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Owen lag dort im Schlamm, durchnäßt vom eigenen Blut und schwach wie ein kleines Kätzchen, aber er war vom Rande des Todes zurückgekehrt, durch nichts weiter als die Weigerung, sich irgend etwas zu beugen, und sei es der Schwäche des eigenen Körpers.

Na ja, dachte er schließlich. Wieder mal eine Fähigkeit, von der ich noch gar nichts geahnt hatte.

Hazel sank neben ihm auf die Knie, die Augen weit aufgerissen vor Entsetzen über die Menge an Blut. »Bleib still liegen, Owen. Ich hole Hilfe.« Ihre Stimme bebte vor mühsam zurückgehaltenen Tränen. »Stirb nicht. Wage ja nicht, mir einfach wegzusterben, Owen! Das dulde ich nicht.«

»Sachte, meine Liebe«, sagte Owen, und es war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich bin in Ordnung. Habe mich selbst geheilt.

Helft mir auf.«

Hazel kontrollierte zunächst mit erfahrenen Händen seine Brust und zerrte ihn dann auf die Beine. »Alle Teufel, Owen, als ich sah, wie dich dieser verdammte Baum gerammt hat, dachte ich, diesmal hätte ich dich ganz sicher verloren. Kann uns überhaupt noch etwas umbringen?«

Owen lächelte grimmig. »Oh, ich denke, ein direkter Disruptorschuß in den Kopf würde wahrscheinlich reichen. Oder ein Pflock durchs Herz. Aber wir werden ständig zäher. Helft mir jetzt hinein, denn ich nütze niemandem etwas, ehe ich nicht wieder zu Atem gekommen bin.«

Hazel half ihm, zum nächstgelegenen Loch in der Palisade zu humpeln. Die verbliebenen Hadenmänner wichen ihnen weiträumig aus.

Bonnie Chaos tanzte zwischen den Hadenmännern herum wie der plötzliche Tod auf zwei Beinen. Jeder ihrer Angriffe war tödlich, und sie machte sich nicht die Mühe, selbst Schläge abzuwehren. Wenn sie verletzt wurde, lachte sie nur laut und sonnte sich in der Geschwindigkeit, mit der ihr Fleisch heilte.

Für sie war die Ehre des Zweikampfes nicht geschaffen, und falls sie mal etwas von Fairplay gehört hatte, dann nur, um darüber zu lachen. Sie sprang hierhin und dorthin, und ihr Schwert blitzte aus dem Nichts hervor, um eine ungeschützte Flanke oder einen ihr zugewandten Rücken zu durchbohren.

Bonnie Chaos war eine Kämpferin, keine Kriegerin, und hatte überhaupt keine Zeit für Ehre. Sie wäre ihr nur im Weg gewesen. Sie streckte ihre Gegner mit wilden, herzlosen Angriffen nieder und ignorierte die Hilferufe der Leprakranken, die rings um sie kämpften. Sie war nicht hier, um irgend jemandem als Schild oder als Partnerin zu dienen. Mit ihren Kräften und Fähigkeiten war sie für die Verteidigung der Missionsstation wichtiger als irgendein verdammter, dummer Kolonist, der das Händchen gehalten haben wollte.

Mitternachtsblau schwang ihre Axt beidhändig und hackte mit übermenschlicher Kraft Köpfe und Gliedmaßen ab. Immer wieder spritzte Hadenmännerblut auf sie wie eine kräftigende Dusche, und sie trug es mit Stolz. Sie röhrte die heiligen Gesänge ihres Kriegerordens und schnitt sich einen Weg durchs Schlachtgetümmel frei wie ein Holzfäller, der einen neuen Weg in einen dichten Wald schlug. Die Hadenmänner fielen fast hilflos vor ihrem kalten, konzentrierten Zorn und erhoben sich nicht wieder. Mitternacht steckte heftige Schläge und Verletzungen ein, ohne mit der Wimper zu zucken, ignorierte sie in ihrer Kampfeswut. Die meisten ihrer Wunden schlossen sich sofort wieder, und derer, die ein wenig länger brauchten, achtete sie nicht. Sie focht an der Spitze einer kleinen Gruppe von Leprakranken und hielt ihnen ebenso den Rücken frei wie sich selbst. Sie hätte an jeden anderen Ort der Schlacht teleportieren können, war aber nicht bereit dazu, solange sie an Ort und Stelle gebraucht wurde.

Zuzeiten fiel einer ihrer Leute, ungeachtet all ihres Beistandes, und dann füllte sich ihr Herz mit Wut. Die Kranken kämpften alle so tapfer, aber am Ende waren sie keine Gegner für Hadenmänner. Einer nach dem anderen fiel, bis Mitternacht wieder allein war. Da verschwand sie und tauchte an anderer Stelle auf, wo man sie brauchte, um eine weitere Gruppe von Leprösen zu beschützen, solange sie es vermochte.

Bonnie und Mitternacht begegneten sich im Zentrum der Schlacht, und wo sie Rücken an Rücken ihre Stellung verteidigten, konnte niemand sie vertreiben. Sie blockierten den Weg zum größten Loch in der Palisade, und die Hadenmänner strömten ihnen entgegen wie eine endlose Flut, nur um einer nach dem anderen tot oder sterbend zu fallen, wie Wellen, die sich an einem Felsen brachen. Die Hadenmänner verfügten über Strahlenwaffen, aber im ständigen Hin- und Herwogen der Leiber fiel es selbst ihren aufgerüsteten Lektronenhirnen schwer, irgendein Ziel zu treffen. Und so nahm die Schlacht ihren Lauf, bis die schiere Übermacht der Hadenmänner selbst Bonnie und Mittemacht Schritt für Schritt zurücktrieb, bis sie direkt im Loch standen, von wo sie sich nicht mehr vertreiben ließen. Bis die Hadenmänner einen großen Gegenstand herbeischleppten, eingewickelt in zahlreiche Schichten aus wasserdichtem Schutzmaterial. Die Aufgerüsteten, die gegen Bonnie und Mitternacht stritten, brauchten nur einen Blick darauf zu werfen und wichen gleich hastig aus. Bonnie und Mitternacht senkten die Waffen und musterten zunächst sich gegenseitig und dann den Gegenstand. Die Hadenmänner zogen die Schutzhülle herunter und legten eine tragbare Disruptorkanone frei. Bonnie funkelte Mitternacht an.

»Mach dich vom Acker, Teleporterin! Verschwinde!«

»Ich lasse dich nicht im Stich.«

»Ich regeneriere mich, erinnerst du dich?«

»Nein, nicht davon.«

»Teleportiere, verdammt! Ich würde flüchten, falls ich glaubte, es gäbe eine Zuflucht.«

»Bonnie…«

»Geh! Ich weiß seit jeher, daß ich allein sterben werde.«

Mitternacht stieß einen Schrei der Wut und Qual aus und verschwand. Luft stürzte in den Leerraum, den sie hinterlassen hatte. Mitternacht tauchte hinter der Mannschaft der Disruptorkanone auf und hieb mit der Axt um sich. Aber noch während die Hadenmänner tot oder sterbend niedersanken, hatte einer von ihnen schon gezielt und geschossen. Energien, die Stahl verdampfen und Kraftfelder durchschlagen konnten, überquerten mit Lichtgeschwindigkeit die Distanz zu Bonnie. Als die Kanone den Strahl wieder abschaltete, klaffte ein Loch in der Wand, das gereicht hätte, eine Armee hindurchzuführen, und es gab keine Spur mehr von Bonnie Chaos.

Mitternachtsblau heulte auf unter dem Schmerz des Verlustes

– über den Tod von jemandem, der sie selbst hätte sein können, über den Tod einer guten Waffengefährtin. Und vielleicht ein wenig über das Wissen, daß sie ungeachtet ihrer Kraft und Schnelligkeit nicht jeden retten konnte, nicht einmal, wenn es ihr am meisten darauf ankam. Sie metzelte den Rest der Bedienungsmannschaft nieder und stemmte die Kanone über den Kopf, wobei sich ihre Armmuskeln kräftig wölbten. Noch nie zuvor hatte sie ein solches Gewicht gehoben, aber in diesem Augenblick glaubte sie, daß sie es für immer hochhalten konnte. Sie blickte sich um, suchte sich die dichteste Konzentration von Hadenmännern aus und schleuderte die Kanone mit aller Kraft unter sie. Das Geschütz explodierte beim Aufprall, und ein Blitz intensiven Lichts zuckte durch die Aufgerüsteten hindurch und blies sie davon wie Blätter in einem Feuersturm. Als der Erdboden schließlich wieder zur Ruhe kam, öffnete sich dort ein tiefer Krater, und überall lagen zerstörte Körper. Einige davon Leprakranke. Mitternacht bemühte sich, etwas für sie zu empfinden, schaffte es aber nicht, noch nicht. Nicht, solange dieses taube Loch in ihr klaffte, wo früher Bonnie gewesen war. Sie stolperte zur Palisade zurück, um das riesige Loch zu verteidigen. Und in diesem Augenblick hörte sie das Geräusch aus dem Inneren.