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Owen gab diesen Gedanken an Hazel weiter, und sie schritten forscher aus. Die Anstrengung half ihnen, die letzten Reste der Kälte aus den Körpern zu treiben. Owen kam sich fast schon wieder wie ein Mensch vor. Hazel mußte es ebenso gehen, denn nach einiger Zeit fiel ihm auf, daß sie sich wieder für die Umgebung interessierte. Diese war der Aufmerksamkeit auch wert. Der Boden war teppichbedeckt, und in den reichen Stoff waren Muster eingewebt, so alt, daß die Schritte von Dienergenerationen der Todtsteltzers die Einzelheiten größtenteils verwischt hatten. Wandbehänge, Portraits und Holos hingen an den alten Steinwänden und zeigten meist die weniger bedeutsamen Ereignisse der langen Todtsteltzer-Geschichte. Die bedeutsameren Ereignisse und Schätze wurden auf den oberen Stockwerken der Burg gezeigt, wo man damit gegenüber aristokratischen Gästen angeben konnte. Zumindest sollten sie dort ausgestellt sein. Owen runzelte die Stirn. Bislang hatte er keinen Hinweis darauf, was Valentin damit womöglich angestellt hatte. Owen traute ihm ohne weiteres zu, alle Todtsteltzer-Schätze auf einen großen Haufen zu schichten und ihn in Brand zu stecken, nur des Vergnügens halber, um das Feuer herumzutanzen. Und der Vorfreude auf das, was Owen dazu sagen würde, wenn er es herausfand. Owen ging ein wenig schneller. Es war ein kleiner Grund zum Zorn, den er hier so vielen übrigen hinzurechnete. Er hielt die ganze Wut sorgfältig unter Kontrolle, weit genug entfernt, um seinem Auftrag nicht in die Quere zu kommen, aber bereit zum Ausbruch, wenn er schließlich dem schurkischen Wolf von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.

Dann würde die Abrechnung erfolgen.

Owen folgte Oz’ geflüsterten Wegweisungen, bis er und Hazel plötzlich stehenbleiben mußten, da der Weg von einer Tür versperrt wurde, die hier eindeutig fehl am Platz wirkte. Es war eine massive Stahltür, stumpf und funktionell, mit einem Schloß, dessen Technik mehr als nur auf der Höhe der Zeit war. Hazel trat sofort dicht heran und nahm das Schloß fast hungrig in Augenschein. Hazel und Schlösser waren alte Freunde. Oder Feinde, ganz nach Sichtweise. Owen legte ein Ohr an den kalten Stahl und lauschte angestrengt. Nach einer Weile erkannte er allmählich die gemessenen, sich wiederholenden Geräusche mahlender Maschinen und das Zischen von Gasen, die unter hohem Druck standen. Owen richtete sich auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Er hatte nichts in der Burg gehabt, was sich so angehört hätte. Und David hatte auch nichts dergleichen hierhergebracht. Welch neues Grauen hatte der Wolf in Owens altes Heim gebracht? Er blickte zu Hazel hinunter, die nach wie vor das Schloß betrachtete.

»Irgendwas entdeckt?«

»Ja, aber nichts Gutes. Ohne mein Werkzeug dauert das mindestens eine halbe Stunde. Vielleicht noch länger.«

»Zu lange«, erklärte Owen rundweg.

»Das ist mir klar!« sagte Hazel. Sie richtete sich auf und musterte die Stahltür finster. »Wir könnten das Schloß natürlich auch wegschießen.«

»Zu laut. Selbst wenn wir nicht jede Menge Alarmanlagen auslösten, was wir wahrscheinlich damit tun.«

»In Ordnung«, sagte Hazel ungeduldig. »Was schlägst du vor?«

Owen lächelte sie an, ging einen Schritt vor und trat die Tür ein. Das Schloß ging zu Bruch, als sich der massive Stahl unter dem Tritt kräftig einbeulte, und die ganze Tür flog aus den Angeln und stürzte dahinter mit einem zufriedenstellend lauten Krachen zu Boden. Hazel musterte Owen.

»Angeber.«

Sie gingen ins Labor hinein, die Waffen in der Hand, aber niemand kam ihnen entgegen. Die einzige andere Person in dem riesigen Raum war ein Techniker in einem schmuddeligen Kittel, der vor einem Lektronenterminal saß, den Stecker im Genick. Owen und Hazel senkten die Waffen. Der Kybermann war so in seine eigene Welt versunken, daß er es nicht bemerkt hätte, wenn sie ihn erschossen, bis er sich ausstöpselte. Owen und Hazel blickten sich um und versuchten, einen Sinn in dem Haufen Tech und Maschinen zu entdecken, die das Labor zum größten Teil ausfüllten.

Der Raum war riesig. Owen hatte die vage Vorstellung, daß es einmal ein Weinkeller gewesen war. Unbekannte Maschinen standen in Haufen zusammen und bedeckten den größten Teil der Grundfläche, wobei ihre Spitzen bis fast an die Decke reichten. Nichts davon wirkte besonders fein. Es waren meist primitive mechanische Konstruktionen (von daher der Bedarf an einem eingestöpselten Operator, statt Komm-Implantate zu verwenden), deren Aufgabe es war, die ihnen zugeführten Materialien zu zermahlen, zu raspeln und zu sortieren. Owen drehte sich langsam im Kreis und verfolgte den Weg der Stoffe.

Röhren führten aus den größeren Maschinen heraus, waren an den Steinmauern befestigt und kreuzten einander in einem Chaos von Farbcodes. Was immer sie beförderten gelangte schließlich in ein komplexes Filtersystem, das seinerseits die Endprodukte in konstantem Rhythmus in eine Reihe nicht gekennzeichneter Behälter tropfte. Alle übrige Tech bestand schlicht aus lektronengesteuerten Überwachungsanlagen.

Owen blickte Hazel an, und sie zuckte die Achseln, was er auch so ziemlich erwartet hatte. Also, wer im Zweifel ist, sollte jemanden fragen. Und zwar laut.

Owen marschierte zu dem Labortechniker hinüber, der glücklich und selbstvergessen mit seinen Lektronen kommunizierte, riß ihm den Stecker aus dem Nacken, drehte ihn auf dem Stuhl herum und steckte ihm die Schußwaffe in die Nase. Der Tech brauchte einen Augenblick, um zu bemerken, was geschah, war noch benommen vom plötzlichen Ausstieg aus den Lektronensystemen; dann faßte er Owens Gesicht ins Auge und sah noch besorgter aus, falls das überhaupt möglich war. Owen bedachte ihn mit einem häßlichen Lächeln, und der Tech wimmerte doch tatsächlich. Hazel trat von der anderen Seite hinzu und schenkte ihm ihr schönstes bedrohliches Funkeln, und der Mann machte sich beinahe in die Hose. Owen hatte fast schon das Gefühl, er würde eine Marionette schikanieren, unterdrückte den Gedanken aber schonungslos. Er hatte es hier mit einem von Valentins Leuten zu tun, der Mittäterschaft schuldig.

»Hallo«, wandte sich Owen an den Mann, und es klang ganz und gar nicht freundlich. »Ich bin Owen Todtsteltzer. Der Alptraum, der rechts von Euch Fleisch geworden ist, heißt Hazel D’Ark, und Ihr steckt tief in der Scheiße. Antwortet umfassend und wahrheitsgetreu auf meine Fragen, dann lebt Ihr vielleicht gerade lange genug, um vor Gericht zu stehen. Nickt, falls Ihr mir soweit folgen konntet.«

Der Techniker nickte, so gut er das mit der Schußwaffe in der Nase vermochte. Jede Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen, kaum daß Owen sich namentlich vorgestellt hatte, und kalte Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Owen war insgeheim beeindruckt. Er hatte gar nicht gewußt, daß er so furchteinflößend wirkte.

»Wer seid Ihr?« knurrte er den Tech an. »Und welchem Zweck dienen all diese Geräte? Zunächst einen Überblick, dann die Einzelheiten!«

»Ich bin Pierre Trignent, mein Lord«, antwortete der Techniker rasch, und es war kaum mehr als ein Flüstern. »Bitte, ich bin nur ein kleiner Fisch. Ein Niemand! Ihr seid bestimmt hinter denen her, die mir die Befehle geben. Ich tue nur, was man mir sagt.«

»Wir holen uns die schon«, sagte Hazel. »Beantworte jetzt seine Frage: Was tust du hier?«

Trignent schluckte heftig und schlug die Augen nieder. Er hatte vor zu lügen. Owen spürte es. Er beugte sich vor, bis er mit dem Gesicht direkt vor dem seines Opfers war. Der Tech versuchte, im Stuhl zu versinken, aber er fand einfach keinen Platz.

»Falls Ihr lügt«, sagte Owen, »merke ich das. Ich kann mir die Antworten notfalls von jemand anderem holen, aber ich schwöre Euch, daß Ihr das nicht mehr miterleben würdet.«

»Ja, mein Lord, aber…«

»Ich bin kein Lord mehr, aber immer noch ein Todtsteltzer.

Erzählt mir jetzt alles, was Ihr wißt, oder ich demonstriere Euch, was es bedeutet, ein Todtsteltzer zu sein.«

»Das hier ist eine Verarbeitungs- und Raffinierungsanlage, mein… Sir Todtsteltzer. Wir geben das Rohmaterial hinein, spalten es in seine chemischen Grundbestandteile auf, schöpfen die gewünschten Rückstände ab und lagern sie, bis sie später vom Planeten abtransportiert werden.«