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Der Lieferwagen stoppte vor dem Tor, durch das man in die riesige Moschee gelangte. Hickman und die anderen stiegen aus, holten den Gerätekarren, Eimer und Schrubber aus dem Lieferwagen und gingen auf den Torwächter zu. Hickman hatte für diesen Augenblick unermüdlich trainiert und sowohl die arabische als auch die Körpersprache erlernt. Er reichte dem Wächter den Empfehlungsbrief und begleitete dies mit einem entsprechenden Kommentar.

»Wir sind im Namen Allahs hier, um die heilige Stätte zu säubern«, sagte er mit gewichtigem Unterton.

Es war schon spät, der Wächter war müde und die Moschee geschlossen.

Es gab keinen Grund für ihn zu glauben, dass die Männer etwas anderes waren als das, wofür sie sich ausgaben — daher winkte er sie kommentarlos durch. Hickman, der den Karren vor sich herschob, erreichte als Erster das Innere des Schreins.

Sobald er sich in der Moschee befand, schob er sich eine Atemmaske mit Filter über Mund und Nase und drapierte seine Kopfbedeckung dergestalt um sein Gesicht, dass nur noch seine Augen zu sehen waren. Er gab den Hindus ein Zeichen, auszuschwärmen und die Sprengladungen rundum zu verteilen. Danach steuerte er gezielt auf die Kaaba zu.

Vier hoch gewachsene Männer in zeremoniellen Uniformen hielten an jeder Ecke des Bauwerks Wache. Alle fünf Minuten verließen sie ihre Standorte an den Ecken des schwarzen Würfels, wobei sie bei jedem Schritt die Füße übertrieben hoch hoben — wie die Wachsoldaten vor dem Buckingham-Palast. Jeder Wächter marschierte im Uhrzeigersinn von seiner Ecke zur nächsten, blieb dann stehen und nahm wieder stramme Haltung an. Sie hatten soeben den Positionswechsel vorgenommen, als sich Hickman mit seinem Karren näherte.

Er griff in den Karren hinein, öffnete eine der Spraydosen und schob sie dicht an den nächsten Wächter heran. Ein oder zwei Sekunden lang rührte sich der Wächter nicht, doch dann sank er auf die Knie, kippte nach vorne auf die Brust und streckte sich bäuchlings auf dem Marmorfußboden aus. Hickman schlüpfte mit dem Karren schnell unter den schwarzen Brokatvorhang.

Nach wenigen Schritten stand er vor dem Stein Abrahams und hebelte ihn mit einem kurzen Stahlstab, den er ebenfalls im Karren versteckt hatte, aus seiner Silberfassung. Schnell tauschte er ihn gegen den Meteoriten aus Grönland aus und deponierte den Stein Abrahams unter der weißen Stoffverkleidung des Gerätekarrens. Außerdem legte er noch einige Sprengladungen und tauchte mit dem Karren wieder unter dem schwarzen Tuch auf.

Vanderwald hatte darauf hingewiesen, dass die Wirkung des Betäubungsgases, das er geliefert hatte, nur drei oder vier Minuten lang anhielt. Danach würde jeder, der das Gas eingeatmet hatte, wieder zu sich kommen. Hickman beeilte sich, den Karren in Richtung Ausgang zu schieben.

Die Hindus gingen zügig zu Werke. Die ersten sechs hatten die dem Eingang am nächsten stehenden Säulen mit Sprengladungen versehen und warteten bereits vor dem Durchgang. Zwei weitere erschienen kurz darauf, danach kamen noch zwei.

Hickman verfolgte, wie die letzten beiden Männer im Laufschritt auf ihn zukamen.

Mit den Hindus im Schlepptau ging Hickman mit dem Gerätekarren an dem Wächter vorbei, der sich am Eingang befand.

»Was hat das zu bedeuten?«, wunderte sich der Wächter über ihre schnelle Rückkehr.

»Wir bitten tausendmal um Entschuldigung«, erwiderte Hickman auf Arabisch, wobei er mit dem Karren zum Lieferwagen weiterging, »man hat uns erklärt, wir sollten erst morgen Abend zum Saubermachen herkommen.«

Hickman und seine Männer zwängten sich in den Lieferwagen und fuhren soeben los, als der Wächter aufwachte. Er wälzte sich einige Sekunden lang benommen herum, bis er sich aufgesetzt hatte, dann sah er sich um, ob jemand etwas bemerkt hatte. Der Wächter an der anderen Ecke blickte in die andere Richtung, wie die Vorschriften es verlangten. Er stand schwankend auf und blickte auf seine Uhr. Noch anderthalb Minuten bis zum Platzwechsel. Der Wächter entschied, die Tatsache seiner Ohnmacht für sich zu behalten. Er wusste: Wenn er jemandem davon erzählte, würden sie ihn noch vor dem Haddsch auswechseln.

Der Mann hatte sein ganzes Leben lang davon geträumt, Wächter am Heiligtum des Islam zu sein. Ein leichter Hitzschlag oder eine harmlose Lebensmittelvergiftung dürften auf keinen Fall die Erfüllung dieses Traums verhindern.

Hickman dirigierte den Fahrer zu der Straße, die zur Stadt Rabigh am Roten Meer führte.

Dort angekommen, würden sich die Hindus in einem Haus verstecken, das er gemietet hatte. Am nächsten Tag führen sie nach Medina. Hickman wollte nicht in Rabigh übernachten. Im Hafen wartete ein Schiff. Bereits beim ersten Licht des Tages wäre er an Bord und unterwegs nach Norden.

Overholt saß im Oval Office. Er beendete seinen Vortrag und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

»Das ist eine Riesenschweinerei, Langston«, stellte der Präsident fest.

Overholt nickte langsam.

»Unsere Beziehungen zu Saudi-Arabien sind auf einem Tiefpunkt«, fuhr der Präsident fort. »Seit Senator Grant den Antrag durchgebracht hat, Saudi-Arabien als Basis der Terroristen vom 11. September zu betrachten und der Kongress einer Sondersteuer auf saudisches Rohöl zustimmte, haben es unsere Diplomaten kaum mehr geschafft, persönliche Treffen unserer Regierungsvertreter zu arrangieren. Die letzten Umfragen ergaben, dass die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung der Meinung ist, wir hätten Saudi-Arabien und nicht den Irak angreifen sollen, und jetzt erzählen Sie mir, dass ein verrückter amerikanischer Milliardär Attentate auf die heiligsten Stätten dieses Staates plant.«

»Ich weiß, es ist ein Pulverfass, Mr. President.«

»Ein Pulverfass?«, brüllte der President. »Es ist noch viel schlimmer als das. Wenn Hickman Gebetsteppiche vergiftet hat und den Stein Abrahams umtauscht und das passiert, was Sie annehmen, dann sehe ich drei wesentliche Dinge, die geschehen können. Das Erste ist völlig klar — die Saudis stoppen ihre Öllieferungen nach Amerika. Das wird uns in eine weitere Rezession stürzen, obwohl wir doch die letzte noch nicht richtig überwunden haben — das wäre ein Schlag, den unsere Wirtschaft nicht verkraften kann. Zweitens würde die Tatsache, dass Hickman Amerikaner ist, die Flammen des Hasses bei den Terroristen erst recht auflodern lassen. Sie werden in die USA strömen, um das totale Chaos auszulösen. Seien wir doch ehrlich, die kanadische und die mexikanische Grenze sind durchlässig wie weitmaschige Siebe. Mit Ausnahme vielleicht der Errichtung einer hohen Mauer gibt es nicht viel, das wir tun können, wenn jemand fest entschlossen ist, unser Land zu betreten. Der dritte Punkt ist wahrscheinlich der schlimmste. Wenn der Grönland-Meteorit zerschmettert wird und ein Virus freigibt, das dem in der Arizona-Probe entspricht, dann haben die beiden ersten Punkte ohnehin keine weitere Bedeutung mehr. Der Sauerstoff würde aus unserer Atmosphäre gesogen, so dass wir am Ende nur noch Staub atmen können.«

Overholt nickte langsam. »Die beiden ersten Punkte lassen sich leicht unter Kontrolle halten, wenn das, was der CIA-Experte von dem gefangenen Terroristen erfahren hat, der Wahrheit entspricht. Dieser Hickman hat die Absicht, die Schuld an der ganzen Affäre auf Israel zu schieben.«

»Unglücklicherweise habe ich so gut wie keinen Erfolg gehabt, obwohl ich alles versucht habe, den Israelis abzugewöhnen, ständig mit unserer Hilfe zu rechnen. Die arabische Welt glaubt, dass die Vereinigten Staaten und Israel eng miteinander verbunden sind — und das sind wir auch. Falls Israel die Schuld zugeschoben wird, dürfte es mit arabischen Truppen jeder Nation überrannt werden, die über Militär verfügt. Und wir wissen genau, was dann geschieht.«