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Der Emir nickte. »Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«

Und Cabrillo begann mit seinen Ausführungen.

47

Die drei mit vergifteten Gebetsteppichen gefüllten Frachtcontainer standen am Rand des Frachtterminals des Riyadh Airport hinter einem Maschendrahtzaun, der eine Fläche von mehreren Fußballfeldern umschloss. Wäre die Zeit bis zum Beginn des Haddsch nicht so knapp gewesen, wären die Teppiche längst weitertransportiert und ausgeladen worden. Da sie jedoch zu spät eingetroffen waren, mussten sie mit einem weitaus ungünstigeren Platz auf der Prioritätenliste vorlieb nehmen. Solange sie sich am Tag vor dem Beginn des Haddsch in der Nähe der Kaaba befanden, betrachtete Al-Sheik diesen Punkt als erfolgreich erledigt.

Im Augenblick war der Planer mit weitaus dringenderen Angelegenheiten beschäftigt. Es gab da noch fast eine Million Plastikflaschen mit Mineralwasser, die verteilt werden mussten, zehntausend tragbare Toiletten zur Ergänzung derer, die bereits auf dem Gelände aufgestellt worden waren, sechs vollständige in Zelten untergebrachte Erste-Hilfe-Stationen, die den äußersten Ring um das Gelände bildeten, und zehntausend tragbare Mülleimer.

Kartons mit bedruckten Flugblättern und Souvenirs, kostenlose Koran-Exemplare und Postkarten und Kartons voller Tuben mit Sonnencreme warteten auf Paletten auf ihre weitere Verwendung. Lebensmittel für die Pilger, sechstausend Besen für die Arbeiter, um den täglich anfallenden Schmutz zu entfernen, tragbare Schirme für den Fall, dass es regnete. Und schließlich zwölf große Kisten mit Ventilatoren, die zur Belüftung an entsprechenden Stellen innerhalb der Großen Moschee aufgestellt werden sollten.

Doch Al-Sheik hatte mit den Sicherheitsmaßnahmen nichts zu tun.

Dafür war die saudi-arabische Geheimpolizei zuständig.

In einem abgesperrten Bereich des Frachtterminals wurden bereits Lastwagen beladen, um sicherheitsrelevante Gerätschaften nach Mekka zu bringen — unter anderem eine vollständig ausgerüstete Kommandoeinrichtung mit Funkgeräten und Videoüberwachung; einhunderttausend Schuss Munition und Tränengas für den Fall, dass es zu Unruhen kommen sollte; eintausend Plastikhandschellen; vierzig ausgebildete Hunde mitsamt Zwingern, Nahrung und zusätzlichen Leinen und Halsbändern sowie ein Dutzend gepanzerte Mannschaftswagen, vier Panzer und Tausende von Soldaten.

Der alljährliche Haddsch war ein Riesenunternehmen, deren Kosten die saudische Königsfamilie übernahm.

Al-Sheik betrachtete sein Klemmbrett und hakte dann einen Lastwagen ab, der soeben das Flughafengelände verließ.

Der Emir hatte seinen heißen Tee getrunken und Cabrillo fast zwanzig Minuten lang zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. Schließlich trat Stille ein.

»Gestatten Sie mir, Sie wenigstens ansatzweise mit der Geschichte des Islam vertraut zu machen?«

»Sehr gern«, sagte Cabrillo.

»Es gibt drei wichtige Orte für die islamische Religion, und zwar liegen zwei dieser Orte in Saudi-Arabien und der dritte in Israel. Der erste und heiligste Ort ist die Al-Haram-Moschee in Mekka, wo sich die Kaaba befindet, der zweite Ort ist Masjid al-Nabawi, die Moschee des Propheten in Medina, mit dem Grab Mohammeds. Der dritte Ort ist Masjid al-Aksa in Jerusalem, wo Mohammed auf einem Pferd zum Himmel aufgefahren ist, um mit Allah zu sprechen.«

Der Emir machte eine kurze Pause, trank von seinem Tee und fuhr dann fort.

»Die Kaaba ist für Muslime von ganz besonderer Bedeutung. Sie ist der Ort, an dem fünfmal am Tag gebetet wird: der Mittelpunkt unseres Glaubens. Hinter den Tüchern, die den heiligen Ort der Kaaba verhüllen, in dem Gebäude selbst, befindet sich der so genannte Schwarze Stein, den Abraham vor vielen Jahrhunderten gefunden und eigenhändig dort abgesetzt hat.«

Juan Cabrillo und Pete Jones nickten.

»Wie Sie bereits erwähnten, soll es sich bei diesem Stein um einen Meteoriten handeln, der von Allah den Gläubigen geschickt worden ist«, fügte der Emir hinzu.

»Könnten Sie den Stein etwas genauer beschreiben?«, fragte Jones.

Der Emir nickte. »Ich habe ihn selbst schon mehrmals berührt. Der Stein ist rund, mit einem Durchmesser von etwa dreißig Zentimetern. Und er ist schwarz. Was sein Gewicht betrifft, so kann ich nur schätzen, und ich würde sagen, er dürfte um die hundert Pfund schwer sein.«

»Das sind ungefähr auch die Maße des auf Grönland gefundenen Meteoriten«, stellte Cabrillo fest.

Die Miene des Emirs zeigte einen Ausdruck des Erschreckens.

»Ich habe vergessen, etwas Bestimmtes zu erwähnen, Euer Exzellenz«, sagte Cabrillo. »Unsere Wissenschaftler haben Grund zu der Annahme, dass in dem Grönland-Meteoriten ein Virus eingeschlossen ist, das freigesetzt werden könnte, wenn die Kugel gespalten wird.«

»Was für eine Art von Virus?«, wollte der Emir wissen.

»Ein Virus, das Sauerstoff mit enormer Geschwindigkeit verschlingt«, erklärte Cabrillo, »und auf diese Art und Weise ein Vakuum erzeugt, das alles, was sich in seiner Nähe befindet, in sich hineinsaugt.«

»Das wäre der Weltuntergang.« Der Emir war entsetzt.

»Ich muss irgendwie nach Saudi-Arabien«, sagte Cabrillo schnell, »um das zu verhindern.«

»Dies, mein Freund, ist schwieriger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag«, sagte der Emir. »Seit dem Golfkrieg 2003 unterhalten König Abdullah und ich eine ziemlich schwierige Beziehung. Meine umfangreiche und ständige Unterstützung der Vereinigten Staaten — ich gestatte Soldaten ungehinderten Zugang in mein Land und den Bau einer Flugbasis — hat unsere Freundschaft empfindlich gestört, zumindest nach außen hin. Um die Hardliner in seinem Land friedlich zu stimmen und an der Macht zu bleiben, hat er mich öffentlich angreifen und verurteilen müssen.«

»Wenn Sie ihm die drohende Gefahr erklären, wird er sich gewiss besinnen«, sagte Jones.

»Ich werde es gerne versuchen«, versprach der Emir, »aber zur Zeit verkehren wir nur über Unterhändler miteinander. Und diese Art der Kommunikation ist sehr zeitaufwendig und mühsam.«

»Werden Sie es trotzdem versuchen?«, wollte Cabrillo wissen.

»Natürlich. Aber selbst wenn er Ihnen gestatten würde zu helfen«, sagte der Emir, »haben wir ein weiteres Problem. Und das ist sehr ernst.«

»Und welches wäre das?«, fragte Cabrillo.

»Die Stadt Mekka darf nur von Muslimen betreten werden.«

Scott Thompson war in Schweiß gebadet.

Dr. Berg hatte ihm soeben etwas auf den Kopf und über die Augen gesetzt, das aussah wie ein Headset für Videospiele, und es dann unverrückbar festgeschnallt. Bis jetzt hatte sich Thompson halten können. Man hatte ihm ein Wahrheitsserum injiziert, das bei ihm jedoch keine Wirkung gezeigt hatte. Dann war er während der letzten Tage pausenlos verhört worden, und man hatte sogar Telefonanrufe seiner Angehörigen aus den USA arrangiert, die ihm erklärten, was man ihnen angedroht hatte, falls er nicht zur Kooperation bereit sei.

Nichts hatte ihn jedoch zum Reden gebracht.

Thompson war auf solche Situationen vorbereitet worden: Man hatte ihm eingebleut, auf keinen Fall zu kapitulieren.

Er hatte gelernt, sich gegen das Wahrheitsserum zu wehren, war immer wieder daran erinnert worden, wie er sich bei Verhören verhalten müsse, und hatte die Tatsache verinnerlicht, dass die Vereinigten Staaten, ganz gleich, was man ihm erklärte, niemals unschuldigen Menschen Schaden zufügen würden, um ihn zum Reden zu bringen.

Doch über das, was jetzt geschah, hatte ihn niemand informiert.

Thompson spürte Bergs Atem dicht an seinem Ohr.

»Scott«, sagte Berg, »Sie werden gleich farbige Lichter sehen. Nach einiger Zeit werden sie bei Ihnen epileptische Krämpfe auslösen und ein brennendes Gefühl erzeugen, als würden Ihnen glühende Nadeln ins Gehirn gestoßen. Wenn Sie glauben, sich übergeben zu müssen, und dazu wird es kommen, werden Sie Ihren Kopf wahrscheinlich nicht bewegen können, daher sollten Sie darauf achten, nicht Ihr eigenes Erbrochenes einzuatmen. Es wird aber eine Krankenschwester bereitstehen, um Ihnen behilflich zu sein und alles abzusaugen. Haben Sie verstanden?«