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Zwei Callgirls standen ein gutes Stück weiter vorn an der Straßenecke und warteten darauf, dass die Verkehrsampel umsprang. Sie trugen hautenge Latexkleider und balancierten auf Schuhen mit hohen Plateausohlen. Ihre Haare waren zu kunstvollen Gebilden hochtoupiert. Die eine der beiden rauchte eine Zigarette, während die andere ihr Telefon am Ohr hatte und sich die Details ihres nächsten Engagements durchgeben ließ. Truitt griff nach oben und zog an den Schnüren, die bewirkten, dass die Bremsklappen sich aufstellten. Jeglichen Auftriebs plötzlich beraubt, sackte er wie ein Stein zu Boden. Er schaffte es gerade noch, mit seinen Beinen schnelle Laufbewegungen auszuführen, ehe seine Füße den Boden berührten, und rannte ein gutes Stück, bis er sein Gleichgewicht wiederfand und den Lauf nach und nach abbremsen konnte. Er war nur noch höchstens zwei Meter von den beiden Frauen entfernt, als er endlich in normales Schritttempo verfiel.

»Guten Abend, die Damen«, sagte Truitt, »wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich Sie gern zu einem Drink einladen.«

Weiter hinten rollte der rote Geländewagen mit dem Dreamworld-Logo aus der Hotelzufahrt. Der Wachmann am Lenkrad trat den Fuß aufs Gaspedal, und die Reifen rasten zwitschernd über den Asphalt.

Genau in diesem Augenblick tauchten Chuck Gunderson und Tracy Pilston im Jeep neben ihm auf.

»Steig ein!«, brüllte Gunderson.

Truitt sprang auf das Trittbrett und schwang sich dann auf den Rücksitz des Jeeps. Sobald er saß, gab Gunderson Vollgas und raste den Strip hinauf. Truitts Tasche stand auf dem Sitz neben ihm. Er öffnete den Reißverschluss, tauchte mit der Hand hinein und holte einen Metallkasten heraus.

»Wir werden verfolgt«, rief Gunderson nach hinten.

»Ich weiß«, erwiderte Truitt. »Wenn ich dir Bescheid sage, nimm den Gang raus und schalte den Motor aus.«

»Alles klar«, meldete Gunderson.

Sie waren mit fast hundertfünfzig Sachen unterwegs, doch der rote Geländewagen holte auf. Truitt drehte sich auf dem Rücksitz um und zielte mit dem Kasten auf den Kühlergrill des Geländewagens.

»Jetzt!«, rief er.

Gunderson schob den Ganghebel in Parkposition und schaltete den Motor aus. Die Scheinwerfer erloschen, und der Antrieb der Servolenkung stoppte. Gunderson hatte Mühe, ihn auf der Fahrbahn zu halten. Truitt legte am Kasten einen Schalter um. Ein Signal wurde ausgelöst, das die elektronischen Steuerelemente sämtlicher Automobile im näheren Umkreis lahm legte. Auch die Beleuchtung des roten Geländewagens fiel aus, und zugleich wurde er langsamer. Ein paar Taxis, die in Sichtweite auf der Straße unterwegs waren, kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen.

»Okay«, rief Truitt, »du kannst wieder starten!«

Gunderson drehte den Zündschlüssel, und der Motor des Jeeps heulte auf. Gunderson legte den Gang ein und startete durch. »Wohin?«, wollte er wissen.

»Habt ihr euer Gepäck dabei?«

»Wir haben im Hotel nur geduscht«, antwortete Tracy Pilston. »Unsere Reisetaschen sind im Flugzeug geblieben.«

»Dann nichts wie zum Flughafen«, sagte Truitt. »Wir sollten lieber aus Vegas verschwinden.«

Auf der Oregon stand Max Hanley neben dem Computer in Michael Halperts Büro. Die beiden Männer betrachteten konzentriert den Bildschirm.

»Dann brach die Verbindung ab«, sagte Halpert.

»Wie viele Daten haben wir aufgefangen?«, fragte Hanley.

»Ich muss erst einmal alles durchgehen«, antwortete Halpert, »aber es sieht so aus, als wäre es eine ganze Menge.«

»Fang am besten gleich mit der Analyse an«, entschied Hanley, »und gib mir sofort Bescheid, wenn du irgendetwas Wichtiges findest.«

In diesem Moment meldete sich Hanleys Intercom mit einem Piepen, und Eric Stones Stimme drang aus dem Lautsprecher.

»Max«, sagte Stone, »ich habe soeben von der Gulfstream die Nachricht erhalten, dass sie Las Vegas verlassen.«

»Ich komm gleich rüber«, sagte Hanley ins Mikrofon.

Er eilte durch den Korridor und stieß dann die Tür zum Kontrollraum auf. Eric Stone saß vor den Monitoren. Er wandte sich halb um, als Hanley eintrat, dann deutete er auf den Bildschirm. Eine Landkarte vom westlichen Teil der Vereinigten Staaten war zu sehen. Ein blinkender roter Lichtpunkt markierte die augenblickliche Position der Gulfstream. Der Jet war soeben im Begriff, auf seinem Weg nach Osten den Lake Mead zu überqueren. Gleichzeitig klingelte Hanleys Telefon.

»Hanley.«

»Sind die Dateien bei euch angekommen?«, fragte Truitt.

»Einige haben wir hier«, antwortete Hanley. »Michael überprüft sie gerade. So wie es aussieht, wurde die Übertragung mittendrin abgebrochen — hast du Schwierigkeiten bekommen?«

»Die Zielperson kam überraschend zurück, während ich die Daten zu euch rüberschickte«, sagte Truitt. Er musste seine Stimme erheben, um den Düsenlärm der Gulfstream zu übertönen. »Wahrscheinlich hat der Kerl die Verbindung sofort getrennt.«

»Das bedeutet gleichzeitig: Er weiß, dass jemand hinter ihm her ist.«

»Genau«, bestätigte Truitt.

»Was hast du sonst noch?«

Truitt griff in seine Jacke und holte die Fotos, die er aus Hickmans Büro hatte mitgehen lassen, aus der Jackentasche. Er schaltete das Telefax ein, das an den Telefonkanal angeschlossen war, und schob das erste Foto in den Scannerschlitz.

»Ich schicke euch ein paar Fotos«, sagte Truitt.

»Wer ist drauf?«, fragte Hanley.

»Genau das sollt ihr rausfinden.«

31

»Verdammt noch mal, das ist wirklich ein Problem«, sagte der Präsident zu Langston Overholt.

Eine Stunde zuvor hatte der englische Premierminister den Präsidenten darüber informiert, dass sie an einem Ort weniger als neunzig Kilometer von London entfernt einen griechischen Schiffskapitän mit Strahlenschäden gefunden hätten. Während sich der Präsident und Overholt unterhielten, glühten die abhör- und anzapfsicheren Leitungen zwischen den beiden Ländern immer noch von der Flut der Informationen, die sie übermittelt hatten.

»Wir haben sowohl mit den Russen als auch mit der Corporation zusammengearbeitet, um die Waffe zu bergen«, sagte Overholt, »aber sie ist trotzdem nach England gelangt.«

»Wollen Sie, dass ich das unserem engsten Verbündeten erzähle?«, fragte der Präsident. »Dass wir zwar alles versucht haben, dass aber alles umsonst war?«

»Nein, Sir«, erwiderte Overholt.

»Nun, wenn derjenige, der hinter dieser Sache steckt, die Bombe und den Meteoriten zusammenbringt, dann dürften sich London und die umliegende Gegend in eine Wüste verwandeln. Und egal, was Sie im Zusammenhang mit der Bombe als Entschuldigung vorbringen wollen, die Panne mit dem Meteoriten geht voll und ganz auf unser Konto.«

»Das ist mir klar, Sir«, sagte Overholt.

Der Präsident erhob sich aus seinem Schreibtischsessel im Oval Office. »Hören Sie gut zu«, sagte er mit einer Stimme, in der nur mühsam unterdrückter Zorn mitschwang. »Ich will Ergebnisse, und zwar schnell.«

Overholt erhob sich ebenfalls. »Jawohl, Sir«, sagte er.

Dann trat er zur Tür.

»Juan verfolgt immer noch den Meteoriten«, gab Hanley über die sichere Leitung an Overholt durch. »Zumindest war das den Worten des Hubschrauberpiloten zu entnehmen, der vor ein paar Minuten angerufen hat.«

»Der Präsident ist völlig aus dem Häuschen«, sagte Overholt.

»Hey«, sagte Hanley, »machen Sie uns keinen Vorwurf — die englischen Düsenjäger sind zu spät gekommen. Wären sie rechtzeitig eingetroffen, hätten wir den Meteoriten längst sicher im Sack.«

»Der letzten Meldung der Engländer zufolge haben sie die Cessna in Inverness zur Landung gezwungen und waren gerade dabei, das Flugzeug zu durchsuchen.«