Выбрать главу

»Jederzeit«, sagte Owen.

Hazel betrachtete seine goldene Hand. »Ich muß sagen, ich bin beeindruckt. Der durchschnittliche Disruptorstrahl kann in weniger als einer Sekunde Stahlplatten verdampfen, aber von deinem modischen Goldaccessoire ist er einfach abgeprallt.«

»Die Hadenmänner leisten gute Arbeit.« Owen beugte die goldenen Metallfinger ein wenig befangen. »Irgendwann muß ich mich einmal mit ein paar menschlichen Wissenschaftlern zusammensetzen, damit sie dieses Ding durchgreifend analysieren, aber wie es scheint, finde ich einfach nie die Zeit dafür.

Wenn man ein Rebellenheld ist, heißt es in einem fort nur Tempo, Tempo, Tempo.«

»Gilt genauso für Kopfgeldjäger.«

»Stimmt. Wo wir davon sprechen: Ich habe eine neue Idee, wie wir uns den lieben Valentin schnappen könnten.«

»Schluck sie herunter. Deine letzte Idee hat sich als verdammt heiß erwiesen.«

»Und diese neue wird Euch auch nicht besonders gefallen.

Aber wir können hier nicht herumtrödeln; diese Disruptoren müssen überall Alarm ausgelöst haben, als sie losschossen.

Gleich werden hier Wachleute auflaufen. Eine Menge Wachleute, und bis an die Zähne bewaffnet.«

»Sollen sie nur kommen«, entgegnete Hazel. »Sollen sie ruhig alle kommen. Ich könnte schon was gebrauchen, um meine Frustration auszutoben.«

»Nicht zum erstenmal entgeht Euch der tiefere Sinn meiner Feststellung. Die Wachleute könnten uns hier festnageln, während Valentin und seine Kumpane fliehen. Und ich sehe lieber diese Burg in Trümmern liegen, als das zu erlauben. Diesmal wird Valentin für seine Verbrechen zahlen. Mit Blut.«

»Immer wieder mal erinnerst du mich daran, warum ich dich mag«, sagte Hazel. »In Ordnung, Todtsteltzer. Ich werde bestimmt bereuen, diese Frage gestellt zu haben, aber wie sieht dein toller neuer Plan aus?«

»Es gibt noch einen Geheimgang. Einen, von dem ich David nie erzählt habe. Ein Todtsteltzer behält immer ein paar Geheimnisse für sich.«

»Die Sache hat einen Haken«, sagte Hazel. »Ich weiß, daß sie einen Haken hat.«

»O ja! Der Eingang zum anderen Tunnel liegt in der Rückwand der ersten Höhle links. Der einzige Weg dorthin führt an den aufgehäuften Leichen vorbei.«

»Oh, das ist ja mal nett, Owen! Wie zum Teufel sollen wir das anstellen? Die Leichen einzeln rausziehen?«

»Zu zeitaufwendig. Die Wachtposten hätten uns erreicht, ehe wir richtig anfingen. Nein, ich sehe nur eine Möglichkeit. Wir müssen hindurchkriechen.«

»Nein!« erklärte Hazel kategorisch.

»Hazel…«

»Nein! Bist du verrückt? Uns den Weg durch Leichen graben, uns mit den Händen hindurchschaufeln? Das tue ich nicht, Todtsteltzer. Lieber stehe und kämpfe ich hier.«

»Und sterbt?«

»Ich tue das nicht!«

»Ihr wart einmal Klonpascherin!«

»Ich hatte längst vor, die Klonpascher zu verlassen, als ich dich kennenlernte. Wir können das nicht tun, Owen. Da drin ist es gefroren. Fast auf den absoluten Nullpunkt.«

»Wir haben schon Schlimmeres ausgehalten«, erwiderte Owen. »Die Wachleute werden nie auf die Idee kommen, uns zwischen den Leichen zu suchen.«

»Weil keine geistig gesunde Person überhaupt auf die Idee käme, sowas zu machen. Ich kann nicht, Owen, ich kann einfach nicht. Es wäre, als würde ich durch die Inhalte der Gefrieranlagen auf dem Klonpascherschiff kriechen. Wie der Stoff meiner Alpträume.«

»Nein, wäre es nicht. Diesmal bin ich dabei. Ihr müßt es tun, Hazel. Es ist unsere einzige Möglichkeit. Und ich schaffe es nicht ohne Euch.«

»Du bist ein Mistkerl, Todtsteltzer. Du hast dich schon immer darauf verstanden, unsauber zu kämpfen.« Hazel holte lange und ungleichmäßig Luft, die sie dann langsam wieder herausließ. »In Ordnung. Tun wir es. Bevor mir ein Anflug von Gehirn hochkommt und ich dir sage, du sollst dich zum Teufel scheren.«

»Folgt mir einfach. Ich zeige Euch den Weg.«

»Verdammt richtig, das wirst du.«

Owen ging voraus, zur Höhle hinüber. Im Augenwinkel sah er, daß Hazel stur nach vorn blickte, das Gesicht eine kalte Maske, während ihre Augen an ein verängstigtes Kind erinnerten. Owen hatte sie noch nie verängstigt erlebt, richtig verängstigt.

»Also«, sagte er und suchte nach den richtigen Worten, »Ihr hattet also schon daran gedacht, von den Klonpaschern wegzugehen, ehe wir uns kennenlernten?«

»Habe ich«, antwortete Hazel. »Sie waren sogar für mich zu grob. Und die Bezahlung war mies.«

»Wie dumm von mir. Ich dachte, es hätte vielleicht etwas mit Moralität zu tun gehabt.«

»Gebrauche in meiner Gesellschaft nicht das M-Wort, Todtsteltzer!«

Sie blieben vor dem Höhleneingang stehen. Von hinter dem schimmernden transparenten Kraftfeld blickten ihnen tote Gesichter entgegen. Hazel griff unwillkürlich nach ihren Waffen, aber sie boten ihr keinen Trost. »Zum Teufel mit dir, Todtsteltzer. Jemand wird dafür bezahlen!«

»Bleibt bei dieser Einstellung. Sie wird sich als sehr praktisch erweisen, wenn wir uns am anderen Ende durch Valentins Privatarmee hindurchkämpfen müssen.«

Hazel schnaubte. »Mit niederschmetternden Chancen werde ich schon fertig. Daran bin ich gewöhnt. Halt jetzt die Klappe und mach die verdammte Tür auf. Das schaffst du doch, oder?«

»Ich arbeite daran.«

Owen musterte das Kraftfeld nachdenklich, und ihm kam eine Idee. Er griff auf die KI zu.

»Oz, verfügst du immer noch über die Kommandoprioritäten für die Burgsysteme?«

»Natürlich. Ich kenne die Prioritätscodes für jedes System hier, ebenso für jedes neue System, das angeschlossen wurde, seit wir von hier fortgingen. Es sei denn, David oder Valentine haben sie noch einmal geändert.«

»Unwahrscheinlich. David hat sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, und Valentin hatte nicht genug Zeit. Versuche es, Oz.

Isoliere dieses System, schalte das Kraftfeld der Höhle ab und aktiviere es wieder, sobald wir hindurch sind. Ohne irgendeinen Alarm auszulösen.«

Die KI schniefte. »Du verlangst nicht gerade viel, was?

Welch ein Glück für dich, daß ich ein solch überlegenes Modell bin. Aber ehe ich die üblichen Wunder wirke – darf ich darauf hinweisen, daß ich keine Kontrolle über die Gefrieranlagen habe, die Valentin in diesen Höhlen installiert hat? Es sind komplett eigenständige Systeme, auf die ich keinen Zugriff habe. Die Temperatur in der Höhle, die du betreten möchtest, entspricht nicht gerade dem absoluten Nullpunkt, kommt diesem Wert aber so nahe, wie du es wahrscheinlich niemals mehr erleben wirst – es sei denn, du öffnest eine Luftschleuse und trittst ins Vakuum des Alls hinaus. Obwohl ich dir so etwas durchaus zutrauen würde. Ich habe schon deprimierte Lemminge auf Fenstersimsen erlebt, mit Überlebensinstinkten, die deine übertreffen. Ich möchte es mit dem Hinweis bewenden lassen, daß jeder normale Mensch, der diese Höhle beträte, extrem rasch erfrieren würde. Mal vorausgesetzt, der Schock hätte ihn nicht vorher erwischt.«

»Hazel und ich sind keine normalen Menschen, Oz. Schon eine ganze Weile nicht mehr. Öffne die Höhle.«

Plötzlich war ein Schnalzen sich neutralisierender Energien zu hören, und das Kraftfeld war nicht mehr da. Eisige Luft stürzte aus der Höhle hervor und kondensierte in der Außenhöhle zu dichtem Nebel. Die bittere Kälte traf Owen und Hazel wie ein Schlag, und sie zuckten unwillkürlich zusammen. Sie zitterten heftig und hielten sich aneinander fest, um sich Halt zu geben. Zu riechen war nichts, kein Gestank des Todes oder der Verwesung. Dazu war es einfach zu kalt.

Owen und Hazel traten widerwillig vor, und die kalte Luft schmerzte in ihren Lungen. Die nächstliegende Leiche war die einer Frau in zerrissener Bauernkleidung. Die Ränder der von Energiewaffen erzeugten Wunden, die sie getötet hatten, waren schwarz verkohlt. Ihr Gesicht war eine blutige Ruine. Es fehlte zur Hälfte. Owen streckte eine Hand nach ihr aus, zögerte dann jedoch. Die Hand zitterte, und das nicht vor Kälte.