenlampe rot, gelb und grün leuchteten. Ein kurzes Stück weiter war eine Öffnung zu sehen, von sorgfältig ausgesuchten Schmucksteinen eingerahmt.

Ackerman trat durch diese Öffnung in eine geräumige Kammer.

Soweit er erkennen konnte, waren die Wände glatt und sämtliche Kanten abgerundet. Der Boden war hier mit plattenförmigen Steinen ausgelegt, um einen nahezu völlig ebenen Untergrund zu schaffen. Geoden und Kristalle hingen wie natürliche Lüster von der Decke herab. Ackerman justierte seine Taschenlampe. Dann richtete er sich auf, hielt sie sich wieder über den Kopf und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.

Mitten im Raum erhob sich ein Podest, auf dem ein graues kugelförmiges Gebilde lag.

Die Geoden und Kristalle an der Decke zerlegten das Licht der Taschenlampe in Tausende winzige Regenbogen, die über die Wände tanzten, als würden sie von einer rotierenden Discokugel erzeugt. Ackerman atmete zischend aus, und dieses Geräusch geisterte jetzt als mehrfach verstärktes Echo durch den Raum.

Er näherte sich dem brusthohen Podest und betrachtete fasziniert die Kugel.

»Ein Meteorit«, sagte er laut.

Dann holte er die Digitalkamera hervor und begann damit, seine Umgebung in allen Einzelheiten zu dokumentieren.

Nachdem er über die Leiter wieder in die untere Höhle zurückgekehrt war, nahm er den Geigerzähler aus der Utensilientasche, schlug ein Buch über Metallanalyse auf und versuchte, die Zusammensetzung der Kugel zu bestimmen. Es dauerte nicht lange, und er hatte das Rätsel gelöst.

Eine Stunde später, wieder aus der oberen Höhle zurück, fasste Ackerman die Digitalbilder und die Messungen des Geigerzählers zu einem E-Mail-Paket zusammen. Nachdem er eine Stunde damit zugebracht hatte, eine flammende Presseerklärung über sich selbst zu formulieren und diese seiner Nachricht hinzuzufügen, schickte er die E-Mail zwecks Begutachtung und Genehmigung seinem Sponsor.

Dann lehnte er sich zurück, um in seinem Ruhm zu schwelgen. Und wartete auf Antwort.

In der Echelon-Überwachungsstation außerhalb Londons in der Nähe von Chatham wurde der größte Teil der weltweiten Kommunikation aufgezeichnet. Als von England und den Vereinigten Staaten gemeinsam betriebene Einrichtung hatte sich Echelon einiger Aufmerksamkeit der Presse auf beiden Seiten des Großen Teichs erfreuen dürfen. Im Grunde war Echelon nicht mehr und nicht weniger als ein riesiger Abhörapparat, der den gesamten weltweiten Kommunikationsaustausch aufschnappte und zur Auswertung durch einen Computer jagte. Bestimmte Wörter waren gekennzeichnet, so dass sie, falls sie auftauchten, bewirkten, dass die Nachrichten, in denen sie enthalten waren, ausgeworfen wurden, um von einem menschlichen Mitarbeiter genauer in Augenschein genommen zu werden. Dann wurde die gekennzeichnete Nachricht auf einen Dienstweg geschickt, bis sie schließlich dem zuständigen Spionagedienst zugeleitet oder als unwichtig abgelegt wurde.

Ackermans E-Mail aus Grönland wanderte zu einem Satelliten, ehe sie in die Vereinigten Staaten weitergeleitet wurde. Auf ihrem Weg zurück zur Erde wurde die Nachricht von Echelon abgefangen und in den Computer eingegeben. Sie enthielt ein Wort, das eine eingehende Überprüfung auslöste.

Nach einiger Zeit würde die Nachricht in England den Dienstweg durchlaufen und durch eine sichere Leitung den Ozean zur National Security Agency in Maryland überqueren, um dann zur Central Intelligence Agency in Langley, Virginia, weitergeschickt zu werden.

Doch bei Echelon gab es einen Verräter, so dass der Text noch an einen anderen Ort übermittelt wurde.

In der Höhle am Mount Forel träumte John Ackerman von seinem neuen Leben. Er hatte sich bereits auf den Titelblättern der meisten archäologischen Fachzeitschriften gesehen. Nun formulierte er in Gedanken eine Dankesrede für etwas, das, zumindest in seiner Vorstellung, dem Oscar der Archäologie entsprach.

Dieser Fund war eine bedeutende Angelegenheit, ähnlich wichtig wie das Öffnen einer Pyramide oder die Ortung eines bislang unberührten, vollständig erhaltenen Schiffswracks. Magazinartikel, Bücher und Talkshows erwarteten ihn. Wenn sich Ackerman klug genug anstellte, dann bildete dieser Fund die Grundlage einer atemberaubenden Karriere. Er könnte ein allseits anerkannter Großmeister der Archäologie werden, der Mann, den die Medien in solchen und ähnlichen Fällen um eine Stellungnahme und Bewertung bitten würden. Er könnte richtig prominent werden — und das allein war heutzutage schon eine bedeutende Karriere. Wenn er insgeheim ein wenig nachhülfe, wäre der Name John Ackerman schon bald das Synonym für große Entdeckungen.

Dann meldete sein Computer mit einem elektronischen Zwitschern den Eingang einer Nachricht.

Die Nachricht war kurz und bündig.

Informieren Sie vorerst noch niemanden. Wir brauchen mehr schlüssige Beweise, ehe wir mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit geben. Ich schicke Ihnen jemanden, um alles zu überprüfen. Er dürfte in ein oder zwei Tagen bei Ihnen eintreffen. Fahren Sie bis dahin fort, den Fund zu dokumentieren. Tolle Arbeit, John, aber behalten Sie vorerst alles für sich.

Als Ackerman die Nachricht das erste Mal las, war er irritiert. Dann dachte er nach und konnte sich mit dem Gedanken beruhigen, dass sein Sponsor wahrscheinlich einige Zeit brauchte, um die Neuigkeit von dem Fund als Sensation in die Presse zu lancieren. Vielleicht hatte er die Absicht, einem der wichtigeren Rundfunksender die Exklusivrechte an dieser Sache zu verkaufen, und brauchte Zeit, um ein entsprechendes Gespräch zu arrangieren. Vielleicht plante er auch eine konzertierte Aktion aus Magazinen, Zeitungen und Fernsehauftritten.