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Der Emir von Katar schlief friedlich im Stockwerk darüber. Sicherheitsteams der Corporation hielten in Zimmern auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors und neben der Suite des Emirs die ganze Nacht hindurch Wache. Sie rechnet damit, dass das Kidnapping in dieser Nacht über die Bühne gehen sollte. Im Zimmer auf der anderen Seite des Korridors betrachteten Pete Jones und Bob Meadows aufmerksam das Bild, dass die ferngesteuerte Kamera lieferte. Im Zimmer links neben der Suite des Emirs machte sich Monica Crabtree soeben einige Notizen, während Cliff Hornsby eine Pistole reinigte. Im Zimmer rechts neben der Suite bedienten sich Hali Kasim und Franklin Lincoln von einer Platte mit Sandwiches, während sie warteten.

Nichts deutete auf das hin, was gleich geschehen würde.

Eine Etage tiefer setzte Al-Khalifa ein Nachtsichtgerät auf, dann nahm er die Fernbedienung zur Hand und blickte auf seine Armbanduhr. Die Sekunden vertickten, bis der Zeiger auf 3 Uhr morgens sprang. In diesem Augenblick spürte Al-Khalifa, wie das Gebäude erzitterte und die Lampen kurz flackerten und dann erloschen.

Er betätigte den Anlasserknopf — und die Bohrmaschine erwachte mit lautem Getöse zum Leben. Während er den entsprechenden Knopf drückte, der den Vortrieb des Bohrkopfs steuerte, verfolgte er, wie die rotierende Spindel mitsamt dem Sägeblatt zur Decke hochstieg. Sobald das Sägeblatt die Decke berührte, fraß es sich in die Dämmplatten und die Holzträger und schleuderte Holzsplitter und Staub ins Zimmer. In weniger als zehn Sekunden durchstieß die Säge die Decke, und frische Luft drang von oben herein. Al-Khalifa ließ bei still stehender Säge die Hydraulik herunterfahren, legte die Sperrholzplatte auf die scharfen Sägezähne, dann ergriff er abermals die Fernbedienung, kletterte auf die Platte und ließ die Spindel mit der runden Lochsäge wieder nach oben steigen. Zwei Atemzüge später befand er sich im Zimmer des Emirs.

Dank des Nachtsichtgeräts konnte Al-Khalifa jemanden im Bett sitzen und sich die Augen reiben sehen. Er huschte durchs Zimmer, schnappte sich einen Stuhl und verkeilte ihn mit der Rückenlehne unter dem Türknauf, dann kehrte er schnellstens zum Bett des Emirs zurück.

Er bückte sich, pappte Klebeband auf Mund und Augen des Mannes, dann zerrte er ihn aus dem Bett und schleifte ihn zum Loch im Fußboden. Sobald er ihn auf die Sperrholzplatte bugsiert hatte, ließ er mit Hilfe der Fernbedienung die Spindel absinken. Nun schob er den Mann von der Platte auf den Fußboden hinunter und zog ihn zur Tür. Diese öffnete er, schleppte ihn durch den Korridor zur Feuertreppe und eilte diese, so schnell es mit seiner lebenden Last möglich war, hinunter.

Weniger als zwei Minuten waren verstrichen, seit Al-Khalifa begonnen hatte, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Nur noch ein paar weitere Minuten, und er wäre mit seiner Beute unterwegs.

»Alles klar«, sagte Pete Jones.

Die Einsatzteams der Corporation waren mit kleinen Hochleistungslampen ausgestattet, die an ihren Gürteln befestigt waren. Acht dünne Lichtstrahlen erhellten den Flur vor der Tür zur Suite des Emirs.

»Das grüne Licht hat gebrannt«, rief Bob Meadows, nachdem er eine zusätzlich vorbereitete Schlüsselkarte durch den Schlitz des Lesegeräts an der Tür des Emirs gezogen hatte, »aber die Tür lässt sich nicht öffnen!«

»Halis«, rief Jones, »fahr mit Lincoln in die Garage runter und blockiert die Ausfahrt.«

Beide Männer machten sich eilends auf den Weg.

»Monica, Cliff«, fügte er hinzu, »macht den Hotelausgang dicht.«

»Und jetzt, Bob, zurück«, befahl Pete Jones. »Ich sprenge die Tür auf.«

Er holte eine runde Metallscheibe aus der Tasche, entfernte den Schutzstreifen von der Klebefläche, klatschte die Scheibe auf die Tür und legte einen kleinen Schalter am Außenrand um.

»Sir«, rief er gegen die Tür, »gehen Sie in Deckung, wir kommen jetzt rein.«

Pete Jones und Bob Meadows zogen sich ein Stück in den Korridor zurück und warteten darauf, dass die Ladung explodierte. Sobald sie losgegangen war, kam Jones wieder angerannt und warf sich durch die zersplitterten Reste der Tür. Er eilte zum Schlafzimmer und richtete den Lichtstrahl seiner Lampe auf das Bett. Es war leer. Als er den Raum absuchte, entdeckte er das Loch im Fußboden. Daraufhin hakte er sein Walkie-Talkie vom Gürtel und rief die Oregon.

»Alarmstufe Rot«, meldete er, »die Hauptperson wurde entführt.«

Während er auf Antwort wartete, unterzog Pete Jones das Schlafzimmer einer flüchtigen Inspektion. »Bob, sieh mal nach, wie es da unten aussieht.«

Meadows kletterte durch die Öffnung.

»Was läuft bei euch, Pete?«, fragte Hanley, nachdem er sich gemeldet hatte.

»Sie haben sich unseren Mann geschnappt«, antwortete Jones schnell.

»Also das«, sagte Max Hanley langsam, »gehörte nicht zu unserem Plan.«

»Hier ist die Treppe zu Ende«, sagte Al-Khalifa zu seinem mit Klebeband geblendeten Begleiter.

Al-Khalifa trug noch immer sein Nachtsichtgerät, doch soweit er erkennen konnte, machte Seine Exzellenz keinen sonderlich furchtsamen Eindruck. Er gehorchte Al-Khalifas Befehlen und folgte ihm, als hätten ihm seine Sicherheitsleute eingebleut, auf keinen Fall Widerstand zu leisten.

»Hier entlang«, sagte Al-Khalifa, öffnete die Tür zur Garage und zog den Emir am Arm hinter sich her.

Esky erschien im gleichen Moment im Nachtsichtgerät, in dem Al-Khalifa von oben Schritte auf der Treppe hörte.

»Öffnen Sie die Hecktür des Vans und holen Sie das Motorrad heraus!«, brüllte er.

Esky rannte zum Kleinbus, riss die Hecktür auf und zog eine Rampe heraus. Dann stieg er in den Van und schob das Motorrad die Rampe hinunter. Die stählernen Spikes, die in die Reifen des Motorrads eingelassen waren, klickten wie Heuschrecken auf der stählernen Rampe. Al-Khalifa hatte es mittlerweile geschafft, den Emir bis zum Van zu zerren. Er beugte sich ins Heckabteil und holte ein AK-47 Sturmgewehr heraus. Während er den Emir mit einer Hand am Hemd festhielt, drehte er sich um und zielte mit dem Gewehr auf die Tür. Sobald Hali Kasim, gefolgt von Franklin Lincoln, das Treppenhaus verließ und durch die Tür herauskam, eröffnete er das Feuer. Gleichzeitig betätigte Esky den Anlasserknopf. Der Motor der Seitenwagenmaschine, einer BMW 650, erwachte brüllend.

Kasim wurde am Arm getroffen, schaffte es jedoch, sich rechtzeitig bäuchlings auf den Boden zu werfen und unter den nächsten Wagen zu rollen. Lincoln hatte mehr Glück, konnte einem Treffer entgehen, kauerte sich neben seinen Partner und zog die Pistole. Er konnte jedoch nur wenig damit ausrichten, da sich der Emir in seinem Schussfeld befand.

»Halten Sie mir den Rücken frei«, befahl Al-Khalifa und reichte Esky das Gewehr.

Esky brachte die Waffe in Anschlag und begann, den Bereich vor dem Treppenhaus mit kurzen Feuerstößen zu beharken. Al-Khalifa stieß den Emir in den Seitenwagen und schwang sich auf das Motorrad. Er betätigte den Kupplungshebel, legte mit einer Fußbewegung den Gang ein, dann drehte er am Gasgriff und zog die BMW vom Van weg. Gleichzeitig verstärkte Esky das Feuer.

Al-Khalifa lenkte die Maschine zu der Rampe, die aus der Tiefgarage herausführte, und kurvte zur Straße hoch.

Franklin Lincoln hielt das Mikrofon an seinem Revers an die Lippen und rief die Oregon.

»Die Hauptperson befindet sich im Beiwagen eines Motorrads«, rief er.

Mit seinem unversehrten Arm brachte Kasim die Pistole in Anschlag. Er zielte sorgfältig und feuerte drei Kugeln ab. Die erste Kugel traf Esky in den Unterleib, die zweite ins Herz und die dritte in den Hals. Er kippte um wie ein Sack Kartoffeln, und das AK-47 landete klappernd auf dem Asphalt. Lincoln rannte hinüber zum Van, beförderte das Gewehr mit einem Fußtritt in sichere Distanz und beugte sich über den Sterbenden. Der Motorenlärm der BMW entfernte sich und wurde leiser und leiser.