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»Das ist richtig«, pflichtete ihm Julia Huxley bei.

Sie machte Anstalten zu gehen, stoppte jedoch an der Tür.

»Max?«, sagte sie zu Hanley.

»Ja, Julia, was ist?«

»Ich weiß nicht, ob du schon mal jemanden gesehen hast, der Strahlenschäden davontrug«, sagte sie leise. »Der Anblick ist nicht besonders schön. Mach Juan bloß mit allem Nachdruck klar, dass er den Meteoriten so weit wie möglich von sich fern halten soll.«

»Ich werde es ihm ausrichten«, versprach Hanley.

13

Aleimein Al-Khalifa las das Fax ein zweites Mal, dann schob er die Papierblätter in eine Plastikhülle, um das Bild zu schützen. Der Preis, den die Hammadi-Gruppe für diese Information hatte zahlen müssen, bestand aus Gold im Wert von einer Million englischer Pfund. Wie viel Geldgier und Habsucht die Menschen an den Tag legen können, verblüffte Al-Khalifa immer wieder aufs Neue — für den richtigen Preis würden die meisten Menschen ihr Vaterland, ihren zukünftigen Lebensunterhalt, ja, sogar ihren Gott verkaufen. Darin unterschied sich auch der Insider bei Echelon nicht. Eine Masse Spielschulden und schlechte finanzielle Planung hatten ihn in eine Position der Abhängigkeit lanciert, die man leicht ausnutzen konnte. Behutsam platzierte Verlockungen und eine zunehmende großzügigere Entlohnung für seinen Verrat hatten ihn unter die Kontrolle der Hammadi-Gruppe gebracht.

Und jetzt, nach zwei Jahren, hatte der Mann einen Jackpot anzubieten.

Das Problem war lediglich, dass Al-Khalifas Tisch im Augenblick reichlich gedeckt war. Er wandte sich an den anderen Mann in der Kabine seiner Jacht.

»Allah segnet alle Gläubigen.«

Salmain Esky lächelte und nickte zustimmend. »Es scheint, als sei ein Gebet erhört worden«, pflichtete er seinem Gegenüber bei, »obwohl dies ausgerechnet in einer Zeit des Überflusses geschieht.«

Al-Khalifa sah ihn an. Esky war klein, knapp über eins fünfzig groß und dünn wie eine Vogelscheuche. Im Jemen geboren, hatte er dunkle, trockene Haut, ein fliehendes Kinn und einen Mund voller winziger spitzer Zähne, die mit gelben und braunen Flecken übersät waren. Esky war ein typischer Mitläufer, nicht gerade gescheit, aber ein leidenschaftlicher Kämpfer für die jeweilige Sache, für die er sich aus welchen Gründen auch immer einsetzte. Alle Bewegungen und Interessengruppen brauchten Männer wie ihn. Sie waren die Bauern, die auf dem Spielfeld hin- und hergeschoben werden konnten. Oder das Kanonenfutter.

Al-Khalifa hingegen war hoch gewachsen, attraktiv und bewegte sich mit einer Eleganz, die eine generationenlange Führerschaft in seine Seele eingeprägt hatte. Seit Hunderten von Jahren hatten seine Vorfahren als Stammeshäuptlinge auf der Arabischen Halbinsel geherrscht. Es war gerade mal zwanzig Jahre her, seit Al-Khalifas Vater bei der Königsfamilie von Katar in Ungnade gefallen und sein Familienzweig auf einen nur noch gewöhnlichen gesellschaftlichen Status reduziert worden war. Al-Khalifa hatte die Absicht, diese Situation schnellstens zu berichtigen.

Danach würde er den lange geplanten Schlag im Namen des Islam führen.

»Allah hat uns mit den Mitteln ausgestattet, beides zu tun«, sagte Al-Khalifa, »und wir werden es tun.«

»Wollen Sie also, dass der Kapitän auf einen nordöstlichen Kurs geht?«, fragte Esky.

»Ja«, antwortete Al-Khalifa leise. »Den Passagier werde ich später an Bord holen.«

Unter der Flagge von Bahrain segelnd und als Eigentum des Arab Investment and Trading Consortium registriert, war die dreihundertdrei Fuß lange Akbar eine der längsten in Privatbesitz befindlichen Jachten der Welt. Nur wenige Fremde hatten sich je an Bord der Jacht aufgehalten, doch diese wenigen berichteten von luxuriös ausgestatteten Salons, von den großen Jacuzzis auf dem Achterdeck und von den mitgeführten zahlreichen kleineren Booten, den Jetskis und Waterbikes und dem Helikopter.

Von außen betrachtet erschien dieAkbar wieder schwimmende Palast eines Ultrareichen. Fast niemand wäre auf die Idee gekommen, dass die Jacht einer Terroristenzelle Unterschlupf und Operationsbasis bot. Neben dem Anführer, Al-Khalifa, und seinem Gefolgsmann Esky — beide zur Zeit an Land — gab es noch sechs weitere Männer. Zwei kamen aus Kuwait, zwei waren Saudis, einer stammte aus Libyen und der sechste war Ägypter. Alle Männer waren mit fundamentalistischen Parolen infiziert. Und alle waren bereit, für ihr Anliegen zu sterben.

»Wir haben Erlaubnis, den Hafen zu verlassen«, sprach der Kapitän in sein Walkie-Talkie.

»Sobald Sie den äußeren Hafen hinter sich haben, gehen Sie auf volle Fahrt«, befahl Al-Khalifa vom Land aus. »Ich bin in anderthalb Stunden bei Ihnen.«

»Jawohl, Sir«, antwortete der Kapitän.

Al-Khalifa verstaute das kleine Mobiltelefon in der Brusttasche und konzentrierte sich wieder auf die elektrische Schalttafel im Keller des Hotels. »Bringen Sie die Sprengladung dort an«, sagte er zu Esky und deutete auf die Hauptleitung. »Nachdem der Alarm ertönt und die Lichter erloschen sind, warten Sie wie geplant an der unteren Treppe auf mich.«

Esky nickte und packte den C-6-Sprengstoff um das Aluminiumrohr. Er holte die Zünddrähte und die Zünder aus der Tasche, während Al-Khalifa sich entfernte. Bei seinem Gang durch die Tiefgarage blieb Al-Khalifa an einem Van stehen, öffnete die Heckklappe und schaute prüfend hinein. Dann schloss er die Klappe wieder und setzte den Weg fort.

Er ging durch die Tür, die zur Nottreppe führte, und stieg die Stufen hoch.

Sobald er das Stockwerk direkt unter der Zimmerflucht des Emirs von Katar erreichte, benutzte er seine Schlüsselkarte, um ein Zimmer zu betreten, das von seiner Mantelgesellschaft angemietet worden war. Al-Khalifa streifte mit einem flüchtigen Blick das Bett, das er früher am Tag hochgestellt und gegen die Wand gelehnt hatte. Dann inspizierte er die seltsam aussehende, rot lackierte Maschine, die dort auf dem Fußboden aufgestellt worden war, wo vorher das Bett gestanden hatte. Oben, dicht unter der Zimmerdecke, war eine mit Diamanten besetzte Lochsäge mit einem Durchmesser von knapp anderthalb Metern zu erkennen. Sie wirkte wie die Riesenversion des Werkzeugs, das ein Schreiner gewöhnlich benutzte, um Schlupflöcher in die Seitenwände von Vogelhäusern zu bohren. Das runde Sägeblatt war an einer glänzenden Stahlspindel befestigt, die von einer hydraulischen Pressvorrichtung hochgedrückt wurde. Unter der Spindel und der Teleskophydraulik befand sich ein Blechkasten, in dem der Dieselmotor arbeitete, der die Bohreinrichtung antrieb. Unter dem Motorgehäuse ragte eine Deichsel hervor. Außerdem verfügte die Maschine über Räder, die zuließen, dass sie an jeden beliebigen Ort geschoben werden konnte. Mittels einer tragbaren Handsteuerung am Ende eines knapp zehn Meter langen Kabels ließ sie sich außerdem fernbedienen.

Als Al-Khalifa das Sägeblatt absenkte, entstand zwischen ihm und der Decke eine Lücke von knapp zwei Metern. Neben der Maschine lagen eine quadratische Sperrholzplatte und eine Leiter bereit. Die gesamte Anlage war über einen Zeitraum von zwei Wochen in Einzelteilen ins Zimmer geschmuggelt und dort zusammengebaut worden. Hausangestellte waren fern gehalten worden, indem die Rezeption die ausdrücklich Anweisung erhalten hatte, dafür zu sorgen, dass niemand — auch nicht ein Angehöriger des Personals — zu irgendeinem Zeitpunkt das Zimmer betrat.

Das Gerät wurde auf Baustellen eingesetzt, um Löcher in Betonwände zu bohren, damit Versorgungskabel verlegt werden konnten.

Al-Khalifa war sicher, dass sich die Maschine ohne Probleme auch durch eine Zimmerdecke beziehungsweise einen Fußboden fressen würde.