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»Was immer der Fall sein mag«, sagte Hickman, »ich habe mich des Problems angenommen. Sie steigen in Newcastle upon Tyne aus und deponieren das Paket in einem Schließfach. Dann gehen Sie zur nächsten Toilette und verstecken den Schließfachschlüssel im Wasserkasten der Toilette, die am weitesten vom Eingang entfernt ist. Ich habe bereits alles Notwendige arrangiert: Jemand wird das Paket abholen und zu seinem Bestimmungsort bringen.«

»Was soll ich dann tun?«, fragte der Mann, während er aus dem Zugfenster schaute. Das Schild verkündete Bedlington. Er war noch knapp fünfzig Kilometer von seinem neuen Zwischenstopp entfernt.

»Fahren Sie mit einem Mietwagen zu dem vereinbarten Ort in Maidenhead«, sagte Hickman und las von einem Zettel eine Adresse ab, »und warten Sie dort mit den restlichen Leuten aus Calais auf mich.«

»Klingt richtig gut«, sagte der Mann.

»Das ist es auch«, stimmte Hickman zu.

Zur gleichen Zeit, als George Adams und Juan Cabrillo nach London flogen, überquerte die Oregon den fünfundfünfzigsten Breitengrad vor Newcastle upon Tyne. Michael Halpert saß in seinem Büro und betrachtete einen Stapel Dokumente, die aus den Dateien stammten, die Dick Truitt ihm geschickt hatte. Halpert unterstrich verschiedene Sätze mit einem leuchtend gelben Marker, als plötzlich einer der Computer in seinem Büro einen Piepton von sich gab und der Drucker startete.

Halpert wartete, bis er seine Arbeit beendet hatte, dann holte er das Dokument aus dem Ausgabefach und las es.

Die Bilder, die Truitt gestohlen hatte, hatten in einer militärischen Datenbank einen Treffer erzielt. Das Gesicht gehörte einem gewissen Christopher Hunt aus Beverly Hills, Kalifornien. Hunt war Offizier in der U.S. Army gewesen, bis er in Afghanistan gefallen war. Warum hatte Hickman das Foto eines toten Soldaten in seinem Büro? In welcher Verbindung konnte es zu dem Diebstahl des Meteoriten stehen?

Michael Halpert beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, ehe er sich mit Max Hanley in Verbindung setzte.

Nebile Lababiti betrachtete voller Schadenfreude die Bombe, die ins Licht einer Taschenlampe getaucht war. Sie stand auf dem Fußboden eines im Parterre gelegenen Ausstellungsraums am Strand, der sich unter Lababitis Apartment befand. Der Raum stand seit einigen Monaten leer, Lababiti hatte das Schloss in der vergangenen Woche aufgebrochen und es dann ausgewechselt, so dass er den einzigen Schlüssel dazu besaß. Solange niemand auf die Idee käme, den Ausstellungsraum einem potenziellen Mieter zeigen zu wollen, war er aus dem Schneider.

Der Raum verfügte über eine eigene Garage mit Laderampe. Es war der ideale Ort, um die Bombe für den Transport zum Park in ein Fahrzeug einzuladen. Vor neugierigen Blicken geschützt, aber leicht und schnell zugänglich. Alles passte perfekt zusammen, dachte er.

Er knipste die Taschenlampe aus, verließ den Ausstellungsraum und ging über die Straße zu einem Pub in der Nähe des Savoy Hotels. Dort bestellte er sich ein Glas Bier und träumte von Tod und Vernichtung.

35

Es war der 30. Dezember 2005. Bob Meadows und Eddie Seng waren per Auto unterwegs nach London. Es herrschte dichter Verkehr, und die Straßen waren glatt vom Regen. Seng suchte im Radio eine Station mit einem aktuellen Wetterbericht und hörte dann aufmerksam zu, als der Ansager eine detaillierte Vorhersage verlas. Das Armaturenbrett des Range Rover erstrahlte in mattem Licht, das Heizgebläse lief auf vollen Touren.

Eddie Seng schaltete das Radio aus.

»In einer Stunde soll aus dem Regen Schnee werden«, verkündete er. »Wie schaffen es Menschen, hier zu leben?«

»Es ist ziemlich trostlos, das ist schon wahr.« Bob Meadows blickte in die zunehmende Dunkelheit hinaus. »Aber sieh dir nur mal an, wie erstaunlich beschwingt die Leute sind.«

Eddie Seng ignorierte diesen Kommentar. »Der typische Freitagabendverkehr«, sagte er, »alles fährt nach London, um ins Theater zu gehen oder sich sonst wie die Zeit zu vertreiben.«

»Mich wundert, dass Max noch nicht zurückgerufen hat«, sagte Bob Meadows.

Nach Verlassen des Pubs hatte Meadows Max Hanley angerufen, um ihm ihre gewonnenen Erkenntnisse zu übermitteln.

»Die Oregon hat im Augenblick sicherlich mit einer ziemlich rauen See zu kämpfen«, sagte Eddie Seng, während er behutsam bremste und sich im Schritttempo dem Ende einer Autoschlange näherte, die einige Kilometer lang war.

Es war kalt auf der Nordsee, aber nicht so rau, wie man es eigentlich hätte erwarten können. Der Sturm, der von Norden heranzog, drückte auf das Wasser, und abgesehen von einem deutlichen Temperaturabfall während der letzten Stunde hatten die Leute auf der Oregon keine wesentlichen Veränderungen bemerken können.

Unter Deck hatte es Kevin Nixon im Zauberladen ausgesprochen warm. Die letzten Tage hatte er sich ausschließlich mit Al-Khalifas gerettetem Satellitentelefon befasst. Der Apparat war im Seewasser gelandet, als die Leiche über Bord geworfen worden war. Da die thermalen Kamine den Körper sehr schnell aufgebläht hatten und er daher mit dem Telefon in der Tasche schnell wieder an die Wasseroberfläche aufgestiegen war, hatte das Innenleben des Mobiltelefons kaum Gelegenheit zum Korrodieren gehabt.

Kevin Nixon hatte das Gerät auseinandergenommen und sorgfältig gereinigt. Nachdem er das Telefon wieder zusammengesetzt hatte, funktionierte es jedoch noch immer nicht. Daher hatte er entschieden, einen Minibackofen aus der Küche zu zweckentfremden und darin die Leiterplatinen zu erhitzen, um sichergehen zu können, dass wirklich jeder Tropfen Feuchtigkeit verdunstete. Mit einer medizinischen Pinzette hatte er die Bauelemente aus dem Ofen gefischt, das Telefon wieder zusammenmontiert und dann frische Batterien eingelegt.

Nach dem Einschalten wurde die Tastaturbeleuchtung aktiviert, und auf dem Display erschien der Hinweis auf eingegangene Nachrichten und Anrufe.

Kevin Nixon lächelte zufrieden und streckte die freie Hand nach dem Intercom aus.

Max Hanley und Eric Stone hatten sich die Information vorgenommen, die Eddie Seng und Bob Meadows übermittelt hatten. Ihnen war es gelungen, mit einem Hackerprogramm in die Datenbank der British Motor Vehicles Registry einzudringen und zu dem Motorradkennzeichen einen Namen und eine Adresse ausfindig zu machen. Danach verglichen sie die Information über Nebile Lababiti mit einer anderen Datenbank und erhielten nähere Angaben über seine Bankverbindungen und sein Besuchervisum. Im Augenblick war Stone damit beschäftigt, die erhaltenen Daten abzugleichen.

»Die Bankschecks, mit denen er seine Miete bezahlt, passen nicht zu der Adresse, die er bei der Passkontrolle angegeben hat«, stellte Eric fest. »Ich habe den Namen des Gebäudes, auf den seine Mietschecks ausgestellt wurden, durch ein Kartografieprogramm laufen lassen und die Adresse gefunden. Der Passkontrolle hat er erklärt, er wohne in Belgravia in London. Das Haus, für das er Miete zahlt, ist jedoch ein paar Kilometer weiter entfernt, und zwar in der Nähe des Strandes.«

»Diese Straße kenne ich«, sagte Max Hanley. »Als ich das letzte Mal in London war, habe ich in einem Restaurant, das Simpson’s hieß, an dem Strand gegessen.«

»Und war es gut?«.

»Das Restaurant existiert seit 1828«, sagte Hanley. »Kein Laden kann sich so lange halten, wenn das Essen schlecht ist. Roastbeef, Lammbraten, gute Desserts.«

»Und wie ist die Straße«, fragte Stone, »der Strand, meine ich?«

»Viel Betrieb«, antwortete Hanley, »Hotels, Restaurants, Theater. Nicht gerade der ideale Ort für eine Geheimoperation.«

»Aber offenbar bestens geeignet für einen Terroranschlag.«

Max Hanley nickte. »Such mal den nächsten Hubschrauberlandeplatz.«

»Bin schon dabei«, sagte Eric Stone.