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Hickmans Blick wanderte weiter. »Sind das dort die Gebetsteppiche für Saudi-Arabien?«, fragte er und deutete auf drei große stählerne Frachtcontainer in der Nähe der Spinnmaschine und unweit des Tors zu den Laderampen. »Darf ich sie mal sehen?«

»Natürlich, Sir«, sagte Gibb, schloss jeden der Container auf und öffnete die Türen, »und sie hätten schon längst geliefert werden müssen.«

Hickman warf einen Blick hinein. Jeder der Container war so groß wie der Aufleger eines Sattelschleppers. Ihre Größe war so bemessen, dass sie in den Laderaum einer 747 Frachtmaschine passten. Die Teppiche hingen, an Spannern befestigt, von der Decke der Container herab, so weit das Auge reichte. Jeder Container musste mehrere tausend Stück enthalten.

»Warum werden sie nicht aufgestapelt?«, fragte Hickman.

»Wir müssen sie mit Insektiziden und Desinfektionsmitteln besprühen, ehe sie in Saudi-Arabien eingeführt werden dürfen. Auf diese Weise wollen sie sich da unten vor Rinderwahnsinn oder irgendeinem anderen Krankheitserreger schützen — dieses Verfahren ist mittlerweile in jedem Land vorgeschrieben«, sagte Gibb.

»Lassen Sie die Container offen«, sagte Hickman, »und geben Sie mir die Schlüssel.«

Gibb nickte und reichte Hickman das Gewünschte.

»Wann kommen die Arbeiter aus dem Urlaub zurück?«, fragte Hickman.

»Am Montag, dem zweiten Januar«, antwortete Gibb und folgte Hickman, der an den Maschinen vorbeiging und in die Vorhalle zurückkehrte.

»Ich habe in den USA einige Helfer angeheuert. Die Erledigung dieses Auftrags hat für uns höchste Priorität«, sagte Hickman, als sie die Vorhalle mit den Büros betraten. »Zeigen Sie mir jetzt bitte ein Büro, von wo aus ich telefonieren kann?«

Gibb deutete auf eine Treppe, die zu einem rundum verglasten Büro führte, von dem aus die gesamte Fabrikhalle zu überblicken war. »Sie dürfen gern meines benutzen, Sir. Es ist offen.«

Hickman lächelte und schüttelte Gibb die Hand. »Mr. Gibb«, sagte er freundlich, »ich denke, Sie sollten jetzt schnellstens zu Ihrer Familie zurückkehren. Ich sehe Sie dann am Montag.«

Gibb nickte, machte ein paar Schritte in Richtung Tür und blieb dann stehen. »Mr. Hickman«, sagte er zögernd, »möchten Sie heute Abend nicht zu uns kommen und mit uns den Jahreswechsel feiern?«

Hickman war schon auf halbem Weg zur Treppe und wandte sich zu Gibb um. »Das ist ein überaus liebenswürdiges Angebot«, sagte er, »aber der Jahreswechsel ist für mich immer eine Zeit der stillen Einkehr.«

»Haben Sie keine Familie, Sir?«, fragte Gibb.

»Ich hatte einen Sohn«, antwortete Hickman leise, »er wurde ermordet.«

Damit machte er kehrt und ging weiter zur Treppe.

Gibb machte ebenfalls kehrt und ging durch die Tür hinaus. Hickman war überhaupt nicht so, wie die Zeitungen immer schrieben. Er war eigentlich nur ein einsamer alter Mann, völlig durchschnittlich. Vielleicht, dachte Gibb, sollte ich meinen Entschluss, mich zur Ruhe zu setzen, noch einmal überdenken — wenn Hickman mein neuer Chef ist, könnten sich interessante Möglichkeiten für mich ergeben.

Hickman betrat das Büro und griff nach dem Telefonhörer.

Cabrillo betrat die Lobby mit Eddie Seng und Bob Meadows im Schlepptau. Ein blonder Mann in einem schwarzen Anzug und mit auf Hochglanz polierten schwarzen Schuhen kam sofort auf sie zu.

»Mr. Fleming hat einen Teil des Speisesaals absperren lassen, damit Sie ungestört konferieren können«, sagte der Mann. Fleming war der Chef des MI5. »Kommen Sie bitte hier entlang.«

Seng und Meadows gingen zum Eingang. Wie auf ein geheimes Zeichen hin erhoben sich mehrere Männer, die in der Lobby gesessen und Zeitung gelesen hatten, und folgten ihnen. Also wären sie bei ihrem Rundgang nicht allein.

Cabrillo folgte dem blonden Mann in den Speisesaal. Sie bogen in einen Flur ein, der nach links führte und erreichten einen Raum, in dem ein Mann an einem Tisch saß. Auf dem Tisch wartete eine Teekanne und eine silberne Platte mit Gebäck.

»Juan«, sagte der Mann und erhob sich.

»John«, erwiderte Cabrillo und streckte die Hand aus.

»Das ist alles«, sagte Fleming zu dem blonden Mann, der daraufhin den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.

Fleming deutete einladend auf einen Stuhl, und Cabrillo setzte sich. Fleming schenkte Cabrillo eine Tasse Tee ein und schob den Teller mit dem Gebäck zu seinem Gast hinüber.

»Ich habe schon gegessen«, sagte Cabrillo und zog den Tee zu sich heran.

Fleming musterte Cabrillo einige Sekunden lang nachdenklich, dann gab er sich einen Ruck. »Also, Juan«, sagte er, »was zum Teufel ist hier eigentlich los?«

Im Konferenzraum der Oregon waren alle Plätze besetzt. Max Hanley kam als Letzter herein, trat zu einem Rednerpult und legte einen Schnellhefter darauf ab.

»Die Lage stellt sich wie folgt dar«, begann Hanley. »Wir glauben, dass sich die Bombe irgendwo im West End von London befindet. Richard hat das Apartmenthaus, das unsere Hauptperson, Nebile Lababiti, verdeckt gemietet hat, überprüft und gestern Abend beobachten können, wie Lababiti und eine andere männliche Person nach Hause kamen. Nachdem sie das Apartment betreten haben, hat Richard den Bereich vor der Wohnungstür mit einem Geigerzähler überprüft, jedoch keinerlei verräterische Strahlung gefunden. Ihr sechs werdet Juan notfalls unterstützen. Er, Bob und Eddie sind bereits an Ort und Stelle. Richard hat überdies einen Peilsender an Lababitis Jaguar befestigen können, doch bisher hat es in dieser Richtung keinerlei Aktivitäten gegeben.«

»Von welchem Zeitplan können wir ausgehen?«, fragte Linda Ross.

»Wir rechnen immer noch mit einem Angriff genau zum Jahreswechsel«, antwortete Hanley, »sozusagen als symbolische Geste.«

»Wir erhalten doch sicher genauere Anweisungen, wenn wir in London sind, nicht wahr?«, wollte Mark Murphy wissen.

»Richtig«, sagte Hanley. »Juan stimmt sich mit dem MI5 ab. Dessen Leute und Juan werden euch eure Aufgaben detailliert zuweisen.«

Hanleys Pieper erklang. Er hakte ihn von seinem Gürtel los und blickte auf das Display. »Okay, Leute«, sagte er, »Richard ist eingetroffen, um euch nach London zu bringen. Er wartet draußen. Denkt daran, die Kisten mit der Ausrüstung mitzunehmen, die Kevin für euch vorbereitet hat. Sie stehen an der Gangway. Noch Fragen?«

Niemand meldete sich.

»Dann viel Glück«, sagte Hanley.

Die sechs verließen den Konferenzraum.

Cabrillo brachte Fleming auf den neuesten Stand und trank einen Schluck Tee.

»Der Premierminister wird große Probleme haben, die Öffentlichkeit im Ungewissen zu lassen«, gab Fleming zu.

»Ihnen dürfte doch klar sein, dass die Hammadi-Gruppe, wenn sie erfährt, dass ihre Tarnung aufgeflogen ist, die Bombe jederzeit zünden kann«, erwiderte Cabrillo. »Unsere beste Chance ist es, mit Hilfe der Stimmaufnahme von Al-Khalifa mit ihnen Kontakt aufzunehmen, oder einfach darauf zu warten, dass sie etwas tun, und ihnen zur Bombe zu folgen, um sie dann zu entschärfen.«

»Wir könnten das Konzert ausfallen lassen«, sagte Fleming. »Das würde wenigstens die Anzahl der Menschen in dieser Gegend erheblich reduzieren.«

»Ich denke, dies wäre für die Hammadi-Gruppe ein Alarmsignal«, sagte Cabrillo.

»Wir müssen zumindest die königliche Familie und den Premierminister an einem sicheren Ort unterbringen«, sagte Fleming.

»Wenn Sie das schaffen, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt«, sagte Cabrillo, »dann tun Sie es um Gottes willen.«