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»Jetzt ganz langsam und gleichmäßig«, sagte Cabrillo über sein Headset.

»Ich kann doch gar nicht anders«, sagte Adams lässig.

Während der Hubschrauber aufstieg, bediente Adams die Höhensteuerung wie ein Chirurg sein Skalpell. Sobald der Robinson genug Höhe gewonnen hatte, ließ Adams ihn seitlich wegdriften, während Cabrillo das Seil abwickelte. Ein dünnes Netz entstand über dem Felsendom. Als Adams die andere Seite erreichte, ging er bis auf wenige Meter über dem Boden herunter. Cabrillo ließ das Ende der Strickleiter fallen. Bob Meadows und Linda Ross packten jeder ein Seil, gingen ein paar Schritte, bis die Leiter straff gespannt war, und blieben stehen. Von den Sprossen der Strickleiter hingen Netze herab.

»Wenn du mich jetzt ganz oben absetzen könntest«, sagte Cabrillo und grinste George Adams an, »wäre ich dir sehr verbunden.«

Adams stieg wieder auf und näherte sich der Kuppel. Cabrillo öffnete vorsichtig die Tür und trat auf die Kufe hinaus. Dann winkte er Adams zu, machte einen Schritt und ergriff die nächste Sprosse der Strickleiter.

Adams zog sich mit dem Robinson langsam zurück und landete kurz darauf auf einer nahe gelegenen Straße.

Cabrillo befand sich in diesem Moment auf der Kuppel des Felsendoms. Er blickte hinauf zu dem großen silbernen Flugzeug in der Ferne, das genau auf ihn zusteuerte. Er zog die Netze so stramm er konnte.

»Tempo, Tempo«, befahl Seng den sieben Mitgliedern seines Teams lautstark.

Schnell verteilten sie das weiße Pulver auf dem Innenhof — wie Bauern in grauer Vorzeit die Getreidesaat auf ihren Feldern. Sobald sie das erledigt hatten, rannten sie eilig zu den bereitliegenden Feuerwehrschläuchen und warteten auf den Befehl, die Ventile zu öffnen.

Nixon und Gannon hielten gemeinsam einen Schlauch fest. Während jener das Ventil bediente, fixierte dieser hinter ihm den Schlauch. »Bist du sicher, dass das Ganze funktioniert, alter Junge?«, fragte Gannon.

»Natürlich wird es funktionieren«, antwortete Nixon. »Das Problem ist nur, das Zeug anschließend wegzuschaffen.«

Hickman war noch gar nicht aufgefallen, dass kein israelischer Düsenjäger auftauchte, um ihn abzufangen. Er glaubte, er hätte dadurch, dass er mit seiner DC-3 so niedrig flog, das Radar ausgetrickst. Er schaltete den Autopiloten ein, ging nach hinten zur Frachtluke und öffnete sie.

Der Stein Abrahams war noch immer in die Decke eingewickelt. Hickman holte ihn hervor und wog ihn in den Händen.

»Zur Hölle mit dir«, sagte er leise, »und mit allem, was du darstellst.«

Durch das Seitenfenster konnte er beobachten, wie der Moscheebezirk näher kam. Er hatte ausgerechnet, dass er den Stein in dem Augenblick abwerfen musste, in dem die Nase des Flugzeugs die erste Mauer überflog, wenn er damit die Kuppel des Felsendoms treffen wollte.

Hickman würde nicht mit eigenen Augen verfolgen können, wenn der Stein auf die Kuppel prallte, dafür aber hatte er Kameras vorbereitet.

»Achtung! Jetzt!«, brüllte Seng, als er den Motorenlärm der anfliegenden DC-3 hörte.

Die Teams an den Schläuchen öffneten die Ventile und bespritzten das weiße Pulver, das den Boden bedeckte. Das Wasser wirkte wie eine Art Katalysator. Sobald es auf die Staubkörner traf, begannen diese, aufzuquellen, sich auszudehnen und zu einem dichten, festen Schaum zu verbinden. Die Pulverschicht auf dem Boden blähte sich zu einem Polster auf, das gut einen halben Meter dick war. Gannon spürte, wie er selbst in die Höhe gedrückt wurde, als das Wasser des Schlauchs, den er bediente, auch das Pulver unter seinen Füßen benetzte. Sein Körpergewicht erzeugte tiefe Fußabdrücke im Schaumteppich.

Hickman blickte aus dem Seitenfenster und wartete auf den richtigen Moment. Sobald er die äußere Mauer um die Moschee herum unter sich sah, warf er den Stein Abrahams aus der Maschine. Dann kehrte er eilig in das Cockpit zurück, um den Steigflug für seine Selbstmordattacke zu starten, während der schwere Stein der Kuppel des Felsendoms entgegentaumelte.

Wenn das Ganze die Szene in einem Film gewesen wäre, hätte Juan Cabrillo, während er sich an der Leiter festhielt, den Stein mit einem gezielten Schlag von der Kuppel abgelenkt und wäre der Held des Tages gewesen. Oder der Stein Abrahams wäre im Netz gelandet und unversehrt geblieben. Tatsache war jedoch, dass sich Cabrillos Anwesenheit auf seinem luftigen Aussichtsplatz als unnötig erwies.

Hickman hatte sich verrechnet und den Stein zu früh abgeworfen.

Wäre der Innenhof nicht mit dem Schaum ausgefüllt worden, wäre der Stein beim Aufprall auf die ungeschützten Marmorplatten in unzählige Trümmer zerschmettert worden. Stattdessen kam er herunter und blieb gut drei Meter vom Rand der Felsenkuppel entfernt stecken. Nachdem er gut dreißig Zentimeter tief in die Schaumschicht eingedrungen war, blieb er schließlich wie eine besonders wertvolle Waffe in einem eigens für sie angefertigten Behältnis liegen. Seng rannte hinüber und warf einen prüfenden Blick auf den Stein. Er gönnte sich ein kurzes erleichtertes Aufatmen.

»Niemand berührt den Stein!«, rief er schließlich. »Draußen wartet ein muslimischer CIA-Agent, der sich darum kümmern wird.«

Über sein Funkgerät rief Seng Hanley auf der Oregon an.

»Erklärung folgt später, aber der Stein ist in Sicherheit«, meldete er. »Könnt ihr Adams anfunken, dass er Juan holen soll?«

Hanley wandte sich an Stone. »Sag ihm bitte Bescheid.«

Während Stone das Funkgerät bediente, stand Max Hanley neben Mark Murphy und Franklin Lincoln vor der Feuerkonsole. Eine Etage über ihnen verfolgte an Deck der Oregon eine computergesteuerte Raketenbatterie die DC-3 auf ihrem Kurs.

Sie war mit viereinhalb Kilometern pro Minute unterwegs. Als Hickman in das Cockpit zurückgekehrt war und wieder in seinem Pilotensessel saß, hatte die Maschine ungefähr fünfzehn Kilometer zurückgelegt und befand sich auf halbem Weg zwischen Jerusalem und dem Toten Meer.

Indem er den Steuerknüppel zurückzog, begann Hickman zu steigen.

»Noch etwa eine halbe Minute, und bei einem Absturz werden keinerlei palästinensische Siedlungen in Mitleidenschaft gezogen«, sagte Franklin Lincoln.

Hickman war alles andere als unschuldig. Trotzdem war die Corporation kein Mordunternehmen. Falls Hickman in Richtung Jordanien weiterflog, würden sie versuchen, ihn dort nach der Landung zu erwischen. Falls er Anstalten machte umzukehren, hätten sie jedoch keine Wahl. Denn der einzige Grund, weshalb Hickman nach Jerusalem zurückkehren würde, war ein geplanter Kamikazeangriff.

In wenigen Sekunden befände sich die DC-3 über dem Toten Meer.

»Max«, sagte Murphy, »der Computer meldet, dass er umkehrt.«

»Dann hast du Feuer frei«, sagte Hanley leise.

»Zeit«, sagte Lincoln und meldete Datum und Uhrzeit.

»Raketen abgefeuert«, rief Murphy keine Sekunde später.

»Zielsuche läuft«, sagte Lincoln.

Zwei Raketen verließen die Rampe, zwei Pakete von je vier Stück von beiden Seiten einer Glaskuppel, in der sich das Zielsuchradar befand. Beide Pakete wurden im Abstand von einer Millisekunde abgefeuert und rasten vom Schiff über das israelische Festland genau auf die DC-3 zu. Wie Pfeile steuerten sie direkt und unbeirrt ihr Ziel an.

Adams pflückte gerade Juan Cabrillo von der Kuppel, als die Raketen über ihnen vorbeijagten. Nachdem er eilig das Seil entfernt und zu den Leuten unten auf dem Boden abgeworfen hatte, ließ Adams den Robinson bis über die Kuppel der Moschee steigen und ging dann in den Vorwärtsflug.

Hickman hatte die weite Kurve gerade zur Hälfte vollzogen und sah durch das Seitenfenster zwei winzige Leuchtpunkte auf sich zurasen. Ehe sein Geist sich zusammenreimen konnte, was sich hinter dieser Erscheinung verbarg, bohrten sich die Raketen in den Rumpf der DC-3.