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Nachdem er Odessa verlassen hatte, kämpfte der griechische Frachter Larissa gegen die Wellen, während er durch das Mittelmeer nach Osten dampfte. An Steuerbord ragten die felsigen Klippen von Gibraltar in den Himmel.

»Das Dieselöl ist schmutzig«, sagte der verdreckte Mechaniker. »Ich habe den Filter gesäubert, jetzt sollte alles in Ordnung sein. Was dieses Klappern betrifft, so glaube ich, dass die Kolben ausgeleiert sind. Die Maschine muss dringend überholt werden.«

Der Kapitän nickte und nahm einen tiefen Zug an der filterlosen Zigarette, dann kratzte er sich am Arm. Etwa in Höhe Sardiniens hatte sich ein Ausschlag gebildet, der mittlerweile vom Handgelenk bis zum Ellbogen reichte. Viel konnte der Kapitän nicht tun — die Larissa war immerhin noch vierzehnhundert Meilen und vier Tage von ihrem Bestimmungsort entfernt. Er blickte hoch, als ein großer Öltanker vorbeirauschte, dann öffnete er ein Glas Vaseline und schmierte sich eine reichliche Portion auf die aufgesprungene Hautpartie.

Der Ablieferungstermin für seine geheimnisvolle Fracht war Silvester.

Nun, nachdem das Dieselproblem gelöst war, konnte er mit einiger Sicherheit davon ausgehen, rechtzeitig in London einzutreffen. Dort würde er die Fracht übergeben, den Jahreswechsel in einer Hafenbar feiern und am nächsten Tag einen Arzt aufsuchen, um den Ausschlag behandeln zu lassen.

Der Mann konnte nicht ahnen, dass der nächste Arzt, den er zu sehen bekäme, ein Leichenbeschauer wäre.

21

Was man durch die Windschutzscheibe des Hubschraubers sehen konnte, war eine regelrechte Lichtorgie. Auf Hanleys Anweisung hatte die Mannschaft der Oregon sämtliche verfügbaren Lichtquellen eingeschaltet, so dass das Schiff wie ein leibhaftiger Christbaum vor dem schwarzen Himmel erschien. Sich beim Fliegen ausschließlich von Instrumenten leiten lassen zu müssen, zerrte an den Nerven, und George Adams war froh, dass sie bald landen konnten. Die vorgeschriebene Position am Heck einnehmend, ging er in den Sinkflug und verharrte einen Moment lang über dem Achterschiff, schob sich dann behutsam vorwärts, bis der Robinson über dem Landefeld schwebte.

Adams setzte behutsam auf und legte die verschiedenen Aggregate seiner Maschine nacheinander still.

»Der reinste Höllenflug«, stellte Juan Cabrillo fest, während er wartete, bis der Rotor stehen blieb.

»Zeitweise habe ich geglaubt, ich würde den Steuerknüppel abbrechen, so heftig habe ich mich daran festgeklammert«, gab Adams zu.

»Trotzdem eine Spitzenleistung, George«, sagte Cabrillo anerkennend.

Ehe sich Adams für dieses Kompliment bedanken konnte, erschien die Ärztin der Oregon, Julia Huxley, und öffnete die Tür, noch während der Rotor die letzten Umdrehungen ausführte. Begleitet wurde sie von Franklin Lincoln.

»Er liegt auf dem Rücksitz«, informierte Cabrillo die beiden.

Julia Huxley nickte, öffnete die Hubschraubertür und verschaffte sich einen ersten oberflächlichen Eindruck von Ackermans Zustand. Dann trat sie zurück, Lincoln beugte sich in das Abteil und nahm den Archäologen — schlafend und mitsamt dem Schlafsack, in dem er steckte — auf den Arm. Eilig trug er ihn ins Lazarett, wobei Julia Huxley ihren neuen Patienten keine Sekunde aus den Augen ließ. Als Cabrillo aus der Maschine stieg, wartete Hanley schon auf ihn. Er vergeudete keine Zeit mit Belanglosigkeiten.

»Mark hat sich von der Akbar gemeldet.«

»Wurde er entlarvt?«, fragte Cabrillo gespannt.

»Das nicht«, antwortete Max Hanley, während er mit Cabrillo zur Tür ging, die ins Innere der Oregon führte, »er hat lediglich einige seltsame Geräusche gehört und sich selbst befreit. Nachdem er einige Zeit abgewartet hatte, wagte er sich aus der Kabine, in der er gefangen gehalten wurde, und sah sich um. Das Schiff war leer, und es gab nicht den geringsten Hinweis, wohin Al-Khalifa und seine Mannschaft verschwunden sein könnten, daher hat er es riskiert, hier anzurufen.«

Die Männer hatten das Achterdeck verlassen und waren unterwegs zum Kontrollraum.

»Hat er den Meteoriten an sich gebracht?«, wollte Cabrillo wissen.

»Er war verschwunden«, erklärte Hanley, während er die Tür zum Kontrollraum offen hielt. »Wir empfangen zwar Peilsignale von den Minisendern, die du auf den Meteoriten gestreut hast, doch sie setzen zeitweise aus.«

Die Männer betraten den Kontrollraum.

»Woher kommen die Signale?«, fragte Cabrillo.

Hanley deutete auf einen Monitor. »Sieh es dir an«, sagte er. »Zuerst waren die Signale nach Norden unterwegs, aber jetzt sind sie nach Osten umgeschwenkt und haben das Meer um Island als Ziel.«

»Der Meteorit hat offensichtlich das Schiff gewechselt«, murmelte Cabrillo nachdenklich, »aber warum?«

»Genau das ist die Frage«, pflichtete ihm Hanley bei.

»Wie weit sind wir von der Akbar entfernt?«

Ohne eine Antwort darauf zu geben, tippte Eric Stone einige Befehle in den Computer, und auf einem Monitor an der Wand erschien ein Bild. Es stammte von einer Videokamera, die zusammen mit einigen Scheinwerfern am Bug der Oregon installiert war und das aktuelle Geschehen festhielt.

Die Akbar befand sich dicht vor ihnen.

Die Free Enterprise stampfte mit voller Kraft durch die schwere See.

»Laufen Sie die Faröer an«, sagte der Mann über eine abhörsichere Verbindung. »Ich schicke jemanden zum örtlichen Flughafen, um das Paket zu übernehmen.«

»Welchen Kurs sollen wir danach nehmen?«, fragte der Kapitän.

»Calais«, erwiderte der Mann, »das restliche Team wartet dort.«

»In Ordnung, Sir«, sagte der Kapitän.

Doch der Mann war noch nicht fertig. »Eine Sache …«

»Ja, Sir.«

»Bestellen Sie dem Team, dass jeder mit einem Fünfzigtausend-Dollar-Bonus rechnen kann«, sagte er, »und sorgen Sie dafür, dass sie darüber informiert werden, dass Hughes’ Hinterbliebene für ihren Verlust angemessen entschädigt werden.«

»Sie können sich auf mich verlassen, Sir«, versprach der Kapitän.

Der Mann unterbrach die Verbindung, dann nahm er einen Dokumentenordner von seinem Schreibtisch und holte den Kaufvertrag für die englische Textilfirma sowie die Zahlungsanweisung für den Kaufpreis heraus. Er unterschrieb beides, ließ die Schriftstücke durch ein Faxgerät laufen und wartete darauf, dass ihm der Versand der Dokumente quittiert wurde.

Sobald er die Bestätigung erhalten hatte, entspannte er sich und atmete tief durch.

Der erste Teil seines Plans war nun abgeschlossen. Nicht mehr lange, und es wurde Zeit zum Kassieren.

Zur gleichen Zeit, als das Fax über die Telefonleitung nach England unterwegs war, umrundete der Frachter Larissa das Kap Finisterre. Danach ging der Kapitän auf Kurs nach Brest, das an der westlichen Spitze Frankreichs lag, wo der Ärmelkanal begann. Die Nacht war kalt und klar, am Himmel funkelten Myriaden von Sternen.

Er beobachtete, wie eine Sternschnuppe übers Firmament schoss.

Mit einem zufriedenen Kopfnicken zündete er sich eine Zigarette an, trank einen Schluck Ouzo aus einer silbernen Taschenflasche und kratzte sich dann am Arm. Die gerötete Stelle juckte heftig, und ein Blutstropfen quoll aus einem kleinen Hautriss. Mit einem schmuddeligen Lappen wischte er ihn weg.

In zwei Tagen träfen sie in London ein, dann würde er den Ausschlag behandeln lassen.