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Unter Einsatz der computergesteuerten Korrekturdüsen näherte sich Hanley mit der Oregon der Akbar längsseits.

Cabrillo war der Erste, der umstieg. Ihm folgten Eddie Seng, Pete Jones, Bob Meadows und Linda Ross. Mark Murphy wartete an Deck. Fetzen seiner Latexmaske klebten immer noch an seinem Haaransatz. Sobald Cabrillo an Deck erschien, deutete Murphy auf die offene Tür.

»Erzähl mal, was du gehört hast und was danach geschah«, sagte Cabrillo, während er Murphy in den Hauptsalon folgte.

Mark Murphy beschrieb die halblauten Knalllaute und berichtete dann von dem maskierten Mann, der plötzlich in seiner Kabine stand.

»Es war nach fünf Minuten vorbei«, sagte er, während sich das restliche Team im Salon einfand. »Ich habe dann noch zehn Minuten gewartet, ehe ich mich raustraute.«

»Durchsucht jeden Winkel, jede Nische«, befahl Cabrillo, »ich will endlich ein paar Antworten.«

Das Team teilte sich auf und schwärmte im Schiff aus. Gewehre und Pistolen waren in allen Kabinen verstreut, desgleichen Kleider, persönliche Gegenstände, Koffer und Reisetaschen. Die Betten waren zerwühlt, und bei einigen waren die Tagesdecken zurückgeschlagen. In jeder Kabine befand sich mindestens ein Exemplar des Koran — und noch immer standen unter vielen Betten Schuhe.

Es war, als wäre ein UFO gelandet und hätte die Männer einkassiert und in den Weltraum entführt.

Auf der Oregon vergewisserte sich Hanley, dass die Antriebsdüsen einwandfrei arbeiteten, dann wandte er sich zu Eric Stone um. »Übernimm das Ruder«, sagte er, »ich gehe rüber.«

Stone nahm Max Hanleys Platz ein und veränderte die Position der Kameras an Deck, um das Geschehen lückenlos verfolgen zu können.

Hanley stieg auf die Akbar um und begab sich sofort zum Hauptsalon. Bob Meadows wanderte mit einem Geigerzähler um den langen Esstisch herum.

»Der Stein war hier«, meinte er, während Hanley den Raum durchquerte.

Am Ende des Aufgangs ließ sich Linda Ross, die für die Sicherheit und bestimmte Überwachungsaufgaben zuständig war, bei ihrer augenblicklichen Tätigkeit nicht stören. Sie hatte eine Sprayflasche mit einer blauen Flüssigkeit in der Hand und benetzte damit die Wände. Dann, während Hanley an ihr vorbeiging, setzte sie so etwas wie eine Schneebrille auf. Hanley ließ sich ebenso wenig von seinem augenblicklichen Vorhaben ablenken und setzte seinen Weg unbeirrt fort.

»Wenn sie auf ein anderes Schiff umgestiegen sind«, sagte Cabrillo zu Murphy genau in dem Moment, als Hanley die Kabinentür öffnete, »warum haben sie dann ihre persönlichen Sachen nicht mitgenommen?«

»Vielleicht wollten sie nichts bei sich haben, das sie mit diesem Ort hier hätte in Verbindung bringen können«, erwähnte Hanley als einen möglichen Grund.

»Das ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagte Cabrillo. »Sie machen sich die Mühe, jemanden zu entführen, den sie für den Emir von Katar halten, und dann lassen sie ihn mitsamt einer mehrere Millionen teuren Jacht völlig unbewacht zurück?«

»Vielleicht haben sie die Absicht, irgendwann wieder hierher zurückzukehren«, bot Mark Murphy eine Erklärung an.

In diesem Augenblick schob Eddie Seng den Kopf zur Kabinentür herein. »Max, Linda möchte dir was zeigen«, sagte er.

Die vier Männer drängten sich in den engen Gang, in dem Linda Ross arbeitete. Auf einer Wand waren bestimmte Bereiche durch Schaumspray voneinander abgegrenzt. Innerhalb der Schaumstreifen schimmerten die Wandbereiche bläulich. Linda Ross nahm ihre Spezialbrille ab und reichte sie Cabrillo. Sie enthielt sich jeden Kommentars.

Cabrillo setzte die Brille auf und betrachtete die Wand. Das fluoreszierende Leuchten von Blutspritzern erinnerte an ein Gemälde von Jackson Pollock. Cabrillo streifte die Brille ab und reichte sie an Max Hanley weiter.

»Sie haben versucht, alles zu reinigen«, sagte Linda Ross, »aber es war ein eiliger und schmutziger Job.«

In diesem Moment drang Stones Stimme aus dem Walkie-Talkie, das an Cabrillos Gürtel befestigt war.

»Juan, Max«, sagte er, »hier ist etwas, das müsst ihr euch ansehen.«

Die beiden Männer eilten durch den Korridor und den Hauptsalon hinaus aufs Achterdeck und zurück auf die Oregon. Kurz darauf marschierten sie durch den Korridor, an dessen Ende sich der Kontrollraum befand.

Cabrillo öffnete die Tür. Eric Stone deutete auf einen Monitor an der Wand.

»Zuerst dachte ich, es sei ein totes Walbaby«, sagte er, »bis es sich auf die andere Seite drehte und ich ein Gesicht sehen konnte.«

Eine zweite Leiche kam an die Oberfläche.

»Tom und Hali sollen sie rausfischen«, sagte Cabrillo zu Hanley. »Ich gehe wieder rüber.«

Cabrillo verließ den Kontrollraum und kehrte auf die Akbar zurück. Eddie Seng befand sich im Hauptsalon, als Cabrillo ihn betrat. »Bob ist überzeugt, dass sich das Objekt nur in diesem Raum befand«, meldete Seng. »Er sieht sich auch im restlichen Schiff um, aber bis jetzt war keine weitere Strahlung festzustellen.«

Cabrillo nickte.

»Linda hat im Ruderhaus und in den Kabinen sowie im Hauptsalon und in den Gängen Blut gefunden. Der Kapitän machte offenbar gerade Dienst, die Wächter und die übrige Mannschaft müssen wohl geschlafen haben.«

Cabrillo nickte wieder.

»Was immer sie erwischt hat, Juan«, sagte Eddie Seng, »es ist schnell und vernichtend über sie gekommen.«

»Ich gehe mal zum Ruderhaus.« Cabrillo entfernte sich.

Dort nahm er sich das Logbuch des Schiffs vor. Der letzte Eintrag war nur zwei Stunden alt und ergab nichts Außergewöhnliches. Wer immer die Besucher gewesen sein mochten, sie waren auf jeden Fall unangekündigt erschienen.

Nachdem Cabrillo das Ruderhaus verlassen hatte und seinen Rundgang fortsetzte, meldete sich sein Walkie-Talkie.

»Juan«, hörte er Julia Huxleys Stimme, »komm bitte sofort ins Lazarett.«

Cabrillo eilte durch die Akbar und kehrte auf die Oregon zurück.

Tom Reyes und Hali Kasim waren an Deck und hatten lange Bootshaken in den Händen. Sie schoben einen menschlichen Körper zu einem heruntergelassenen Netz, das am Kabel eines Ladebaums befestigt war. Cabrillo lief unter Deck und eilte zum Lazarett.

Ackerman lag unter einer elektrischen Heizdecke auf einem Untersuchungstisch.

»Er hat versucht zu reden«, berichtete Julia Huxley. »Ich habe alles mitgeschrieben, auch wenn es bis vor ein paar Minuten nur zusammenhangloses Zeug war.«

»Und was dann?«, fragte Cabrillo und blickte auf Ackerman hinab, dessen Augenlider jetzt zuckten. Ein Auge öffnete sich einen winzigen Spalt.

»Er erzählte irgendwas von dem Geist«, sagte sie, »nicht von einem Geist, sondern von dem Geist, als sei es ein Spitzname.«

In diesem Moment begann Ackerman noch einmal zu reden. »Ich hätte dem Geist niemals vertrauen dürfen«, murmelte er mit nachlassender Stimme. »Er hat die Uni … versi … tät gekauft und be … zahlt …«

Ackerman bäumte sich auf. Er zitterte nun am ganzen Körper.

»Mom«, hauchte er matt.

Und dann starb er.

Egal wie intensiv Julia Huxley ihn mit Elektroschocks bearbeitete, sein Herz wollte nicht wieder zu schlagen beginnen. Es war kurz nach Mitternacht, als sie ihn für tot erklärte. Cabrillo streckte die Hand aus und schloss behutsam Ackermans Augen, dann zog er die Decke über sein Gesicht und schaltete sie aus.

»Du hast getan, was du tun konntest«, sagte er zu Julia.

Danach verließ er das Lazarett und stieg zum Deck der Oregon hinauf.

Ackermans Worte hallten in seinem Kopf nach.

Am Heck des Schiffes traf er Max Hanley. Er betrachtete drei männliche Leichen, die aufgereiht vor ihm lagen. Er hielt den Din A4-großen Computerausdruck eines Bildes in der Hand.