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»Wie ihr alle wisst, befinden sich in Mekka und Medina die beiden heiligsten Stätten des Islam. Deswegen sind beide Städte für Nichtmuslime gesperrt. Hali ist der Einzige von uns, der den Islam praktiziert, daher wurde er als Anführer der Einsatzgruppen ausgewählt. Der Emir hat ein Frachtflugzeug mit einer Flotte Querfeldeinmotorräder sowie den Angehörigen von Halis Gruppe in den Jemen geschickt. Sie sind heute früh dort eingetroffen und haben die Grenze nach Saudi-Arabien überschritten, indem sie mit ihren Maschinen durch ein Wadi — ein ausgetrocknetes Flussbett — gefahren sind. Den jüngsten Meldungen zufolge haben sie die saudische Stadt Sabya bereits hinter sich gelassen und sind unterwegs nach Norden. Irgendwann werden sie in Reisebusse umsteigen und damit zu den Moscheen fahren. Dort werden sie ausschwärmen und nach Sprengladungen suchen.«

»Was ist mit den Schiffscontainern?«, wollte Michael Halpert wissen.

»Wie ihr wisst«, fuhr Hanley fort, »haben unsere Leute in Maidenhead Spuren einer giftigen Substanz gefunden, mit der höchstwahrscheinlich die Gebetsteppiche in den Containern verseucht wurden. Hali hat acht Männer mit einem Linienflug nach Riad geschickt. Sie beobachten den Frachtbereich des dortigen Flughafens, wo die Container abgestellt wurden, um später nach Mekka transportiert zu werden. Offenbar hat es dort eine Panne gegeben, die sich für uns allerdings als Glücksfall erwiesen hat. Wären diese Container nämlich termingerecht eingetroffen, so wären sie wahrscheinlich längst ausgeräumt worden und das Gift würde sich schon jetzt durch die Luft verbreiten. Wie es der Zufall wollte, hatte sich Hickman mit der Lieferung der Container derart verspätet, dass die für den Weitertransport vorgesehenen Lastwagen anderweitig eingesetzt wurden. Nach dem Zeitplan, den die NSA vom PDA Hickmans aufgefangen hat, wurde das Lieferdatum auf morgen, den 7. Januar, verschoben. Unser Plan sieht vor, dass sich unsere Leute die Container holen und damit in Richtung Mekka starten. An irgendeinem Punkt zwischen Riad und Mekka müssen wir die Container vernichten oder sie außer Landes bringen.«

In diesem Moment summte das Telefon im Konferenzraum. Cabrillo nahm ab, lauschte einige Sekunden lang und sagte dann: »Verstanden.« Und legte den Hörer wieder auf. Hanley sah ihn gespannt an.

»Das war Overholt«, erklärte Cabrillo. »Sein Agent hat in nächster Nähe der Kaaba radioaktive Strahlung aufgefangen. Demnach hat Hickman es geschafft, die Meteoriten auszutauschen.«

In London hatte Michelle Hunt die letzten Tage abgeschirmt in einem Hotelzimmer verbracht, wo sie von CIA-Agenten pausenlos verhört wurde. Sie war müde, aber immer noch kooperationsbereit. Allmählich jedoch musste die CIA erkennen, dass sie kaum eine Hilfe war. Von Anfang an hatten sie die Möglichkeit verworfen, dass sie sich direkt mit Hickman in Verbindung setzte. Zwar konnte man davon ausgehen, dass er ein Mobiltelefon bei sich trug, allerdings würde er sofort misstrauisch werden, wenn er sähe, dass sie ihn nicht von ihrem eigenen Anschluss aus anrief.

Ein Flugzeug sollte sie in die Vereinigten Staaten zurückbringen, das in einer Stunde starten würde. Im Wesentlichen hatte Michelle Hunt Licht auf Hickmans Leben werfen können.

Und das hatte sie auch in aller Ausführlichkeit getan. Sie hatten sie nach allem gefragt, und sie hatte bereitwillig geantwortet. Der zuständige Agent brauchte nur noch einige Punkte zu klären und könnte seinen Bericht dann weiterleiten.

»Noch mal zurück zum Anfang«, sagte er. »Sie haben erzählt, als Sie sich kennen lernten, sei er nach Los Angeles gekommen, um sich ein Ölfeld anzusehen, das er kaufen wollte.«

»Ja«, sagte Michelle Hunt, »wir trafen uns an diesem Tag bei Casen’s. Ich hatte noch einen Gutschein für ein Essen, den mir eine Freundin zu einem früheren Geburtstag geschenkt hatte. Ich konnte mir damals keine Besuche in teuren Restaurants leisten — noch nicht mal mittags.«

»Und was geschah dann?«

»Er kam an meinen Tisch, stellte sich vor, und ich lud ihn ein, sich zu mir zu setzen«, erzählte Michelle Hunt. »Wir waren den ganzen Nachmittag dort. Er kannte wohl den Inhaber, denn als das Restaurant sich leerte, hat man uns in Ruhe gelassen. Sie fingen schon an, die Tische fürs Abendessen zu decken — aber niemand bat uns zu gehen.«

»Haben Sie an diesem Abend auch dort zu Abend gegessen?«

»Nein«, antwortete Michelle Hunt, »Hal hatte es so arrangiert, dass wir später noch zu dem Ölfeld hinausflogen, da er es inspizieren wollte. Ich denke, er beabsichtigte, bei mir Eindruck zu schinden.«

»Also flogen Sie hinaus zu dem Gelände, und er hat durchs Fenster runtergeschaut?«

»Keine Fenster«, sagte Hunt. »Es war ein Doppeldecker. Ich saß hinter ihm.«

»Moment mal«, sagte der Agent, »es war eine zweisitzige Maschine?«

»Eine Stearman, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Michelle Hunt.

»Wer ist geflogen?«, fragte der Agent.

»Na ja, das war Hal«, sagte Michelle Hunt, »wer sonst?«

»Mr. Hickman ist Pilot?«, fragte der Agent schnell.

»Nun, damals zumindest war er es«, sagte Michelle Hunt.

»Wenn Howard Hughes der Fliegerei frönte, dann musste Hal es ebenfalls versuchen.«

Der Agent hatte es nun eilig zu telefonieren.

»Das ergibt ein völlig anderes Bild«, sagte Hanley. »Wir müssen Hickman nicht nur den Stein Abrahams abnehmen, sondern wir müssen ihn auch unbemerkt umtauschen. Der Präsident hat uns angewiesen, die saudische Regierung aus dieser Sache möglichst herauszuhalten.«

In diesem Augenblick erwachte einer der großen Monitore im Konferenzraum zum Leben. Der Bildschirm war in zwei Hälften geteilt, auf der linken Seite konnte man Eric Stone erkennen. »Es tut mir Leid, Max«, sagte er, »ich weiß, dass ihr nicht gestört werden wolltet, aber dies hier ist wichtig. Achte auf die andere Seite.«

Ein Bild erschien auf der anderen Bildschirmhälfte.

»Das kommt von zwei Kameras, die die CIA an den Schleusen im Suezkanal aufgestellt hat. Das Bild ist keine fünfzehn Minuten alt.«

Die Kamera fing einen alten Perlenfischer ein. Zwei Matrosen machten sich an den Leinen zu schaffen, während das Schiff durch die Schleuse fuhr. Ein Mann stand auf dem Achterdeck und trank Kaffee. Die Kamera hatte ihn aufgenommen, als er gerade aufblickte.

»Ich habe es mit Julias Programm überlagert«, sagte Stone.

Alle im Raum verfolgten, wie sich das dreidimensionale Bild auf den Mann legte. Die Umrisslinien passten genau. Als er sich auf dem Schiff bewegte, folgte das computergenerierte Bild seinen Bewegungen.

»Max«, sagte Stone schnell, »das ist Halifax Hickman.«

»Wo befindet sich das Schiff zur Zeit, Eric?«, schaltete sich Cabrillo ein.

Auf der linken Bildschirmhälfte war zu sehen, wie Eric Stone im Kontrollraum auf einen anderen Monitor schaute.

»Es hat die Schleusen verlassen und läuft soeben in Port Said in Ägypten ein.«

»George –«, setzte Cabrillo an.

»Meine Kiste sollte mittlerweile aufgetankt sein«, sagte Adams und erhob sich.

Vier Minuten später hob der Robinson vom Deck der Oregon ab. Es waren gut dreihundert Kilometer bis nach Port Said. Aber der Robinson würde es gar nicht erst bis Ägypten schaffen.

51

Vanderwalds Maschine erwischte einen kräftigen Rückenwind und landete daher eine halbe Stunde früher als geplant.

Es herrschte so gut wie kein Verkehr auf den Straßen. Es würde noch mindestens eine Stunde dauern, bis die Pendler auf dem Weg zur Arbeit die Straßen verstopften, und er stand schon eine Viertelstunde, nachdem er aus dem Flugzeug gestiegen war, vor seinem Haus. Er holte die Post aus dem Briefkasten an der Straße, klemmte sie sich unter den Arm und ging mit seiner Reisetasche zur Haustür.