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»Ich rufe Overholt an und bitte ihn, die Polizei in Las Vegas darauf anzusetzen«, sagte Cabrillo. »Ihr solltet euch lieber ausruhen. Ich habe das Gefühl, als hätten wir morgen einen langen Tag vor uns.«

Meadows und Seng gingen hinaus, Truitt aber blieb noch.

»Ich habe in der Gulfstream geschlafen, Juan«, sagte er. »Du könntest mir die Adressen geben, die du dir beschafft hast, damit ich sie überprüfe.«

Cabrillo nickte und reichte Truitt einen Notizzettel. »Sei morgen früh um acht wieder hier, Dick«, sagte er. »Dann sind auch unsere restlichen Leute da.«

Truitt nickte und ging auf sein Zimmer, um sich umzuziehen. Fünf Minuten später fuhr er mit dem Lift nach unten.

Michael Halpert schob eine Nachtschicht. Die Oregon dampfte in Richtung London, gesteuert von einer Minimalbesatzung. Die anderen Leute hatten sich in ihre Kabinen zum Schlafen zurückgezogen, und auf dem Schiff war alles still. Halpert liebte diese Art von Einsamkeit. Nachdem er den Befehl in den Computer eingegeben hatte, die Datenbanken des Verteidigungsministeriums zu durchsuchen, begab er sich in die Messe, wo er sich ein Brötchen toastete und eine frische Kanne Kaffee kochte. Er schmierte Streichkäse auf das Brötchen, wickelte es in Wachspapier ein, nahm die Kanne Kaffee und kehrte mit diesem Imbiss in sein Büro zurück.

Ein einzelnes Blatt Papier lag im Ausgabekorb seines Druckers. Er nahm es heraus und überflog es. Christopher Hunts nächste Angehörige war seine Mutter, Michelle Hunt, die in Beverly Hills, Kalifornien, wohnte.

Halpert gab ihren Namen in den Computer ein und machte sich auf die Suche nach Informationen über sie.

In London war es vier Uhr früh, als die Hawker 800XP mit Hickman an Bord in Heathrow landete. Abgeholt wurde er von einem schwarzen Rolls-Royce, der direkt neben der Landebahn wartete. Kurz darauf rollte der Wagen durch die verlassenen Straßen in Richtung Maidenhead.

Hickman wollte bei den Maidenhead Mills sein, wenn dort der Dienst begann. Seine restlichen Leute sollten schon bald aus Calais eintreffen, und er musste noch einiges erledigen. Er betrachtete den Glasbehälter mit den Seuchenerregern, den er von Vanderwald gekauft hatte. Ein wenig davon und ein wenig Meteoritenstaub — und voilà!

Wenn man die Lage im East End Londons bedachte, dann erschien das Innere des Hauses äußerst luxuriös. Lange der verrufenste Teil Londons, hatte das East End in den letzten Jahren als Wohnviertel erheblich an Beliebtheit gewonnen, da die hohen Preise in Central London die Bürger zunehmend aus dem Stadtzentrum vertrieben hatten.

Das zweistöckige Haus in der Kingsland Road, nicht weit vom Geffrye Museum, hatte die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs nahezu unbeschadet überstanden. Nachdem es einige Jahre als Pension für die Immigranten, die sich Ende des vergangenen Jahrhunderts in dieser Gegend niederließen, gedient hatte, war es während der letzten Jahre von einem Gangsterclan, der nach ihrem Anführer, Derek Goodlin, benannt wurde, renoviert und zu einem Edelbordell umgebaut worden.

Im Parterre befand sich ein Salonbereich mit Séparées und einem Pub. Der erste Stock bestand zum größten Teil aus einem Spielkasino mit einer langen Bar im rückwärtigen Teil des Saales, und der zweite Stock beherbergte die Zimmer, die entsprechend ausgestattet waren, um die verschiedensten Neigungen und Fantasien der zahlungskräftigen Kundschaft zu befriedigen.

Sobald Lababiti in seinem Jaguar vorgefahren und mit Amad ausgestiegen war, wurde Derek Goodlin, der an diesem Abend als Gastgeber im Haus fungierte, von seiner Ankunft unterrichtet. Goodlin, der wegen seiner kleinen glänzenden Augen und seiner pockennarbigen Haut hinter seinem Rücken »Bugs« genannt wurde, nahm die Nachricht grinsend zur Kenntnis, eilte zur Tür und begann im Geiste bereits das Geld zu zählen, das ihm dieser Besuch einbringen würde.

Goodlin hatte schon früher mit dem Araber zu tun gehabt, und er wusste, dass das Haus Tausende verdienen würde, ehe Lababiti Feierabend machte.

»Chivas und Coke«, bestellte Goodlin beim Barkeeper, während er durch den Saal hastete, um seinen Gast zu begrüßen.

Er riss die Tür auf und entblößte seine dünnen, spitzen Zähne mit einem breiten Grinsen. »Mr. Lababiti«, sagte er mit der warmen Herzlichkeit einer in einen Eisblock eingeschlossenen Schlange, »wie schön, dass Sie uns heute Abend die Ehre geben.«

Lababiti verachtete Goodlin. Er stellte all das dar, was mit dem Westen nicht in Ordnung war. Goodlin verkaufte Sünde und Verworfenheit — die Tatsache, dass Lababiti hier ein treuer Abnehmer war, machte da kaum einen Unterschied.

»’n Abend, Derek«, sagte Lababiti reserviert, während er das Glas entgegennahm, das ihm der Kellner reichte. »Wie ich sehe, machen Sie noch immer Ihre fragwürdigen Geschäfte.«

Goodlin grinste verschlagen. »Ich liefere nur, was die Leute haben wollen«, sagte er.

Lababiti nickte und gab Amad ein Zeichen, ihm zu folgen. Er ging auf die mit üppigen Schnitzereien versehene Mahagonibar im Gastraum zu. Dort ließ er sich an einem runden Tisch, auf dem eine brennende Kerze stand, in einen Sessel sinken. Goodlin folgte ihm wie ein Schoßhündchen.

»Wollen Sie heute Abend noch ein Spielchen machen?«, erkundigte er sich, sobald die beiden Besucher saßen.

»Vielleicht später«, sagte Lababiti, »zuvor aber können Sie meinem Freund hier einen Arrak bringen, und dann bitten Sie Sally an unseren Tisch.«

Goodlin gab dem Kellner ein Zeichen, eine Flasche dieses starken orientalischen Getränks mit Lakritzgeschmack sowie ein Glas an den Tisch zu bringen, dann wandte er sich wieder zu Lababiti um. »Sally Forth oder Sally Spanks.«

»Forth für ihn«, antwortete Lababiti und deutete auf seinen Begleiter, »und Spanks für mich.«

Goodlin entfernte sich, um den Frauen Bescheid zu sagen. Nur Sekunden später stellte der Kellner die Flasche Arrak und ein Glas auf den Tisch. Amad, der am nächsten Tag sterben sollte, sah noch immer völlig verängstigt aus.

Derek Goodlin schloss die Tür hinter Lababiti und seinem Freund, dann kehrte er in sein Büro zurück. Er setzte sich und begann einen Stapel Geldscheine zu zählen, während er gelegentlich von seinem Kognak trank, den er sich kurz zuvor eingeschenkt hatte. Es war ein guter Abend gewesen. Der Araber und sein stummer Begleiter hatten seine Tageseinnahme um fünftausend Pfund erhöht. Dies, zusammen mit dem japanischen Stammgast, der beim Roulette schwere Verluste hatte hinnehmen müssen, bescherte ihm gegenüber dem vorangegangenen Abend einen um dreißig Prozent höheren Gewinn.

Er umwickelte einen Stapel Pfundnoten mit einem Gummiband, um ihn in den Safe zu legen, als es an der Tür klopfte. »Moment«, sagte er, während er das Geld im Safe deponierte, die Tür schloss und das Zahlenrad mehrmals drehte.

»Okay«, sagte er schließlich, sobald der Safe geschlossen war, »herein.«

»Ich komme wegen meines Lohns«, sagte Sally Forth, »außerdem wird es mein letzter sein.«

Die Haut um ihr linkes Auge war bläulich angelaufen und geschwollen.

»Lababiti?«, fragte Goodlin. »Ich dachte, du solltest dich um den Jungen kümmern.«

»Das habe ich auch getan«, sagte Sally. »Er wurde etwas gemein, nachdem …«

»Nachdem was?«, fragte Goodlin.

»Nachdem er ihn nicht hochkriegen konnte«, antwortete Sally Forth.

Goodlin holte einen der Briefumschläge, die er für die Mädchen, die an diesem Abend gearbeitet hatten, vorbereitet hatte, aus seiner Schreibtischschublade und reichte ihn über den Tisch. »Ruh dich ein paar Tage aus«, sagte er, »und komm am Mittwoch wieder zur Arbeit.«

Sie nickte müde, verließ das Büro und humpelte durch den Korridor.

Nebile Lababiti lenkte den Jaguar durch die Leadenhall Street nach Westen. Amad saß stumm auf dem Beifahrersitz.