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»Al-Khalifa und seine Männer haben sich aus dem Staub gemacht«, meldete Mark Murphy, der Waffenexperte. »Soweit ich erkennen kann, bin ich das einzige lebende Wesen an Bord.«

»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Hanley. »Siehst du irgendwo den Helikopter, der zum Schiff gehört?«

»Er stand auf dem Achterdeck«, sagte Murphy.

»Und du hast die gesamte Jacht überprüft?«

»Klar. Es ist, als hätte es die Leute nie gegeben.«

»Warte einen Moment«, sagte Hanley und wandte sich zu Stone um.

»Achtunddreißig Minuten, Max«, beantwortete Eric Stone die unausgesprochene Frage.

»Murph«, sagte Hanley jetzt, »wir sind in einer guten halben Stunde dort. Sieh zu, was du bis dahin noch rauskriegen kannst.«

»Wird gemacht«, erwiderte Murphy.

»Wir sind gleich bei dir«, versprach Hanley, »und dann können wir überlegen, was hinter dieser Geschichte steckt.«

»Ich habe einen Anruf von unserem Kontaktmann bei der CIA erhalten«, berichtete Cabrillo. »Als wir in Reykjavik waren, hat Echelon eine E-Mail aufgefangen, die sich auf einen Meteoriten bezog, der aus Iridium besteht. Die CIA machte sich Sorgen, er könnte in die falschen Hände geraten, und bat mich, hinzufliegen und ihn an mich zu bringen. Dieser Gentleman« — er deutete nach hinten auf den Rücksitz — »hat ihn entdeckt.«

»Er ist in die Höhle eingedrungen und hat ihn ausgegraben?«

»Nicht ganz«, sagte Cabrillo. »Du hast dich an Ort und Stelle leider nicht umsehen können. Über dem Gang, in den du vorgedrungen bist, befand sich ein zweiter — geheimer — Gang, der sich zu einem regelrechten Heiligtum erweiterte. Sehr aufwendig das Ganze. Irgendjemand muss den Meteoriten vor langer Zeit gefunden und entschieden haben, dass es sich dabei um ein religiöses oder spirituelles Artefakt handelt. Der Knabe hinter uns ist ein Archäologe, der irgendwo einen Hinweis darauf fand und den Ort suchte.«

George Adams warf einen Blick auf die Anzeigeinstrumente, dann sprach er in sein Mikrofon: »Oregon, hier ist Air One. Wir sind nur noch zwanzig Minuten weit entfernt.«

Nachdem er von Eric Stone im Kontrollraum Antwort erhalten hatte, fuhr er fort: »Die ganze Angelegenheit erscheint ziemlich seltsam. Selbst wenn der Meteorit irgendeine historische Bedeutung haben sollte, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich rivalisierende Archäologen wegen eines solchen Fundes nach dem Leben trachten. Durchaus möglich, dass der eine oder andere schon mal an so was gedacht hat, aber tatsächlich passiert ist das noch nie.«

»Im Augenblick«, sagte Cabrillo, »sieht es so aus, als hätten Al-Khalifa und die Hammadi-Gruppe die E-Mail abgefangen und den Meteoriten wegen des Iridiums geborgen. Offensichtlich haben sie die Absicht, eine schmutzige Bombe damit zu bauen.«

»Wenn das wirklich der Fall sein sollte«, sagte Adams, »dann müssen sie längst eine funktionierende Bombe haben, um sie als Katalysator einzusetzen. Anderenfalls verfügen sie nur über den Brennstoff, aber nicht über Feuer.«

»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«

»Wenn unsere Leute den Meteoriten also in die Finger kriegen, müssen wir immer noch die Trägerbombe suchen.«

»Wenn wir Al-Khalifa schnappen«, sagte Cabrillo, »holen wir die Information aus ihm heraus, wo sich die Waffe befindet. Dann können wir unsere Leute hinschicken, um sie unschädlich zu machen, und die Angelegenheit ist erledigt.«

Cabrillo wusste es noch nicht, doch Al-Khalifa lag zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Grund des Meeres.

Und zwar in nächster Nähe einer ganzen Reihe von geothermalen Kaminen.

19

Thomas Dwyer war ein Name, der seriös und gediegen klang. Sogar Dwyers Titel — Spezialist für theoretische Physik — weckte die Vorstellung von einem Pfeife rauchenden Akademiker. Von einem Eierkopf oder einem Mann, der ein konventionelles, in jeder Hinsicht geregeltes Leben führte. Nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Dwyer war der Kapitän seines Darts-Teams in seiner Stammkneipe, nahm an Wochenenden an Rallyes teil und machte mit einer Leidenschaft Jagd auf ledige Frauen, die seine vierzig Lebensjahre kein bisschen bremsten. Dwyer hatte entfernt Ähnlichkeit mit dem Filmschauspieler Jeff Goldblum, kleidete sich eher wie ein Filmproduzent denn als ein Wissenschaftler und las täglich fast zwanzig Tages-Zeitungen und Illustrierte. Er war hochintelligent, fantasievoll — mit einem Hang zum Unkonventionellen und stets up-to-date, was die politische Weltlage sowie aktuelle Trends betraf. Außerdem galt er als ein stilsicherer Modeexperte.

Seine offizielle Berufsbezeichnung ließ jedoch eine weitaus ernstere Seite an ihm erkennen. Auf seiner Visitenkarte war zu lesen: Thomas W. Dwyer (TD), Central Intelligence Agency, Leitender Wissenschaftler für theoretische Anwendungstechnologien. Man konnte Dwyer auch einfach als Geheimwissenschaftler bezeichnen.

Im Augenblick hing er mit dem Kopf nach unten in einem Paar Gravity Inversion Boots, so genannten Hängeschuhen. Sie waren an einer Stange befestigt, die zwischen den Pfosten der Tür verkeilt war, die zu seinem Büro führte. Er streckte seinen Rücken und dachte nach.

»Mr. Dwyer«, sagte ein jüngerer Wissenschaftler schüchtern.

Dwyer blickte in Richtung der Stimme. Er konnte ein Paar abgewetzter brauner Lederschuhe über weißen Frotteesocken erkennen, die unter den Beinen einer Hose verschwanden, die ein wenig zu kurz war. Indem er den Rücken ein wenig krümmte, hob Dwyer den Kopf gerade hoch genug, um den Sprecher erkennen zu können.

»Ja, Tim?«

»Mir wurde eine Aufgabe übertragen, von der ich glaube, dass sie meine Fähigkeiten übersteigt«, sagte der junge Mann zaghaft.

Dwyer streckte die Arme hoch und umfasste die Querstange zwischen den Türpfosten. Denn verdrehte er seinen Körper, hakte die Hängeschuhe von der Stange los und stellte sich mit einer einzigen fließenden Bewegung auf den Fußboden.

»Diese Nummer habe ich bei der letzten Olympiade gesehen«, erklärte Dwyer grinsend. »Was halten Sie davon?«

»Toll, Sir«, sagte der junge Mann leise.

Dwyer ging in sein Büro, ließ sich in den Sessel hinter seinem Schreibtisch sinken und bückte sich dann, um die Hängeschuhe auszuziehen. Der junge Techniker folgte ihm in unterwürfiger Haltung. Er hatte einen Schnellhefter mit der Aufschrift »Echelon A-1« in der Hand. Dwyer schob die Hängeschuhe mit den Füßen in eine Ecke seines Büros und streckte die Hand aus, damit Tim ihm den Schnellhefter reichen konnte. Er entfernte einen Aufkleber vom Deckel, zeichnete ihn ab und gab ihn dem jungen Wissenschaftler zurück.

»Jetzt ist es mein Problem«, stellte er lächelnd fest. »Ich werde alles analysieren und einen Bericht dazu schreiben.«

»Danke, Mr. Dwyer«, sagte Tim.

»Nennen Sie mich ruhig TD«, sagte Dwyer. »Das tun alle hier.«

Thomas »TD« Dwyer saß in seinem Büro und hatte die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt.

In der Hand hielt er eine Arbeit über die natürliche Entstehung von Buckminster Fullerenen, bekannter unter der Bezeichnung »Bucky Balls«. Meteoriten. Die kugelförmigen Gebilde — nach dem amerikanischen Architekten R. Buckminster Fuller benannt, der seinen Ruhm der Konstruktion der geodätischen Dome verdankte — sind die rundesten und symmetrischsten Moleküle, die der Mensch kennt. Im Jahr 1985 während eines Weltraumexperiments mit Kohlenstoffmolekülen entdeckt, haben »Bucky Balls« die Wissenschaftler immer wieder aufs Neue verblüfft.

Wenn der Hohlraum innerhalb des Kugelkörpers mit Cäsium gefüllt ist, stellt er den perfektesten organischen Halbleiter dar, der je getestet wurde. Experimente mit Bucky Balls aus reinem Kohlenstoff haben einen Schmierstoff hervorgebracht, der als so gut wie reibungsfrei gilt. Zu den möglichen Anwendungen gehörte die Entwicklung von praktisch schadstofffreien Maschinen, von Techniken zur zeitlich punktgenauen Verabreichung von Medikamenten und von leistungsfähigeren nanotechnologischen Geräten. Die Möglichkeiten für weitere Entwicklungen in dieser Richtung waren geradezu grenzenlos.