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Nun brauchte er nur noch unbemerkt in die Höhle einzudringen und den Austausch vorzunehmen.

»Der Boss hat mich hergeschickt«, sagte Clay Hughes zu John Ackerman, nachdem er zum Höhleneingang hochgestiegen war, »damit ich mir Ihren Fund ansehe.«

Ackerman lächelte voller Stolz. »Es ist ein Prachtstück«, sagte er, »höchstwahrscheinlich die bedeutendste archäologische Entdeckung dieses Jahrhunderts.«

»So viel habe ich auch schon gehört«, sagte Hughes und drang in die Höhle vor. »Und ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Sie angemessen belohnt werden.«

Ackerman hielt eine bereits brennende Laterne hoch und war schon dabei, Hughes in die Höhle zu führen.

»Sehe ich es richtig, dass Sie für die Public Relations zuständig sind?«

»Dafür und für andere Bereiche«, entgegnete Hughes bewusst vage und blieb unter der Öffnung in der Höhlendecke stehen. Ein paar Tage zuvor hatte Ackerman die Holzleiter aus der oberen Höhle herangeschafft und sie durch die Öffnung heruntergelassen. Sie erleichterte den Zugang.

»Wir sollten raufsteigen, damit ich Sie herumführen kann«, schlug Ackerman vor.

Die beiden Männer kletterten in die obere Höhle hinauf.

Clay Hughes spielte seine Rolle weiter, während Ackerman wortreich von dem sensationellen Fund berichtete. In Wahrheit hatte er aber nur einen einzigen Plan. Sobald er diesen ausgeführt hätte, würde er umgehend verschwinden.

Juan Cabrillo stapfte suchend auf der Bergflanke umher, bis er auf eine Stelle stieß, wo der Schnee teilweise geschmolzen war. Er bückte sich und entdeckte eine kleine Öffnung im Berghang, die durch zahlreiche Steine markiert war, die im Schnee lagen und aussahen, als seien sie durch den Eingang hinausgeworfen worden. Warme Luft drang aus dem Innern des Berges heraus und taute den Schnee in der Nähe der Öffnung. Nachdem er das Geröll so weit weggeräumt hatte, dass er in den Berg eindringen konnte, gelangte er in den Gang der oberen Höhle, wobei er den Karton hinter sich her zog.

Er stellte fest, dass er hier aufrecht stehen konnte.

Sofort marschierte er los, um in Erfahrung zu bringen, wohin dieser Gang führte.

Eiskalt, wie er war, fand Hughes die Höhle und den Saal im Innern des Berges trotzdem beeindruckend. Ackerman stand neben dem Meteoriten auf seinem Altar und streckte wie der Quizmaster einer Fernsehshow die Arme aus, als wolle er den Kandidaten und Zuschauern den ersten Preis präsentieren.

»Wunderschön, nicht wahr?«, schwärmte er.

Hughes nickte, dann holte er einen tragbaren Geigerzähler aus der Tasche. Er schaltete ihn ein und hielt ihn an den Meteoriten. Die Werte, die er aufzeichnete, lagen weit außerhalb der Messskala. Zwei Stunden lang dieser Strahlung ausgesetzt, und er wäre verseucht und würde schwere Schäden davontragen. Er begriff, dass er den Fund für die Rückkehr nach Kangerlussuaq sorgfältig abschirmen müsste.

»Haben Sie viel Zeit in nächster Nähe dieses Objekts zugebracht?«, wollte Hughes von Ackerman wissen.

»Ich hab das Ding von allen Seiten untersucht«, antwortete Ackerman.

»Haben Sie sich danach irgendwie schlecht gefühlt? Sind Ihnen irgendwelche Veränderungen bei sich aufgefallen?«

»Ich hatte mehrmals Nasenbluten«, gab Ackerman zu. »Doch das lag wohl an der trockenen Luft in der Höhle.«

»Ich denke, Sie leiden unter einer leichten Strahlenkrankheit«, sagte Hughes. »Ich muss wohl erst mal zum Hubschrauber zurück, um etwas zu holen, womit man dieses Ding wirkungsvoll abschirmen kann.«

Cabrillo eilte durch den Höhlengang in Richtung der Stimmen. Hinter einer großen Steinformation ging er in Deckung und lauschte den beiden Männern.

»Ich muss wohl erst mal zum Hubschrauber zurück, um etwas zu holen, womit man dieses Ding wirkungsvoll abschirmen kann«, sagte einer von ihnen gerade. Er hörte, wie sich die beiden Männer entfernten, und dann wurde es in der Höhle dunkel. Gespannt wartete er ab, was als Nächstes geschehen würde.

»Warten Sie hier«, sagte Hughes, als sie den Eingang der unteren Höhle erreichten.

Ackerman verfolgte, wie Hughes den Berghang hinunterging, neben dem Hubschrauber stehen blieb und die hintere Tür öffnete.

»Ich bin in ein paar Minuten zurück«, sagte er zu Neilsen, während er den Kasten vom Rücksitz nahm, »dann können wir sofort wieder aufbrechen.«

»Mir nur recht«, erwiderte Neilsen und deutete mit einem Kopfnicken auf das dichte Schneetreiben.

Hughes kletterte mit dem Kasten unterm Arm zum Höhleneingang hinauf. Während er die Höhle betrat, nickte er Ackerman zu. »Ich habe was mitgebracht, das Ihre Beschwerden ein wenig lindert«, sagte er. »Ich gebe es Ihnen gleich.«

Cabrillo wartete eine Minute, bis er sicher sein konnte, dass er allein war, dann holte er einen Plastikbeutel aus der Tasche und riss ihn am oberen Ende auf. Er entnahm ihm eine längliche Röhre, die er in der Mitte knickte, als wolle er französisches Weißbrot durchbrechen, und sofort begann die Röhre zu leuchten. Mit Hilfe dieser Lichtquelle, die ihm half, seine Umgebung zu erkennen und sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, ging er langsam auf den Meteoriten zu. Er hatte den Altar schon fast erreicht, als er hörte, wie ein Schuss fiel.

Schnell griff er in eine andere Tasche seines Overalls, förderte ein in Folie eingeschweißtes Päckchen zutage, riss mit den Zähnen den oberen Rand ab und streute den Inhalt auf den Meteoriten. Dann, als schnelle Schritte näher kamen, huschte er hinter einen Felsvorsprung in der Nähe und verstaute das grün schimmernde Knicklicht in einer Tasche.

Ein hoch gewachsener Mann mit einer Laterne in der Hand ging zum Altar, hob den Meteoriten an und legte ihn in einen Kasten. Cabrillo hatte das Gewehr in der Schneekatze zurückgelassen, daher gab es nichts, was er im Augenblick tun konnte. Er musste versuchen, irgendwo im Innern der Höhle den Meteoriten in seinen Besitz zu bringen.

Indem er den Griff der Laterne zwischen die Zähne nahm, schleppte der Mann den Kasten hinaus.

Cabrillo wartete, bis das Licht der Laterne nicht mehr zu sehen war, dann benutzte er wieder seine chemische Lichtquelle, um dem Fremden durch den Höhlengang zu folgen. Er vermutete, dass die Männer den Meteoriten irgendwo anders untersuchen würden, und beschloss, aktiv zu werden, wenn er die Männer fände.

Dann prallte er gegen die Leiter und stürzte beinahe in die Öffnung im Höhlenboden.

Cabrillo lauschte aufmerksam auf eine Reaktion, die ihm anzeigte, dass sie das Geräusch gehört hatten, doch als sich nichts rührte, stieg er die Leiter hinunter. Unten angekommen, trat er auf Ackermans Körper.

16

Sobald Max Hanley im Besitz der Nachricht war, dass sich zur Zeit der Entführung des Emirs kein isländischer Privat- oder Militärhubschrauber in der Luft befunden hatte, war es ein Kinderspiel, diese Information mit den Verkehrsdaten des Hafens zu vergleichen, um festzustellen, welche Schiffe etwa um die gleiche Zeit ein- oder ausgelaufen waren.

Er brauchte nicht lange, um die Akbar als ihr wahrscheinlichstes Ziel zu identifizieren.

Nach einer Überprüfung der Satellitendaten nahm er an, dass die Akbar in nördlicher Richtung durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland dampfte. Während er das sofortige Auslaufen einleiten ließ, befahl er außerdem, den magnetohydrodynamischen Antrieb einzusetzen, sobald sie sich in freiem Wasser befanden. Daraufhin erreichte die Oregon eine Geschwindigkeit von dreißig Knoten und schlängelte sich zwischen den Eisbergen hindurch wie ein Skiläufer zwischen den Slalomstangen auf einem steilen Eishang. Er versuchte abermals, Juan Cabrillos Telefon zu erreichen, hatte aber auch diesmal kein Glück.